Saturday, August 04, 2012

Severe bending on the wrong side of the road

Man ist in Irland. (Man ist ja immer irgendwo, sagen die Leute, und diesmal ist man eben auf der keltischen Insel). Man, das sind 3 Maedels mit dem Namen Kat(h)i und ich.

Der Plan:
Ein Auto gemietet und einmal gegen den Uhrzeigersinn um die Insel - also den suedlichen Teil.
Hier sind wir also nun (in Galway).


Was bisher geschah:

Im Flugzeug befand sich ausser vielen anderen Leuten auch eine proletige Polterabendmännergruppe mit Lederhosen, die Alkoholdunst verstroemten und deren Augen sich zunehmend roeteten. Übergeben hat sich niemand und auch sonst war alles gut und nicht weiter erwaehnenswert. Die Landung war sanft.

Dann das Auto: Nach vielen nervigen Fragen  (von unserer Seite) und vielen geduldigen Antworten, vielen Rücksprachen und Überlegungen bekommen wir endlich einen Autoschlüssel in die Hand gedrückt und man nimmt uns noch einiges an Geld ab (für den vollen Tank, eine Versicherung und dafür, dass ich, als Kreditkarteninhaberin [und damit Zwangsfahrerin], trotz meinem zarten Alter von unter 25 fahren darf.
Durchatmen, Koffer schnappen, weiter.
Man weist uns an, an der Auflesestelle der diversen Shuttlebusse in den entsprechenden Bus der Firma zu steigen, der bei unserer Ankunft natürlich gerade losfaehrt. Also warten wir eine halbe Stunde (haben ja erst 2 Stunden mit den Mietautoverhandlungen zugebracht und daher endlos Zeit). Irgendwann kommt dieser Bus zurück und fährt uns zu einem Parkplatz, wo die Mietautos aufgereiht stehen. Man will uns einen Opel Corsa in einer hier hoechst beliebten und generell äusserst unansprechenden Farbe geben (ich nenne diese Urinmetallissee, denn so sieht es aus: ein verwaschenes, metallenes Goldgelb - wie es sonst hoechstens von alten Männern mit Hut gefahren wird). Übervorsichtig, wie wir sind, testen wir alles durch: alle Kratzer werden dokumentiert, die Lichter getestet, die Scheibenwischer betätigt. Dabei stellt sich heraus, dass das hintere Bremslicht nicht geht. Wir reklamieren.
Der Mann (alle drei, doch sie sehen genau gleich aus, drum nenne ich sie einfach kollektiv 'der Mann') bietet uns an, uns ein neues Auto zu verschaffen. Wir stimmen dem zu und warten wieder eine halbe Stunde, bis das neue Auto (diesmal in angenehmerem Silber) herbeigefahren wird und wir einen neuen Vertrag samt neuem Schlüssel bekommen. Gut. Natürlich testen wir auch dieses Auto durch und ich werde von den Mechanikern ausgelacht, als ich auch die Scheibenwischer betätige. Alles ist in Ordnung, ich setze mich hinters Steuer, lasse den Motor aufheulen und fahre los.

Links zu fahren ist nicht schwer, vielmehr kämpfe ich mit den Pedalen, da meine Bergschuhe mir jegliches Gefühl dafür nehmen. Da die einzig mitgebrachten Alternativen Flipflops oder High Heels sind, bleibe ich dennoch dabei und folge der irrefuehrenden Stimme des Navi, die wir schliesslich zum Schweigen bringen, da sie uns mit Vorliebe im Kreis schickt. Aber wozu hat man denn 3 kompetente Mitfahrerinnen, die man als Augen, Ohren und Planleserinnen engagieren kann? Viribus Unitis kommen wir ans Ziel und parken bei unserem Hostel in Drogheda.

In Drogheda fuehrt uns der erste Weg in ein Einkaufszentrum, damit ich mir Schuhe kaufen kann. Naemlich solche, mit denen man ein Auto fahren kann, ohne, dass man haengen bleibt oder gefühllos die Pedale durchlatscht. Ist wichtig.
Dann machen wir uns auf die Suche nach Nahrung. Die Iren, stellen wir dabei fest, sind ein sehr aufmerksames Volk. Sie können nämlich Gedanken lesen. Als wir die Hauptstrasse entlangspazieren, spricht uns sofort eine Irin an: "You gals lookin' for a place to eat?" Wir bejahen und sie empfiehlt uns sofort drei verschiedene Restaurants, die alle really cheap und really nice sind.

In dem italienischen Restaurant, das wir aufgrund der Naehe und des untolerierbaren Hungers wählen, lernen wir gleich einmal eine bittere Lektion: Essen in Irland und cheap sind zwei unvereinbare Konzepte. Geschmeckt hat's dennoch.

Dieses war der erste Tag.

Eine Nacht auf den einbruchsgefährdeten und gut gefederten Hostelbetten später, setzten wir uns heute wieder ins Auto und begannen einen Tag der wilden Sehenswürdigkeitenjagd: Das Hügelgrab von Newgrange mit seiner absolut sehenswerten und wunderbar aufbereiteten Ausstellung, die Austragunsstätte des Battle of Boyne, die Kirche und die keltischen Kreuze in Kells wurden eingehend besichtigt und ich bekam ausreichend Möglichkeiten, mich mit dem Auto besser vertraut zu machen und das Parken neu zu erlernen. (Mit den richtigen Einweiserinnen alles kein Problem).

Die Klosteranlage von Clonmacnoise mussten wir leider auslassen, da unser Programm zu dicht war und wir auf den Strassen nur langsam vorankamen. Die sind nämlich äusserst schmal und ungefähr so gewunden und geschlungen, wie keltische Knoten (Das Rätsel um die Bedeutung dieser Muster ist damit gelöst: es sind alte Strassenkarten). Alle paar Meter steht ein Schild, das einen severe bend, oder zumindest eine andere Kurve anzeigt, sodass man sowieso nicht schneller fahren kann als 70km/h. (Es käme Irland vermutlich günstiger, wenn sie nicht die Kurven, sondern die geraden Strecken als solche deklarieren würden).

Für's Nachtleben von Galway sind wir heute leider nicht mehr fit genug, aber da Montag ein nationaler Feiertag ist, lässt sich das problemlos auf morgen verschieben. Unsere einzige Hoffnung für heute ist, dass die Betten bequem und die Duschen sauber sind.

Oh, und weil es die Menschen immer wieder interessiert: das Wetter ist eine Jukebox mit Shufflefunktion: man kriegt im Halbstundentakt die gesamte Bandbreite ab: Regen, Sonne, Kälte, Wind, Hitze - für jeden ist da was dabei.

2 comments:

Anonymous said...

Liebe Kristina,

sehr amüsant, haben herzlich gelacht... und lobenswert, dass du dir autotaugliche Schuhe gekauft hast.
Bussi Ilse

dAnath-alÁvye said...

Mann. Erst ein Blogeintrag und schon hab ich Sehnsucht. :p