Saturday, December 03, 2011

Everybody goes suuuurfing....

Angesichts der vom Himmel fallenden Flocken, die dann längst geschmolzen als fette Tropfen auf die Straße klatschen, mag der Titel etwas befremdlich anmuten. Doch wer weiterliest, wird gleich merken, dass hier nicht von Wind und Wellen die Sprache ist.

Man kann nämlich auch auf Fauteuils (sprich auf Weinviertlerisch: fohdöhs) surfen. Das hat weniger mit Gleichgewichthalten und Sport zu tun, als es vielmehr eine Reiseform beschreibt, die dem Reisenden erstens die mühsame Ho(s)telsuche und das Zahlen für selbiges erspart und ihn zweitens um ein Abenteuer und nicht selten eine Freundschaft bereichert.


Man nehme:

* eine beliebige Stadt, irgendwo
* einen in dieser Stadt wohnenden Menschen, der ein Sofa/ein Bett/2 Quadratmeter Boden frei hat und keine Hemmungen, seinen Wohnraum mal ein paar Tage mit jemandem Wildfremden zu teilen
* einen geizigen und/oder abenteuerlustigen Reisenden, oder auch 2
* den Katalysator Onlineplattform, um alle involvierten auch zusammen zu bringen

Man heize die Onlineplattform auf Betriebstemperatur vor (durch Erstellen eines Profils, beispielsweise). Danach suche man die Stadt, in der man zu nächtigen hofft, und mische eine Prise Fingerspitzengefühl mit einem Schuss Initiative und suche sich einen Gastgeber nach Wahl. Gewürzt mit ein bisschen Kreativität und Freundlichkeit verfasse man eine Email und lasse das ganze brutzeln, bis man eine (hoffentlich positive) Antwort bekommt. Man kombiniere mit einem günstigen Flug, garniere nach Geschmack mit ein paar Gastgeschenken und auf jeden Fall großzügig mit Offenheit. Heiß servieren. Mahlzeit.




Und nun die persönliche Anekdote dazu - quasi ein Serviervorschlag:

Wie schon im Rumänienpost kurz vermerkt, gehöre auch ich zur geizigen (und ganz klein wenig abenteuersuchenden) Gruppe von Reisenden, und nachdem ich in Cluj schon so eine gute Erfahrung mit Couchsurfing gemacht hatte, konnte ich es kaum erwarten, mir durch einen zweiten Versuch selbst zu bestätigen, dass das kein einmaliger Glücksfall war.
Wie es im Leben manchmal so spielt, zog es mich für ein paar Tage in die Mitte Britanniens, wo ich zwischen verschiedenen Orten hin- und hergerissen werden sollte, weshalb mir Manchester als gute, mittige Basis erschien. (Außerdem hat die Stadt einen Flughafen, dh man ist schnell dort und auch schnell wieder weg.)
Zu faul, mich im Vorhinein großartig nach einer Bleibe umzusehen, packte mich eine Woche vor Abflug der Rappel und ich schickte 4 Anfragen hinaus. Zwei davon wurden positiv beantwortet und nach regem Emailverkehr noch auf eins eingedickt und so fand ich mich schließlich vor ein paar Tagen spätnachts in einer Studentenheimwohnung in Manchester wieder. Mein Gastgeber erwies sich als sehr bemüht, unkompliziert und sehr hilfsbereit und stattete mich sofort einmal mit einem Stadtplan und einem Wohnungsschlüssel aus.
Dass mir so sehr vertraut wurde, ehrte mich, sollte sich aber auch als guter Zug herausstellen, da ich volles Programm hatte, und zu den Zeiten, als ich dann "nach Hause" kam, mein Gastgeber meistens gerade nicht da war.

Obwohl wir uns wenig sahen, schafften wir es doch, ein paar Dinge gemeinsam zu unternehmen, wie z.B. mit einem befreundeten Nordiren lauthals irische Lieder zur Gitarre zu grölen, mit dem Tandem durch die Stadt zu flitzen (oh ja, das muss man mal gemacht haben!) und uns auf einem 60er-Jahre Clubbing die restliche Energie abzutanzen.

