Saturday, October 09, 2010

Limes per birotas - treten und schwitzen am obergermanisch-rätischen Limes

Ungefähr drei Jahre lang war der Grobplan den deutschen Limes mit Fahrrad abzufahren und sich auf der Strecke an all den alten Mauerresten und neuen Rekonstruktionen von Wachtürmen und Kastellen zu ergötzen ruhig auf dem gedanklichen Regal mit der Aufschrift "Reiseideen" gelegen und hatte sich dort als Staubfänger ganz gut gemacht, bis ich beschloss, dass es an der Zeit sei ihn dort herunterzunehmen, abzustauben und in verfeinerter Weise auszuführen.

Nach längerem Hin und Her zwecks Terminfindung und Teilnehmern, standen beide fest und ich hatte die ursprünglich von mir für 10 Tage geplante Etappe von etwa 818km (und einer Gesamtsumme an mehreren tausend Höhenmetern) auf 7 Tage herabgekürzt. (Dabei hatte ich mich an den vorgeschlagenen Etappen des Vereins Deutsche Limesstrasse orientiert, von denen niemand offenbar den gesamten Weg in dieser Zeit je abgefahren hat. Oder vielleicht haben sie einen anspruchslosen, ehemaligen tour-de-france-Sieger damit beauftragt, man weiß es nicht.)



Begleiten sollten mich bei diesem Abenteuer meine beiden recht erprobten bayrischen Freunde, Stephan und Felix, und, die Fahrräder beladen mit vollen Packtaschen, brach ich zusammen mit diesen beiden am ersten September mit der Bahn von München auf nach Bad Hönningen. Eines ist uns allen gemeinsam: Schlafmangel. Bei Felix kommt noch eine Erkältung hinzu. Das kann ja heiter werden!


1.Tag oder Return to base
Bad Hönningen - Höhr-Grenzhausen: geplante 45.5 km und 600 Hm Steigung (reale 60 km und 800Hm Steigung)

Angekommen in Bad Hönningen machten wir uns auf die Suche nach dem Limesradweg, der angeblich allerorts recht übersichtlich ausgeschildert hätte sein sollen, aber aufgrund der Unbrauchbarkeit des Kartenmaterials und einem eklatanten Schildermangel sollte sich dieses recht schwierig gestalten - ein Problem mit dem wir tagtäglich mehrmal konfrontiert werden sollten (ich werde es trotz der großen Versuchung im Rest des Eintrags aussparen und mich nicht weiter drüber aufregen).
Gleich zu Beginn kämpften wir uns einen ordentlich ansteigenden Waldweg hoch (inklusive Absteigen und Schieben, wobei es mich in Ermangelung brauchbaren Profils an den Schuhen, sowie der Schwere des Drahtesels beinahe horizontalisiert hätte), vorbei an einem rekonstruierten Wachturm, den Resten des Limeswalls samt Graben und vielen vielen Bäumen. Spektakulär wurde erst Niederbieber, wo mich das Haus mit der porta praetoria als Vorbau/Eingang gleich mal am Meisten beeindruckte. Auch das Kastellbad war nett.

Das Haus wird durch das Tor des alten Römerlagers betreten

Fast am ersten Etappenziel angelangt, fuhren wir wenig später in Bendorf ein, wo wir gleich mal die scharfe Linkskurve beinhahe versäumten, weil das Schild etwas unübersichtlich angebracht war. Vor uns lag ein Anstieg. Wir stiegen ab und pausierten vor diesem vermeintlich letzten Kraftakt des Tages. Die Sonne begann unterzugehen, wir schwangen uns auf unsere equi ferrei (Felix) und ritten unter großer Anstrengung den Berg hinan. An dessen Kuppe angekommen, verließen wir die Straße (4km bis Höhr-Grenzhausen) und folgten dem Wegweiser auf einen Feldweg, der zu unser aller Erleichterung bergab ging.
Eine wunderschöne Abfahrt später standen wir mit Stadtplan in der Ortschaft und versuchten unser Quartier zu finden. Auf dem Stadtplan fanden wir uns nicht zurecht, und so fragten wir uns zum Rathaus durch... Nun standen wir so auf der Hauptstraße, als Stephan auf einmal meinte "Da waren wir vor 1 1/2 Stunden schon mal." Zunächst lachte ich, hielt das Ganze für einen Scherz und versuchte weiterhin den Stadtplan zu verstehen. Es sollte sich herausstellen, dass das doch kein Scherz war....

