Da der Schmerz in meinem Schienbein ziemlich stark war und v.a. morgens nach wie vor sehr präsent ist, habe ich den für heute geplanten Pausetag auf gestern (Mittwoch) vorverlegt und mir, anstatt die offizielle 21. Etappe (eine 25 km lange Runde zum Strand "Lido di Dante") zu gehen, lieber ein paar Museen in Ravenna angesehen.
Ravenna gefällt mir. Es ist eine entspannt wirkende Stadt mit viel Geschichte, Kultur und Charme. In der Innenstadt ist man hauptsächlich mit Fahrrädern unterwegs, eine kühle Brise macht die Luft angenehm, alle hundert Meter steht ein interessantes Gebäude. Berühmt ist Ravenna vor allem für seine Mosaiken - alte (römisch, byzantinisch) wie neue (kleine Mosaiken zieren die Straßen, Ateliers kann man besuchen, Souvenirshops bieten Mosaikbaukästen als Mitbringsel an).
Ein kleines Mosaikenmosaik |
Natürlich ist Dante Alighieri hier sehr wichtig. Hier ist ihm eine ganze "Zone" gewidmet, in der auch sein Grab liegt (das ist auch eine längere Geschichte, denn die Knochen wurden mehrmals verlegt). Hier wird jeden Abend ein Canto aus der Göttlichen Komödie öffentlich verlesen, bevor eine Glocke 13x schlägt (weil Dante zwischen dem 13. und 14. September 1321 verstorben ist).
Das Franziskanerkloster, das jetzt das Dantemuseum beherbergt |
Ich gehe ins Museo di Dante, wo ich eine gute Zusammenfassung über sein Leben, seine Werke und seine Nachwirkung erhalte, multimedial gut aufbereitet und gerade so viel, dass es nicht überfordert.
Weiters kaufe ich mir ein Kombiticket für das Battisterio Neoniano, das erzbischöfliche Museum, zwei Kirchen (S. Apollonare und San Vitale), das Mausoleum der Galla Placidia - alle voller schöner Mosaike. Für mich stechen besonders das Mausoleum und die Basilika San Vitale heraus, die architektonisch-künstlerisch einfach sehr beeindruckend sind.
Basilika San Vitale |
Damit ist mein Tag gut gefüllt.
- - -
Heute, Donnerstag, will ich eigentlich die Strandetappe gehen, aber gleichzeitig möchte ich mein Bein nicht gleich nochmal so sehr überstrapazieren, dass ich die wirklich schönen Etappen zurück nach Florenz fallen lassen muss. Aus diesem Grund lasse ich die Vernunft entscheiden und disponiere um: ich streiche die oben erwähnte Etappe 21 und außerdem die offiziellen Etappen 1+2, die mich morgen über bei 34°C über 40 km auf dem gleichem langweiligen, schattenlosen, anstrengenden Weg wie vorgestern zu meiner nächsten Unterkunft geführt hätten. Morgen wird mich stattdessen der Zug nach Faenza bringen und übermorgen werde ich wieder planmäßig wandern.
Nachdem das entschieden ist, kaufe ich ein Busticket, um den Lido di Dante zumindest so zu besuchen. Allerdings kommt mir der außerhalb liegende ehemalige antike Hafen und nunmehr Stadtteil Classe (classis, lat.: Flotte) unvorhergesehenerweise dazwischen. Ich höre jemanden im Bus etwas von "classe" murmeln und den Halteknopf drücken und steige mit aus.
Museo Classis Ravenna |
Auch hier wird mir ein Kombiticket angeboten, mit der Basilica di Sant'Apollinare in Classe. Ich zögere, schließlich habe ich eine kurze Hose an und fürchte, nicht eingelassem zu werden. Die Frau an der Kasse sagt, das hänge von den Kontrolleuren ab. Nach kurzem, lautem Überlegen greift sie zum Telefon, um nachzufragen, wer heute Dienst hat. Als sie wieder auflegt, sagt sie: "Kein Problem. Die, die heute Dienst haben, lassen Leute auch in Badekleidung rein." Also nehme ich das Kombiticket.
Basilica di Sant'Apollinare in Classe |
Ich möchte eigentlich gar nicht mehr zum Strand, zumal ich keine Badekleidung dabei habe und der nächste Bus erst in zwei Stunden geht. Also fahre ich in die Stadt zurück und sehe mir das Theoderichmausoleum (von außen) und die Verteidigungsanlage Rocca di Brancaleone an. Zweitere beherbergt jetzt einen öffentlichen Park und im abgetrennten, stärker befestigten Teil, ein Freiluftkino.
Mausoleum des Theoderich |
Rocca di Brancaleone |
Park innerhalb von Rocca di Brancaleone (Links: Zugang zum Freiluftkinoareal) |
Dann beschließe ich den Tag noch mit einem Besuch in der Domus dei Tappeti di Pietra - einem römischen Haus unter einer Kirche, das besonders gut erhaltene Mosaikböden hat.
Abgerundet wird der Tag durch ein Eis und den Besuch bei der allabendlichen Cantoverlesung an Dantes Grab (die darauffolgenden Glockenschläge haben einen gar beunruhigenden Klang).
Ich bin gespannt, was Faenza mir morgen bietet, und kann es gar nicht erwarten, danach endlich wieder zu wandern!
No comments:
Post a Comment