In dem kleinen Apartment im obersten Geschoß meiner Quartiergeber habe ich wunderbar geschlafen (sie hätten mich am Abend noch eingeladen, mit ihnen mit zu essen, aber da sie Gäste hatten und ich müde war [und außerdem satt]) hatte ich abgelehnt.
07:00 und ich bin auf der Straße für das letzte Stück des Wegs.
Etappe 18 (offiziell die zweite Hälfte von 9 + Etappe 10): von Rufina / Montebonello über Pontassieve und den Poggio di Incontro nach Firenze
Erster Blick auf Pontassieve |
Von Montebonello nach Pontassieve ist es ein Spaziergang: man folgt einer alten Asphaltstraße (leider etwas Frühverkehr) und dem Fluss Sieve im Tal ca. 8 km ohne große Höhenunterschiede bis nach Pontassieve. Pontassieve ist ein größerer Ort, der über alle Annehmlichkeiten und Institutionen verfügt, an denen man Bedarf haben könnte. Ich habe Bedarf an einem Frühstück und kehre in eine einfache Bar ein, wo ich mit einem typisch italienischen Frühstück (und einer Online-Uniprüfung) so richtig in den Tag und die Wanderung starte.
Die namensgebende Brücke über den Sieve in Pontassieve? |
Auch aus Pontassieve hinaus folgt man dem Fluss - ein sehr netter Weg - bis dieser in den Arno fließt. Dem folgt man nicht nsch Florenz, sondern man quert ihn und geht in Folge über den Berg.
Die Bergetappe ist nicht übermäßig anstrengend, aber auch kein Spaziergang. Man bewegt sich zumeist im Wald. Der höchste Punkt heute wird der Poggio dell' Incontro (ca. 550m) wo sich auch ein Kloster befindet. Da oben möchte ich eigentlich Mittagspause machen, doch zur Abwechslung finde ich bereits davor einen netten Jausenort und die sind hier ja so selten, dass man sie dann nützen muss, wenn sie sich anbieten.
Es gibt nochmal Dosenfisch und beste Reste (Brot, Oliven, Datteln) und dann geht es weiter über den Poggio.
Oben, bei der Gartenmauer des Klosters (das ich mir nicht ansehe, weil ich dafür weiter gehen hätte müssen) gibt es nochmal einen schönen Ausblick und ich bekomme meinen Startpunkt und mein Ziel wieder zu Gesicht:
Da ganz hinten links der beige Fleck ist Florenz |
Ca. 10 km liegen noch vor mir und jetzt geht es nur noch bergab - großteils auf Asphalt. Sehr zu meinem Ärger beginnt auf der Zielstrecke auf einmal mein rechter Oberschenkelmuskel (oder eher die Ansatzsehne) zu schmerzen und das Bergabgehen zu erschweren. Die Strecke wäre sonst eigentlich einfach und angenehm (von der Hitze abgesehen). Ich schalte einen Gang zurück und höre einen Politikpodcast zur Ablenkung.
Der Asphalt glüht und die Tatsache, dass ich nicht mehr in den Bergen unterwegs bin, sondern schon in der Ebene, trägt ihres dazu bei. In einer Trattoria nehme ich zwei Getränke zu mir, dann geht es weiter. Bald erreiche ich die Straße, die ich schon kenne (eng und ohne Gehweg). Diesmal schreckt sie mich nicht mehr - jetzt habe ich ja schon drei Wochen Erfahrung in Gehsteigarmut. Dann erreiche ich wieder den Arno, fülle an einem Trinkwasserbrunnen meine Flaschen auf und lasse mich für eine Weile im Schatten nieder: Zeit habe ich genug.
Irgendwann gehe ich ein paar Kilometer weiter und finde wieder ein paar Tische im Schatten von Bäumen neben einem Kiosk, für die nächsten beiden Getränke. Die Großstadt habe ich jetzt definitiv erreicht und es ist hier durch den Verkehr gleich noch viel heißer. Und viel lauter.
Ich bitte den Wirten um einen Stempel für meinen Dantepass, der mittlerweile sehr gut gefüllt ist. Dann mache ich ein Foto davon und schicke es an Oliviero, der mir versprochen hat, mir im Gegenzug die Dantesca - die Urkunde, dass ich den Weg gegangen bin - zuzuschicken.
Als es Zeit wird, zum Zug zu gehen, raffe ich mich auf und begebe mich in die Innenstadt. Dort kämpfe ich gegen den Kulturschock an: hunderte schwitzender Touristen stehen herum, schleichen herum, sitzen am Straßenrand, bekommen nicht mit, was um sie passiert und stehen im Weg.
Ich navigiere mich dennoch relativ rasch zur Casa di Dante und dann am Dom vorbei Richtung Bahnhof. Eigentlich will ich nur weg. Keine Energie für Sight-seeing.
Die Fassade des Domes beeindruckt mich immer wieder |
Geschafft! Die drei Wochen sind eigentlich sehr schnell vergangen, aber ich habe viele nette kleine Orte gesehen, viel Natur und viele Tiere. Ich habe einiges gelernt und erfahren und mich freut besonders, dass sich so viele nette und interessante Gespräche ergeben haben.
29,5 km Distanz (bis zur Casa di Dante)
620 Hm Gesamtaufstieg
09:00 Gehzeit (inkl. vier längerer Pausen)
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