... und weiter im selben Tonfall.
Nachdem ich das Freudenfest selber noch unerwähnt gelassen hatte, will ich das hier nachholen: Allzu viel will ich nicht schreiben, weil es ja nicht meine persönliche Geschichte ist, aber ein paar Worte wollen sein und vermutlich werden es auch mehr als nur ein paar.
Am Vormittag des großen Tages machten wir uns in unseren jeweiligen Hotelzimmern fertig und ich gab noch schnell Stylingtipps (ja, ich. hm..) und zwei Sicherheitsnadeln aus, um ein Kleid davor zu bewahren, ihre Trägerin zu sehr zu entblößen.
Meine Sorgen bezüglich eines bestimmten Dresscodes, über den ich mir vorher den Kopf zerbrochen hatte, erwiesen sich freilich (wie meistens in Großbritannien) als absolut unnötig: man sah alles von casual im Strandkleid über super-smart (mit Hut à la Queen Elizabeth) bis hin zu den lächerlichsten Kravatten. Ich mag das eigentlich sehr. Dafür, dass sich Großbritannien immer als die Nation geriert, die von Mode nur so besessen ist, empfinde ich die Kleidungsetikette dort um einiges entspannter als bei uns.
Zum Ablauf:
Wir kamen zeitig bei der kleinen Dorfkapelle an und nahmen schon mal unsere Plätze ein. Für mich war alles aufregend, denn erstens unterscheiden sich britische Hochzeiten ja doch irgendwie von österreichischen und zweitens waren die letzten beiden Jahre schon so hochzeitsreich für mich, dass es von Mal zu Mal interessanter wird.
Die Braut trug weiß, auch wenn der erste Blick auf die in die kleine, heimelige Kapelle eintretende Claire mich zuerst stutzig werden ließ, war ihr Kleid doch eindeutig gelb. Ein zweiter Blick belehrte mich jedoch, dass es sich hier nicht um die Braut handelte, sondern um ihre Zwillingsschwester, die freilich - ins Farbschema der ganzen Hochzeit passend - gelb gewandet war. Sonnig gelb waren die Blumen, ebenso die Kleider der Brautjungfern und genauso die Halsbindeln (von Kravatten kann man nicht sprechen) des Bräutigams und seiner Entourage. All das passte wunderbar zum Himmel, denn der war - überraschenderweise - klar und sonnig.
Die Messe wurde von einem unglaublich fröhlichen dunkelhäutigen Priester durchgeführt, der es sichtlich auskostete, die vielen Mittelnamen der Brautleute auszusprechen. Kleinere Probleme gab es dann, als die Braut den vollen Namen ihres zukünftigen Mannes nachsprechen musste: dieser hat nämlich asiatische Wurzeln und seine Mittelnamen sind entsprechend kompliziert. Es brauchte einige Anläufe und Hilfestellungen des Priesters unter großem Gelächter der Kongregation und Liz und ich waren uns beide nicht ganz sicher, ob in all dem Tumult die Gelöbnisse überhaupt zuende gesprochen wurden. Ein zweiter Priester, der aussah als wäre er aus einem Rosamunde-Pilcher-Film entsprungene Dorfpfarrer, so passend war er besetzt, hatte einen Gastauftritt in welchem er zur Verdeutlichung des Ehebundes zuerst Sam und Claire über Handhaltung mit ihren jeweiligen Eltern zusammenband und danach miteinander. 'Tying the knot' put into practice.
Nur zwei Lieder wurden während der Messe gesungen - zu wenig, für meinen Geschmack - doch wir sangen alle fleißig mit.
Nach der Kirche gab es unvermeidbar langes Herumstehen mit Fotos und Konfetti, bevor man in einen kleinen Gemeindesaal fuhr, wo wir agapemäßig mit (analkoholischen) Sprudelgetränken begrüßt wurden und das Brautpaar erstmals ordentlich beglückwünschten.
Sehr nett fand ich, dass die Tische mit walisischen Ortsnamen bezeichnet wurden. Zusätzlich gab es auf jedem Tisch ein Foto von irgendeiner Örtlichkeit, die die Neuvermählten irgendwie verbindet: Sonnenaufgänge, Strand, die Uni,...war alles zu finden.
