Tuesday, May 17, 2022

Il Cammino di Dante (Teil 12) - Langer Einmarsch ins Zwischenziel: Ravenna

 Forlì ist ein nettes, lebendiges Städtchen mit einer verwinkelten, schönen Altstadt und viel Leben.



Ich stehe heute um 5:30 auf und bin um 6:30 unterwegs. Es wird ein langer Tag.

Etappe 9 (offiziell 19 + 20): Forlì über Pontevico nach Ravenna

Ich lege die beiden Etappen zusammen, denn zwischen Forlì und Ravenna ist kein interessanter Ort zum Nächtigen. Vermutlich insgesamt eine gute Entscheidung.

Zum heutigen Weg gibt es wenig zu sagen: ich trinke im Guesthouse noch einen Kaffee und nehme auf dem Weg ein Croissant mit. Bis ich meinen Weg wiederfinde, dauert es eine Stunde und 5 km (immerhin in die richtige Richtung). Danach folge 30 km monotoner Weg auf einem Hochwasserschutzdamm: immer bei voller Sonneneinstrahlung. Das einzige, das sich ändert, sind die Bäume auf den Feldern rundum und der Straßenbelag (variiert zwischen Schotter und Asphalt).

Beispielbild der Wegflanken heute


Ich gehe und gehe und gehe. Zweimal bleibe ich kurz stehen, um etwas zu trinken und einen Apfel aus dem Rucksack zu holen.

Nach ca. 20 km kommt ein Dorf mit etwas Infrastruktur. Das sehe ich auf meiner App. Es ist ein kleiner Umweg, doch ich möchte unbedingt sitzen, und zwar im Schatten.

Ich finde einen Schanigarten und bleibe dort eine Weile und fülle meine Flüssigkeitsreserven auf. Eigentlich würde ich gerne meinen Proviant essen, doch das geht in einem Café freilich nicht. Leider verkaufen sie nichts, das mich anspricht. Also gehe ich dann weiter. Ich halte Ausschau nach einem möglichen Rastort: nichts.

Irgendwann, wieder etliche km weiter, kommt auf dem Damm eine kleine Ausweichstelle im Schatten. Dort setze ich mich auf den Boden und esse endlich.

Noch ca. 7 km. Ich mag nicht mehr. Mein linkes Schienbein hat begonnen zu schmerzen. Etwas langsamer gehe ich weiter. Es zieht sich. Es bleibt heiß. Es wird zusätzlich staubig.

Vom Weg aus rufe ich Oliviero, einen der Koordinatoren und meine Kontaktperson vom Danteweg an, denn der hat gemeint ich solle mich melden, wenn ich ankomme.

Komplett erschöpft erreiche ich die Stadt und Oliviero kommt mir mit dem Rad entgegen. Er würde mir gerne die Stadt ein wenig zeigen und ich will ihm nicht absagen, wenn er sich schon extra Zeit nimmt. Also bringe ich den Rucksack ins Quartier und wir ziehen für eine Stunde los.

Der Rundgang ist sehr interessant: er zeigt mir ein paar Sehenswürdigkeiten, erzählt mir Dantefakten und fragt mich, was meine bisherigen Erfahrungen vom Weg sind, ob mir Negatives aufgefallen ist, um das er sich kümmern solle oder auch Positives. Wir tauschen uns intensiv aus. Ich erzähle von dem teuren Hotel (es gibt eigentlich ein Abkommen, dass die Hotels, die sich auf die Dantewegliste setzen lassen und dadurch Werbung bekommen, günstigere Preise anbieten sollen) und dass mir am Telefon bei der Buchung gesagt wurde, dass die Einzelzimmer aus seien und ich daher ein Zweierzimmer zum entsprechenden Preis nehmen müsse, obwohl ich der einzige Gast war. Er bedankt sich und sagt, dass er nachhaken wird und dass manche Hotels Probleme machen. Die werden dann halt von der Liste genommen und aus.

Sehr nett das alles. Danach wackle ich zu meinem AirBnB zurück, dusche und lege mich für eine Weile schlafen. Mehr über Ravenna morgen.

Etappenzusammenfassung:
37,7 m Distanz
Keine Höhenmeter
7,5 h Gehzeit (inkl. 2 Pausen)

Körperzustandszusammenfassung:
Müde, geschlaucht. Schmerzen im linken Schienbein.

Lektürefortschritt:
Fegefeuer 25. Canto



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