Auf Herm gibt es 3 Etablissements in denen man gutes und frisch gekochtes Essen bekommt: Mermaid Tavern, Ship Inn und das Hotel Restaurant - kurz auch TDH genannt (siehe Titel). In letzterem wird den hochgeschätzten (und meist auch -betagten) Hotelgästen allabendlich ein viergängiges Dinner vorgesetzt, auf welches man allerdings auch als Normalsterblicher für 25 Pfund ein Recht hat.
Da ich letztes Jahr schon die Abendspecials von Ship (Captain's Table: Starters - Roast - Dessertbuffet) und Mermaid (Blackrock Grill: Man kriegt einen heißen Stein und grillt sich sein Fleisch selber nach Geschmack) ausprobiert habe, war auf meiner Liste nur mehr das Hotelrestaurant abzuhaken und nach monatelangen Versuchen, einen Tisch zu bekommen (bei einem einzigen freien Tag in der Woche und einem relativ guten Zustrom an Gästen ist das nicht so leicht) hat Ben es schlussendlich geschafft, uns an Inas letztem freien Tag auf der Insel einzubuchen.
Ina, Iris und ich - ein österreichisches Trio - haben uns also neu eingekleidet (wörtlich) und -geschuht und sind zuerst einmal zur Monks Bar, die sonst den Hotelgästen vorbehalten ist, spaziert, wo wir uns einen Aperitiv geholt haben, mit dem wir auf die bequemen Ledersofas am offenen Kamin der Lounge niedergesunken sind. Man hat uns danach das Abendmenü gebracht, aus dem wir gewählt haben.
Etwas später wurden wir an unseren Tisch geführt, wo uns Weinkellner Adrian die vorbestellten Achterl gebracht hat (Sancerre Rosé, 5,50 das Glas - aber wenn man schon einmal essen geht...). Seltsame Situation, irgendwie, von Freunden bedient zu werden. Aber noch eigenartiger war von Kollegen die Stoffserviette auf den Schoß gelegt zu bekommen. Als wäre man unfähig, das selber zu machen. Da schämt man sich ja fast dafür.
Und dann ging es los: Zuerst mal die obligaten kleinen, noch warmen Weckerl mit kalter Butter. (Mal was anderes, wenn man die frisch bekommt und nicht am Ende des Abends die schon hartwerdenden Brötchen mit angeschmolzener, gelber Butter...). Ein halbes Weckerl wollte nicht stillhalten, als Ina es mit Butter bestrich und sprang wagemutig vom Tisch, woraufhin ein alleine sitzender Mann am Nebentisch sich sichtlich bemühen musste, nicht in lautes Gelächter auszubrechen. Er hat sich damit begnügt, seinen Mund zu einem dünnen Grinsen zusammenzukneifen und vor Anstrengung rot anzulaufen. :D
Ina und ich haben uns beide für gegrillte Scallops (Jakobsmuscheln) in Erbsenpüree mit Rosinen und knusprigem Speck als Starter entschieden, obwohl man dafür einen Aufpreis zahlen muss. Keine schlechte Wahl, denn obwohl die Kombi von Muscheln, Erbsen und Rosinen komisch klingt, passt das Ganze wunderbar zusammen.
Als Seconds standen uns Selleriesuppe und Apfelsorbet zur Auswahl - beides nicht schlecht.
Danach kamen die Mains - in meinem Fall ein gegrilltes Thunfischfilet auf Fisolen, Cherrytomaten und Erdäpfeln, serviert mit Broccoli, Karfiol und Carrots and Sweets (Süßkartoffeln). Sooooo gut! Der Thunfisch war medium-well gebraten und daher noch ganz leicht roh in der Mitte und das Gemüse war nicht im typisch englischen Stil zerkocht sondern al dente - so richtig knackig. (Ina und Iris hatten Lammbraten mit Couscous - auch sehr lecker.)
Interessanterweise fühlten wir uns nach diesen drei Gängen immer noch nicht ganz voll, aber wir waren ja noch nicht fertig. Als ich das Dessertmenü sah, machte mein kleines Herz einen Luftsprung, denn es gab tatsächlich Pecan Nut Tart: Diese, letztes Jahr oftmals gestohlene, kleine Tart, die eigentlich nur aus einem dünnen Mürbteig und einer dicken Schicht Pekannuss-Treacle-Masse besteht ist mein absoluter all-time favourite und war somit die perfekte Abrundung dieses Abendessens in stimmungsvoller Atmosphäre. (Die Entscheidung war dennoch nicht leicht, denn das Apple-Blueberry Crumble mit Zimteiscreme hat auch interessant geklungen.)
Nach den Desserts waren wir dann doch ziemlich voll und haben uns zurück zum Ausgangspunkt dieses Abends - in die Hotellounge - geschleppt (Nein, wir sind natürlich aufrecht hinspaziert.) und haben uns dort noch ein Häferl Kaffee geholt und uns am Kaminfeuer erfreut, bis die Rezeptionistin Amy (im Juli selber noch Hotelgast, nun aus romantischen Gründen member of staff) uns gebeten hat, dann langsam mal zu zahlen.
Fazit: Obwohl ich für dieses Abendessen mit allen Getränken 31 Pfund abgelegt habe (75, wenn man Kleid und Schuhe einrechnet), war es jeden Penny wert mal auf die andere Seite zu wechseln und sich bedienen zu lassen. Und das Essen ist in der Qualität dem täglichen Staff Tea (=Dinner) allemal zu vorzuziehen, wenn auch nicht täglich.
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