Showing posts with label Österreich. Show all posts
Showing posts with label Österreich. Show all posts

Saturday, September 21, 2013

Spotted

Heute in der Wiener Innenstadt:




Tuesday, July 30, 2013

Villae Rusticae - Wettrüsten auf dem Lande

[...] Extruxerunt quidem villas [...], sed illas imposuerunt summis iugis montium: videbatur hoc magis militare, ex edito speculari late longeque subiecta. […] Scies non villas esse sed castra
Sie bauten genauso Villen [...], aber sie stellten sie auf die höchste Spitze der Berge: dies schien mehr kriegerisch, aus der Höhe weit und breit die Niederungen zu überblicken. […] Man wird den Eindruck haben, dass das keine Villen sind, sondern Militärlager. (Seneca, epistulae morales 51, 10)

Seneca schreibt über die Prunkbauten reicher Leute in der Ferien- und Luxusregion Baiae zu Römerszeiten, doch darum soll's nicht gehen. Es geht um's Land - kein politisches Land mit Staatsgrenzen, sondern um "das Land", auf dem ich aufwuchs, bevor ich zuerst in eine Kleinstadt und kurz darauf in die Großstadt zog. In die Großstadt, die lauter, schneller, unruhiger, oberflächlicher, voller und naturloser ist als das Land, sodass ich mich oft frage, ob ich hier wirklich bleiben will oder nicht lieber wieder raus und weit weg will, ins Grüne, wo ich einen Garten bewirtschaften, Bienen und Hühner halten und meine Ruhe haben kann. In der Stadt, so heißt's, schert sich der eine nicht um den anderen - niemand grüßt, jeder geht seiner Wege und hin und wieder geraten zwei aneinander und stänkern und prügeln sich ihr Recht aus, doch generell ist jedem egal, was der nächste so tut.
Nicht so am Land: hier kümmert man sich umeinander. Hier käme es nicht vor, dass jemand unbemerkt stirbt und in seiner Wohnung zur Halbmumie vertrocknet. Hier ist man einander wichtig. 
So sagt man. 
Hier ist man einander so wichtig, dass man immer an der Meinung der anderen interessiert ist und ebenso genügend Meinung über die anderen hat, da man ja viel "Wissen" hat, auf das man seine Meinungskonstrukte bauen kann. Die anderen sollen aber bitte möglichst gut von einem denken und um ihnen die Meinungsbildung zu erleichtern, versorgt man sie auf mehr oder weniger direkten Wegen mit Fakten:

Man baut beispielsweise ein Haus von beachtlicher Größe - lieber etwas größer als notwendig, denn man weiß ja nie, wieviele Dutzend Kinder man mal haben wird - mit mehreren Kinderzimmern, Terrasse, Balkon, Whirlpool, Sauna, Wirtschaftsräumen, doppelter Garage für den Erst- und Zweitwagen und einem großen Garten. Wenn möglich auch gleich ein Passiv- oder Niedrigenergiehaus, denn man ist ja am Puls der Zeit. Dieses stellt man möglichst erhaben auf, beispielsweise auf einen Berg, von dem es herabschauen kann (bzw. den andere hinaufschauen können). Hat man es dann gebaut, darf man zurecht stolz auf seine Leistung sein und da Freude gleich schöner erblüht, wenn man sie teilen kann, zeigt man sein Kunstwerk natürlich her. Das hat freilich den Vorteil, dass man mit den Mitmenschen kommunizieren kann und man demonstriert gleichermaßen, dass man fähig ist, mit den Moden des Dorfes mitzuhalten, wenn nicht ihnen gar voraus zu sein. Man kann den eigenen Ideallebensstil gleich akribisch vordozieren und seine Vorrangstellung implementieren: der Besucher ist entweder beeindruckt, weil er solch großartiges Gebilde nicht selber erschaffen hat, oder stand schon zuvor auf der von den Hausbesitzern neu-erreichten Stufe. Da schau, da kannst dir anschaun, wie man sowas macht - so muss das sein!

So entsteht durch diesen optischen Informationsaustausch, das Vorleben von anzustrebenden Werten und das permanente Bedürfnis, mit allen anderen mitzuhalten ein regelrechtes Wettrüsten in den Kategorien "Haus", "Auto", "Technik", "Gartenpflege", "Tortenfertigungskunst" und - nicht zuletzt - "Kaffeemaschinen". Kaum wird die erste Kapselmaschine feierlich in einem der dortigen Haushalte auf die blank geputzte Küchenoberfläche gestellt, zieht über die nächsten 5 Jahre kein Weihnachten, kein Geburtstag und keine 50er-Feier vorüber, an der nicht ganzenorts nachgerüstet wird. Es ist ein unausgesprochener Imperativ.

Neulich geschah es, dass meinen Eltern, als sie sich aus sozialen Gründen eines dieser neusanierten Prunkhäuser ansehen gingen, beinahe kein Kaffee angeboten wurde, was, wenn man wirklich Wert drauf legt und sittentreu lebt, per se schon ein mittleres Drama ist, gehört schließlich das Anbieten von Kaffee zu jeder Tages- und Uhrzeit zum guten Ton, dessen Einhaltung ungeschriebenes Gesetz ist. Also es wurde beinahe eine der Grundregeln der Gastfreundlichkeit am Lande gebrochen. Es wurde herumgedruckst. Und schließlich kam heraus,  dass die liebe und bemühte Gastgeberin sich des altmodischen Kaffeebräugeräts schämte. Es sei nur eine Filtermaschine wurde sich da peinlichst entschuldigt, als wäre das ein funktionsuntüchtiges, veraltetes und hygienisch bedenkliches Gerät. Meine Mutter riss vermutlich die Augen ebenso ungläubig auf wie ich, als sie mir die Geschichte erzählte. Ich war blauäugig genug kein soziales Stigma darin zu orten, nicht zur Elite der Kapselmaschinenbesitzer zu gehören. (Oder zumindest einer Maschine mit eingebautem Mahlwerk, die genauso individuell Kaffee in der richtigen Dosierung mit dem richtigen Mahlgrad und der richtigen Menge Wasser rauslässt.) Filterkaffee ist scheinbar nicht mehr gut genug, um Leute zu bewirten, sodass man dafür sogar beinahe das eherne Gesetz der Gästegrundversorgung bricht. (Dass in der Stadt bereits seit kurzer Zeit die Zubereitung des Filterkaffees zur Wissenschaft erhoben wurde und dieser dadurch in Wirklichkeit und ganz heimlich noch viel mehr in ist als die Kapselmaschinen ist freilich noch nicht durchgedrungen.)

Der Wettstreit um den vorzeigbareren Lebensstil, der von der Bevölkerung an peripheren Orten oft betrieben wird, lässt einem das Blut in den Adern aufkochen: als wären die Größe des Hauses und die Marke und Funktionsweise der Kaffeemaschine ein Gradmesser von Lebensqualität oder - noch schlimmer - Personengüte! Gibt es wirklich keine wichtigeren und relevanteren Gesprächsthemen als das neueste Gerät X im Haushalt Y oder die neueste Tortenkreation von Frau U beim letzten Feuerwehrball? Ist das Bedürfnis mit bestimmten Koryphäen der ländlichen Innovation Schritt zu halten wirklich so groß, dass man beginnt, sich für Abweichungen von diesem "Ideal" innerlich selbst zu geißeln und zu entschuldigen?

Meine Traumvorstellungen vom bukolischen Landleben zerbröseln vor meinem geistigen Auge und ich beginne das Stadtleben wieder mehr zu schätzen. Ich lobe es mir, dass außer meinem Freundeskreis, der von mir weder eine standardisierte Bewirtung erwartet, noch meinen Aufwand (sollte ich mir einen machen) von oben herab kommentieren würde, niemand weiß, wie ich in der Stadt lebe und daher darüber nicht urteilen kann, denn im materialismusgesteuerten Ringkampf um Rang und Anerkennung als gute Hausfrau hätte ich wohl eher schlechte Karten...

Monday, July 22, 2013

Bewegte Sauna - Schwitzen für Motivierte

Es ist der Sommer der Sportversuche, eingeläutet durch eine Einheit im Vienna City Bootcamp doch nach diesen Drillstrapazen war mir nach etwas Ruhigerem. Da ich Yoga jetzt schon eine Weile mache, befand ich es sei an der Zeit, neue Varianten auszuprobieren. Ausschlaggebend war die Yogaconvention im Frühjahr, bei der die Augartenwiese von ausschließlich herabschauenden Hunden bevölkert wurde. Ebendort war neben einem Stand von entbehrlichen und geschmacksentbehrenden Sojaprodukten auch das Bikram Yoga College vertreten und verteilte Flyer an meine Schwester und eine Freundin, während ich nur schnell mein Fahrrad holen war. Das Angebot, von dem man uns bei meiner Rückkehr erzählte, klang verlockend: um einmalig €10 kann man zehn Tage lang jeden Kurs in den heiligen Hallen des Bikram College besuchen.

Falls jemandem der Begriff Bikramyoga nichts sagt sei er hier schnell erklärt: Man verbringt bei einer Raumtemperatur von dampfigen 38-40°C neunzig Minuten damit, sich durch 26 verschiedene Yogapositionen zu biegen. Das soll den Körper entgiften und die Dehnungsarbeit beschleunigen und unterstützen.

