Tuesday, May 29, 2007

Von Geröllhalden, Streichholzbildern und Wanderliedern

Im Februar entstand eine Idee: Man könnte mal eine "g'scheite" Wanderung unternehmen. Immerhin will man als Student (v.a. klass. Phil.) nicht hinter irgendwelchen Büchern versumpfen. Die Tour: Eisenerz --> Radmer an der Stube --> Hesshütte --> Rottenmann

Die Idee blieb nicht nur Idee, denn es fanden sich genügend andere Verrückte: Eva, Felix, Gerfried, Michi, Sebastian und Stephan waren gewillt, sich mir anzuschließen.
Also fanden wir uns am Freitag abend bei Eva ein und bekamen dort zuerst einmal ein ordentliches Abendessen, gefolgt von einem ordentlichen Frühstück vorgesetzt.
Die geplante Zugabfahrt nach Eisenerz wurde wegen einiger Kommunikationsprobleme bezüglich der Aufstehzeit verschoben, aber wir landeten schließlich via Zug in Hieflau. Dort wollten wir in den Bus nach Eisenerz einsteigen...
Ja, ein Bus raste an uns vorbei, ungeachtet unserer flehentlich dreinblickenden Gesichter.
Ein Blick auf den Busplan sagte uns, dass wir schon 1 Stunde früher den Rufbus hätten bestellen müssen.
Aber dennoch verzweifelten wir vorerst nicht und konnten den freundlichen Bus-Menschen namens Reini dazu motivieren, uns abzuholen und nach Eisenerz zu bringen.

Nachdem wir dort den Penny-Markt geplündert hatten (3-Tage-Proviant) gings los Richtung Radmer. In der prallen Sonne einer Straße entlang hinauf... puh...
Aber der Weg wurde besser, ging in den Wald - und vorwiegend über Forststraßen gelangten wir nach 5-6 Stunden nach Radmer an der Stube. Und zwar recht durchnässt und angehagelt.

Die lieben Reitbauers nahmen uns freundlich auf, labten uns mit Bierlikör bzw. irgendeinem scharfen Schnaps und stopften unsere Wanderschuhe mit Papier aus.
Als handwerklich geschickt und sehr eloquent hat sich der Herr Reitbauer erwiesen - seeeehhhhr - und in voller Länge durfte ich mir alle Details seiner Streichholzbilder erklären lassen. Wieso eigentlich immer ich?!
Ich konnte mich schließlich losreißen und mit den anderen die Route für den nächsten Tag besprechen. Danach wollten wir eigentlich etwas essen gehen, aber es musste freilich zu schütten beginnen. Und so kuschelten wir uns alle in ein Doppelbett zusammen und lagen da mal so für eine Weile, bis der Regen nachließ.
Frau Reitbauer drückte uns ein paar Regenschirme auf und wir schlapften zum "einzig brauchbaren Dorfwirtshaus", wo wir die (vorzüglichen) Überschüsse des Hochzeitsmahls der dort feiernden Gesellschaft abbekamen. Die Gaumenfreude wurde untermalt durch fröhliche steirische humptata-Musik und die recht gesprächige Kellnerin sagte uns ein minder gutes Frühstück voraus -- bei ihr hätten wir freilich ein besseres bekommen....

Ja, Frühstück: Kuchen. Aus. Hm... naja.... nach kurzem Warten, waren wir dann alle überzeugt, dass nichts mehr nachkommen würde und deshalb fragte ich um Brot an. Gefreut hat man sich ob dieser Anfrage nicht so, aber dem Wunsch wurde dennoch Folge geleistet.

Nach dem Frühstück um 7 teilten wir uns in zwei Gruppen:
Eva, Michi und Sebastian entschieden sich für eine längere aber weniger anspruchsvolle Strecke - der Rest folgte dem Originalplan. Treffpunkt war die Hesshütte.
Ebengenannter Rest (Felix, Gerfried, Stephan und ich) folgten also dem markierten Weg -- soweit das in unserer Macht lag, denn bald kam das erste Problem: Wo zum Teufel ist der Weg hin?? Man folgt der Forststraße zu einem Dead-End, ärgert sich mal ordentlich und beschließt dann, den Hang einfach so hochzuklettern, in der Hoffnung, dann irgendwannmal wieder einen Weg zu finden. Gute Idee...
Nach viel Kletterei über wind-geworfene Baumstämme und Mini-Geröllhalden hatten wir auf einmal wieder einen Weg und bald darauf dann auch den richtigen.

