Erlebnismäßig stagniert es bei mir gerade ein bisschen und mit weiteren Berichten von Wanderungen und Radtouren will ich euch eigentlich nicht langweilen, so aufregend sie für mich auch sein mögen (vor allem wenn die Kette zweimal rausgehüpft ist, weil sie mit den Wurzeln am Waldweg nicht umgehen konnte und...ok.aus.) . Ausflüge anderer Art sind allerdings momentan nicht drin, denn jetzt ist exam time und ich verbringe die Tage zu 90% in meinem Zimmer / hot house und zwinge mein Hirn zu Ergüssen zu diversen Themen. Noch 10 Tage für 3000 Worte über den Akzent in Newcastle, 1500 Worte über Sprachphänomene irgendeiner language community mit der ich vertraut bin, 3500 Worte über ein Buch und Thema meiner Wahl. Puh. Aber das muss halt auch getan werden, immerhin ist das ja kein Urlaub hier und soll sich deshalb nicht zu sehr danach anfühlen.
Aus diesem Grund kommt jetzt ein allgemeiner Beitrag über die Kulinarik - immer wieder ein spannendes Thema. Hier ein paar Dinge, die ich beobachtet habe:
Es spricht überhaupt nichts dagegen zu Pasta jeglicher Art Knoblauchbrot als ausgleichende Beilage zu servieren. Will man doch lieber was "Gemüsiges" nimmt man halt den Klassiker: chips. Salat ist dabei, ja, aber meist nur in Dekorationsmengen.
Was ist Salatdressing? Salat, wenn er als Beilage fungiert, besteht grundsätzlich aus ein bissl Blattsalat, ein paar Scheiben Gurke, Zwiebel und Paradeiser. Keine Kräuter oder sonstige Würze. Für derartige Notfälle tut's dann auch der malt vinegar, der auf allen Tischen herumsteht.
Curry ist aufgrund der vielen indischen und pakistanischen Immigranten die inoffizielle Nationalspeise in Großbritannien. Zu Curry gibt's entweder Reis oder chips oder Reis UND chips. (Natürlich nicht, wenn man in einem indischen Restaurant isst. Obwohl sglodiophile* dort diese Option auch haben.)
*sglodion = walisisch: chips
Chips kann man auch mit Käse drüber haben: chips 'n' cheese - eine vollwertige Mahlzeit.
Die Nacht ist die Zeit der take-aways: Wenn man tagsüber eine Pizza haben will und sich mit den Fertigscheiben nicht zufrieden gibt, hat man Pech - die Pizzaausgabestätten sperren erst abends auf. Dafür gibts auch um 2 Uhr Nachts noch was. Alternative zu Pizza ist chinesisches essen (auf Wunsch mit chips).
Chips - diesmal crisps - gehören auf den ausgewogenen täglichen Speiseplan eines jeden Briten: entweder als Vormittagssnack, oder zum Mittagssandwich (wird in Cafés und Restaurants so serviert) oder einfach irgendwann zwischendurch. Crisps kann man immer essen. Zu diesem Zweck werden sie in kleinen 50g-Packungen verkauft und damit's nichtlangweilig wird gibt es genug verschiedene Geschmacksrichtungen: prawn cocktail, bbq, roast chicken, bacon, cheddar, mature cheddar, stilton und nicht zu vergessen: vinegar. Bin gespannt, wann süße Chips aufkommen werden. Süßes Popcorn gibt's ja immerhin schon.
Tea ist...
a) auf der Speisekarte ganz normaler Schwarztee und generell billiger als jeder andere Tee. Er ist mit Milch zu trinken - alles andere ist weird. Genauso wie jeder Tee, der von Schwarztee abweicht. (Wegen meiner vielfältigen Teesammlung werde ich deshalb beinah täglich ausgelacht)
b) die nordenglische Bezeichnung für dinner. Have you had tea? ist somit eine indirekte Einladung zum Abendessen und in unserem Haus des Öfteren zu hören.
Zum Tee (Achtung: nicht dinner, sondern Nachmittagstee) isst man entweder scones mit butter/cream und Erdbeermarmelade oder hier in Wales Welshcakes (sowas wie flache Scones, mit Rosinen) oder bara brith, eine Art Früchtebrot, das ich bis jetzt zu abstoßend fand um es zu testen. Kuchen bekommt man in Wales außerdem mit einem Messer anstatt einer Gabel serviert.
Pie beschreibt verschiedene Dinge die
a) in einer kleinen Terrine mit Käse überbacken wurden, oder
b) sich in einer Teighülle befinden.
Beispiele für ersteres sind Fish Pie, Shepherds Pie, Cottage Pie; Beispiele für zweiteres: Steak and Ale Pie, Pork Pie, Chicken and Mushroom Pie und mein favourite: Steak and Kidney Pie. Erstere sind generell lecker, zweitere eher grindig. Ratet was die gängige Beilage ist!
Pudding ist noch schwerer zu fassen als pie und beschreibt generell folgendes:
a) Ein Stück Kuchen von biskuitartiger Konsistenz, meist mikrowellengewärmt und mit irgendeiner Soße übergossen (e.g. Sticky Toffee Pudding: mit Toffee- und Vanillesauce, Bakewell Pudding: mit Kirsch- und Vanillesauce)
b) Zeug aus Fleisch oder tierischen Abfallstoffen (e.g. Black Pudding = Blunzn, White Pudding: auch irgendwas Fleischiges, vorwiegend in Irland und Schottland zu finden), das man zum Frühstück(!) isst
c) ganz was anderes (e.g. Yorkshire Pudding - Brandteigdinger, die aussehen wie eingedätschte Muffins; sehr lecker zum Sunday Roast)
d) Desserts im Allgemeinen (What's for pudding?)
Letztere Frage konnte ich vor einer Woche mit einem Lächeln und einem Teller voll frisch-gebackener Brownies beantworten, die trotz der hier im Hause herrschenden Aversion gegen dunkle Schokolade überraschend schnell verzehrt wurden. Als Kompliment wurde ich von meinem griechischen Mitbewohner angeregt, doch mehr Zeit in der Küche zu verbringen. Danke auch.
Aber ich hab tatsächlich schon wieder Pläne, denn wenn man so brave Abnehmer hat macht Backen ja gleich noch viel mehr Spaß - und wenn ich ihnen österreichische Speisen unterjubeln kann: umso besser! Allerdings nicht, bevor diverse essays geschrieben sein werden...
1 comment:
das mit dem tee überrascht mich. mir ist schon bewusst, dass schwarztee nur mit milch getrunken wird, nur hätte ich gedacht, dass sich alle übrigen teesorten ebenfalls großer beliebtheit erfreuen. jedenfalls danke ich für die aufklärung.
ansonsten wünsche ich dir gutes schreiben der diversen papers, damit du wieder zeit für wander- und radtouren hast.
glg vicy
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