Thursday, March 13, 2014

Walking the streets of London, Part 3: London, actually

Ich hatte diesmal ein unglaublich gutes Händchen für die Reiseplanung: einen Travelpass für die U-Bahn, der 7 Tage lang gilt, wovon ich drei in Wales war und zwei Tage lang die U-Bahnen streikten. Normalerweise habe ich kein Problem mit nicht-fahrenden öffentlichen Verkehrsmitteln, immerhin bin ich gut zu Fuß. Doch a) London ist ein Eck größer als Wien, b) London ist hektischer als Wien und c) es hat ständig geregnet.

Dennoch: Der erste Morgen (an dem die U-Bahnen freilich noch fuhren) war sonnig.



Ich genoss den Spaziergang, zuerst zum Tower of London und von dort der Themse entlang bis zu St. Paul's Cathedral, wo mich der Hunger einholte und ich mir ein Plätzchen zum Frühstücken suchte. Dabei erspähte ich eine Tafel, die einen "Charles Dickens Walk" anpries. Pläne hatte ich keine, Charles Dickens mag ich und bis zum Spaziergang war noch ein ausgiebiges Frühstück lang Zeit. Ich fiel in ein Lokal namens "Apostrophe" - eine etwas französisch angehauchte Kette, die Tee in French Presses serviert und außerdem frisch-gepresste Fruchtsäfte und allerhand Gebäck anbietet. War ok.
Die Sonne verzog sich pünktlich beim Verlassen des Lokals und die ersten Regentropfen fielen zuverlässig in der Sekunde, als ich meinen Tourbeitrag bezahlte. Der nette ältere Mann mit Beaniemütze und runder Brille, der mich ein bisschen an eine Maus erinnerte und von dem man wunderbar eine Karikatur zeichnen hätte können, zog mit mir und einem Mann los und erzählte uns mehrere Stunden lang über die Geschichte der Stadt und Charles Dickens darin. Leider gab's ein paar Lücken und ich fühlte mich über Dickens nicht ausreichend informiert, doch dafür hatte ich ein Eck der Stadt besser kennengelernt.

Zwei Stunden lang in der Kälte herumzulatschen ermüdet und trocknet aus und so wollte ich mir ein nettes Café oder einen Tea Room suchen. Ich schleifte meine müden Beine durch den Nieselregen - für geschlagene 20 Minuten - und musste enttäuscht feststellen, dass der Stadtteil, in dem ich mich befand (dort wo die meisten Gebäude Büros beherbergen und sich sonst kaum etwas tut) offenbar nicht vorsieht, dass man sich "gemütlich wo reinsetzt": Jedes dritte Lokal ist ein Fast Food Laden oder ein Café (Pret-a-manger, Costa, Subway, Eat., Café Nero, McDonalds, Pod und wie sie alle heißen) - vieles davon pseudo-gesund und verzehrfertig abgepackt, damit man unterwegs seine Energiedefizite möglichst schnell und effizient auffüllen kann, ohne Zeit zu verlieren. Für den Verzehr vor Ort zahlt man für gewöhnlich etwas mehr, doch dazu müsste man erst eine der zehn Sitzgelegenheiten leer vorfinden. Gemütlich wär's jedenfalls nicht.

Nach besagten 20 Minuten wurde es mir zu deprimierend und ich beschloss, nach Camden Town weiterzufahren. Dort wollte ich sowieso hin, um meine ausgediente und auch in London erstandene Pseudoledertasche gegen eine echte einzutauschen.
Und siehe da - hier fand ich endlich einen wirklich netten kleinen Tea Room mit verschiedenen Teesorten und carrot cake. Zeit für Pause und um die Gedanken zu ordnen.