Den letzten Tag hatte ich für mich selbst zur Verfügung und hatte auf eine persönliche Stadtführung gehofft. Die bekam ich zwar aus Zeitmangelsgründen meines Hosts nicht, allerdings traf ich oben erwähnten Nordiren ein zweites Ma(h)l und verbrachte, nach einem anstrengenden Vormittag, an dem ich alleine stundenlang durch die Stadt marschiert war und über die deutschen Weihnachtsmärkte geschmunzelt hatte, meine letzten paar Stunden in Manchester in Gesellschaft, anstatt alleine.

Fazit dieses wieder mal viel zu lange geratenen Beitrags:
Die Couchsurfingsache, die eigentlich nur eine angenehme Randbedingung meines Ausflugs darstellen sollte, geriet durch ihre Großartigkeit beinhahe in den Mittelpunkt und bescherte mir, anstatt des bei Hostelbuchung antizipierten mühsamen Pflichterledigungstrip mit einsamen Abenden, einen schönen und gar nicht einsamen Ausflug, bei dem ich praktischerweise auch meine Pflichtsachen unterbringen konnte.

Ich habe mir vorgenommen, nun auch selber hin und wieder bedürftigen Reisenden ein Dach über dem Kopf zu geben und kann einem jeden Leser nur schwer empfehlen, sich auf dieses Abenteuer einmal einzulassen. Denn so inspirative Gespräche und Gastfreundlichkeit von fremden Menschen erfährt der Cluburlauber normalerweise nicht. Und die Erfahrungs- und Erlebnissschatztruhe wird auch schneller voll.

Monday, October 24, 2011

The importance of being bold

London, Juli 2011: 6 Mädels setzen sich in einen Germanwingsflieger und fliegen in die Stadt der roten Busse, der betürmten Brücke und des großen Glockenturms mit der Händelmelodie, den man in so vielen Filmen schon apokalyptisch bersten ließ.

Diese Stadt hat auch eine große Flächendichte an Theatern aufzuweisen und unser sich wie eine Epidemie ausbreitende Verehrung für den Tennant und dessen Auftreten als Benedick in Shakespeare's "Much Ado about Nothing" in einer der dortigen Venues, brachte uns so zahlreich in die Stadt.

Anstatt mich über den gesamten Aufenthalt, die Kilogrammmenge an gekauften Schuhen (man muss die Clichés leben!!), die Autogrammjagd und meinen Kurzausflug in den Norden wortreich zu ergießen, will ich viel lieber ein kleines Detail hier festhalten und zugleich heldenliedhaft glorifizieren.


Es waren holde Maiden, sechs an der Zahl,
die zog es in London, in ein Pub ihrer Wahl.
Ein Teil, mit Freunden, fiel hungrig schon ein
zwei Tisch' zu besetzen, der Trupp war nicht klein.
Ein paar fehlten noch - auf die wurde gewartet,
die Bestellung wurde darum noch nicht gestartet.
Dem Kellner die Situation wenig gefiel,
deshalb begann er sein eigenes Spiel...

Die Hungrigen und Durstigen nahm er zwar wahr,
doch kam er trotz allem dem Tische kaum nah.
Die vier Flaschen Cider, ein Handgriff oder zwei
kamen erst nach 15 Minuten herbei.
Das Aufnehmen der Bestellung hätt er beinah verschwitzt,
da waren unsere Gemüter schon etwas erhitzt.

Kaum muss man erwähnen, dass in ähnlicher Manier
auf die Erscheinung der Speisen warteten wir.
Und auf die Entfernung der Teller, die Rechnung, das Zahlen,
- der Typ hatte Spaß, wir sahen ihn strahlen,
als gemütlich er plauderte mit den anderen Gästen,
und abtrug die Teller mit deren Resten.
Uns gegenüber tat er bemüht,
doch Freude darüber war falsch und verfrüht.
Er fuhr damit fort uns zu ignorieren,
und widmete sich doch lieber seinen Bieren,
denn die bedachte er lieber mit Blicken
und kehrte uns dadurch effektvoll den Rücken.
Wir wurden sarkastisch, redten uns in Rage,
sowas erlebt man nicht alle Tage!

