Gestern habe ich den Tag nach einer Tasse exzellenten, selbst-gemachten Kräutertees von Mamma Sara (meiner herzlichen Quartiergeberin) und einem netten Plausch mit selbiger ausklingen lassen. Sie hat mich informiert, dass die meisten Wanderer einen der christlichen Pilgerwege gehen - entweder nach Assisi oder nach Rom. "Il Cammino di Dante fanno solo gli italiani", sagt sie ("Den Danteweg gehen nur Italiener.") Danach habe ich den Abend früh beendet und mich bei offenem Fenster - damit die gewaschene Kleidung über Nacht trocknen kann - ins Bett gekuschelt.
In der Früh lassen mich die Vögel langsam aufwachen und als der Morgen zu grauen beginnt, stehe ich schließlich auf, packe den Rucksack nochmal um und marschiere um 6:30 leise los. Nicht leise genug, denn ich höre plötzlich, wie der Fensterladen neben mir geöffnet wird: Mamma Saras Mann lacht mich an und wünscht mir "buon cammino e buona giornata!" (= Einen guten Weg und einen schönen Tag).
Los geht meine zweite Etappe (offiziell das Ende von Etappe 11 + die gesamte Etappe 12), von der ich zu diesem Zeitpunkt noch glaube, dass sie ca. 30 km lang ist: von Rignano sull'Arno über Pieve Pitiana und Vallombrosa nach Prato di Strada.
Bei dichtem Nebel steige ich ins Dorf hinab, um dort mein erstes Frühstück einzunehmen.
Dann über den Arno, den ich wegen des Nebel eher erahnen als sehen kann, und beginne mit dem Anstieg. Der wird gut die erste Hälfte des Tages in Anspruch nehmen.
Leider habe ich gleich zu Beginn ein paar Schwierigkeiten: die Markierung scheint an einer Stelle zu fehlen (eine Anwohnerin, die ich anspreche, hilft mir dankeswerterweise weiter), im gleich anschließenden Waldstück haben sie Holz gemacht und das steht zu Blöcken geschichtet mitten am Weg.
Über den Block im letzten Bild, der halb auseinander gerollt ist, muss ich sogar drüber klettern (und hoffen, dass er nicht weiter in den Abgrund rollt). Die kleinen Äste und Zweige, die überall auf dem Waldboden herumliegen, bilden Stolperfallen und ich bin froh, dass ich diesen Streckenteil im ausgeruhten und konzentrierten Zustand begehen kann. Irgendwann liegt dieses Teilstück hinter mir, doch gleich darauf ist der Weg kniehoch von taufeuchter Vegetation bewachsen, sodass es bald durch Hosenbeine, Schuhe und Socken nass durchgeht. Später wird das durch die Wärme hier wieder trocknen.
Durch Olivenhaine geht es weiter.
Ich gönne mir eine Pause, ein zweites Croissant und einen Apfel, bekomme dann Gesellschaft von zwei Hühnern:
Gestärkt geht es ab in den Wald und weiter bergauf, teilweise relativ steil. Dadurch, dass der Wald Schatten spendet, gut riecht und schön klingt, kann ich mich gar nicht auf die Mühsal des Anstiegs konzentrieren und genieße ihn stattdessen. Nach ca. 6 km erreiche ich Vallombrosa: eine wunderschön im Wald gelegene Abtei mit Kräutergarten, einer experimentellen Baumschule und einem Museum. Das kann man alles (teilweise nur bei Voranmeldung) besichtigen, doch ich habe Hunger und Durst und möchte rasten.
Abtei Vallombrosa |
Panorama |
1 comment:
Spannend meine Liebe! Schlaf gut - aber nach über 10h Gehen gibt es wohl kaum einen besseren Schlaf. Lg aus uod 😘
Post a Comment