Um 10 Uhr abends, nachdem wir uns einen gewissen Berg zum zweiten Mal hinaufgekämpft hatten, kamen wir endlich erschöpft im Quartier an: Dusche - Gnocchi - Bett.


2. Tag - oder Pain, rain and the dark
von Höhr-Grenzhausen nach Schlossborn (ca. 117 km, ca. 1200 Hm)

Dieser Tag sollte es in sich haben - in jeder Hinsicht...

Nach einer erholsamen Nacht und einem gemütlichen Frühstück brachen wir auf und bewegten uns für eine Weile ob der Flüchtigkeit des Limesradwegs alternierend auf Limes-Wanderweg und Limesstraße (weil es auch so viele komische Wege geben muss!), vorerst nach Bad Ems. Bei Pflaumen- (oder doch Apfel-??) -kuchen und Kaffee entspannten wir uns im schönsten Sonnenschein und erstanden die ersten Postkarten, bevor wir wieder voller Elan (und Koffein) auf die Räder sprangen. Schließlich wollten wir vor Nachtanbruch unser nächstes Ziel erreichen.

Kaffeejause in Bad Ems

Der Weg führte bergauf und -ab (vorwiegend ersteres), durch ländliche Gegenden, vorbei an apfeltragenden Bäumen, Schafweiden, Bächen und einer Koppel mit Fjordpferden (die ich peinlicherweise für Przewalskipferde hielt...jaja. Ich schäme mich eh.), wo ich der Versuchung nicht widerstehen konnte und absteigen musste um sie zu füttern und zu streicheln. Erst als der Apfel aufgebraucht war, schwangen wir uns wieder auf die unsrigen Rösser und ritten weiter - über Wiesen- und Waldwege. Eilig hatten wir's und bretterten mit einer ziemlichen Geschwindigkeit alle absteigenden Wege hinab. Bis einer der Waldwege mir zum Verhängnis wurde: eine ausgewaschene Spurrinne brachte mich ins Schleudern, gegen das bei der schnellen Geschwindigkeit kein Gegenlenken half und so zog ich - dummerweise - die Bremsen. Mein Pferd bockte, legte sich hin und schon flog ich über die Lenkstange, landete am Waldweg, rollte noch ein paar Meter und sprang dann sofort erschrocken auf, damit die Burschen mir nicht reinfahren würden. Meine Sorge sollte sich als unbegründet erweisen, denn die beiden lagen ineinander verkeilt bereits hinter mir am Weg. Von irgendwo tropfte Blut auf meine Hose - aha, der Nagel ist gebrochen: ich bin ein wandelndes Klischee. (Zusätzlich war mein Ellbogen böse aufgeschürft und mein Oberschenkel sah aus als wär einem Tiger die Pranke ausgekommen.)

Eine halbe Stunde verstrich, als Felix Stephan und mir die Wunden auswusch und verband und wir unsere Räder wieder soweit zurechtgebogen hatten, dass wir weiterfahren konnten.

Langsam wurde es spät.

Langsam wurde es dunkel.

Schließlich begann es zu regnen.

Was für eine Kombination!

Die letzten 5 Kilometer waren einfach nur mehr schiach: Stockfinster war es, die Landstraße wand sich durch den Wald bergauf und es regnete. Mein hinteres Licht setzte aus, meine Kräfte kurz darauf und meine Motivation hatte sich sowieso schon in Luft aufgelöst. Der erste Gang war ähnlich anstrengend wie sonst nur der 21.: Ich konnte und wollte nicht mehr.

Irgendwann (das Gefühl für Raum und Zeit war mir auch schon ein bisschen abhanden gekommen) - es war wieder etwa 10 Uhr abends - klopften wir an der Tür zu unserem Gästezimmer, die von unserer lieben Gastgeberin, Monika Oerder, geöffnet wurde. Sie sah uns tropfnasse, erschöpfte Gestalten und bot uns sofort Tee und ein heißes Bad an und kümmerte sich mit Wundcremen, Bandagen, Pflaster und homöopathische Medizin wunderbar um unsere Kampfverletzungen.

Dieser Abend verlangte nach einer Krisensitzung, bei der wir die weitere Vorgangsweise diskutierten - immerhin wollten wir die nächsten 5 Tage auch überleben: Wir beschlossen, den Weg abzuschneiden und manche Strecken mit dem Zug zurück zu legen. Klingt gut - ab ins Bett.


