Auf Grundlage des gestrigen Abendessens kann ich das Lokal "Il Camino" in Marradi absolut weiterempfehlen. In der kleinen Ferienwohnung darüber war ich einquartiert und da ich gehört hatte, dass das Essen ausgezeichnet sei, habe ich mich gar nicht erst bemüht, Alternativen zu suchen. Die beiden Wirtsleute sind äußerst lieb (sie kocht, er macht die Bewirtung) und haben sich bemüht, mir Englisch und Deutsch als Sprachen anzubieten, doch wir haben uns dann doch auf Italienisch geeinigt.
Gegessen habe ich auf Empfehlung des Hausherrn ein Trio an Crostini (drei Schnitten Brot mit a) Leberaufstrich [typisch in der Toscana], b) grünem Spargel, c) Pilzen), danach auf eigenen Wunsch die Gnocchi al Pomodoro, die sich als ausgezeichnete Wahl entpuppten (hausgemacht!), dann einen gemischten Salat und schließlich noch die Panna al Forno (wieder auf Empfehlung) als Dessert. Die Grappa hinterher hat mir der Wirt spendiert. Alles ausgezeichnet.
Ein Vorteil daran in einer Ferienwohnung untergebracht zu sein ist, dass man sehr autonom ist. Frühstück war inkludiert und schon vorbereitet und ich musste mich nur mehr bedienen (und mir einen Kaffee machen). So musste ich auf nichts warten und konnte kurz nach 07:00 schon weiterwandern.
Etappe 15 (offiziell 6): von Marradi nach San Benedetto in Alpe
Auf diese Etappe hatte ich mich schon gefreut: es geht wieder mehr in den Wald und man kommt an schönen Orten vorbei - und sie wird meinen Erwartungen entsprechen und alles bieten, was ich möchte: eine gute Streckenlänge, Schatten, schöne Landschaft, herausfordernde, aber spannende Wege, feine Orte zum Verweilen. Zuerst geht es aus Marradi und dem Tal wieder hoch auf den Berg. Anfangs in der Sonne, aber danach kommt mehr Wald und später dann mehr Wind. Es ist ein anspruchsvoller und abwechslungsreicher Weg, meist sehr schmal, oft mit losen Steinen oder großen Felsstücken auf dem Weg, dann wieder einmal ausgewaschen oder etwas matschig.
Zunächst geht es großteils über Weideland. Immer wieder muss ich ein Gatter öffnen und wieder schließen, auf dem vor Weidevieh gewarnt wird (einmal sogar vor einem freilaufenden Stier, mit einem abschreckenden Bild) - zum Glück begegne ich nur einmal tatsächlich Kühen und die sind weit genug weg.
Jedenfalls geht es zuerst durch den Wald hoch.
Heute großteils im Schatten der Bäume |
Später erreicht man die Hügelkuppe und dort pfeift der Wind so richtig drüber, dass ich Angst um meinen Hut bekomme. Kalt wird es dadurch außerdem und das Gezerre und Festhalten des Hutes erschweren das Gehen.
Dem Wind ausgesetzt |
Teilweise ist der Pfad recht karg |
Eine nette Abwechslung zwischendurch bietet nach ca. 7 km die Eremitage Gamogna. Man sieht sie schon recht früh mitten in der Landschaft stehen.
Blick auf Gamogna |
Auf dem Wegweise ist sogar die nächste Trinkwasserstelle angeführt |
Das Kloster ist noch in Betrieb und wird bewohnt. Eine Schwester sehe ich im Gemüsegarten werken. Die Kirche kann man sich ansehen. Trinkwasser und Picknickplätze sind vorhanden. Ich setze mich, um einen Apfel zu essen und mir diverse Wetterseiten im Internet anzusehen, denn der Himmel hat sich auf einer Seite sehr verdunkelt und ich möchte sichergehen, dass ich nicht mitten in ein Gewitter wandere. Die Webseiten geben Entwarnung und ich gehe weiter.
Das Kloster Gamogna wird noch bewohnt |
Das Kloster liegt einerseits exponiert, aber andererseits vom (heutigen) Wind nicht betroffen. Den finde ich wieder, als ich weiter hochsteige zur nächsten Kuppe.
Weitblick |
Im ärgsten Wind geht es über die Wiese mit (oder ohne) freilaufendem Stier und ich freue mich, als ich ca. 100 m vor mir einen weiteren Wanderer sehe. Den habe ich schnell eingeholt und obwohl ich mich bemühe, mich nicht zu sehr anzuschleichen, hört er mich nicht kommen und erschrickt. Dann freut er sich: "Seit vier Tagen wandere ich und du bist die erste, die ich treffe! Wie schön!" Wir plaudern ein bisschen - er macht auch den Danteweg, hat aber, wie es sich gehört, in Ravenna begonnen. Ich verstehe nicht alles, was er sagt, aber es ist trotzdem nett ein wenig zu plaudern. Nach ein paar hundert Metern, verabschiedet er sich und wünscht mir noch eine gute Wanderung. Ich sehe das als Zeichen mein Tempo wieder aufnehmen zu können und habe bald wieder meinen Vorsprung.
Cascata dell'Acquacheta |
Mit Roberto am Wasserfall |
Der zweite Wasserfall |
Entlang des Acquacheta geht es für mich weiter Richtung San Benedetto, doch der Weg und der Fluss sind so schön, dass ich herumtrödle und zweimal eine Pause mache, um die Füße ins Wasser zu stecken. Eigentlich hätte ich Lust, ganz hinein zu gehen, aber das traue ich mich dann doch nicht.
Pause am Wasser |
Und schließlich komme ich in San Benedetto an. Da hat leider alles nachmittags geschlossen, also schleiche ich eine Runde und schreibe dann diesen Eintrag.
Später, beim Abendessen, werde ich Roberto nochmal treffen (und peinlicherweise nicht erkennen, weil er sich natürlich auch geduscht und umgezogen hat) und wir werden uns über die morgige Etappe und generell das Wandern austauschen. Diesmal verstehe ich alles, was er sagt. Wir sind ja auch beide ausgeruht.
24,6 km Distanz
1.100 Hm Gesamtaufstieg
Gehzeit um die 6:00 (exkl. Pausen)
Während des Gehens Schulterschmerzen und Beanspruchung des rechten Knöchels, aber sonst alles gut. Wie schon erwähnt, bemerke ich, wenn ich schon lange gehe, dass meine Konzentration nachlässt und ich dann unvorsichtiger steige, mir den Zehen anstoße usw. (Habe seit der 1. Woche einen blauen Fleck unter einem Zehennagel. Tut aber nicht weh.) Im Großen und Ganzen bin ich sehr zufrieden, wie mein Körper die Wanderung wegsteckt und von Tag zu Tag fitter wird.
No comments:
Post a Comment