Rachepläne gab es auch bereits viele
und ich wollt mich beschweren, in großem Stile
- eine Sache, zu der der Mut mir meist fehlt,
doch die Insolenz des Kellners hatte meine Nerven gestählt.
Meine lieben Freunde taten den Rest
und das ganze wurde für mich zum Test.

Ich schnappte das Geld - auf den Penny genau
und marschierte zur Bar ...
Er ließ mich kurz warten, griff dann nach dem Geld,
doch wenn er dachte das wars: weit gefehlt!
Ich hielt die Noten fest und begann meine Rede
Als Kellner beginnt man mit den Gästen keine Fehde!
Uns sei schon bewusst, dass niemand sich freut,
wenn die Gäste auffallen durch Unpünktlichkeit.
Wenn anderen der Anspruch auf den Tisch verwehrt
und gegessen wird dann nur ein Dessert.
Dennoch kein Grund für solch kindisch' Gebahren!
Wir seien ja nicht blind und so war's nicht zu fassen,
dass er uns ganz offensichtlich links liegen hat lassen.
Kaum gelang es ihm, seine Miene zu wahren.
Lachte/Weinte er fast, ich konnt's nicht sagen,
und redete weiter: Wie konnt er es wagen
zahlende Gäste so mies zu bedienen?
Trinkgeld kann man sich nicht verdienen,
wenn man wem ständig die kalte Schulter zeigt.
Damit habe er es sich selbst vergeigt:
Wir hoffen die anderen Gäst' sind zufrieden,
wir sind's nicht: das Pub wird in Hinkunft gemieden.
Den Namen des Pubs geben wir auch nicht weiter,
keine Empfehlung von uns also, leider.

All das schnell gesprochen wandte ich mich
ab und stieg runter, ans Tageslicht.
Wo vor Aufregung mir schlotterten die Knie:
unglaublich, ich dacht' sowas mach ich wohl nie!

Antiklimaktisch kam es mir dann:
ich hab meine Weste ja gar nicht an!
Vor lauter Ärger hatte ich sie liegen lassen
und konnte natürlich nicht mehr hinein sie zu fassen.
Doch dank meiner Freunde und Orange UK,
wurde mir die Blamage erspart - juchee juchee.
(Man verzeihe mir die hässlichen Schluss,
aber es ist nicht leicht, wenn sich's reimen muss...)

Man sollte viel öfter, anstatt sich zu grämen,
viel eher den Bösewicht beschämen.
Daher die Moral von dieser Geschicht?
Ein schlechter Kellner kriegt sein Trinkgeld halt nicht!

Wednesday, June 08, 2011

Cluj Days - ft. salt, rock, cardboard and a lot of coffee

Wenn Schwesterchen sich für ein halbes Jahr nach Rumänien vertschüsst, muss sie natürlich mit einer Heimsuchung rechnen und um sie für ein paar Tage zu sehen nahm ich mir Uniurlaub und eine ganznächtliche, nervenaufreibende Busfahrt in Kauf - begleitet von Shrek 4 auf Ungarisch.

Frühmorgens stieg ich gerädert und unausgeschlafen aus dem Bus und wurde von meiner herzallerliebsten Schwester mit einem Willkommensschild empfangen - Ach, Wiedersehen macht doch Freude!! Der lange Spaziergang durch die Stadt belebt die tauben Beine und durch ein Frühstück am Museumsplatz, dem vermutlich nettesten Eck in ganz Cluj, wurde auch mein Geist soweit wieder hergestellt.


Der Tag war lang und geprägt von viel Zeit auf den Beinen, sodass die Sehnsucht nach Dusche und Bett bis zum Abend beständig wuchs. Schließlich wurde es dunkel und somit war es an der Zeit meinen Gastgeber zu treffen:
Ich hatte aus Kostengründen (und Abenteuerlust) beschlossen, es erstmals mit Couchsurfing zu versuchen und dabei offenbar einen Volltreffer gelandet: Slim und ich verstanden uns auf Anhieb blendend und ich erhielt nicht nur einen guten Bettplatz für 3 Nächte, sondern gewann im Kombipaket auch einen Freund.

