Tuesday, October 23, 2012

Waffeln, Bier und Sitzungssäle

Brüssel: Sitz des EU-Parlaments und Hauptaufenthalt der lieben Schwester für 3 Monate. Ein guter Grund, einen Ausflug nach Belgien zu machen.

Dieser Ausflug war zwar erhofft, aber seine Realisation hatte ich schon aus beidseitigem Zeitmangel abgeschrieben. Wie es aber der Zufall so wollte, schüttete genau dann Fortuna ihr cornu copiae über mir aus, als ich mich schon damit abgefunden hatte, zu Hause zu bleiben: man fragte mich, ob ich nicht in höchster Spontaneität einen vakanten Platz in einer Reisegruppe einnehmen wolle. Diese Reisegruppe setze sich aus lauter engagierten jungen Menschen zwischen 16 und 26 Jahren zusammen, die sich für eine Einladung ins EU-Parlament beworben hatten. Die mit den besten Motivationsschreiben wurden gewählt: Reise- und Unterkunftskosten würden von der einladenden Abgeordneten übernommen und vor Ort sei für die Gruppe ein Programm zusammengestellt worden, das sich aus Terminen mit u.a. Vertretern der Gewerkschaft und Vertretern des Journalismus zusammen setze.
Ob ich da also mitfahren wolle, es sei nämlich jemand ausgefallen und man bezweifle ob der Kurzfristigkeit, noch jemand passenden zu finden? Ich dachte lange und konzentriert nach und hatte nach etwa 2 Minuten die Entscheidung getroffen: Natürlich bin ich dabei!

Vor der Abfahrt war ich nervös. Ich rechnete damit, die einzige zu sein, die sich politisch nicht unheimlich gut auskennt und erwartete eine Gruppe junger Menschen, die alle tagelang für die Reise recherchiert und Fragen vorbereitet hatten. Mein Bestreben war es daher, im Hintergrund zu bleiben.
Tja. Ich sollte überrascht werden: Die Reisegruppe setzte sich aus unglaublich aufgeschlossenen, intelligenten, interessierten und kommunikativen jungen Menschen zusammen. Obwohl eine Spanne von zehn Altersjahren zwischen dem jüngsten und ältesten Teilnehmer lag und auch eine Bandbreite and Herkunftsorten (in Ö) und Studienfächern abgedeckt wurde, gab es keinerlei Evidenz davon im Umgang miteinander. Innerhalb der folgenden vier Tage sollte die Gruppe zusammenwachsen, wie ich es mit einander komplett unbekannten Menschen noch selten erlebt habe.

Aber nun zurück zum Start:

Unser EU-Abenteuer begann mit einer 15-stündigen Busfahrt, die unser aller Genicke, Rücken und Beine auf Belastbarkeit testete und mich nebenbei realisieren ließ, dass mir meine Geldbörse wohl in Wien abhanden gekommen sein musste. Entsprechend entspannt kamen wir am Ende der Nacht in Brüssel an, wo wir vom lieben Schwesterlein in Empfang genommen wurden.

Der erste Tag stand uns komplett zur eigenen Gestaltung zur Verfügung und nach dem Bezug des Zimmers und einer revitalisierenden Dusche und einem guten Frühstück wurde ich von der lieben Schwester durch die ganze Stadt geführt.

Hauptplatz

Vorbei am Manneken Pis, dem bekannten kleinen Bronzejungen, der in einen Brunnen pinkelt.

Der kleine Mann ist zwar meist nackt, hat aber eine ganze Garderobe und wird hin und wieder eingekleidet (An Sonntagen?)

Ab dort beginnt es auch unerträglich nach Waffeln zu duften - reiht sich immerhin eine Waffelausgabestelle an die nächste. Freilich kann ich nicht wiederstehen und erstehe eine gaufre de Liège, die sich von den gaufres de Bruxelles darin unterscheidet, dass sie oval und nicht rechteckig, aus Germ- und nicht Rührteig ist, und dass der Zucker schon eingearbeitet ist und nicht nur drauf. Wenn man ein richtiger Klischeetourist ist, lässt man sich auf seine Waffel noch diverses Obst, Schlagobers und Soßen türmen, doch davon wäre mir wohl schlecht geworden.
Außerdem werde ich als nächstes durch einige der vielzähligen Schokoladegeschäfte geschleift, wo man überall Kostproben angeboten bekommt und ich etwaige bestehenden Resthunger auch vernichten kann: Danke, Abendessen muss glaub ich nicht mehr sein.