Gegenläufig zu Hochzeiten hier (glaube ich mich zu erinnern) gab es zuallererst einmal ordentlich zu essen*, sodass wir dann alle schön komatös dahingen, als die Reden losgingen. Brautvater und Brautmutter sangen ein Duett, das erstaunlich unpeinlich und ziemlich lustig war. Ersterer konnte es sich weiters nicht verkneifen, meinen Ausflug nach Bristol zu allgemeinen Belustigung zum Besten zu geben - allerdings nicht, ohne sich vorher über Tom meine Erlaubnis zu holen. Well...
Richtig rührend war jedoch Sams eigene Rede, da er so von seinen Emotionen überwältigt wurde, dass am Schluss beinahe der gesamte Saal in Tränen dasaß. So eine schöne Bräutigamsrede hatte ich noch nie gehört.
* Ich konnte nicht umhin festzustellen, dass die Kellner nur sehr wenig Ahnung davon zu haben schienen, was sie tun, und fühlte den inneren Drang in mir aufsteigen, ihnen zur Hand zu gehen. Doch ich saß brav still.
Die weiteren Feierlichkeiten vergingen ziemlich schnell: die Torte wurde angekratzt (und nicht sofort verteilt, was ich etwas irritierend fand, sondern stehengelassen*), einige Tische wurden sokobanartig verschoben, während die Hochzeitsgäste sich in der Bar mit weiteren Getränken versorgten und dann nach draußen traten, um a) die Sonne zu nutzen, b) endlich nicht mehr sitzen zu müssen und c) sich mit all denen zu unterhalten, die vorher weit weg saßen.
* sie wurde später zu kleinen Häppchen aufgeschnitten verteilt. Nachdem es sich dabei um die traditionelle und unvermeidliche fruitcake handelte, wie ich sie schon auf Herm kennenlernen durfte, fand sie erwartungsgemäß wenig Anklang und man hätte sie auch tatsächlich stehenlassen können.
Dann ging's wieder hinein, denn Claire spielt in einer sogenannten "Oompah-band", was beinahe 1:1 mit einem österreichischen Blasmusikensemble gleichzusetzen ist. Ich fand's total lustig und als sie als letztes Stück den Schneewalzer anspielten wäre ich am liebsten aufgesprungen um ganz traditionell im Walzertakt das Tanzbein zu schwingen. Die Idee scheiterte an der Walzerunkundigkeit der anderen Anwesenden. Das müssen wir noch üben.
Hernach wurde die Tanzfläche offiziell freigegeben und zu vom DJ gut gewählten Klassikern bewegten sich alle mit viel Schwung und Elan: immerhin galt es im Magen Platz zu schaffen für das Spanferkel, das einstweilen im Hinterhof befeuert wurde.
In kurzer Zeit wurde viel zu viel Essen (und erstaunlich wenig Süßgebäck) zur Verfügung gestellt, bevor zu meinem Erstaunen um 11 Uhr schon die ersten Leute ihre Taxis riefen. Ich erfragte, dass der Gemeindesaal um Mitternacht geschlossen werden müsse und begann den großen Aufbruch zu verstehen. Sehr schade, eigentlich, denn ich hätte locker noch 2 Stunden durchgehalten und Spaß gehabt, aber man passt sich eben den örtlichen Gebräuchen an.
Der Vorteil dieses frühen Endes ist, dass man sich die oft langen, trägen Morgenstunden erspart und weiters nicht erst zu Mittag fit ist (theoretisch - es sei denn man schläft auch in der zweiten Nacht trotz der good-night's sleep policy schlecht). Einzig: ich hatte mir so viel Hunger für die Käseplatte und die Antipasti aufgehoben, die es erst ab ca. halb 11 gab (sinnvoll!) und in deren Genuss ich vor lauter Tanzen und Tratschen nicht mehr kam, dass ich zum Frühstück nicht umhin konnte, mir ein Full English Breakfast angedeihen zu lassen und selbst dieses mich noch nicht komplett sättigte. Lesson learned - eat more, next time.
Persönliches Fazit:
Nachdem ich das Freudenfest selber noch unerwähnt gelassen hatte, will ich das hier nachholen: Allzu viel will ich nicht schreiben, weil es ja nicht meine persönliche Geschichte ist, aber ein paar Worte wollen sein und vermutlich werden es auch mehr als nur ein paar.
Am Vormittag des großen Tages machten wir uns in unseren jeweiligen Hotelzimmern fertig und ich gab noch schnell Stylingtipps (ja, ich. hm..) und zwei Sicherheitsnadeln aus, um ein Kleid davor zu bewahren, ihre Trägerin zu sehr zu entblößen.