3.Tag oder Der (Feld-)berg ruft
Schlossborn - Altenstadt (eigentlich: 120 km, 850Hm - gekürzt zu ~80km und 450Hm)

Der nächste Morgen sollte gleich mal die ärgste Bergetappe der gesamten Tour für uns bereithalten. Lädiert und noch recht schmerzend sattelten wir auf und schwangen uns auf die Räder. Der Weg vor uns, ein extrem steiler, unebener, stein- und wurzelübersäter Waldweg, war die ärgste Frechheit überhaupt: (schiebend) kämpften wir uns mehrere hundert Höhenmeter hinauf und kurz vor Mittag standen wir auch schon oben und betraten das Feldbergkastell, auf 700Hm das höchstgelegene Kastell (Deutschlands? der Welt? äh...) durch die porta praetoria. Keine Menschenseele, nur wir und ein paar alte Mauern - was will man mehr? Wir spazierten in Ruhe und Sonnenschein eine Weile herum und rasten danach - vorsichtig und infolge unbeschadet - den Berg auf der anderen Seite wieder hinunter, bis wir vor der porta dextra der Saalburg zu stehen kamen.
In diesem Kastell wurden die gesamten Schutzmauern, die principia (das Stabsgebäude), das horreum (der Getreidespeicher), und zwei Mannschaftsbaracken rekonstruiert und schon an der Pforte war ich von der Größe und dem Glanz des Militärlagers überwältigt und es war für mich einer der archäologischen Höhepunkte der Tour (inklusive dem Römerteller in der taberna).

Eingangsbereich der Saalburg

Der Rest des Tages war sehr entspannt, mieden wir nämlich die Berge und schnitten quer durch ein von ihnen eingeschlossenes Becken. In Altenstadt bezogen wir für die Nacht einen kleinen mediterranen Bungalow und ließen den Tag bei Salat, Bier und Gesprächen über Filme ausklingen. (Nicht, ohne dass Stephan zuvor den Handtuchhalter ab- und remontierte.)


Tag 4 - von Klöstern und mangelnder Keuschheit
Altenstadt bis Walldürn

Die heutige Etappe war zwar kilometermäßig (>120km) die längste, aber dafür auch die flachste, begleiteten wir doch die meiste Zeit über den Main (den Limesradweg hatten wir ein- für allemal abgeschrieben: wir vertrauten nur mehr lokalen Wegweisern, die uns gut sichtbar angebracht und mit Kilometerangaben versehen eigentlich immer ohne Irrwege ans Ziel brachten).
Der Tag sollte dennoch lang werden, denn das nette Seligenstadt mit ihren vielen Fachwerkhäusern und "dem besten Eis der Gegend", wie uns ein Busfahrer in irgendeiner anderen Stadt wissen hatte lassen, lockte uns auf die andere Seite des Main und zog uns in ihren Bann. Wir warteten zuerst mal eine halbe Stunde auf unsere vergessenen espressi, bevor wir eisschleckend durch den Klostergarten schlenderten und die vielen verschiedenen Heilpflanzen dort bewunderten. Erst nach 3 Stunden Aufenthalts schafften wir es, Abschied von der Stadt zu nehmen.

Seligenstadt am gegenüberliegenden Ufer

Schleunigst traten wir bis Miltenberg durch, wo wir aufgrund der einbrechenden Dunkelheit wieder mal auf die Bahn umstiegen, die uns sicher nach Walldürn brachte - in eine unbemannte Jugendherberge: die Rezeption hatte um 19:00 geschlossen - jetzt war es 21:00. Zum Glück erreichte Stephan mittels Telefon die Betreiberin, die auch gleich herüberkam um uns die Schlüssel auszuhändigen. Dabei gab sie sich leicht verwirrt:

Sie zu mir: "Sie haben doch nur ein Zimmer bestellt?"
Ich: "Ja - für drei Leute"
"Männer und Frauen zusammen?!" (sichtlich unangetan von der Situation)
"Äh...ja... Ist das ein Problem?"
(sofort einlenkend) "Nein-nein." ... überzeugt schien sie dennoch nicht...


5. Tag - birnenfressende Enten und Tapas in der Mühle
von Walldürn bis Welzheim

Ein zeitiger Morgen und wieder mal war die Bahn das Transportmittel unserer Wahl, da wir es für dezent unrealistisch hielten 156 km mit einer Summer aller Anstiege von 1500 Hm bis zum Abend zu schaffen. 4 Züge später stiegen wir in Bretzfeld aus und, zusätzlich zu meiner pinkfarbenen Trinkflasche und meinen pinkfarbenen T-Shirts, hatte ich mir durch den Kauf einer Cosmopolitan weiteren Spott meiner Mitreisenden zugezogen. Aber 7 Tage lang nur mit Burschen unterwegs zu sein verlangt nun einmal nach einem Ausgleich irgendeiner Art :).