Lütticher Waffel (g. de Liège) - hier mit Eis. Die typische Nachspeise im 3-teiligen Touristenmenü.


Makronen gibt's auch überall, neben handgeschöpfter Schokolade, Keksen aller Arten etc etc.

 

Soviel zum Sonntag. Wir sehen bei Dunkelheit noch das Atomium von der Weite leuchten (und ich befinde, dass das ausreicht) und irgendwann begebe ich mich zurück in mein Hotelzimmer.

Der nächste Tag beginnt mir einem Riesenfrühstücksbuffet, das keine Wünsche offen lässt und uns für den Tag stärkt. (Ich erwähne das, weil ich gar nicht weiß, wann ich das letzte Mal bei einer Reise ein derartiges Frühstück dabei hatte und mich deshalb umso mehr drüber freute). Zeitig beginnt unser Programm mit einem Besuch der Wirtschaftkammer. Wir erfahren so einiges über die EU und das Parlament. In der Kommission wird unser neu erworbenes Wissen dann erweitert und vertieft.

Man lässt uns in den diversen Sitzungssälen Platz nehmen. Jeder ist anders, jeder ist interessant.


Bei den vielen parlamentszugehörigen Gebäuden ist es leicht, den Überblick zu verlieren; vor allem deshalb, weil das gesamte Viertel sich im ständigen Um- und Neubau zu befinden scheint und man bei all den Baustellen oft gar nicht weiß, wo man hin muss.

Schließlich waren wir auch im Parlament selbst - einem riesigen, blitzenden Glaskomplex.





Der Tag klingt - zwangsläufig - bei einem Bier aus. Dass das Lokal 'Delirium' heißt, amüsiert mich, und ich bestelle mir aus lauter Begeisterung gleich ein Delirium tremens.




Der nächste Tag hat ein vielversprechendes Programm, war aber auch der anstrengendste: Wir beginnen ihn in der ständigen Vertretung, wo die Vortragende ihre Powerpointpräsentation nach 2 Folien abbricht und wir stattdessen in eine angeregte Diskussion darüber verfallen, wie man EU-Themen interessanter und zugänglicher unter die Leute bringen könnte, was Schulen dazu für einen Beitrag leisten könnten etc etc. Generell während allen Vorträgen, aber hier im Besonderen, bekomme ich den Eindruck, dass die Repräsentanten, die wir treffen, stark an unserer Meinung und Wahrnehmung interessiert sind und auch daran, wie man das Konzept der EU - so oft von unseriösen Zeitungen durch den Dreck gezogen und verzerrt - ausgewogener und realitätsnaher vermitteln kann. Sehr inspirierend: ich mache mir Notizen.
Weiter geht's zum Gespräch mit einem Vertreter der Zeitung 'Standard', der uns die Sicht- und Arbeitsweise eines Berichterstatters näherbringt und uns von seinen Anfängen in Brüssel erzählt. All das Zuhören und Aufsaugen von Information erschöpft....