Meine Sorgen bezüglich eines bestimmten Dresscodes, über den ich mir vorher den Kopf zerbrochen hatte, erwiesen sich freilich (wie meistens in Großbritannien) als absolut unnötig: man sah alles von casual im Strandkleid über super-smart (mit Hut à la Queen Elizabeth) bis hin zu den lächerlichsten Kravatten. Ich mag das eigentlich sehr. Dafür, dass sich Großbritannien immer als die Nation geriert, die von Mode nur so besessen ist, empfinde ich die Kleidungsetikette dort um einiges entspannter als bei uns.
Zum Ablauf:
Wir kamen zeitig bei der kleinen Dorfkapelle an und nahmen schon mal unsere Plätze ein. Für mich war alles aufregend, denn erstens unterscheiden sich britische Hochzeiten ja doch irgendwie von österreichischen und zweitens waren die letzten beiden Jahre schon so hochzeitsreich für mich, dass es von Mal zu Mal interessanter wird.
Die Braut trug weiß, auch wenn der erste Blick auf die in die kleine, heimelige Kapelle eintretende Claire mich zuerst stutzig werden ließ, war ihr Kleid doch eindeutig gelb. Ein zweiter Blick belehrte mich jedoch, dass es sich hier nicht um die Braut handelte, sondern um ihre Zwillingsschwester, die freilich - ins Farbschema der ganzen Hochzeit passend - gelb gewandet war. Sonnig gelb waren die Blumen, ebenso die Kleider der Brautjungfern und genauso die Halsbindeln (von Kravatten kann man nicht sprechen) des Bräutigams und seiner Entourage. All das passte wunderbar zum Himmel, denn der war - überraschenderweise - klar und sonnig.
Die Messe wurde von einem unglaublich fröhlichen dunkelhäutigen Priester durchgeführt, der es sichtlich auskostete, die vielen Mittelnamen der Brautleute auszusprechen. Kleinere Probleme gab es dann, als die Braut den vollen Namen ihres zukünftigen Mannes nachsprechen musste: dieser hat nämlich asiatische Wurzeln und seine Mittelnamen sind entsprechend kompliziert. Es brauchte einige Anläufe und Hilfestellungen des Priesters unter großem Gelächter der Kongregation und Liz und ich waren uns beide nicht ganz sicher, ob in all dem Tumult die Gelöbnisse überhaupt zuende gesprochen wurden. Ein zweiter Priester, der aussah als wäre er aus einem Rosamunde-Pilcher-Film entsprungene Dorfpfarrer, so passend war er besetzt, hatte einen Gastauftritt in welchem er zur Verdeutlichung des Ehebundes zuerst Sam und Claire über Handhaltung mit ihren jeweiligen Eltern zusammenband und danach miteinander. 'Tying the knot' put into practice.
Nur zwei Lieder wurden während der Messe gesungen - zu wenig, für meinen Geschmack - doch wir sangen alle fleißig mit.
Nach der Kirche gab es unvermeidbar langes Herumstehen mit Fotos und Konfetti, bevor man in einen kleinen Gemeindesaal fuhr, wo wir agapemäßig mit (analkoholischen) Sprudelgetränken begrüßt wurden und das Brautpaar erstmals ordentlich beglückwünschten.
Sehr nett fand ich, dass die Tische mit walisischen Ortsnamen bezeichnet wurden. Zusätzlich gab es auf jedem Tisch ein Foto von irgendeiner Örtlichkeit, die die Neuvermählten irgendwie verbindet: Sonnenaufgänge, Strand, die Uni,...war alles zu finden.
Gegenläufig zu Hochzeiten hier (glaube ich mich zu erinnern) gab es zuallererst einmal ordentlich zu essen*, sodass wir dann alle schön komatös dahingen, als die Reden losgingen. Brautvater und Brautmutter sangen ein Duett, das erstaunlich unpeinlich und ziemlich lustig war. Ersterer konnte es sich weiters nicht verkneifen, meinen Ausflug nach Bristol zu allgemeinen Belustigung zum Besten zu geben - allerdings nicht, ohne sich vorher über Tom meine Erlaubnis zu holen. Well...
Richtig rührend war jedoch Sams eigene Rede, da er so von seinen Emotionen überwältigt wurde, dass am Schluss beinahe der gesamte Saal in Tränen dasaß. So eine schöne Bräutigamsrede hatte ich noch nie gehört.