Die meiste Zeit verbrachte ich freilich dennoch mit Lisa, und so fuhren wir am Sonntag nach Turda, um vor der glühenden Hitze unter die Erde zu fliehen: genauer gesagt in ein Salzbergwerk mit einer konstanten Temperatur von 12°C. Herrlich.

Ein laaaaaaanger, feuchter Tunnel und einer Handvoll Stufen führten uns in die Berggrotte:

....einen Vergnügungspark! Unter der Erde! Mit Billiardtischen, Picknickbänken, einem Theater, einem Riesenrad...

... und einem See mit Ruderbooten!



Wir waren überfordert und suchten nach einem ausgedehnten Rundgang wieder den Weg an die Oberfläche.


Nächster Autostopp-Halt: Cheile Turzii - eine unter Naturschutz stehende Schlucht:







Nach ein paar Stunden in der wunderschönen Natur und nur gestört von Steine werfenden und laut auf Ungarisch singenden Schulklassen, versuchten wir, zurück nach Cluj zu gelangen. Unsere Lieblingsreisemethode, der Autostopp, erwies sich allerdings als nicht allzu einfach, da die Autos entweder bereits randvoll waren, es sich um getarnte Taxis (Schild in der Heckscheibe anstatt leuchtend am Autodach) handelte, oder die Leute einfach nicht bereit waren, uns mitzunehmen. Schlussendlich hatten wir dennoch Glück und ein nettes Ehepaar chauffierte uns nach Turda, wo wir zwei Plätze in der Klapperkarre dreier ungarischer Bürschchen ergatterten ("I think it's funny that you come to Romania to study. I mean: WHY? It's in the middle of nowhere!"). Früher als erhofft hatte Cluj uns wieder.

Ein anstrengender Tag, den wir bei ein paar leckeren rumänischen Bieren mit Slim und seinen vielen Freunden im L'Atelier ausklingen ließen. Dieses Café sollte unser allabendlicher Zufluchtsort werden, da neben dem tollen Ambiente und der reichlichen Getränkeauswahl besonders die bequeme Einrichtung aus - tadah! - Karton bestach:



Am nächsten Tag zog es uns in den Schatten diesmal künstlich angelegter Natur - den botanischen Garten von Cluj, wo wir uns auf Waldwegen fast verirrten, Flüsse querten...



... und uns schließlich - auch ohne Buschmesser - durch's tropische Dickicht schlugen...


...bis wir die Pflanze der Pflanzen gefunden hatten....


(ok, sie rangiert auf dem dritten Platz: nach Tee und Kakao, aber man nimmt, was man kriegen kann...)

Wie passend, hat Cluj sich doch in meinem Hirn auch als die Stadt der manigfaltigen Kaffeespezialitäten eingebrannt: Alle bekannten Variationen in warm oder kalt, Frappes aller Arten - mit oder ohne Eis, Schlagobers, Kirschen, Ananas, etc etc und das alles zu einem Preis, der Starbucks und Konsorten in den Bankrott treiben würde! Um mich bei all den Strapazen und vor allem dem nicht zu bekämpfenden Schlafmangel wach zu halten, legten wir regelmäßige Dopingpausen an schönen Plätzen ein:

Auf dem Hügel - Blick über die Stadt


Den Zeitpunkt meines Besuchs hatte ich unbeabsichtigt gut gewählt, denn just in dieser Woche gab es die Cluj-Tage, dh Konzerte, Filmvorführungen und allerlei andere Kunstveranstaltungen en masse. Eins davon war eine nächtliche Kurzfilmtour durch die Stadt: alle paar hundert Meter blieb man stehen und es wurde zur allgemeinen Unterhaltung ein Filmchen an die Wand geworfen:



Durch all den Trubel und die viele Aktivität präsentierte Cluj-Napoca [sprich: Napoka] sich als sehr lebendige, bunte, studentische Stadt - einfach zum Wohlfühlen!