... doch der spannendste Programmpunkt der Tages liegt noch vor uns. Zum Glück gibt es im Parlament Kaffee um nur 20 cent am Automaten zu erstehen und wir tanken neue Kraft, bevor unser nächster Weg uns ins Parlamentarium führt. Allen Brüsselbesuchern sei ans Herz gelegt, ihre Schritte dorthin zu lenken. Dieses Besucherzentrum des Parlaments ist voller gut aufbereiteter Information über die EU, sodass ich wirklich bereue, mir nicht mehr Zeit dafür genommen haben zu können. Ich konnte mir die Ausstellung nämlich nicht recht zu Gemüte führen, da unsere Gruppe Sonderprogramm hatte:
Es gibt dort ein buchbares Rollenspiel, wo die Gruppe per Zufallsprinzip in vier Fraktionen (Traditions-, Freiheits-, Solidaritäts- und Ökopartei) geteilt wird. Man bekommt ein Smartphone in die Hand gedrückt, das einen durchs Spiel leitet. Mein Smartphone sagt, dass ich zur Ökopartei gehöre. Schön. Damit kann ich zumindest was anfangen.
Wir beginnen im Plenarsaal, wo der 'Präsident' von einer Videowall zu uns spricht und uns bittet, uns innerhalb der Partei in zwei Ausschüsse zu den Themen Microchipimplantate und Wasserversorgung zu teilen. In unserem kleinen Parteiraum tun wir das dann und werden von dort alle einzeln auf Recherchetour geschickt: An kleinen Bildschirmen, die am Rand des Raumes an schematischen Bars, Tankstellen, Busstationen etc angeordnet sind, kann man per touch screen 'Interviews' mit Personen aller möglichen Hintergründe führen. Wissenschafter, besorgte Eltern, Pubbesitzer sagen uns ihre Meinung und ich schreibe mit, bis meine Hand krampft. Zurück geht's zu meiner Arbeitsgruppe und wir haben ein paar Minuten Zeit, unsere Position zu definieren, bevor wir in den Ausschuss geschickt werden, um mit den Vertretern der anderen Parteien zu diskutieren. Nach 5 Minuten müssen wir ein Ergebnis haben - puuuh. Unmöglich ist das, wenn alle ihre Punkte durchsetzen wollen.
Plötzlich wird unsere Diskussion von einer Katastrophenmeldung unterbrochen: In einer fiktiven Stadt kam es zu einem Erdbeben, die Medien bringen uns arme Pseudopolitiker in Zugzwang. Auf einmal stehen wir vor Mikrophonen und Videowalljournalisten stellen uns Fragen. Wer kommt zuerst dran? Ich, natürlich. Dieser Druck! Ich fabriziere stringente heiße Luft, bis meine Zeit abrennt und ich wieder durchatmen und zurück in den Ausschuss darf. Weiter geht's in dieser Manier: schnell, zackig, mit viel zu wenig Zeit für Einzelheiten.


Im Plenarsaal: Ökoparteifraktion

Vertreter der Parteien werden um Stellungnahmen gebeten

Schlussendlich kommt es im Plenarsaal zu Stellungnahmen einzelner Repräsentanten (und sie haben das wirklich gut gemacht!) und anschließender Abstimmung. Alles vorbei? Nein: der Videowallministerrat stellt uns ein Bein und legt Veto ein. Zurück zum Start und Neuverhandlungen.
Nach zwei Stunden sind wir körperlich und geistig erschöpft, aber emotional aufgekratzt, wie dreizehnjährige Pubertierende: Die Zeit war viel zu kurz! Unser Thema wurde nicht ausreichend behandelt!

Wir bekommen eine kurze Pause, um wieder runter zu kommen, bevor wir uns abends zu einem gemeinsamen Essen versammeln. Zeit für die nächste typische Speise: moules frites: Muscheln in Sauce, dazu Pommes frites (ohne Pommes geht nämlich in Brüssel nix).


Vielleicht die besten Moules, die ich je hatte.

Auch dieser Abend klingt im Delirium aus und ich wage mich an Kreationen wie Apfelbier (≠ Cider) und Kirschbier und mehr traditionelle Biersorten, wie Leffe. Sehr gut. Der Spaziergang zurück tut gut.


Es folgt ein weiterer Halbtag im Parlament mit dem Besuch des Rats. Hier endet unser Programm. Ich nutze meine letzten paar freien Stunden noch für den Besuch des Magrittemuseums, dessen misslungenes Besucherleitsystem mich zuerst verärgert, weil ich fast eine Viertelstunde brauche, um den Eingang zur Ausstellung zu finden. Das Museum belohnt mich aber für meine Geduld: es lässt mich so richtig schön in die Welt der surrealen Malerei eintauchen und erleichtert meinen Geist kurzfristig um die Fähigkeit in Worten zu denken.

Schließlich nehme ich Abschied von Schwester und Stadt und falte mich in einen der engen Bussitze, in Vorfreude darauf, meine Beine in Wien wieder durchstrecken zu können.

Diese Reise war, zugegebenermaßen, einmalig. Ich hatte danach das Gefühl, unheimlich viel Neues gelernt zu haben, fühlte mich inspiriert und war wirklich traurig, dass unsere großartige Gruppe sich schon wieder auflösen musste, da ich mit vielen von ihnen sehr bereichernde persönliche Gespräche führen hatte können. Neue Freundschaften wurden geschlossen und zu manchen wird auch der Kontakt gewahrt bleiben.