Ich muss sagen: der Gedanke an garantiertes Schwitzen in geschlossenen Räumlichkeiten entlockt mir normalerweise keine motivierten Begeisterungsstürme und ist auch mit ein Grund, warum mir Fitnesscenter noch nie eine attraktive Sportoption erschienen sind, doch neugierig war ich irgendwie trotzdem und da ich ein kleines bisschen dehnungssüchtig bin und außerdem meinen schwachen Kreislauf mal ein bisschen abhärten wollte und weil weiters das Angebot zu gut schien, um es nicht auszunutzen heuerte ich als sweat partner die liebe Mo an und wir gingen hin.

Die Räumlichkeiten sind schön und man fühlt sich sofort wohl. Schuhe werden ausgezogen, Matten kann man sich ausleihen, Handtücher braucht man mit. Man wies uns an im hot room eine Stelle weit voneinander entfernt und nahe an den Fenstern zu wählen (hin und wieder erbarmen sich die Instruktoren, diese mal kurz zu kippen oder gar zu öffnen). Unser Ziel als Neulinge sei es nun, die 90 Minuten im Raum auszuhalten und ihn nicht zu verlassen: klingt soweit ganz ok.

Ein Gong erschallt, alle erheben sich und es geht los. Die erste Übung ist eine einfache Atemübung - nicht anstrengend, finde ich, doch es ist ungewohnt und ein bisschen schmerzhaft, den Kopf so weit in den Nacken zu legen: ich entblöße meine Kehle nicht gerne. Nach bereits 5 Minuten bloßen Atmens standen allen Teilnehmern, die im Übrigen zu meiner Irritation dicht wie Sardinen geschichtet waren, Schweißperlen am Rücken und im Gesicht. *tropf-tropf-tropf*
Es folgten ein paar Übungssets im Stehen: gefördert und gefordert wurden Rückendehnung, Beindehnung und Balance. Mir ist in dieser ersten Einheit permanent schwindlig, aber ich will nicht klein beigeben und Pause machen (was man jederzeit darf). Stattdessen versuche ich krampfhaft, meine Stirn mit dem Knie zu verbinden - bzw eher umgekehrt, weil ich nicht gedehnt genug bin - und ärgere mich, weil mir der Schweiß in die Nase und die Augen rinnt. Wäh! Zum Glück muss man die Positionen nicht lange halten.

Ich freue mich, dass man zwischendurch trinken darf. Ich freue mich weniger, dass manche Elemente drillmäßig durch ein Klatschen der Instruktorin geleitet werden - im Yoga soll man sich doch entspannen?

Ah, Entspannen. Darum geht's im Liege- und Sitzteil, wo uns nach jeder kurzen Einheit "zwanzig Sekunden" (mal waren's wohl 30 und manchmal nur 5) Ruhepause am Rücken gegönnt werden, in denen sich das Handtuch mit dem ganzen überflüssigen Schweiß vollsaugt.
*klatsch* "Sit up!" Alle schnellen zum Sit-up hoch und die Menschen um uns herum pfauchen sich lautstark die Luft aus den Lungen: Ruhephase beendet - es geht weiter: wir stärken unsere Arm-, Bein- und Rückenmuskeln und verbiegen unsere Wirbelsäule in alle Richtungen.

So vergehen neunzig Minuten: die letzte ist eine Hyperventilierübung, begleitet - natürlich - vom Klatschen der Instruktorin. ("Ist ja kein Wunder, dass man sich danach so gut fühlt, wenn man am Schluss derart hyperventiliert." [o-Ton Mo]). Dann kommt noch ein längeres Savasana (= am Rücken Liegen und Entpannen). Letzteres sollte den Geist eigentlich frei machen, aber das wird mir erschwert durch die Stimme, die uns anleitet, nicht an die Aufgaben und Probleme zu denken, die nach der Yogaeinheit auf uns warten. Danke auch, bisher hatte ich das nicht gemacht. Jaja, denk nicht an rosa Elefanten....

Es folgt das Schälen aus der Kleidung, eine erfrischende Dusche und ein entspanntes Frühstück - einer meiner Lieblingsteile unserer konsequenten Trainingswoche (an 7 von 10 Tagen haben wir es immerhin geschafft, um 9 Uhr im Studio zu sein).

Fazit: Obwohl mir die Schwitzerei nicht taugt, ich das Schleppen einer riesigen Sporttasche gar nicht mag und mich nervt, dass der Saal oft bis zur Auslastungsgrenze angefüllt ist, stelle ich doch nach mehreren Tagen fest, dass ich ein bisschen süchtig geworden bin: ein Dehnfortschritt ist klar bemerkbar, mein Kreislauf hat sich innerhalb nur einer Woche an die Temperaturen gewöhnt hat und ich muss von Einheit zu Einheit weniger trinken. Außerdem fühle ich mich danach wirklich immer gut: ausgelaugt, entspannt und ungewillt, meinem Körper irgendwas Ungesundes an Nahrung zuzuführen. Den Entzug übers Wochenende habe ich ausgeglichen, indem ich unseren Wintergarten auf Bikramtauglichkeit getestet und festgestellt habe, dass das teilweise angenehmer ist, weil einem keiner dazwischenredet. (Blöderweise wird man halt in den Positionen nicht korrigiert).
Ja, die Kombination aus Yoga und Schwitzen auszuprobieren war ein guter Versuch und ich spiele mit dem Gedanken, den in irgendeiner Form weiterzuführen. Eigentlich ist das ein sehr guter Einstieg in den Tag. Und ich vermisse die Frühstücksstunde hinterher...

Saturday, June 08, 2013

Ab ins Bootcamp

Ich halte mich eigentlich generell für eine ziemlich sportliche, ausdauernde Person, die auch recht hart im Nehmen ist: Eine dreitägige Wanderung, gestreckt über 80km mit mehreren tausenden Höhenmetern, die zu erkämpfen sind - kein Problem. Eine Fahrradtour, bei der man etwa 500km vollbepackt und auf unwegsamem Gelände in 7 Tagen zurücklegen will? Schreckt mich nicht. Eine Kletterpartie über riesige Felsblöcke, gekrönt von einem gämsenhaften Sprung von einer hohen Felssäule zur nächsten? pfff... reden wir nicht drüber.

Letzten Freitag, allerdings, wurde ich eines besseren belehrt.

Es gibt das Vienna City Bootcamp, auf welches meine trainingswütige Schwester bei einer ihrer extensiven Internetrecherchen mal gestoßen ist und von welchem mir die liebe Julia vor ein paar Wochen erstmals erzählte. Letztere hat das nämlich ausprobiert und quält sich nun neuerdings Woche für Woche freiwillig ab.
Die Idee, die Stadt und deren Gegebenheiten für Ausdauer- und Kräftigungsübungen zu nutzen, finde ich äußerst ansprechend, denn erstens passt das Ambiente, zweitens ist man frischen Luft und nicht in einem grauslich-stinkenden Fitnesscenter (so stell ich mir das jedenfalls vor) und drittens ist es gleich doppelt hardcore, wenn man noch die äußeren Wetterbedingungen dazunimmt.

Letzten Freitagabend hat's genieselt. Ebenso war jener Freitag der Tag, an dem ich mich erstmals der Herausforderung stellte. Ich war nicht in Topform und hatte mir zudem das Genick verrissen, doch das sollte mich nicht abhalten.
Wir trafen uns beim Heldentor (laurum militibus lauro dignis*!), der freudenstrahlende (und sadistisch veranlagte - wie sich herausstellen wird) Trainer nimmt uns noch allerhand unnötigen Ballast ab und stopft ihn in seinen Rucksack und los geht's:

Die Aufwärmübungen finden entspannt zu ebenso entspannten Zither(?)-/Harfen(?)- ..Klängen statt, die das Umfeld so bereitstellt. Dann joggen wir gemütlich los. Es gibt normales Gejogge, Sidesteps, Hopserlauf. Alles easy, das wird gemütlich - denke ich. Kaum habe ich zuende gedacht, werde ich schon eines Besseren belehrt: Mit den elastischen Bändern, die wir zuvorher erhalten haben, hängen wir uns an Parkbänke und trainieren unsere Arme in alle Richtungen, im Kampf gegen das sich zusammenziehende Band. So viele Wiederholungen, bis es schmerzt und das Band gegen den Arm zu gewinnen droht.

Weiter geht's im Laufschritt - endlich wieder kurze Entspannung - doch "halt!", schon sind wir an der nächsten Station angelangt. Unter der Portikus des Theseustempels legen wir uns alle auf den Boden und trainieren unsere Bauch- und Beinmuskulaturen. Das geht. Das bin ich vom Tanzen halbwegs gewohnt.

Wieder eine kurze Laufpause und das nächste Armmuskeltraining steht an. Die Möglichkeiten, die so eine simple Parkbank bietet sind erstaunlich groß! Meine Arme schreien vor Schmerzen auf - immerhin sind die nicht gewohnt, beansprucht zu werden.

