Friday, August 29, 2014

Tackling the West Highland Way - Part 3

Von Balmaha nach Inversnaid
Strecke: 22 km
Höhenmeter: vernachlässigbar, mit Überraschung am Ende

Dieser Tag begann für mich sehr früh, denn ich hatte mir in den Kopf gesetzt, schon vor dem Frühstück nochmal Conic Hill zu besteigen, um dort den Sonnenaufgang über dem See zu beobachten. Die Idee war gut, wie mir unser schottenrocktragender Herbergsvater versicherte, doch leider spielte das Wetter in der Umsetzung nicht mit:

Ich erhob mich um 4 und ärgerte mich, dass so weit nördlich die Sonne schon so früh aufgeht, schnappte mir meine Regenjacke, eine Flasche Wasser und eine Banane und tapste durch eine dämmrige Ortschaft und einen düsteren, doch irgendwie recht grusligen Wald hinan. Auf dem Weg lagen Schafe. Als ich mich näherte, wachten sie auf und trotteten zur Seite, nur um sich gleich darauf wieder auf dem Weg niederzulassen. Nach etwa 20 Minuten und damit nur noch 10 Minuten vom Gipfel entfernt, spürte ich die ersten Tropfen. Es zog zu.



Ich setzte mich mit dem Rücken zum Gipfel, woher der Regen kam und stärker wurde, aß missmutig meine Banane und sah zu, wie es heller wurde. Als klar war, dass ich den Sonnenaufgang zwar mitbekommen, aber nicht sehen würde, trat ich also den Rückweg an, um mich nochmal für ein paar Stunden hinzulegen.



Schottischer See im Nebel ist eh schöner


Balmaha Waterfront - direkt vor unserem Zimmer

Nach dem obligatorischen "Full Scottish Breakfast" hievten wir die Rucksäcke auf unsere Rücken und folgten dem Seeufer weiter gen Norden. Der Weg war schön, aber unspektakulär. Er verlief am Seeufer entlang und weitgehend im Schatten der Bäume.





Baumstumpf... sieht aus wie ein Wurm.


Immer wieder mal kommen wir an entwurzelten Bäumen vorbei. Der Durchmesser dieser Wurzelscheibe war noch um einen guten Meter höher als ich.

Das Wetter war während der ganzen Woche wirklich fabelhaft, man könnte beinahe beanstanden, dass es zu heiß gewesen sei. Es regnet dennoch fast täglich, und zwar praktischerweise immer genau dann, wenn wir das einzige Pub der Tagesstrecke passierten, sodass wir jeden Tag zu Mittag einkehren mussten und dabei meistens auch gleich etwas Warmes aßen.

Ein einziges Mal erwischte der Regen uns allerdings auch zwischendurch und rechtfertigte, dass wir unsere extra gekauften, unglaublich kleidsamen Regenponchos mittrugen: Endlich durften wir sie anziehen - wenn auch nur für eine Viertelstunde, bevor es wieder sonnig wurde:



Die Berge im Hintergrund sind schon eine Vorschau auf die zweite Hälfte der Wanderung.



Weiter ging's. Irgendwann gegen Ende des Weges kamen wir an einem hübschen Kiesstrand vorbei und genossen noch einmal die Nähe zum Wasser.




Das Ziel des heutigen Abends war ein Bunkhouse in Inversnaid. Wie Balmaha besteht auch Inversnaid aus nicht viel mehr als zehn Häusern (und einem riesigen Hotel). Müde und k.o. kamen wir dort an (ich hatte ja kaum geschlafen). Auf der Terrasse vor dem Hotel tümmelten sich Menschen und genossen die Abendsonne, doch wir suchten das Bunkhouse und konnten es nicht finden. Ich befragte den Reiseführer und der sagte mir, dass wir noch ca. 1km gehen mussten. Nämlich den Berg hinauf. Wir fluchten und stapften los. Sehr ärgerlich ist es, wenn man sich schon am Ziel glaubt und dann noch weiter muss. (Wieder hätte sich außerdem empfohlen, den Reiseführer genau zu studieren, denn der hätte mich darauf hingewiesen, dass es ein Shuttleservice vom Hotel weg gibt. Aber das wäre sowieso Schummelei und somit hat das schon so gepasst.)
Wir sollten für unsere Extraschritte belohnt werden: Unser Bunkhouse war ein wahrlich idyllischer Ort: eine kleine Kirche, in deren Untergeschoß sich eine Zimmerzeile (mit ca. 8 Zimmern) befindet und deren "Dachausbau" ein heimeliges kleines Bistro beherbergt. Sogar ein Whirlpool hätte es gegeben, doch nach kurzem Überlegen verzichtete ich doch und holte stattdessen etwas Schlaf nach.


Monday, August 25, 2014

Tackling the West Highland Way - Part 2


Der letzte Beitrag ist schon einige Wochen her, was darauf zurückzuführen ist, dass ich die vergangenen vier Wochen unterwegs war und daher zu sehr mit dem Erlebnisteil dieses Blogs beschäftigt war um dem Erzählteil nachzukommen.

Zurück zum West Highland Way. Ich gehe weiter in Etappen vor.

Tag 2: Milngavie (/mullguy/) nach Balmaha 

Streckenlänge: 30 km
Höhenmeter: im letzten Drittel sanft um 150Hm ansteigend mit einem Aufstief von 200Hm zum Schluss

Unser zweiter Tag begann in Milngavie am offiziellen Startpunkt des WHW. Dort wurde mir erstmals bewusst, wie populär dieser Weg eigentlich ist. Ich hatte erwartet, dass ein paar Wanderer unterwegs sein werden, aber das Gewusel, das sich uns an der "Einstiegsstelle" präsentierte übertraf meine Erwartungen. Mit einem ordentlichen Zug im Marschtempo schritten wir los und ließen schon bald eine Gruppe ausgelassen lärmender Mittfünfziger hinter uns zurück und waren bald relativ ungestört auf einem sehr angenehmen, schattigen Waldweg unterwegs.

