Die drei Klosterschwestern haben mir gestern noch ordentlich aufgetischt. Als ich ins Refektorium kam, standen da bereits eine Flasche Rotwein, eine große Schüssel Salat, reichlich Brot - sowohl in Scheiben, als auch als Croutons für die Suppe, die mir sogleich in einem Topf aufgetischt wurde: eine richtige Minestra (eher dickere Suppe) aus Gemüse und Bohnen. Ich habe mich auf 2,5 Teller "beschränkt". Danach gab es drei Stück gebratenes Huhn mit zwei ganzen gekochten Zucchini und einem großen, gekochten Erdapfel. Obwohl ich normalerweise auf Fleisch verzichte, mache ich hier eine Ausnahme (immerhin wurde das extra für mich zubereitet und mein Hunger war außerdem sehr groß). Die Schwester, die mich bedient, freut sich, dass es mir schmeckt. Als ich nach dem Hauptgang beginne, mir den Salat mit Öl und Essig anzumachen lobt sie mich: "Sì, bene! Mangi l'insalata - ti fa bene!" (= "Sehr gut! Iss den Salat - der ist gut für dich!") [Exkurs: Die Italiener essen den Salat nach dem Hauptgang, damit er den Magen aufräumt. Ich kann dem durchaus etwas abgewinnen.] Danach bringt sie mir noch einen großen Zwickel Käse und heißt mich zweimal, unbedingt ein Stück davon zu essen. Dem komme ich freilich gerne nach und schenke mir noch etwas Rotwein in den Papierbecher (etwas stillos, doch der Wein schmeckt) - ich bin glückselig. Meine letzte warme Mahlzeit war über 48h zurückgelegen und mir war nicht bewusst, wie sehr ich eine nötig hatte.
Ich schlief wunderbar - wieder bei offenem Fenster und sogar bis 6:30 diesmal, denn ich hatte keinen so weiten Weg vor mir wie am Vortag.
Nach dem Frühstück (vorwiegend Weizendinge und ausschließlich süße Aufstriche - für mich immer eine Überwindung - plus ein wenig Obst) verabschiede ich mich von den Schwestern und ziehe kurz vor 8:00 los.
Etappe 3 (offiziell Etappe 13): Prato di Strada über Pratovecchio bis Valagnesi
Der Morgen ist wahrlich die schönste Tageszeit zum Wandern: angenehm kühl, schöne Lichtstimmung, noch nicht zu viel Verkehr. Ich genieße beim Wandern die Morgenstunden und grinse oft vor mich hin. In Castel san Niccolò, dem Nachbarort von Prato di Strada, kaufe ich noch etwas Proviant. Ich frage die Besitzerin des Geschäfts nach einem Stück Hartkäse, den ich gut transportieren kann und deute auf meinen Rucksack. Sie nickt wissend, nimmt einen Käse aus der Vitrine und bedeutet mir, indem sie ihren Zeigefinger an die Wange führt, dass der sehr gut sei. Dann will sie mir das Viertelkilo, so wie es ist, einpacken. Ich interveniere: "No, no, è troppo! Mi basta una fetta!" (= "Das ist zu viel! Mir reicht eine Scheibe!") Sie lacht und schneidet mir eine dicke Scheibe ab. Dann wünscht sie mir noch eine gute Wanderung.
Da ich keine lange Etappe vor mir habe, lasse ich mir Zeit. Normalerweise versuche ich, die ersten 10 km in einem Zug durch zu marschieren und dann erst die erste Pause zu machen, doch der heutige Tag ist voller schöner Panoramen und ich finde vorher schon Orte, die zur Rast einladen.
Lesepause auf einer Friedhofsbank |
Auf dem Hügel in der Mitte ist bereits Castello di Romena zu erkennen |
Pieve di Romena - eine sehr atmosphärische Kirche. Drinnen wird über Lautsprecher angenehme Musik abgespielt. |
Keinen schöneren Ort hätte ich fürs zweite (pikante) Frühstück finden können. (Pieve di Romena von außen). |
Knuspriges Gebäck mit Olivenöl und die genannte Käsescheibe |
Danach geht es weiter zum Castello di Romena, gleich ums Eck, etwas steiler den Berg hinauf. Zwei Männer mit Auto sehen mich und warten mit dem Einsteigen, bis ich auf ihrer Höhe bin: Ob sie mich ein Stück mitnehmen sollen? Ich lehne dankend ab - bin ja zum Wandern hier.
Castello di Romena |
Das Schloss könnte man um €4 besichtigen, aber dazu bin ich nicht motiviert und so steige ich ab nach Pratovecchio, wo ich den Arno wieder treffe. |
Fluss Arno |
Ortsmitte Pratovecchio Hier gibt es rundum Bars und Geschäfte |
Mittagsbier |
links: der Weg im Hintergrund: die Vorschau auf morgen |
zum Trocknen aufgehängt |
Etappenzusammenfassung (laut Uhr):
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