Und weiter im Laufschritt - irgendwie wird auch das langsam anstrengend, obwohl das Tempo mehr als gemütlich ist. Doch offenbar haben wir unsere Beine noch nicht genug gefordert und in einer irren Übung, bei der man ein Bein nach hinten auf einer Bank ablegt, sich danach runterbeugt und die Handflächen auf den nassen Boden klatscht (*schmatz*) und sich dann schnell aufrichtet und - optimalerweise - dabei noch mit dem Standbein wegspringt (HA-HA.), nehmen wir ihnen noch mehr Kraft. Der nächste Laufteil ist schon keine Entspannung mehr, sondern wird nun schon zur Qual. Ich falle ans hintere Ende der Gruppe ab.

In der Manier geht es weiter, durch Volks- und Burggarten und rund um Heldentor und Nationalbibliothek. In den letzten 10 Sekunden einer jeden Übung werden wir jeweils zur Temposteigerung aufgefordert und, sollten wir bei einer der unbarmherzigen Kniebeugübungen unseren Hintern oder unser Knie nicht weit genug dem Boden nähern, hilft Trainer Billy mit sanftem Druck auf die Schultern nach. Danke, auch! Ich verlier eh nur gleich das Gleichgewicht...

Ich dachte ja immer, ich sei ehrgeizig, aber es stellt sich heraus, dass ich bei Druck von außen eher dazu tendiere, eine kleinkindhafte Trotzhaltung einzunehmen und in dem Moment, wo der Trainer mal nicht herschaut, einfach zu pausieren, weil meine Muskeln mir vorgaukeln, dass sie sonst reißen. Ich kann mich normalerweise auch zusammenreißen, was Flüche usw anbelangt, doch hier fällt es mir schwer und nach jeder Übung muss ich meinen Empfindungen Luft machen. Die andern klagen gar nicht...

Irgendwann ist diese unbarmherzige Stunde dann auch vergangen und Julia und ich schleppen uns zu unseren Rädern. Ich binde meines mit letzter Kraft los und wir taumeln durch die Innenstadt.
Nach einer heißen Dusche sah mich dieser Abend auf dem Sofa liegend und ohne den geringsten Antrieb, auch nur die kleine Zehe zu bewegen.
Am nächsten Tag merkte ich schon beim Aufwachen, dass der Aufstehen mir Schmerzen bereiten würde und so war's auch. ABER: der Ehrgeiz ist jetzt aus seiner Feiglingshöhle gekrochen und ich bin motiviert, mich demnächst wieder foltern zu lassen, denn so selig entspannt, wie nach dieser Hardcoreeinheit war ich schon länger nicht. Allerdings werde ich das nächste Mal garantiert hinterher ausgiebig dehnen!


*passende Inschrift am Heldentor: Den Lorbeer den Soldaten, die des Lorbeers würdig sind. - Ich muss mir meinen Lorbeer allerdings erst erarbeiten.

Saturday, October 13, 2012

If Austria were a cake...

... what would it taste like? And what would it look like?

The return of a friend and colleague of ours back to her homeland, little Liechtenstein, offered the perfect occasion to try our baking and decorating skills on an Austria-shaped cake.

For a more-dimensional effect we started by producing 3 layers of sponge, for two of which we added red food colouring to the batter. We piled the layers atop each other, held together by raspberry jam. The cross section now had the colours of the Austrian flag: red-white-red. Perfect.

Next, we used a sugary food pen to draw the outer borders - a tricky endeavour that made us realise how poor our geographical knowledge actually was: we had to modify and correct a few times. Getting the borders between the individual districts right was a bit easier - even though Styria ended up bigger and rounder than it actually is. Well...

Finally we used coloured icing and sugar pens for filling in the blanks, with a more meaningful touch on some districts than on others.

Et voilà, behold the product:

with the layering visible


Birds-eye view


Only one of many Kristy&Mo cake productions. It won't be the last either.

Monday, March 12, 2012

In vino gaudium

Dieser Beitrag bringt mich zurück in meine Urheimat, wenn man das so sagen kann, in ein kleines Dorf am Rande des Landes, reingeschmiegt in eine Senke, die zu beiden Seiten von Weinbergen gebildet wird und den Ort beinahe vom Erdboden verschwinden ließe, wären nicht in den letzten Jahrzehnten die Häuser immer weiter Richtung March gekrochen. Der Ort, dessen Pforten von Ritterstatuen bewacht werden, die eine ewige Werbetafel für das biennial stattfindende Ritterfest darstellen, ist klein, doch beachtlich viele Einwohner dort haben sich erfolgreich dem Wein verschrieben (die, die keinen produzieren, trinken umso mehr davon). Zu den Weinbauern gehört auch mein Großvater, der die Vinokultur mit einer Leidenschaft und unbedingten Liebe betreibt, wie ich es sonst nicht kenne - aber vielleicht blicke ich hier auch durch die Nostalgiebrille. Jedenfalls gibt es für diesen hart arbeitenden, von mir zutiefst bewunderten Menschen nichts Schöneres, als sich eine Rebschere einzustecken, sich ein fiata (=Führtuch, in etwa eine Schürze) zur Kollektion der diversen Schätze umzubinden und mitsamt Hund einen ausgedehnten Spaziergang zu unternehmen. In liebevoller Handarbeit werden Reben zurechtgestutzt und zurechtgebunden, wird das Unkraut entfernt und schlussendlich der Wein geerntet. Keinen schöneren Ort gibt es für ihn und er nirgendwohin passt er so gut wie dort. Bei so viel Liebe und Sorgfalt verwundert es nicht, dass auch der Wein ganz vorzüglich schmeckt*. Von seiner Qualität und auch derer des Weins der anderen Winzer kann man sich zweimal jährlich überzeugen, nämlich stets Anfang März und Anfang September, wenn zum Jungweinschnuppern bzw zu Kellerfest gerufen wird. Mag für viele Einheimische dieser Event dazu dienen, alte Freunde wieder zu treffen und einen lustigen Nachmittag zu verbringen, so treibt er auch die Wiener aus der Stadt, auf dass sie vorzüglichen, komplett unbekannten Wein in authentischer Atmosphäre kosten und sehr günstig erstehen können. *Ich bin vermutlich aufgrund der familiären Bande, die falsche Person, um Werbung zu betreiben. Aber es bietet sich an und sei bitte verziehen. Das Spiel geht so:
  • Man versammle eine Gruppe von Leuten, deren Gesellschaft man schätzt (Trinkfestigkeit ist kein Muss, schadet aber freilich nicht.)
  • Man erstehe pro nicht-autofahrender und vinophiler Person ein Weinglas mit Ortsemblem (momentaner Preis: €9)
  • Man ziehe von Keller zu Keller und koste sich quer durch das Sortiment, ohne weiteren Aufpreis
  • Man sehe zu, dass man konstant eine gute Unterlage behält, dann sind die Effekte nicht allzu schädigend
  • (ja und für meine Person heißt's am Abend dann immer "Ab hinter die Schank!" was nach ausgiebiger Kosterei trotzdem auch ein ziemlicher Spaß ist. Je nach Alkoholpegel und Charaktergüte der Trinkenden, eben.)
Wenn die Sonne scheint: ein wunderbares Wochenendserlebnis. Die Winzer sind bester Laune, die Frauen des Ortes übertreffen sich an kalorienreichen und cremebeladenen Torten- und Kuchenkreationen, ein kleines Museum und Kellergassenführungen bieten eine Pause vom Rebensaftsgenuss und für die Freunde der volkstümlichen Musik geben Fragmente der örtlichen Kapelle normalerweise Polkas und Märsche aus ihrer Kollektion zum Besten. Kinder kann man entweder frei herumlaufen lassen, an der Kinderbetreuungsstelle abgeben, oder man nimmt sie mit. Und wenn man nach dem langen Nachmittag des Weintrinkens weiterfeiern will und nicht darauf erpicht ist, den letzten Zug gen Wien zu erwischen (22:53), dann findet man im Jugendheim Herberg, bei Musik und wohlfeilen Getränken. So geschehen ist es am Samstag: im Freundeskreis wurde fleißig die Werbetrommel gerührt, man ist ausgerückt, und - wie's scheint - wurden wieder ein paar Interessenten für den Herbst dazugewonnen. Mihi placet!

Tuesday, April 20, 2010

Tales of Bangor #19 (rhif un deg naw) - Heimatliche Experimente

PROLOG
Nach etlichen Abenden der fröhlichen Spaghettikocherei war unserer kleinen Erasmengruppe mal nach etwas anderem. Fiepje und Elzelien hatten uns schon vor Längerem einen holländischen Kochabend versprochen und da die Länderverteilung sehr gleichmäßig ist (2 Deutsche, 2 Niederländer, 2 Österreicher) haben wir diese Idee gleich ausgedehnt zu 3 verschiedenen themenspezifischen Veranstaltungen.

Die Vertretung Österreichs präsentiert:
Wiener Schnitzel mit Erdäpfelsalat
gefolgt von
Apfelstrudel mit Vanillesauce

mit
Elisabeth Pfister
und
Kristina Hammer
in den Hauptrollen


*Vorhang auf*

ACTUS I - Vorbereitung
Elli, eine Tirolerin und somit trotz Regional- und Sprachdifferenzen Landskumpanin, brachte von ihrem Osterurlaub eine Packung Semmelbrösel mit und gestern gingen wir ans Werk:
Wir kauften Schweinsfilets, Erdäpfel, Äpfel und Vanillepuddingpulver und gleich einem britischen Archäologen auf Feldtour beraubte ich die Küche im Hause Cadnant (in dem ich wohne) aller Essenzialien und stahl mich damit klamheimlich zu Ellis Studentenheim - natürlich nicht, ohne pflichtbewusst eine Nachricht am weißen Brett hinterlassen zu haben.