Gedankt sei jedenfalls den lieben Mitreisenden für die vielen Fotos, denn ohne sie wäre ich fotolos wieder nach Hause gekommen und dieser Beitrag wäre weniger bunt.

Ja, und was kommt als Nächstes?

Je ne sais pas! Es wird sich etwas finden.



Saturday, October 13, 2012

If Austria were a cake...

... what would it taste like? And what would it look like?

The return of a friend and colleague of ours back to her homeland, little Liechtenstein, offered the perfect occasion to try our baking and decorating skills on an Austria-shaped cake.

For a more-dimensional effect we started by producing 3 layers of sponge, for two of which we added red food colouring to the batter. We piled the layers atop each other, held together by raspberry jam. The cross section now had the colours of the Austrian flag: red-white-red. Perfect.

Next, we used a sugary food pen to draw the outer borders - a tricky endeavour that made us realise how poor our geographical knowledge actually was: we had to modify and correct a few times. Getting the borders between the individual districts right was a bit easier - even though Styria ended up bigger and rounder than it actually is. Well...

Finally we used coloured icing and sugar pens for filling in the blanks, with a more meaningful touch on some districts than on others.

Et voilà, behold the product:

with the layering visible


Birds-eye view


Only one of many Kristy&Mo cake productions. It won't be the last either.

Tuesday, October 09, 2012

Emoticise me

Dieser Beitrag hätte schon etwa vor einem Jahr verfasst werden sollen, doch Freundin Faulheit und die üble Notwendigkeit, sich mit anderen Schriftstücken beschäftigen zu müssen, kamen dem in die Quere. Neu angestachelt, dieses schwelende Ärgernis endlich auf virtuelles Papier zu bringen wurde ich nicht zuletzt durch einen Profilartikel (in der Ausgabe vom So 7.10.), der neben der Überschwemmung von Facebook und anderen Bildumschlagplätzen durch emotional positiv behaftete Bilder wie Kätzchen, Sonnenuntergänge und ähnliches, auch die Inflation von gelben Grinsegesichtern in beinahe jeder versandten Nachricht bekrittelt. Die Bilder lass ich jetzt mal im Lager angelehnt, denn über zu viel Geknipse hab ich mich ja eh dort schon echauffiert. Aber zur Invasion der Smileys habe ich meinen Senf noch auf den großen Teller zu patzen.

Schon länger fällt auf, dass man kaum mehr eine informelle SMS oder eine Email findet, in der sich der Absender nicht bemüßigt fühlte, ein lachendes, zwinkerndes oder die Zunge rausstreckendes Smileygesicht einzufügen. Selbst Emails vom Chef enthalten diese Dinger zum Teil und verwirren mich immer, da das Genre nicht ganz stimmt. Gehen wir noch einen Schritt weiter zur virtuellen Kommunikation in Echtzeit, nämlich zu Skype oder ähnlichen Medien (man denke an die Zeiten von Windows Messenger oder ICQ), entkommt man den Emotica noch weniger. Zu allem Überfluss trifft man sie hier nicht mehr nur in der Doppelpunkt+(Bindestrich+)Klammer-Variante an, sondern es wird dem Benutzer dort schon seit Jahren eine unüberschaubare Fülle von gelben Grinsebällen angeboten, die sich wütend rot färben, Tränen vergießen oder sich ihre Stirnfransen aus dem Gesicht streichen (stets mein Favorit, da seine Unnötigkeit von beinahe keinem anderen Emoticon übertroffen werden kann). Diese verleiten sehr schnell dazu, Dinge nicht mehr auszusprechen, sondern gleich das entsprechende Emoticon zu suchen und anstelle von Worten einzufügen: schnell, effizient und oft ausdrucksstärker.

Anfangs ist es ja irgendwie witzig, die Dinger einzubauen, wenn sie emotional gerade passen, aber irgendwann erschlägt einen ein Textbeitrag durch seine kugelig-bunte Vielfalt. Die Zeilen rutschen aus Formatierungsgründen an unlogischen Stellen auseinander und der Text liest sich gleich einem Volksschullesebuch, wo unbekannte Wörter noch durch eine Zeichnung ersetzt waren.

