(Eine alternative Perspektive mit weniger Text und besser eingebetteten Fotos findet ihr hier!)
London ist wahrlich nicht meine Lieblingsreisedestination und eigentlich vermeide ich die Stadt so gut es geht, wenn ich nicht gerade unbedingt ein Theater oder Museum dort besuchen will. Nun fügt es sich aber, dass meine liebe Cousine ihren Lebensmittelpunkt dorthin verlagert hat und da ich sie 1. sie wieder mal sehen wollte, man 2. nicht immer die Möglichkeit der Gratisunterbringung im teuren London hat und ich 3. schon sehr großes Insel- und Englischfernweh hatte, nutzte ich meine Semesterferien für einen Ausflug.
London ist wahrlich nicht meine Lieblingsreisedestination und eigentlich vermeide ich die Stadt so gut es geht, wenn ich nicht gerade unbedingt ein Theater oder Museum dort besuchen will. Nun fügt es sich aber, dass meine liebe Cousine ihren Lebensmittelpunkt dorthin verlagert hat und da ich sie 1. sie wieder mal sehen wollte, man 2. nicht immer die Möglichkeit der Gratisunterbringung im teuren London hat und ich 3. schon sehr großes Insel- und Englischfernweh hatte, nutzte ich meine Semesterferien für einen Ausflug.
Großbritannien
sollte sich von seiner klischeehaftesten Seite zeigen: Regen, Regen
und noch mehr Regen, gepaart mit 2 Tagen U-Bahn-Streikerei: ein
Traum.
Soweit
sind wir aber noch nicht, denn kaum angekommen und noch weniger
ausgeruht sitzen wir am Morgen des ersten Tags schon mit einem Becher
Kaffee im Zug nach ... Wales! Dorthin - genau genommen in die ugly,
lovely town
of Swansea, wo eine gemeinsame Freundin gerade ihren
Auslandssemesterdienst angetreten hat - zieht es uns über's
Wochenende.
Als
wir im Zug sitzen genießen wir strahlenden Sonnenschein über den
grünen Wiesen des Landes, doch kaum ausgestiegen, tropft es aus
grauem Himmel auf unsere Köpfe. Wir marschieren schnurstracks zur
Tourist Information und
bitten die unterforderte Dame dort, uns eine Unterkunft zu finden.
Das tut sie und wir versuchen möglichst ærodynamische Form
anzunehmen und stemmen uns gegen den Wind, der die Straße an der
Küste leerbläst. Das Beachcombers B&B liegt gleich neben dem
Glevdon Park Hotel, das ich schon im Sommer kennenlernen durfte.
Beide stammen aus einer besseren Zeit, sind aber sehr nette und
saubere Unterkünfte.
Beachcombers links, daneben Glevdon Park Hotel |
Der
erste Tag vergeht vorwiegend mit Plaudereien in Pubs und Cafés, der
Einsicht, dass Mumbles zu Fuß nicht in einer halben Stunde
erreichbar ist - schon gar nicht, im Kampf gegen Wetterkräfte wie
diese - sowie einem (Ersatz-)Besuch in Joe's Ice Cream Parlour, der
in Anbetracht der kalten und nassen Jahreszeit erstaunlich voll ist.
Ich frage mich, wo sie im Sommer die Leute unterbringen.
Mobile Buchstaben zur Lokalbenamsung sind ein lustiges Spielzeug |
Wir
machen noch einen Abstecher zum Cwmdonkin Park, wo wir den
Kinderspielplatz testen - aber erst nachdem wir 10 Minuten im "Dylan
Thomas Shelter" des Regengussendes geharrt hatten. Die
walisische Familie, die die Seilbahn in Beschlag genommen hatte, war
härter im Nehmen. Erst als der Nieselregen sich zu einem
windgepeitschten Prasseln steigerte stellten sie sich kurz unter ein
Grüppchen von Bäumen.
•••
Am
zweiten Tag zeigt der Himmel sich freundlicher und wir nutzen das
für einen ausgedehnten Strandspaziergang in Richtung Mumbles, einem
angeblich recht netten kleinen Fischerdorf an der Küste, westlich
von Swansea.
Am Horizont: Mumbles Head |
Der Sand ist stabil und wunderbar zu begehen und so waren außer uns noch alle Hundebesitzer der Stadt ebendort anzutreffen. (Maga befand alle Hunde für hässlich.) Zusätzlich stießen wir alle paar hundert Meter auf Gruppen von Kindern und Jugendlichen in kurzen Hosen, die am Strand ihr persönliches Bootcampprogramm durchzogen: sie rannten den Hang auf und ab, rollten Autoreifen und sprangen von einem Hula-Hoop-Reifen zum nächsten.