ACTUS II - Zubereitung
Während Elli sich um die Erdäpfel kümmerte, begann ich den Strudelteig vorzubereiten, denn der sollte eine Stunde rasten. Wieder einmal waagenlos schüttete ich Mehl, Öl und Salz in eine große Schüssel und begann mit dem Stiel eines Holzlöffels zu rühren und Wasser beizumengen (Carnuntum lässt grüßen).

Zeit verging....... sehr meditativ diese Aufgabe.

Irgendwann hatte der Teig eine Konsistenz erreicht mit der ich glücklich war und Elli und ich begannen ein irres Geschirrabwaschen und Herumtauschen - wir hatten nämlich recht wenig davon zur Verfügung, aber alles ging sich dann irgendwie aus.

Der Teig wurde zur Seite gestellt und ich widmete mich dem Fleische. Leute, die mich kennen, wissen, dass das nicht unbedingt meine area of expertise ist und deshalb sah ich diese Aufgabe als besondere Herausforderung. Sorgsam entfernte ich die zentimeterdicke Fettschicht von den rohen Schweinsmuskeln und ging dann dazu über, sie in Ermangelung eines Schnitzelklopfers mit einem Kartoffelstampfer zu malträtieren. (Die sonderbaren Blicke einige anderer Studenten, die immer wieder kurz in die Küche kamen, ignorierte ich.) Überraschenderweise hat das Schnitzelstampfen ganz gut funktioniert und nach einer gefühlten halben Stunde, als ich dann schon einen Krampf im Arm hatte, waren sie dünner als zuvor. - Inzwischen waren auch unsere Gäste eingetroffen: Miriam, Rebecca und Elzelien. - Ich würzte die Schnitzel und zog sie traditionsgemäß durch Mehl, Ei und Brösel und Elli übernahm die Aufgabe des Rausbackens, während ich mich dem vernachlässigten Strudelteig zuwandte.
Also wenn meine Oma den zieht sieht das immer so leicht aus und er wird hauchdünn ohne zu reißen...nun ja: hauchdünn wurde er nicht. Gerissen ist er außerdem. Hingehaut hat's trotzdem und man hat dem Strudel halt angesehen, dass er mit Liebe und von Hand fabriziert wurde.
-> Strudel ins Rohr, Schnitzel auf den Teller und los geht's.

ACTUS III - facing the critics
Unsere Mühen schienen sich gelohnt zu haben, denn die Schnitzel wurden allseits approbiert. Die Optik des Kartoffelsalats wurde zwar in Frage gestellt, allerdings gleichzeitig mit hohen Geschmacksnoten relativiert. Alles wurde restlos verspeist - wenn auch mit ein bisschen Überredungskunst und Drohungen - und die Teller wurden der rituellen Waschung unterzogen.

Runde 1 erfolgreich absolviert. Auf zum Dessert!

Der Strudel sah gebacken ganz gut aus und während er ein bisschen abkühlte fabrizierten Elli und ich die Vanillesauce. Auf die waren wir besonders stolz, da sie ob ihres Freiseins von Laktose von allen gleichsam genossen werden konnte. (Wozu man in custard allerdings tonnenweise orangen Farbstoff kippt ist mir ein Rätsel. So ein grauslich künstliches Orange! Zum Glück hat die Sauce diese Farbe dann verloren, sonst wären uns vielleicht noch ein paar Optikpunkte abgezogen worden). In Wiener Kaffeehausmanier bekam jeder ein schönes Stück Strudel in einem See von Vanillesauce auf die wiedergesäuberten Teller. Hübsch. Ein Austrophiler britischer Student, der unsere Handlungen die ganze Zeit neugierig beäugt hatte, kommentierte das Aussehen sehr positiv und berichtete uns von seinen Strudelerfahrungen in Windischgarsten (habe ich da ein sehnsüchtiges Glitzern in seinen Augen entdeckt?). Unsere Gäste haben wiederum ganz brav gegessen - abgesehen von der zahnqualitätprüfenden Kruste hat der Strudel auch ganz gut geschmeckt - und man kann wohl auch diese zweite Runde als Erfolg deklarieren. High five, Elli!


*Vorhang*

*Musik setzt ein*

Abspann
Teigziehen muss geübt werden, in allem anderen sind Elli und ich würdig, unser Heimatland kulinarisch zu vertreten. (Für mich persönlich war die ganze Aktion ein Probelauf, denn ich habe vor, meine lads demnächst mal auf ähnliche Art zu bekochen. Mal schaun, ob's dann genauso gut wird.) Entspannt nach Absolvierung unserer Aufgabe blicken Elli und ich nun voller Vorfreude und Spannung dem deutschen und dem holländischen Megaevent entgegen. Es wird an uns sein, sich bekochen zu lassen, zu genießen und zu urteilen. Bin schon sehr gespannt...

**

Credits
gedankt sei
  • unseren Müttern, die uns beratend telefonisch zur Seite standen
  • den Bewohnern des Hauses Cadnant, die für einen Abend diverser Utensilien - darunter eines Kartoffelstampfers - entbehren mussten
  • den Bewohnern des Studentenheims, die uns die Küche versauen ließen
  • Elli - für die tolle Zusammenarbeit
Wir bedauern informieren zu müssen, dass für diese Veranstaltung sehr wohl Tiere verletzt wurden. Allerdings nicht direkt von uns.

Saturday, October 31, 2009

Winterzauber im Oktober

Von der kleinen, naturbelassenen Insel in die Stadt ist ein gar harter Schnitt und deshalb suchte ich mir recht flott wieder eine Möglichkeit dem ganzen Gewusel, Lärm und Staub zu entfliehen und kontaktierte deshalb den lieben Stephan um einen entsprechenden Plan auszuhecken. Nach langem Hin- und Her bezüglich Ausführung und Methoden, entschied man sich aus Zeitknappheit (meinerseits) zu einer Wanderung irgendwo zwischen München und Wien: den Kurort Bad Gastein.
Schnell waren weitere Komplizen - bewährte sowie neue (Michi und Lisa) - angeheuert und man traf sich eines schneienden Abends nach Einbruch der Dämmerung am örtlichen Bahnhof, von wo das Fluchtauto uns zum Bandenhauptquartier brachte. Dort hielt man uns erst einmal für Verbündete einer weiteren, größeren (Studenten-)Gruppe, doch diese Gerüchte dementierten wir rasch.

Nachdem wir uns über das Mülltrennungssystem der Unterkunft gewundert hatten...


....suchten wir die ganze Stadt nach einer geöffneten Nahrungsausgabestelle ab und fanden uns nach stundenlangem, erfolglosen Herumgehatsche in der Bahnhofskneipe ein. Da wollte man zwar irgendwie schon zusperren, nahm uns hungernde aber dennoch noch auf und verpflegte uns. Neben der wagenradgroßen Schokotorte in der Vitrine, zog unter anderem die Eiskarte mein immer korrigierendes Lehrerauge auf sich:

Finde den Fehler

Als man schließlich die Musik abdrehte um uns zu signalisieren, dass es doch schon recht spät ist und wir eventuell den Heimweg antreten mögen, zahlten wir brav und gingen.

* * * * * * * * * * * *
* * * * * * ** * * *
* * * * * * * *

Nach einem Frühstück mit typischem Jugendherberge-/Spitalstee holten wir (ohne es zu wollen) die Meinung des Rezeptionisten zu unserem Wandervorhaben ein und marschierten los. Den ursprünglichen Plan mussten wir verwerfen, da die Nacht den Bergen hübsche Zuckerhäublein verpasst hatte und die Hütte auf 2400 Höhenmetern deswegen wohl eher schwer erreichbar gewesen wäre und entschieden uns deshalb vorerst für die Pensionistenstrecke: den Gasteiner Höhenweg.
Wir sollten allerdings Glück haben, denn die Hütte, die wir als alternatives Zwischenziel in Evidenz hielten, war trotz Rezeptionistenprognose geöffnet und so waren wir schon vom langweiligen Trampelpfad abgekommen erklommen den Berg über matschige, verschneite Pfade:



Endlich oben angekommen, trödelten wir beim Essen von Schwammerlsuppe ("Ich glaub da ist was in meine Suppe gefallen.") ewig herum und ich füllte unter Michis Diktatur eine Seite des Gästebuchs, bevor wir eine deutsche Wanderersfamilie desillusionierten ("Die Karte ist leider sehr verzerrt und da oben werden Sie nicht gehen können, da liegt Schnee. Auf dem Weg leider auch. Ja und auf diesem genauso....") und uns selber wieder an die kalte Luft wagten. Der Zwergenfetisch der Hüttenbetreiberin sollte uns allerdings noch weiter verfolgen...


...als wir dem Winterwonderland unsere Spuren aufdrückten.



... nur war da schon wer vor uns da (nämlich oben erwähnte deutsche Familie, der wir unseren Pfad aufargumentiert hatten).


