Tuesday, February 18, 2014

How British generosity saved me from a night in the cold

Mit britischen Zugtickets ist es so eine Sache: Man bucht sie am besten möglichst früh, wenn man sie zu einem günstigen Preis erstehen möchte, und sucht sich außerdem einen gewissen Zug aus, an den man sich bindet (freilich nur im übertragenen Sinne). Wenn man ein Ticket mit flexibler Rückreise haben möchte, zahlt man nämlich um einiges mehr. An sich ist das bei guter Planung kein schlechtes Geschäft, doch manchmal kommen Dinge dazwischen.

Ein ausgesprochen netter Abend ließ mich meinen Zug zurück in die Metropole verpassen und trotz Privattaxi in die malerische* Hafenstadt Newport, gelang es mir nicht, ihn einzuholen. Ich wartete also auf den nächsten.

*read with irony

Es war nicht das erste Mal, dass ich nicht im richtigen Zug saß, jedoch war es zum ersten Mal selbstverschuldet. (Für alle weiteren Fälle waren immer die britischen Bahnbetreiber verantwortlich, die mir den richtigen Zug gar nicht erst zur Verfügung stellten). Es gibt nun manchmal Schaffner, die großzügig über derartige kleine faux-pas hinwegsehen, und dann gibt es welche, denen eine angemessene Ahndung des Vergehens gegen die Zeit am Herzen liegt. Ich geriet an zweiteren Typus.

Your ticket is not valid on this train. 
Oh, I'm sorry. I missed the other one by about two minutes...
You will have to buy a new full-price ticket.
Ok... How much is that?
That's £42.
Alright. Ich wühle in den Tiefen meiner Geldbörse und finde dort ganze £38. Sch****... I'm sorry, I'm about £4 short. Can I pay by card?
That's no problem.
Erm.... und hier wird es mir so richtig unangenehm... Can I use my debit card? I do have a credit card, but I cannot remember the PIN. Unless you require only a signature...
No, that's not possible. It's credit card only and the machine will ask for the PIN.
Wär ja auch zu einfach sonst. So.... what options do I have? Shall I just get out at the next station and purchase a ticket there and then take the next train?
This is the last one.
Fuck. Das wird irgendwie nicht besser. And I don't suppose I could pay for my ticket in arrears?
Yes, you can do that. But then it's £102.
WHAT?!?!?! Ich hasse Züge.

Ich muss recht verzweifelt ausgesehen haben, denn einem Mann, der ein paar Sitze weiter saß, wurde es zu blöd, dieser Konversation lauschen zu müssen. Er zog eine Zehnpfundnote aus seiner Geldbörse und warf sie herüber. Here, that should get you home. Ich wünschte mir, ich könnte mich in Luft auflösen, doch in solchen Momenten wird man immer von seiner eigenen Physis enttäuscht... Beschämt nahm ich das Geschenk an, bestand aber darauf, ihm zumindest alles, was ich an Restgeld hatte, herauszugeben. Ich bedankte mich peinlich überschwänglich, zahlte mein Ticket (das für die einfache Fahrt ohnehin den Preis, den ich für die doppelte Strecke bezahlt hatte, um ein Drittel überstieg) und verbrachte die restliche Zugfahrt damit, mit meinem Sitz zu verschmelzen.

Was lernen wir aus der Geschicht? Züge im UK verpasst man nicht. Nie. Außer man hat zu viel Geld.


P.S.: In der Nachbesprechung mit Maga erzählt sie mir, dass diese Art der Großzügigkeit seitens Unbekannten im UK nicht ungewöhnlich sei: So haben einige ihrer Bekannten, die - aufgrund mysteriöser Umstände - nicht mehr fähig gewesen wären, den Heimweg selbstständig anzutreten, das Taxi von unbekannten Menschen bezahlt bekommen oder seien von Taxifahrern gar unentgeltlich chauffiert worden. Ob es das bei uns auch gibt? Gehört hab ich davon jedenfalls noch nicht.

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