Letzte Station meines Aufenthalts war dann das Freilichtmuseum in Cluj. Mit von der Raiffeisenbank gratis zur Verfügung gestellten Fahrrädern und in Begleitung der Bokustudentin Romana flitzten wir dorthin:

Bauernhäuser, Blumenwiesen, Bienenstöcke



Die Kirche war das einzig offene Gebäude - zumindest sehr sehenswert!
(Das wären die anderen bestimmt auch gewesen..)


Der neue Spielplatz (offiziell eröffnet ca. 1 Stunde nach Aufnahme dieses Fotos)
wurde von uns schon vorab auf Erwachsenentauglichkeit geprüft.
Urteil: mit Bravour bestanden!


So verbrachten wir also die Tage und Nächte - gingen, schauten, schlemmten, holten viele Stunden an lange ausgebliebenen Gesprächen nach, feierten Lisas Geburtstag und schon musste ich mich wieder in den Bus nach Hause setzen.

Im Rückreisegepäck habe ich folgende Erkenntnisse über Rumänien sicher verstaut:
  • Junge Rumänen grüßen auch mit Servus und verabschieden sich mit (ba)ba!
  • Das an jeder Ecke billig zu habende und allseits beliebte fast food sind dünne Laugenbrezeln um 1 Lei (=ein paar cent). Sie werden, damit man sie nicht verliert, gerne mit Garn zusammengebunden und vielfach sieht man Clujianer mit einem derartigen Brezenketterl herumlaufen.
  • Generell sind Speisen und Getränke in Rumänien nicht übersüßt wie bei uns, sondern schmecken viel natürlicher. Fettes Plus!
  • Das Teemonopol hat Demmer's Teehaus inne - man fühlt sich fast wie zuhause.
  • In den meisten Lokalen gabs nur eine Toilette pro Geschlecht (oftmals sogar nur eine einzige für alle) und DENNOCH musste ich - bei meist vollem Lokal, wohlgemerkt - nur ein einziges Mal mich anstellen. Wie machen die das?!
  • Rumänisch ist eine interessante Sprache und in den paar Tagen, die ich dort verbringen durfte, bin ich allen Sprachkompetenten mit meiner neugierigen Fragerei auf die Nerven gegangen, hab aber auch ein bisschen was dazu gemerkt.

Fazit: Rumänien mag ich, ich hab mich schnell zuhause gefühlt und wäre durchaus einem Wiederbesuchen nicht abgeneigt!

In diesem Sinne: La revedere, Romania! (man verzeihe die fehlenden Akzente)

Tuesday, May 10, 2011

Eine Rüge an die Dekadenz

All ihr lieben Schokoladenliebhaber da draußen, die es vielleicht noch nicht mitbekommen haben: Die Kakaopreise sind wegen Ernteausfällen um 90% gestiegen. Das ist bitter (oder vielleicht auch süß, weil man Schokolade dann eben nochmal mehr mit Zucker und Fett strecken muss, um die Preise halten zu können.), scheint jedoch so manchen nicht davon abzuhalten, mit dem Luxusgut herumzuspielen wie Dagobert mit seinen Münzen.

So stieß es mir gestern sauer auf, als ich die Zeitung aufschlug und allen Ernstes einen Werbeartikel für einen Malkurs der anderen Art entdeckt habe:
Man hatte sich offenbar auf die Suche gemacht, wie man auch Schokoladenverächter möglichst effektiv anlocken kann - mit dem Essen spielen bekanntlich nur Kinder, denen es nicht schmeckt oder die keinen Hunger haben. Den Menschen, die das Kakaoprodukt doch lieber oral genießen, wird zum Einstieg ein Pralinenbuffet(!) zum Magenanfüllen präsentiert, bevor alle schokoladenaffinen möchtegern-Künstler verschiedene Sorten edler Java-Schokolade mit unterschiedlichen Kakaoanteilen zur Verfügung gestellt bekommen, mit denen sie nach Herzenslust eine Leinwand bräunen dürfen. Mit Trüffelstreuseln und derlei Extras kann man sich zusätzlich austoben und vermutlich kleine Mosaiken legen.