Spannend war die Holzbrücke mit den großen Abständen zwischen den Brettern...


... aber am Schluss waren alle drüber.

Nur beim Abstieg in Richtung Zielort gab es ein paar Zwischenfälle...


Ich fühle mich hierbei immer an die Mordgeschichte mit der Wasserlacke erinnert...hm...


Wie aus dem Jack Wolfskin Katalog...

Schlussendlich erreichten wir unser Ziel Bad Hofgastein, das etwas belebter war als Bad Gastein am Vorabend, und eine halbe Stunde später auch dessen Bahnhof, an dem wir uns auch schon wieder trennten und in unsere jeweiligen Heimatorte zurückkehrten.
Lisa und ich landeten dabei in einem Abteil mit einem älteren bayrischen Ehepaar, mit dem wir uns bis Salzburg noch recht gut unterhielten. Und irgendwann nach Mitternacht waren wir dann daheim.

Fazit: Fahre nie an einem Samstag Abend in einen Kurort, denn er könnte dir als Geisterstadt entgegentreten und dich so in Schrecken versetzen!

Monday, May 25, 2009

Von Sonnenbränden, Kühen und Cola-Brause-Schleckern

... vom Attersee zum Traunsee.

Attersee


So wie jedes Jahr (ab 3x zählt als Tradition, oder?) hat sich auch heuer ein wanderlustiges kleines Trüppchen zusammengefunden und trotz der Gewittervorhersagen sich an den Attersee gewagt.

Wir sind jedoch nicht in dessen kühle Fluten getaucht; obwohl ich nach dem ersten Aufstieg nichts lieber getan hätte, denn die Sonne war zusätzlich zum rötenden Effekt auch noch schweißtreibend.
Nein, wir haben unsere Autos geparkt, dem See den Rücken zugewandt und sind losmarschiert - in die Berge. Im Ort Bach sind wir dann den Bach entlanggetrabt, bis wir auf einen kleinen aber steilen Waldweg gestoßen sind. Diesen haben wir uns hochgekämpft, nur um wieder in der prallen Sonne zu landen - was nicht weiter verwunderlich ist, es war ja schließlich gerade Mittagszeit. Und obwohl diese eigentlich zum Essen eingeladen hätte, wollten wir dieses zumindest so lange rausschieben, bis wir die erste richtige Anhöhe erreicht hatten. Dort wurden wir mit einer weichen Almenwiese, Sonne und einem wunderbaren Ausblick für die ersten paar
mühsamen Stunden entlohnt.
Wir ließen uns zur Mittagspause auf dem saftigen Grün nieder und aßen.
Und redeten: Neben verschiedenen anderen existentiellen Fragen, ging es auch um die Kompostierbarkeit von dem roten Wachs, das oft Käse umhüllt. Stephan meinte es müsse wohl umweltverträglich sein, da eine gewisse Menge davon jährlich in den Mägen der Österreicher lande. Hältst du Österreicher etwa nicht für intelligent genug, die Rinde vor dem Verzehr zu entfernen? Schon 5 Minuten später sollte ich sehen, was Stephan gemeint hat, denn die Sonne ließ kleine Partikel des Wachses so arg mit dem Käse (jetzt nur mehr in undefinierbarer Klumpenform vorhanden) verschmelzen, dass ein Mitessen unausweichlich wurde.

Besagte Almenwiese war (vermutlich) Teil eines Pilgerwegs - auf der Karte auffällig gekennzeichnet durch massenhaft Kreuze, die uns schon zweifeln ließen, ob die Strecke wirklich ungefährlich sei. Wir sollten jedoch nie erfahren, was es mit diesem Pfad auf sich hat, denn nach dem Mittagessen waren unsere Sinne offenbar derart abgestumpft und getrübt, dass wir mitten im Wald am Ende unseres "Wegs" (falls man eine Furche voller ca. 1 Jahr alter Baumsprösslinge so nennen kann) anstanden. Nach erfolglosem Konsultieren der beiden Wanderkarten, wurden wir wagemutig und stürzten uns einfach die Böschung hinunter (Die Richtung stimmt, runter ist auch nie schlecht --> wird schon passen.) und trafen dort nach vielen umgestürzten Bäumen auf einen Weg. Zwei nette Nordic Walker (von denen es dort Unmengen gibt) waren so nett uns auf der Karte zu lokalisieren.
Wieder ging es einen Bach entlang, bis in den Kasten. (Kasten ist ein Ort.)

Müde waren wir schon und ziemlich k.o., abend wurde es auch schön langsam und das Wasser ging uns aus: Nach sehr kurzer Rast und Besichtigung der Kirche in Reinlmühl nahmen wir die letzte Bergetappe, den Gmundnerberg, dessen Überquerung uns schlussendlich nach Altmünster bringen sollte. Jedoch nicht ohne am Berg frech in einen Garten einzudringen und die beiden netten, alten,
dort sonnenbadenden Herren um Wasser angefleht zu haben. (Antwort: Wollt's a Bier? Miassts as nur sogn!) Mit vollen (Wasser)Flaschen bewegten wir uns weiter und müde und teilramponiert erreichte der Trupp nach einer weiteren Stunde endlich unser Quartier.

Traunsee mit Traunstein

Nach dem Abendessen im Ort (der Wirt fragte uns zuerst in welche Schule wir gehen und schenkte uns dann je einen Cola-Schlecker. So einen mit Zitronenbrause drin. Mhhhh. Mann, müssen wir alle jung aussehen!!) ging's ab ins Bett, denn der nächste Tag begann zeitig. (Wahlweise um 6 oder 3/4 7 - je nachdem, ob man vor dem nächsten schweißtreibenden Wandertag noch duschen will).

Unsere Gastgeberin war toll! Zum Frühstück gab's weichgekochtes Ei, Weckerl und Semmeln, Käs und Wurst, Butter und Marmelade, Tee und Kaffee und Saft. (Sie hätte sogar Cola für Michi gebracht - der hat das aber dann doch ausgeschlagen.) Mhhhhhh. Sie hat uns sogar angeboten, dass wir uns doch noch Weckerl mitnehmen mögen und war vollkommen überrascht, dass wir auch für den zweiten Tag genug zu essen mithatten. Offenbar haben wir keinen sehr selbstständigen Eindruck gemacht... Überhaupt konnte sie nicht fassen, wie jemand an einem Tag so weit wandern kann. Aber man kann.

Nach 8 waren wir endgültig wach, und von dem bisschen Nieselregen keinesfalls abgeschreckt pilgerten wir vorerst der Straße entlang, an einer hässlichen, riesengroßen Fabrik vorbei, in den Nachbarort um von dort den nächsten Berg in Angriff zu nehmen. Nicht gar so mutig wie wir war ein Paar Nordic-Walker, die nach 3 Regentropfen schon wieder umdrehten. Durch das Anziehen meiner Regenjacke, konnte ich den Himmel gewogen stimmen und von da an hatten wir nur mehr strahlenden Sonnenschein!

Durch die (gatschigen) Wälder ging es und über Almwiesen, wo ein paar junge Kühe besonderes Interesse an Michi fanden und diesem dann nachtrotteten. Jedesmal, wenn man sich nach ihnen umdrehte, taten sie so als wäre nichts und wandten den Kopf zum Grasen... frech!

Auch am zweiten Tag machten wir eine Mittagspause, deren Highlight eindeutig das stephansche Käsebrot war (2mm Brot - 12 mm Käse -- 2 mm Brot. Gigantisch!).
Als Spezialprogramm zum Mittagessen gab uns ein vorbeiziehender alter Mann (zwei dünne Äste als Stützen in jeder Hand) einen groben Überblick über die sicht- und unsichtbare Bergvielfalt um uns und sein (Schwieger-)Sohn (oder so) war so nett uns zu fotografieren.
So heiß und sonnig war es, dass trotz meiner Bestrebungen keinen Sonnenbrand zu bekommen meine Schultern aufgaben und einen leichten ... erm... mittleren Rotton annahmen aber ich war nicht die einzig Sonnenbelastete :-). Außerdem sollte mich noch Schlimmeres erwarten, aber das ist noch einige Stunden entfernt...

Weiter ging es über Stock, Stein und Almenwege, vorbei am Gasthaus, wo wir nur schnell unsere Flaschen auffüllten, dann wieder in den Wald, wo wir irgendwelchen komplett irreführenden Wegmarkierungen gefolgt sind - für so 30 m.

Die angepeilten 3 Uhr Nachmittag als Zielzeit rückten mit vorschreitendem Uhrzeiger in weite Ferne und Felix und ich begannen schließlich, uns die Zeit mit deutsch-englisch zusammengeflickten Disneyliedern zu vertreiben. Blöd nur, dass wir kein einziges vollständig kannten.