Los geht's! Die Leute hinter uns hatten wir bald überholt...

... obwohl sie, wie etwa 80% aller Wanderer (wie wir feststellen sollten) ihr Gepäck einem Transportservice übergeben hatten und daher leicht zu tragen hatten).




Waldkunst. Kunst im Wald. Eine Erinnerung daran, dass man nicht auf's Atmen vergessen soll? Oder ein Meilenstein zur besseren Wahrnehmung der duftenden Waldluft?


We didn't see one, though.

Raus aus dem Wald in eine schöne, weite Ebene. Schon wieder eine Sonntagspartie vor uns.

Foxgloves. Sie sehen aus wie Gartenpflanzen, gehen aber wild auf und sorgen für ein paar Farbtupfer am Wegesrand.


Dieses (missglückte) Panoramafoto veranschaulicht sehr schön, wie schnell sich Schatten und Sonnenschein abwechseln. Nicht einmal ein ordentliches Foto kann man machen.



30 km sind ganz schön lang, vor allem, wenn man einen >12kg-schweren Rucksack mit sich herumschleppt. Zu Mittag (gingen wir leider an der Glengoyne Destillerie vorbei und) kehrten wir in ein Pub ein, das praktischerweise direkt neben dem Weg liegt und vermutlich hauptsächlich Wanderer verpflegt und glichen unseren Wasserhaushalt aus. Mittagessen wollten wir später. Mein (großartiger) Reiseführer pries nämlich ein Café mit Farmshop an, das nach etwa 20 km auftauchen sollte. Dort stellte sich heraus, dass gründliches Lesen unermesslich ist, wenn man nicht hungern will: Dieses Café hatte nämlich sonntags geschlossen. Bis Balmaha sollte allerdings kein einziges Pub mehr am Weg liegen. Auch kein Supermarkt: der Weg geht an Orten nämlich zumeist vorbei. Die einzige "Verpflegungsstation" war das da:



Süßes auf nüchternen Magen empfiehlt sich nicht und wir gingen weiter. Unsere "Mittagspause" veranstalteten wir mit ein paar von mir vorsorglich gekauften Bananen und potato scones auf einer schönen Wiese, im Schatten großer alter Bäume - gleich hinter ein paar einladenden Torpfeilern auf Privatgrund. (Es gab sonst keinen Platz, kein Mäuerchen, nichts, wo man sich kurz hinsetzen hätte können, ohne zu riskieren, von einem Auto angefahren zu werden: der Teil der Strecke verlief nämlich auf einer verkehrsberuhigten Straße.)

Wir überholten ein vermeintlich österreichisches Paar ("Schau dir die Wadeln an. Das sind so richtige Bergfexe."), marschierten ein paar Kilometer weiter und pausierten ein weiteres Mal. Eine Gruppe junger Burschen, die eine doch eher fordernde Wanderung mit einem Samstagabend-Partyausflug verwechselt hatten, schleppte sich vorbei, sonnenverbrannt, unter dem Gewicht des Gepäcks leidend, und mit zu viel Bier intus und extra. Einer hinkte. (Ich sollte sie noch einmal überholen und abends im einzigen Pub in Balmaha abstürzen sehen. Dann nicht wieder. Ihr wanderisches Schicksal ist mir unbekannt.)


Conic Hill: die erste wirkliche Erhebung und letzte Herausforderung des Tages. Auf jeden Fall der Höhepunkt des Tages in buchstäblichem und übertragenem Sinne.

Erster Blick auf den Loch Lomond: der größte Binnensee der Insel und bekannt durch jenes Lied, dass die "bonny, bonny banks" des Sees preist

Da wir nun schon 28km gegangen waren und unsere Körper noch nicht recht an die Herausforderungen der Wanderung gewohnt waren, zeigten wir uns schon ein bisschen erschöpft. Meine Mutter entschloss sich für die einfachere (aber langweilige) Alternativroute um den Berg herum. Ich wollte mir den Ausblick nicht entgehen lassen und außerdem nicht schon am zweiten Tag den einfacheren Weg gehen und erklomm den Hügel - mit so viel Gepäck etwas langsamer als sonst, aber erstaunt, dass es mir nicht sonderlich schwerfiel.
Ein alter Mann mit Stock und Hund, der für einen kurzen Spaziergang eigenartig gut ausgerüstet war, schwafelte mich zu und erzählte mir Dinge, die ich schon weiß. Er beleidigte dann noch meine Wanderschuhe und gab mir Tipps, wo ich mir stabilere kaufen könne (Der aufmerksame Leser merke sich dies bis zum übernächsten Beitrag), bevor er und sein Hund umdrehten und den Rückweg antraten.

Im Schießen von Panoramafotos muss ich noch üben - dieses dient trotz mangelnder Qualität einem Eindruck. Links liegt Conic Hill. Dahinter (oder noch linker) Loch Lomond.

Schließlich war ich oben angelangt.



Ich setzte mich, aß einen Apfel und erfreute mich (erstaunlich ungestört von anderen Wanderern) an der Schönheit der Gegend und dem guten Wetter, bevor ich den Abstieg antrat und im Pub meine bereits wartende Mutter antraf. Das verdiente Abendessen war übrigens vorzüglich.