* Ich konnte nicht umhin festzustellen, dass die Kellner nur sehr wenig Ahnung davon zu haben schienen, was sie tun, und fühlte den inneren Drang in mir aufsteigen, ihnen zur Hand zu gehen. Doch ich saß brav still.
Die weiteren Feierlichkeiten vergingen ziemlich schnell: die Torte wurde angekratzt (und nicht sofort verteilt, was ich etwas irritierend fand, sondern stehengelassen*), einige Tische wurden sokobanartig verschoben, während die Hochzeitsgäste sich in der Bar mit weiteren Getränken versorgten und dann nach draußen traten, um a) die Sonne zu nutzen, b) endlich nicht mehr sitzen zu müssen und c) sich mit all denen zu unterhalten, die vorher weit weg saßen.
* sie wurde später zu kleinen Häppchen aufgeschnitten verteilt. Nachdem es sich dabei um die traditionelle und unvermeidliche fruitcake handelte, wie ich sie schon auf Herm kennenlernen durfte, fand sie erwartungsgemäß wenig Anklang und man hätte sie auch tatsächlich stehenlassen können.
Dann ging's wieder hinein, denn Claire spielt in einer sogenannten "Oompah-band", was beinahe 1:1 mit einem österreichischen Blasmusikensemble gleichzusetzen ist. Ich fand's total lustig und als sie als letztes Stück den Schneewalzer anspielten wäre ich am liebsten aufgesprungen um ganz traditionell im Walzertakt das Tanzbein zu schwingen. Die Idee scheiterte an der Walzerunkundigkeit der anderen Anwesenden. Das müssen wir noch üben.
Hernach wurde die Tanzfläche offiziell freigegeben und zu vom DJ gut gewählten Klassikern bewegten sich alle mit viel Schwung und Elan: immerhin galt es im Magen Platz zu schaffen für das Spanferkel, das einstweilen im Hinterhof befeuert wurde.
In kurzer Zeit wurde viel zu viel Essen (und erstaunlich wenig Süßgebäck) zur Verfügung gestellt, bevor zu meinem Erstaunen um 11 Uhr schon die ersten Leute ihre Taxis riefen. Ich erfragte, dass der Gemeindesaal um Mitternacht geschlossen werden müsse und begann den großen Aufbruch zu verstehen. Sehr schade, eigentlich, denn ich hätte locker noch 2 Stunden durchgehalten und Spaß gehabt, aber man passt sich eben den örtlichen Gebräuchen an.
Der Vorteil dieses frühen Endes ist, dass man sich die oft langen, trägen Morgenstunden erspart und weiters nicht erst zu Mittag fit ist (theoretisch - es sei denn man schläft auch in der zweiten Nacht trotz der good-night's sleep policy schlecht). Einzig: ich hatte mir so viel Hunger für die Käseplatte und die Antipasti aufgehoben, die es erst ab ca. halb 11 gab (sinnvoll!) und in deren Genuss ich vor lauter Tanzen und Tratschen nicht mehr kam, dass ich zum Frühstück nicht umhin konnte, mir ein Full English Breakfast angedeihen zu lassen und selbst dieses mich noch nicht komplett sättigte. Lesson learned - eat more, next time.
Persönliches Fazit:
- Britische Hochzeiten sind sehr lustig - obwohl sich mir nicht ganz erschlossen hat, warum junge Männer ab einer gewissen Uhrzeit und einem gewissen Alkoholpegel ihre Kravatten vom Hals auf die Stirn verlagern müssen.
- Es war wirklich toll, die ganze gang wiederzusehen und ich war erstaunt und berührt zugleich, als ich feststellte, dass ich als Fixpunkt selbiger betrachtet werde und meine Anwesenheit (scheinbar für den Großteil) so natürlich ist, als hätte ich gesamte 3 Studienjahre mit der Gruppe zusammen verbracht. Ein bisschen befremdlich auch, denn ich messe mir selbst meist weniger momentum in einer Gruppe zu und hätte mich höchstwahrscheinlich niemals zu der Hochzeit eingeladen, - aber großteils schön.
- Ein Wochenende im UK ist nicht lang genug, um wieder schön in den Lebensstil dort reinzufallen, aber das war klar und es gibt schon Pläne für eine Wiederkehr.