Irgendwann beginnt es dann zu nerven. Kann man einander denn keinen durchläufigen Text mehr schicken, bei dem man nicht den Eindruck bekommt, dass der Verfasser innerhalb von 3 Sätzen fünfmal seine Mimik ändert? Ist es wirklich notwendig geworden, dass wir unser weit entferntes Gegenüber mit schemenhaften Skizzen unserer momentanen Laune behelligen müssen, bzw. ihnen dadurch versichern müssen, dass wir eh gut gelaunt sind? (Müssen wir gut gelaunt sein? Reicht neutral nicht eigentlich aus?)


na? nervt's?


 Offenbar lautet die Antwort darauf "ja". Man hat scheinbar Angst davor, dass das Gesagte beim Lesenden falsch ankommen könnte. Vielleicht klingt's böse, wenn ich das so kurz und knapp schreibe? Sicherheitshalber tu ich da ein Smiley dazu. Glaubt der jetzt, dass ich beleidigt bin? Ein zungezeigender Flummi hilft bei der Klärung. Versteht man meinen Sarkasmus? Ich schwäche alles potentiell Angriffige mit einem Zwinkersmiley ab.
Das geht in manchen Fällen so weit, dass man keine Sätze mehr findet, denen nicht irgendein emotionenanzeigendes Kürzel angehängt ist (und hier beziehe ich auch Dinge wie "lol", "rofl", "g", "lmao" etc. mit ein, denn die sind ja eigentlich nichts als die Verschriftlichung von Emoticons, wie sie von rebellierenden Smileydesafficionados bevorzugt werden).

Nett? Keineswegs. Damals, als ich mich probeweise auf einer Partnersuchplatform bewegte, musterte ich derartige Kandidaten sofort aus. Warum? Weil übertriebene Verwendung von Emotica ein Zeichen von Unsicherheit ist und dadurch der Text vermutlich sowieso verfälscht ist, fand ich, und mir außerdem - so ganz subjektiv - auf die Nerven geht. Ein oder zwei in einem Text sind ja akzeptabel, aber nach jedem Satz muss das echt nicht sein.
Nun ja, leicht erklärbar ist es dennoch: Wenn man sich schriftlich kennenlernt, fällt es dem Addressaten unter Umständen nicht unbedingt leicht, dem Humor des Schreibers zu folgen - Smileys wirken da als eine Art Legende, die anzeigen, wann etwas lustig ist und wann man es mit Ernst betrachten muss. (Die geschriebene Variante einer amerikanischen SitCom, sozusagen: Man bekommt nicht laut vorgelacht, sondern ein - mehr oder minder - dezenter Smiley symbolisiert: Achtung, das hier ist nicht todernst zu nehmen.) Hat durchaus irgendwie Berechtigung.

Und damit bin ich auch schon an dem Teil des Beitrags angekommen, wo ich mich selbst in die Mangel nehme: So sehr mich diese ganze Gelblacherei aufregt, merke ich immer wieder, dass ich selber nicht umhin komme, meine Handynachrichten damit zu versehen oder meinen Skypeaussagen damit eine klarere Richtung zu geben. Die Angst davor, falsch verstanden zu werden, oder zu ernst zu wirken, ist zu groß, als dass ich dieses Jucken in den Fingern ignorieren könnte. Ein Emoticon hilft oft tatsächlich, der Kommunikation die unbeabsichtigte Mehrdeutigkeit zu nehmen.
Bei Emails reiße ich mich immerhin mittlerweile meist so weit am Riemen, dass sie (beinahe) ohne Grinsegesichter auskommen, bzw. retuschiere ich nach dem ersten Entwurf meist gut die Hälfte der eingefügten wieder raus, um einer Überladung vorzubeugen und selbst bei SMS wird es schon besser, wobei auffällt, dass ich mich bei Leuten, die ich gar nicht oder bei jenen die ich sehr gut kenne, weitaus seltener genötigt fühle Verständnissmileys einzufügen, als bei Leuten, die ich mittelmäßig gut kenne und die sich noch eine profundere Meinung von mir bilden müssen.

Es ist also ein Dilemma. Die Sprachpuristin in mir schreit nach Abschaffung dieses Trends und einer Auslöschwelle der gelben Kreise, während der Teil in mir, dem die soziale, interpersonelle Komponente von Kommunikation am Herzen liegt, sich davon nicht recht zu lösen vermag, immerhin geht es bei Sprache ja darum, sich verständlich zu machen. Schade, aber, dass man das mit Worten alleine scheinbar nicht mehr recht vermag.