Die Landschaft des heutigen Tages war wunderschön und führte uns durch kleine Fachwerkdörfer und an noch mehr Apfelbäumen und Wiesen entlang als bisher. In einem kleinen schwäbischen Ort ertanden wir bei einem so-genannten Scheunentormarkt (i.e. ein Selbstbedienungsstand eines landwirtschaftlichen Betriebs) zwei Kilogramm feinster Birnen, welche wir zu Mittag gleich verzehrten. Die Reste warf Felix in die Murr und kurz darauf landeten mehrere Enten elegant im Wasser und stürzten sich gierig darauf.

In Murrhardt gab es Eiskaffee und eine Diskussion über Klassengesellschaften, ausgelöst durch die Einblicke, die eine zu niedrig angesetzte Hose eines Mädchens am Nachbartisch, gewährte.

Zeitig am Abend kamen wir dann in Welzheim an, in der Ferienwohnung von Renate Munz, wo ich gleich das rosa-bezogene Märchenbett für mich reservierte (nicht dass die beiden Burschen unbedingt darauf bestanden hätten...). Die liebe ältere Dame zeigte uns die von ihr gemalten Postkarten, fütterte den immer noch verkühlten Felix mit Honig und Hustenzuckerln und chauffierte uns danach zu einer alten Mühle, in der sich nun ein spanisches Restaurant befand. Dort fand der Tag bei Tapas und spanischen Melodien seinen Ausklang.


6. Tag - der Kampf gegen den Wind und warum wir Aalen nicht mögen
von Welzheim nach Gunzenhausen

Morgens begleitete uns unsere rüstige Gastgeberin auf einer Rundfahrt durch den Ort und zeigte uns einige Überbleibsel aus der Römerzeit, bevor wir Abschied nahmen und erst wieder in Schwäbisch-Gmünd hielten. Dort zogen uns zuerst der Münster mit seinen extravaganten Wasserspeiern und danach die Konditorei Margit in den Bann und veranlassten uns zu einem Aufenthalt bei Kaffee und recht heftigen Torten.

selbige

Gestärkt kämpften wir uns weiter nach Aalen, auf einem Weg, der eigentlich recht nett gewesen wäre, wäre der Wind in dieselbe Richtung unterwegs gewesen wie wir. Spät erreichten wir diese Stadt, die uns allen zuwider war, da dort die Planer der Radtour saßen, mit denen wir alle unser persönliches Federvieh zu rupfen hatten. Dies sollte jedoch nicht möglich sein, da auch das Römermuseum (es hat ja einen guten Ruf!) geschlossen war. Blöde Stadt, schaun wir, dass wir weiterkommen.
Uns wurde klar, dass die Planung der nächsten beiden Tage wieder einmal zu optimistisch gewesen war und so verlegten wir kurzfristig unser Quartier von Dinkelsbühl nach Gunzenhausen. Felix stieg in Aalen in den Zug, Stephan und ich wollten noch weiterfahren. Die Straßen aus Aalen heraus waren aber so verwirrend, dass es uns eine Menge an Zeit und Kraft kostete, die Stadt hinter uns zu lassen und ich schließlich aus Erschöpfung zu sprechen aufhörte. Irgendwann saßen auch wir im Zug und ein bisschen später waren wir alle in Gunzenhausen, wo wir uns mit etlichen Schulklassen die Jugendherberge teilten.

Mittlerweile hatte ich einen ordentlichen Sonnenbrand, Felix litt immer noch an seinem Husten und auch Stephan klagte schon über einen rauen Hals. Weiters gab sich mir ein Rätsel auf: Woher kommen ständig die Kettenschmierspuren auf meiner rechten Wade? Die Mutmaßungen der Burschen waren nur wenig hilfreich, wenn auch unterhaltsam.....


Tag 7 - Thermen, Regen und Forellen
Gunzenhausen bis Kipfenberg

Kalt war es geworden und ich tauschte meine kurze Hose gegen die längere Radhose. Sehr weise, denn um die Mittagszeit begann es zu nieseln. Kurz darauf waren wir in Weißenburg und jausneten unter einem großen Baum, wo auch eine Volksschulgruppe saß und eine Geschichte, die in der Römerzeit spielte, las. Weißenburg empfiehlt sich sehr: das Römermuseum ist supergut und das Thermenmuseum noch ein Eck besser: unter dem Glasdach fanden wir über den gut erhaltenen Resten der Badeanlage für eine Stunde Zuflucht vom strömenden Regen und Futter für unseren Bildungshunger: ich war glücklich.