Eine Stunde vor Weyregg (=ZIEL!!!) höre ich knapp vor meinem Kopf ein Summen. Ich versuche, das Tier zu verscheuchen, aber es hat sich offenbar in meinen Stirnfransen verheddert. Kathi kommt mir zu Hilfe, doch die Biene hat beschlossen, nicht zu gehen, ohne mir ein Souvenir in der Haut zu lassen: Bienengift und ihren Stachel. Zweiteres konnte entfernt werden, ersteres nicht. Angenehm! Ich hatte schon Horrorvisionen von einem zur Hälfte gelähmten Gesicht usw... Dieser stechende Schmerz breitet sich wunderbar über meine ganze Stirn aus und es fällt mir sehr schwer, ihn zu ignorieren. Schließlich konnte ich ihn dann doch ausblenden: Und zwar mit einem großen, wohlverdienten Glas Radler in der Bachtaverne in Weyregg. Mhhhhh.
Stephan, Felix und ich - schon einigermaßen ausgeruht und gestärkt - boten unseren beiden Freunden dann an, die Autos holen zu gehen, die am anderen Ende des Ortes geparkt waren. Das taten wir auch - ohne schwere Last am Rücken und widerstanden dabei der Versuchung den Golfplatz zu queren, sondern wanderten brav rundherum.

Und so hat mit dem Abschiednehmen von Michi in Weyregg und dem Abliefern von Stephan und Felix in Timelkam nach einer langen Autobahnfahrt auch dieses Abenteuer nach 2 anstrengend-schönen Tagen sein Ende gefunden. Es wird allerdings nicht das letzte gewesen sein.... *Märchenbuch zuklapp*

Friday, May 08, 2009

Touristenabzocke und Einheimischeninkommodation

Gegen Ende des Vorjahres habe ich mich bereits gezwungen gesehen mich über die Abschaffung der 1er und 2er Ringlinien zu entrüsten. Und diese Entrüstung schrumpft nicht indirekt proportional zur verstrichenen Zeit, so wie man das eigentlich erwarten sollte, nein, sie wächst.Und unlängst hatte sie wieder einen besonderen Wachstumsschub...

Denn wenn ich meine liebe Mom an ihrem Arbeitsort besuchen will (um beispielsweise den Drucker dort um ein bisschen Toner und Papier zu erleichtern) kann ich nicht mehr wie alt-bewährt in die 2er einsteigen und nach ein paar Minuten beim Stadtpark wieder aussteigen, sondern fahre entweder irrsinnig kompliziert mit etlichen Umstiegen öffentlich oder ich gehe zu Fuß (ca. gleicher Zeitaufwand) oder ich bin zufällig sowieso berädert. Es ist einfach ärgerlich und bringt keinem was.

Warum hat man also diese Kultlinien umgelenkt?

Eine wirkliche offizielle Erklärung gibt es vermutlich gar nicht, aber ich vermute mal, dass den ewig raunzenden Wienern die vielen Touristen ein Gräuel gewesen sein könnten, die mit den Ringtrams recht kosten- und zeiteffizient die meisten wichtigen Gebäude der Stadt abdecken konnten. Und dass man sich dachte, man könnte da noch was rausholen. Deshalb wollte man den Reisenden diese Möglichkeit nicht ganz rauben, sondern hat sich vielmehr bemüht, diesen bisherigen Insidertip zu kommerzialisieren.

Ich stehe also unlängst an der Bimstation und warte auf die D, als sich etwas gelbes, längliches in mein Blickfeld schiebt. Sieht aus wie eine Bim, aber irgendwie auch nicht.
Bei genauerer optischer Analyse erblicke ich die Aufschrift "Ringtram", gesäumt von den Silhouetten bekannter Gebäude, die sich halt an der Ringstraße so aneinanderreihen. Soll durch die geschwungene Schrift und das angedeutete "Schönbrunnergelb" vermutlich zum Einsteigen einladen.
Jedenfalls sitzen kaum Leute drin, aber dafür gibt es einen fast elegant gekleideten Schaffner mit exklusiver Ringtramkravattennadel, der sich gleich einmal bemüht, die verwirrten/nicht aufmerksamen Leute, die einsteigen wollen, abzuwimmeln. Ich werfe also einen genaueren Blick hinein und sehe einige Touristen, die gebannt auf die Votivkirche starren. Alle. Keiner redet. Seltsam..... Doch - a-haa! - da sehe ich auch schon den Grund für die Gebanntheit und die unterlassene Kommunikation: Ihre Ohren sind mit einem kleinen Gerät am Vordersitz verbunden! Toll, toll: Hat man also eine alte Bimgarnitur auf Touristenfreundlich aufgemotzt:
Man steigt ein, zahlt, kriegt von dem (hoffentlich freundlichen) Schaffner Kopfhörer verpasst und darf sich auch gleich verkabeln. Laut Homepage darf man nicht aus- und später wieder einsteigen ("keine Ausstiegsmöglichkeit" [Zitat homepage], was irgendwie nach Gefangenentransport klingt). Diese Restriktion gilt allerdings nur, wenn man sich um saftige €6 eine Ringrunde erkauft. Man kann für einen Zuschlag von €3 aber auch gleich ein Tagesticket haben, und somit nach Belieben rein- oder raushüpfen und sich an den mehrsprachigen digitalen Erläuterungen und den innen angebrachen LCD-Bildschirmen erfreuen.
Über das Fassungsvermögen des Transportmittels sind sich die Homepages nicht einig. So kann es passieren, dass Gruppen von 40 Leuten dann doch 5 wegen Platzmangels zurücklassen müssen...

Tatsache ist, dass diese gelbe Tram mir unsagbar auf die Nerven geht: Wie ein Kind, das durch eine Auslage in ein Süßigkeitengeschäft schaut und weiß, dass es keine Gummischlangen haben kann, weil es kein Geld hat, kommt mir dieses gelbe Ding vor: Haha, ich fahre dahin wo du hinwillst, aber mitfahren kannst du ni-hicht! Nana-nana-naa! Außer du blechst dafür 6 Euro....und dann darfst du nicht einmal aussteigen, wo du willst! ruft es mir zu. Blanker Hohn!

Ich will die alten Ringtrams zurück und denke schon über Unterschriftensammlungen und Demonstrationen nach -- denn ich finde jeder Wiener sollte das Recht und die Möglichkeit haben, jederzeit den Ring per Bim zu umrunden!

Wednesday, May 21, 2008

Volkstümliches

Ein ganz kurzer Eintrag heute nur, der einen Spruch zum Inhalt hat, den ich unlängst bei meiner liebsten unbezahlten Arbeit (i.e. Schriftführertum) aufgeschnappt und -geschrieben habe.
Ich stell das mal einfach so hier rein (in möglichst authentischem Wortlaut):

Jedesmoi, waun i den siech geht ma da Feitl im Sock auf!
[Jedesmal, wenn ich den seh', öffnet sich mein Klappmesser in der Hosentasche selbstständig!]

Hat mir einfach gefallen und darum mag ich die Aussage gern teilen, auf dass auch andere sie erheiternd/anregend/interessant/... finden.

Saturday, March 29, 2008

Neulich im Zug...

Also ich bin ja selbst ansatzweise recht konservativ und finde auch, dass Traditionen hochgehalten und gefeiert gehören (natürlich nicht alle, Gott bewahre!). Z.B. Sollte man die deutsche Sprache nicht zu sehr mit Anglizismen vermischen - shame on me, es passiert mir blöderweise selber immer wieder. (Aber ich könnt mich auf mein Studium ausreden...)
Aber halt! Ich schweife vom Thema ab:

Also neulich im Zug saß ich und schlief - bzw. hab ich es versucht, aber so bequem sind Züge auch wieder nicht. So, habe ich also an jeder Station die Augen kurz aufgemacht - offenbar ein Reflex, damit man nicht zu weit fährt (auch wenn Gänserndorf die Endstation ist).
Wie dem auch sei: Als ein neuerlicher Fahrgast einstieg, nahm ich diesen zuerst einmal olfaktorisch wahr - obwohl er sich, zum Glück, nicht zu mir gesetzt hat. Also hab ich kurz die Augen geöffnet und bin Zeugin von etwas geworden, dass ich - zumindest hier in den wohlbegüterten westlichen Landen, und vor allem in einer Stadt (geschweige denn einem Zug!!) - für ausgestorben gehalten hatte: Dem Bauernschneuzer. (Ich hoffe, ein jeder weiß sich mit dem Begriff etwas anzufangen, denn ich will ihn eigentlich nicht näher erläutern...)
Mit vor Schreck geweiteten Augen saß ich da, als jener alte, etwas versandelte Mann, von dem ich durch den Spalt zwischen Kopf- und Nackenlehne anfangs nur die schwarzen Lederhandschuhe sehen konnte, sich auf höchst unappetitliche Art und Weise seines Naseninhalts entledigte. Mahlzeit!

Man kann nur froh sein, ihm nicht gegenüber gesessen zu sein, denn das wäre vermutlich noch etwas ungustiöser gewesen....

Thursday, September 06, 2007

How to hitch a ride in Scotland

Um meine Reiseausgaben möglichst niedrig zu halten (was in Schottland wohl nicht das einfachste ist, da man manchmal das Gefühl hat, dass die Bustarife irgendwie willkürlich kalkuliert werden. Außerdem gibt's ziemlich viele verschiedene Busanbieter und manche haben irgendwelche Familientickets - die scheinbar auch für Geschwister gelten - und andere nicht. Studentenrabatt gibt es generell nicht. Ja und wenn man gar mit dem Zug fahren will - als wenn es so viele davon gäbe... - dann kann es schon mal vorkommen, dass man für läppische 45 min Fahrt ganze 12 Pfund (=18 Euro) hinzublättern hat... ein Schnäppchen!).
Gut, um den Gedanken von oben wieder aufzugreifen: Um unsere Reiseausgaben möglichst niedrig zu halten, beschlossen Lisa/Lydia und ich, dass man doch einfach mal versuchen könnte, den Daumen rauszuhalten und zu schauen, was dann passiert.