Um
zusätzlich die körperliche Ertüchtigung seiner Bewohner zu
fördern, hat Swansea an der Promenade diverse Fitnessgeräte
installiert. Manche sind schon halb mit Sand zugeweht, doch die
anderen befanden wir nach ausgiebigen Testungen für
funktionstüchtig.
huiiiiii!! |
Geht das auch zu zweit? |
..oder so... |
Irgendwann
waren wir weit genug marschiert (und von Mumbles immer noch
meilenweit entfernt) und kehrten ins "Black Pill" Strandhäuschen ein,
um uns an Tee/Kaffee und Kuchen zu laben.
Black Pill von innen |
Driftwood |
Auch dort fanden wir einen Spielplatz - davon hat Swansea erstaunlich viele. |
Am
Rückweg zogen dann langsam wieder Wolken vom Meer herein und wir
verbrachten den Rest des Tages mit Einkaufen, Essen, Herumlungern und
Rugbyschauen. (Das ist nun der erste Sport, den ich auch passiv
interessant finde. Eventuell wird darüber noch mehr kommen).
Engleinfassade: gruslig |
Am Ende des Tages verabschieden wir uns von Klara und setzen uns in den Zug, den ich in Cardiff schon wieder verlasse: kein Südwalesaufenthalt ohne Cardiff!
Im
bewährten Hostel (Riverhouse Backpackers) erkennt man mich schon. Es
ist wenig los und ich teile mir das Zimmer nur mit einem zweiten
Mädel. Dieses (wieder mal australische) Mädel hatte wohl schon
lange keine Ansprechperson mehr, denn kaum betrete ich das Zimmer,
setzt ein Redeschwall ein, der erst nach einer guten Stunde wieder
aufhören soll. Ich lerne einiges über Australien und, dass sie
keinen Geruchssinn, sehr wohl aber einen Geschmackssinn besitzt (das
geht??). Dann diskutieren wir über cultural identity und
Identitätssuche, was ganz interessant ist (Ist ja immerhin auch mein
Diplomarbeitsthema).
Schließlich
entfleuche ich aber doch ins Wohnzimmer, wo gerade Super Bowl läuft.
Ich lasse mir die Regeln von einem Taiwanesen erklären, muss aber
nach einer Stunde gelangweilt das Zimmer verlassen. Rugby kann
irgendwie mehr.
•••
Cardiff:
Man möchte meinen ich hätte mittlerweile das meiste gesehen: weit
gefehlt! St. Fagans, das größte Freilichtmuseum in Wales, liegt nur
knapp außerhalb der Stadt und ich hatte es bislang noch nicht
geschafft, es mit einem Besuch zu beehren. Nachdem ich mich erst am
späteren Nachmittag mit meinem Lieblingswaliser treffen sollte,
setzte ich mich gleich morgens in den Bus. Der Busfahrer, beim
Nikotingenuss gestört und entsprechend verwirrt, vergaß, mir mein
Restgeld rauszugeben. (Er wurde sanft erinnert).
Interessant
fand ich die Tatsache, dass die kleinen Busse in Wales den
Passagieren gratis W-Lan anbieten. Eine Dienstleistung, die schön
langsam ohnehin überall zum Standard wird AUSSER auf dem
Düsseldorfer Flughafen, wo man ohne Buch schon recht kreativ werden
muss, um sich 3 Stunden Zeit zu vertreiben. Meditation wäre
eigentlich eine Möglichkeit gewesen...
St.
Fagans gefällt. Aufgrund meiner volkskundlich geprägten Kindheit
war ich schon durch eine Vielzahl von Freilichtmuseen geschleppt
worden und habe viele Referenzmöglichkeiten, die den Besuch
interessanter machen. Leider stelle ich fest, dass mir die Leute, die
in den alten Häusern herumstehen, um Besuchern Fragen zu
beantworten, weder besonders motiviert sind (zwei fragten mich nur,
ob ich Gebäude XY gesehen habe, und wenn nicht, dann solle ich
unbedingt dorthin. Ja, aber was ist mit diesem
Gebäude
hier?), noch besonders gut darauf vorbereitet, Fragen gestellt zu
bekommen. Einzig der Mann in der alten Greislerei ist etwas mehr auf
Zack und auch gesprächiger, doch von dort werde ich durch eine Horde
Schulkinder vertrieben. Zwei Stunden stapfte ich am Gelände herum
und hatte kaum die Hälfte gesehen, als mir kalt zu werden begann und
ich die Rückreise nach Cardiff antrat.
Interessant ist die Tafel überm Bett: "Absent, but not forgotten" |
Public Urinal: "Please adjust your clothes before leaving" |
In der Kirche gab's recht grausige Wandmalereien. |
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