Was Baumstämme und Geröllhalden betrifft kam an diesem Tag noch einiges auf uns zu -- mit dem Resultat von Kratzern und Schürfungen an Armen und Beinen und des Felix' zerrissener Hose.
Doch diese sollten nicht die einzigen Impedimente sein, die wir so vorfanden -- oh nein.
Plötzlich sahen wir uns umringt von Latschen, und der einzige Ausweg führte uns über hohe (im Vgl. zu den Geröllhalden) Felsen, bei denen man gut aufpassen musste, wo man sich anhielt oder hintrat. Aber auch das schafften wir ohne größere Probleme.
Und dann kamen die sumpfigen Almwiesen. quatsch-quatsch-quatsch, wohin man auch trat und das ganze überzogen von einem satten Gelb (=Sumpfdotterblumen). Das Gelb warnte uns, dass wir aufpassen mussten, wie wir unsere Schritte setzen. (Stephan hat seither - unverständlicherweise - eine leichte Gelbphobie...).

Weiter gings über Stock und Stein und wir wurden immer müder. Da kam plötzlich eine wunderschöne Landschaft ins Bild - ARCADIA! (sorry...): Eine nette kleine Hütte, mit der modernen Form einer römischen Latrine (=Plumpsklo über einem Bach). Die Hütte stand auf einer schönen saftig grünen Wiese mit vereinzelten groben grauen Felsblöcken - umrahmt von einer mächtigen Felswand. Und der schon erwähnte Bach plätscherte munter durch.
Da, wo die Felswand mal eine Pause machte und die Wiese gerade in die Höhe stieg, mussten wir hin. Puuuuuhhhhh! DAS war arg. Stufen von 40cm Höhe - nach jeder 2. Stufe ausrasten, durchatmen.... Aber dann waren wir oben. Inzwischen hatte ich etliche Gänseblümchen in den Haaren...
Über den Sattel blies ein heftiger Wind, der uns veranlasste - nachdem wir uns im Gipfelbuch verewigt hatten - auf des Felixens weises Geheiß hin den Schutz der Latschen aufzusuchen.
Gerfried indes blieb noch dort sitzen und übte sich in der Kunst der Poesie.... (Das Gedicht will ich übr. haben, bitte als Kommentar posten!!!)

Eine Stunde später waren wir in der Hesshütte. Voll hin und hungrig. Nur die andere Gruppe fehlte noch und ich wurde langsam unruhig, denn ich hätte mir erwartet, dass die 3 schon lange vor uns dort eintreffen würden.
Aber sie kamen dann doch noch und nachdem Gerfried den Waschraum verwüstet hatte und wir unser Zeug in das Lager mit den tollen Betten, die vor allem unseren Köpfen wunderbaren Komfort boten, geräumt hatten, ging es ans Essen.

(puh - das wird zu lang hier...)

Nächster Tag: Frühstücksbuffet um 7 Euro --> wir schaufelten alle was ging und machten uns dann an den Abstieg.
Die ersten klagten über Blessuren, schmerzende Knie und Blasen an den Füßen. Gerfried und Michi wurde es zu schlimm und sie ließen sich in Johnsbach abholen.
Die verringerte Truppe kämpfte sich weiter - auf netten Forstwegen - zur Mödlinger- und dann der Oberst-Klinke-Hütte (wer ist das eigentlich??). Dort war uns dann der Nieselregen zu viel und wir kehrten ein und machten heiße Schokolade (/Tee) und Kaiserschmarren zu einer Teilmenge unserer selbst.
Der Tag war schon lang irgendwie und die bei den Greimlers vorbestellte Käsesuppe auch schon fertig, also ließen wir uns ca. 1 Stunde später von Evas Vater aufklauben -- nachdem mich Stephan und Felix mit französischen Liedern unterhalten hatten :), weil mir einfach keine brauchbaren Lieder - außer dem Lumberjacksong - einfallen wollten.

Die letzten paar Kilometer auf hässlichen Asphaltstraßen haben wir uns also geschenkt und sind mit einem strahlenden, zufriedenen Grinsen bei den Greimlers eingefallen, wo wir wieder ordentlich verköstigt wurden und von wo wir am nächsten Tag satt, zufrieden und ein bisserl k.o. wieder in unsere jeweiligen Heimatorte (bzw. Wien) aufbrachen.

.... und dort weilen wir, bis zur nächsten Gewalttour....

4 comments:

Anonymous said...

was is eigentli besser? nasses wandern oder in der sonne verbrennen????

Anonymous said...

Hagel, einfach nur Hagel

Anonymous said...

mhm...Hagel massiert di wenigstns guad durch und ein kleiner Klaps auf den Hinterkopf hat noch keinem geschadet =)

Anonymous said...

Na, wenn man mir die Wahl gelassen hätte, hätte ich heiter-bis-wolkig ohne Niederschlag bestellt, für die drei Tage. Der Hagel war der unnützeste Teil an dem ganzen Wetter. Abgesehen davon bin ich ich aber gern bereit zu neuen Gewalttouren :)
(Eva darf also an ihrem Plan vom toten Gebirge gern weiter feilen.)

st, endlich heimgekehrt von all seinen Reisen.