Top-motiviert sprang ich aufs Radl und legte trotz Regen ein beachtliches Tempo vor - eventuell steht dies im Zusammenhang mit einem halben Liter Cappuccino, mit dem ich mich in der netten kleinen Stadtbäckerei gedopt hatte, aber es konnte nie bewiesen werden. Jedenfalls erteilten mir die Burschen daraufhin ein Verbot erhöhter Dosen des Bohnengetränks...

Um 8 erreichten wir unseren Gasthof - wieder mal etwas angenässt - und flitzten nach einer heißen Dusche in den Ort, wo wir im Gasthaus "zur Post" die Köchin animieren konnten, für uns doch noch mal den Ofen anzuwerfen. Die in Mandelbutter gebratene Forelle war die perfekte kulinarische Krönung für diesen auch sonst wunderschönen Tag :).


Tag 8 - Regensburg is just around the riverbend
Kipfenberg bis Regensburg

Hatschi! Ich weckte mich selbst. Jetzt hatte ich auch Schnupfen. Ich gebe der unbemerkt offen gebliebenen Balkontüre direkt neben meinem Bett die Schuld dafür. Schön, nun waren wir also alle krank: Stephan konnte nicht mehr sprechen, Felix hustete sich immer noch die Seele aus dem Leib und ich hatte mich nun auch verkühlt. Aber es war immerhin der letzte Tag...
Also schwangen wir uns ein letztes Mal auf die Räder und traten kräftig in die Pedale, um endlich an die Donau zu kommen.

In Eining riefen wir per Gong den Fährmann von seinem Bier am anderen Flussufer weg. Feder im Hut und von Sonne (und Bier) leicht gerötet stieg er ins Boot und setzte über. Sicher brachte er uns über den Fluss.
Diese Figur passte thematisch irgendwie recht gut zu dem alten Schäfer mit den schlechten Zähnen, dessen Schaf- und Ziegenherde auf einmal mitten am Weg stand. Auf einen Stock gelehnt, zwei Hunde an seiner Seite erzählte er uns vom harten Hirtenleben und der Wertlosigkeit der Wolle heutzutage.
Auch ihn ließen wir zurück und erreichten pünktlich zur Mittagszeit das Kloster Weltenburg und seinen gemütlichen Biergarten. Ich machte Bekanntschaft mit dem Weltenburger Dunkel - als Teil des besten Radlers aller Zeiten.

von Weltenburg nach Kehlheim

Von dort bestiegen wir ein Schiff, das uns zwischen Felsen hindurch nach Kehlheim brachte. Wir hatten angedacht, von dort den Zug zu nehmen, aber irgendwie wäre mir das peinlich gewesen. Außerdem hätten wir dann auch nicht das nette australische Ehepaar getroffen, das mir schon auf der Fähre aufgefallen war. Wir radelten eine Weile mit ihnen, bis sie uns verließen, und dann gab Felix - wohl angetrieben durch die vorher konsumierte Schokotorte - das Tempo vor.

Der Fluss schien kein Ende zu nehmen und hinter jeder Biegung erhoffte ich mir Regensburg - dann endlich waren wir am Ziel: Castra Regina! Endlich nicht mehr radeln!!

Einen letzten Abend verbrachten wir zu dritt, in den barocken Gemäuern des Augustinerkellers, der mit einem eigenwilligen Mix aus dem besten der 80er, Frank Sinatra und noch einigen ganz aktuellen Lieder beschallt war, was einen ebenso schlimmen Kontrast (in sich und zum Ambiente) bot wie die afrikanisch-stämmige Kellnerin im Dirndl: alles zusammen so inkompatibel, dass es schon wieder Stil hatte. Nice!

Fazit:
Es war anstrengend, es war lustig und es war interessant. Ich habe mich zwischendurch geärgert, gehasst und selbst beschimpft, würde dasselbe aber jederzeit wieder machen - nur mit etwas realistischerer Planung und dem Verzicht auf alternative Transportmittel (des Stolzes wegen). Ganz großartig war es trotzdem - nicht zuletzt wegen der tollen Reisebegleitung und das Erlebnisgeschichtenrepertoire wurde wieder um ein paar Anekdoten erweitert.