Komisch ist das schon, wenn man das das erste Mal macht. Man kommt sich irgendwie leicht dümmlich vor... Dieses Dümmlich-Vorkommen weicht jedoch recht flott der Verzweiflung, wenn es plötzlich zu schütten beginnt und das Hostel, das man eigentlich zu erreichen trachtet, sich 5 km weiter befindet...
Die Leute sind dann so nett, dass sie im besten Fall mit steinerner Miene einfach weiterfahren, oder im schlimmeren Fall winken/Grimassen schneiden oder uns mitleidige Blicke zuwerfen.
An diesem speziellen Tag hatten wir dann schließlich noch Glück, denn eine Frau aus einem benachbarten Haus sah unsere Verzweiflung und fuhr uns zur Jugendherberge.

Tja, die nächsten Male hatten wir jeweils mehr Glück und mussten selten länger als 10 min warten.... außer, als wir vom Freilichtmuseum Auchindrain wegwollten, wo weder ein Ort, noch eine Busstation sich in der Nähe befinden: Kalt und zugig wars und alle heiligen Zeiten - naja: alle 3 Minuten - ist mal ein Auto gekommen. Aber auch da fanden wir schließlich zwei nette Damen, die uns mitnahmen.

Gelernt haben wir dabei recht viel: Wo man sich am besten hinstellt. Wie man sich am besten hinstellt, etc.....

Einmal standen wir dann mitten in einem Kreisverkehr, der Auffahrt zum Motorway, der nach Manchester ging. Und genau da wollten wir auch hin.
Voller Euphorie, da wir an jenem Tag schon 2x das Glück gehabt hatten, mitgenommen zu werden, beschlossen wir, dass uns der Zug (24 Pfund) wieder mal zu teuer sei, und dass wir einfach versuchen würden, per Autostopp nach Manchester zu kommen.
[Anm.: Von Windermere im Lakedistrict nach Manchester sind es ca. 150 km.]
Wer hätte es gedacht: Nach nicht mal 5 Minuten blieb ein Mann mit einem Van neben uns stehen und bot uns an, uns bis fast nach Manchester zu fahren. Wunderbar!

Dort schwor ich mir dann, dass ich den ersten Stopper, der mir über den Weg läuft, mitnehmen werde.


Lustigerweise geschah es dann 2 Wochen später, als ich gerade von Carnuntum unterwegs war nach Hause, dass in irgendeinem am Weg liegenden Kaff jemand mitgenommen werden wollte.
Er sah ein bisschen versandelt aus, woraufhin ich weiterfuhr.

Dann fiel mir mein Schwur ein.

Als nächstes schalt ich mich, dass ich wohl nicht so nach dem Äußeren urteilen könne.

Und dann fiel mir der Österreichplan ein, den der Mann unter dem Arm gehabt hatte.

--> Sandler haben keinen Österreichplan.

Nun war ich also schon ca 150m weitergefahren, als ich im Rückspiegel sah, dass auch die nachkommenden Autos - was dort eh eine seltenheit ist - nicht stehenblieben und tat dieses dann meinerseits.

Der Mann lief herbei, bedankte sich recht herzlich dafür, dass ich stehengeblieben war und fragte dann, ob ich wohl nach Angern fahre. Er müsse zum Zug.
Ich negierte, bot ihm aber an, ihn nach Gänserndorf mitzunehmen. Von dort führe schließlich derselbe Zug.
Er willigte ein und stieg ins Auto.
Ich fuhr los und er erklärte mir, dass er und sein Freund mit dem Auto nach Rabensburg (im Norden des Weinviertels) gefahren seien und von dort mit dem Boot die March hinunter.
Nun müsse er nach Rabensburg, das Auto holen.

Da sah ich den Wegweiser nach Angern, und da ich sowieso Zeit hatte, schlug ich vor: "Wissen's was, ich führ sie nach Angern. Das ist eh kein arger Umweg für mich."
Der Mann bedankte sich und erzählte mir noch allerlei Dinge.

In Angern dann angekommen, meinte er plötzlich: "Sagen S', würden S' mich auch bis Rabensburg führen? Ich würd ihnen den Sprit zahlen. Und noch ein bisserl mehr."
Ich fand's lustig, und da mir der Mann ohnehin sympathisch war und ich gerne mit ihm tratschte, willigte ich ein.
"Wieviel wollen S' denn dafür?", fragt er.
Ich zucke mit den Schultern. "Keine Ahnung... Wieviel wollen S' mir denn geben?"
Er überlegt kurz. "15 Euro?"
Finde ich gut. "Ok."
Um mir zu beweisen, dass er mich nicht um das Geld prellen will, bietet er mir an, es mir gleich zu geben, was ich abschlage, da ich während des Fahrens das Geld wohl schwer nehmen kann.

Naja, so sind wir halt gefahren und haben uns recht gut unterhalten.

In Rabensburg hab ich ihn beim Bahnhof abgesetzt. Er hat mir dann sogar 20 Euro gegeben: "Weil S' so nett waren."

Lukrative Sache, das. :)

Jaja, beim Autostoppen und gestoppt werden lernt man die nettesten und interessantesten Leute kennen!

Monday, July 02, 2007

Die Annehmlichkeit einer Siphon-Flasche

Des Samstags fand das heurige Sommersemester sein Ende und Studenten der klassischen Philologie pflegen sich an einem Tag wie diesem gemeinsam an einem Ort einzufinden, der sowohl Essen als auch Getränke bereitstellt (hier: Heuriger) und dort sich gemeinsam niederzubechern - weil sie dann ja die nächsten drei Monate keine Zeit für derartige Späße haben werden.

Nun denn, so war's. Man begab sich zum Heurigen -- einem Wiener Heurigen, muss man wohl dazusagen -- und bestellte dort einmal Getränke. (Das Essen war selber zu holen).
Die Bestellung lautete: 1 Liter Wein + 1 Liter Wasser.

Tja. Die Betreiber des Heurigen halten sich wohl für besonders kreativ, da sie das Wasser in "bis zu 60 Jahre alten Siphonflaschen" servieren, die nach dem Prinzip eines Brunnens funktionieren (sollten): Man pumpt an einem Minihebel und hofft, dass die Flasche daraufhin Wasser freigibt.
Leider hat diese sich die meiste Zeit geweigert.
Irgendwie hat man sich dann doch etwa 3/4 des Inhalts bemächtigen können - der Rest jedoch wollte nicht heraus.
Also musste eine neue Flasche her, die sich anfangs durchaus als kooperativ erwies. Anfangs. Auch sie wollte den letzten Viertelliter einbehalten. Versuche, die Flasche mit Gewalt (=aufschrauben) ihres Inhalts zu berauben scheiterten kläglich.
Man wandte sich an den ach-so-freundlichen-und-lustigen Kellner und schilderte ihm das Problem woraufhin er uns aufklärte, dass die Flaschen schon in dieser Art geliefert würden und diese nicht aufzukriegen seien und dass außerdem einkalkuliert sei, dass ein Rest drinbliebe, weshalb diese Flaschen in der Karte mit 0,75l Inhalts beschrieben seien. Aber, sprach er weiter, man hätte ja auch einfach 1l Wasser bestellen können (ach nein!) und dieses dann in einer Karaffe erhalten -- kostet, by the way, genausoviel. Na das hat uns dann alle sehr beruhigt, v.a. da ja ursprünglich 1l bestellt worden war....
Unseren Unmut hatten taten wir kund - oder eher die anderen, denn ich war daran nicht so beteiligt (kaufte ich mir doch lieber 2 Gläser Traubensaft und günstige €6,60) - woraufhin der Kellner meinte: Naja, man zahlt zwar genausoviel, aber dafür hat man die Annehmlichkeit einer Siphonflasche!
A benefit indeed!!

Tuesday, May 29, 2007

Von Geröllhalden, Streichholzbildern und Wanderliedern

Im Februar entstand eine Idee: Man könnte mal eine "g'scheite" Wanderung unternehmen. Immerhin will man als Student (v.a. klass. Phil.) nicht hinter irgendwelchen Büchern versumpfen. Die Tour: Eisenerz --> Radmer an der Stube --> Hesshütte --> Rottenmann

Die Idee blieb nicht nur Idee, denn es fanden sich genügend andere Verrückte: Eva, Felix, Gerfried, Michi, Sebastian und Stephan waren gewillt, sich mir anzuschließen.
Also fanden wir uns am Freitag abend bei Eva ein und bekamen dort zuerst einmal ein ordentliches Abendessen, gefolgt von einem ordentlichen Frühstück vorgesetzt.
Die geplante Zugabfahrt nach Eisenerz wurde wegen einiger Kommunikationsprobleme bezüglich der Aufstehzeit verschoben, aber wir landeten schließlich via Zug in Hieflau. Dort wollten wir in den Bus nach Eisenerz einsteigen...
Ja, ein Bus raste an uns vorbei, ungeachtet unserer flehentlich dreinblickenden Gesichter.
Ein Blick auf den Busplan sagte uns, dass wir schon 1 Stunde früher den Rufbus hätten bestellen müssen.
Aber dennoch verzweifelten wir vorerst nicht und konnten den freundlichen Bus-Menschen namens Reini dazu motivieren, uns abzuholen und nach Eisenerz zu bringen.

Nachdem wir dort den Penny-Markt geplündert hatten (3-Tage-Proviant) gings los Richtung Radmer. In der prallen Sonne einer Straße entlang hinauf... puh...
Aber der Weg wurde besser, ging in den Wald - und vorwiegend über Forststraßen gelangten wir nach 5-6 Stunden nach Radmer an der Stube. Und zwar recht durchnässt und angehagelt.

Die lieben Reitbauers nahmen uns freundlich auf, labten uns mit Bierlikör bzw. irgendeinem scharfen Schnaps und stopften unsere Wanderschuhe mit Papier aus.
Als handwerklich geschickt und sehr eloquent hat sich der Herr Reitbauer erwiesen - seeeehhhhr - und in voller Länge durfte ich mir alle Details seiner Streichholzbilder erklären lassen. Wieso eigentlich immer ich?!
Ich konnte mich schließlich losreißen und mit den anderen die Route für den nächsten Tag besprechen. Danach wollten wir eigentlich etwas essen gehen, aber es musste freilich zu schütten beginnen. Und so kuschelten wir uns alle in ein Doppelbett zusammen und lagen da mal so für eine Weile, bis der Regen nachließ.
Frau Reitbauer drückte uns ein paar Regenschirme auf und wir schlapften zum "einzig brauchbaren Dorfwirtshaus", wo wir die (vorzüglichen) Überschüsse des Hochzeitsmahls der dort feiernden Gesellschaft abbekamen. Die Gaumenfreude wurde untermalt durch fröhliche steirische humptata-Musik und die recht gesprächige Kellnerin sagte uns ein minder gutes Frühstück voraus -- bei ihr hätten wir freilich ein besseres bekommen....

Ja, Frühstück: Kuchen. Aus. Hm... naja.... nach kurzem Warten, waren wir dann alle überzeugt, dass nichts mehr nachkommen würde und deshalb fragte ich um Brot an. Gefreut hat man sich ob dieser Anfrage nicht so, aber dem Wunsch wurde dennoch Folge geleistet.

Nach dem Frühstück um 7 teilten wir uns in zwei Gruppen:
Eva, Michi und Sebastian entschieden sich für eine längere aber weniger anspruchsvolle Strecke - der Rest folgte dem Originalplan. Treffpunkt war die Hesshütte.
Ebengenannter Rest (Felix, Gerfried, Stephan und ich) folgten also dem markierten Weg -- soweit das in unserer Macht lag, denn bald kam das erste Problem: Wo zum Teufel ist der Weg hin?? Man folgt der Forststraße zu einem Dead-End, ärgert sich mal ordentlich und beschließt dann, den Hang einfach so hochzuklettern, in der Hoffnung, dann irgendwannmal wieder einen Weg zu finden. Gute Idee...
Nach viel Kletterei über wind-geworfene Baumstämme und Mini-Geröllhalden hatten wir auf einmal wieder einen Weg und bald darauf dann auch den richtigen.

Was Baumstämme und Geröllhalden betrifft kam an diesem Tag noch einiges auf uns zu -- mit dem Resultat von Kratzern und Schürfungen an Armen und Beinen und des Felix' zerrissener Hose.
Doch diese sollten nicht die einzigen Impedimente sein, die wir so vorfanden -- oh nein.
Plötzlich sahen wir uns umringt von Latschen, und der einzige Ausweg führte uns über hohe (im Vgl. zu den Geröllhalden) Felsen, bei denen man gut aufpassen musste, wo man sich anhielt oder hintrat. Aber auch das schafften wir ohne größere Probleme.
Und dann kamen die sumpfigen Almwiesen. quatsch-quatsch-quatsch, wohin man auch trat und das ganze überzogen von einem satten Gelb (=Sumpfdotterblumen). Das Gelb warnte uns, dass wir aufpassen mussten, wie wir unsere Schritte setzen. (Stephan hat seither - unverständlicherweise - eine leichte Gelbphobie...).

Weiter gings über Stock und Stein und wir wurden immer müder. Da kam plötzlich eine wunderschöne Landschaft ins Bild - ARCADIA! (sorry...): Eine nette kleine Hütte, mit der modernen Form einer römischen Latrine (=Plumpsklo über einem Bach). Die Hütte stand auf einer schönen saftig grünen Wiese mit vereinzelten groben grauen Felsblöcken - umrahmt von einer mächtigen Felswand. Und der schon erwähnte Bach plätscherte munter durch.
Da, wo die Felswand mal eine Pause machte und die Wiese gerade in die Höhe stieg, mussten wir hin. Puuuuuhhhhh! DAS war arg. Stufen von 40cm Höhe - nach jeder 2. Stufe ausrasten, durchatmen.... Aber dann waren wir oben. Inzwischen hatte ich etliche Gänseblümchen in den Haaren...
Über den Sattel blies ein heftiger Wind, der uns veranlasste - nachdem wir uns im Gipfelbuch verewigt hatten - auf des Felixens weises Geheiß hin den Schutz der Latschen aufzusuchen.
Gerfried indes blieb noch dort sitzen und übte sich in der Kunst der Poesie.... (Das Gedicht will ich übr. haben, bitte als Kommentar posten!!!)

Eine Stunde später waren wir in der Hesshütte. Voll hin und hungrig. Nur die andere Gruppe fehlte noch und ich wurde langsam unruhig, denn ich hätte mir erwartet, dass die 3 schon lange vor uns dort eintreffen würden.
Aber sie kamen dann doch noch und nachdem Gerfried den Waschraum verwüstet hatte und wir unser Zeug in das Lager mit den tollen Betten, die vor allem unseren Köpfen wunderbaren Komfort boten, geräumt hatten, ging es ans Essen.

(puh - das wird zu lang hier...)

Nächster Tag: Frühstücksbuffet um 7 Euro --> wir schaufelten alle was ging und machten uns dann an den Abstieg.
Die ersten klagten über Blessuren, schmerzende Knie und Blasen an den Füßen. Gerfried und Michi wurde es zu schlimm und sie ließen sich in Johnsbach abholen.
Die verringerte Truppe kämpfte sich weiter - auf netten Forstwegen - zur Mödlinger- und dann der Oberst-Klinke-Hütte (wer ist das eigentlich??). Dort war uns dann der Nieselregen zu viel und wir kehrten ein und machten heiße Schokolade (/Tee) und Kaiserschmarren zu einer Teilmenge unserer selbst.
Der Tag war schon lang irgendwie und die bei den Greimlers vorbestellte Käsesuppe auch schon fertig, also ließen wir uns ca. 1 Stunde später von Evas Vater aufklauben -- nachdem mich Stephan und Felix mit französischen Liedern unterhalten hatten :), weil mir einfach keine brauchbaren Lieder - außer dem Lumberjacksong - einfallen wollten.

Die letzten paar Kilometer auf hässlichen Asphaltstraßen haben wir uns also geschenkt und sind mit einem strahlenden, zufriedenen Grinsen bei den Greimlers eingefallen, wo wir wieder ordentlich verköstigt wurden und von wo wir am nächsten Tag satt, zufrieden und ein bisserl k.o. wieder in unsere jeweiligen Heimatorte (bzw. Wien) aufbrachen.

.... und dort weilen wir, bis zur nächsten Gewalttour....

Wednesday, December 27, 2006

Improvisiertes Englisch

Na jetzt hab ich mir ja wieder ewig Zeit gelassen - ich kann gar nicht alles auf einmal verarbeiten, das ich hier unterbringen sollte. Also fang ich einfach irgendwo an und werd das alles dann graduell aufarbeiten :).

Letztes interessantes Ereignis:
Ich war meiner Schwester den Eintritt zu einer Veranstaltung ihrer Wahl schuldig und sie entschied sich für eine Darbietung der Impro-Gruppe English Lovers im Theater Drachengasse mit dem Titel "Box, Props and a Christmas Carol" (ich bin nur froh, dass ich mich zuvor mit dem Inhalt des letzteren vertraut gemacht habe...).
Da ich noch nie zuvor einem improvisierten Theaterstück beigewohnt hatte, ging ich sehr gespannt und offen für die neuen Eindrücke dorthin. Es hat sich wirklich gelohnt, denn diese 5 Personen sind aufs Höchste talentiert!
Als Publikum wird man zum Mitwirken animiert - z.B. um irgendwelche Requisiten für die Darsteller auszuwählen, die dann Teil eines kurzen Stückes werden oder um die Darsteller mit Emotionen zu versorgen, die diese dann in ihre Rolle integrieren müssen.
Kernstück des Ganzen war natürlich "A Christmas Carol". Hier wurden wir gebeten, einige Lieblingsfilme zu nennen - "Fluch der Karibik" fand dann allgemeinen Anklang und so wurden wir Zeugen einer Fusion von "A.C.C." und "F.d.K.".... sehr originell!

Ja, ich glaube das, was auf der Homepage (www.drachengasse.at) steht stimmt:
Warning: The Late Night Theatre Jam is highly addictive