Weg also mit der herkömmlichen, traditionellen Aquarellfarbe - wer will schließlich ein altmodisches Aquarellbild an der Wand? - malen wir doch mit einem Luxusrohstoff. Schließlich ist der gut eingesetzt, wenn ein mittelmäßig begabter Mensch damit auf einer Leinwand herumpatzt. Von der ästhetischen Farbvielfalt ganz zu schweigen. Braun, braun und braun machen sich vielleicht auf einer beigen Wand recht gut, doch ob sie im 0815-Heim allzu gut aussehen? Vielleicht hängt man sie auf um in Zeiten der Verzweiflung daran lecken zu können? Irgendwie fühle ich mich an das Handtuch des Arthur Dent erinnert...
Aber bitte, jedem das seine/jeder das ihre. Wenn man seit längerem auch schon Sekt mit Blattgoldstückchen süffeln kann, warum soll man dann nicht mit Schokolade malen.

Ein bisschen zu spät wurde der Beitrag allerdings schon veröffentlicht: "Die Schokobilder eignen sich perfekt als Geschenk!" - Muttertag war vorgestern, und ich bin mir sicher, dass jede Mutter sich über ein selbstgemaltes Schokobild gefreut hätte, von dem sie vermutlich nach kurzer Zeit einer Ameisenstraße zum Fenster folgen können hätte, aber dafür ist es nun zu spät.... na vielleicht hat sie ja bald Geburtstag...

Monday, April 04, 2011

Monkeys, Apfelwein and Sky scrapers: Frankfurt in 3 days

Frankfurt.

More than half a year after leaving Bangor my little ERASMUS group and I finally decided it was about time to meet up and walk down memory lane. Frankfurt - being somewhat central between Vienna and the Netherlands - was to be the location for our spring reunion and a date was fixed surprisingly quickly (after discussions stretching over many months).

The journey began one Thursday evening, when I boarded the train that should get me to Germany while I slept on a semi-comfortable bunk bed. The bed was about 20cms too short and the air in the compartment was hot and dry. Still, after a nice chat with an English musician now English teacher, who moved into an old Austrian farmhouse not too long ago, I managed to get a total of 3 to 4 patched up hours of sleep.
5 a.m.: wake-up call: an hour early. Me and the other Austrian girl in the compartment get off and soon find ourselves sitting in McDonald's, trying to wake up. She then leaves for the Netherlands - I for a certain flat.



6:30 a.m.: After walking through the dark deserted streets of Frankfurt, with only the song of birds in my ears, I buy freshly baked bread rolls and pastries and ring Felix' doorbell. He treats me to a lovely breakfast with most interesting cheeses, freshly squeezed orange juice, a soft boiled egg and whatever else I could wish for. Stuffed and properly awake, the two of us make our way to the city centre from where we take separate ways: he's off to work - I get out map and camera and start being all touristy.

Roman stuff!!! Can't miss out on that, of course!


11:00: I meet Rebecca, Elzelien and Miriam at the station and we all feel as though we've never been parted! Let the fun begin!

1st stop: Hauptwache for original Flammkuchen - a dish resembling a pizza, not typical of the area, but to be had everywhere. And until then unknown to me: I had to give it a try.

[n.b.: at the station: A guy aged 50+ asks me a) how I am, b) what my name is and c) if I'd consider being his future wife. I politely declined and we rushed off.]

2nd stop: The Zoo! The weather is gorgeous and we walk around in the sunshine, marvel at the Gibbons who use their long arms to swing from one end of the cage to the next. The Rhinos and Hippos are interesting too - but better keep at a healthy distance or you might get hit by feces...

Good job they give visitors a warning

Didn't happen to us, though. We laughed at the weird, sausage-shaped animal on spidery legs, that had a look on its face that made it appear either stoned or hypnotised or both. Best part: I got to see kiwis! Or the backside of one, which had it's long beak and the head attached to it down some hole in the earth and would not look up once. The other one darted about in the semidarkness of the cage, hiding behind the trees. Interesting animals, them.
I also really liked the emperor tamarins. I wish had one. Just for the moustache!

Otter


Herr Nilsson's great great granson


3rd stop: We met Fiepje at the station and went to have some dinner: Green sauce with eggs and potatoes - apparently a typical dish, although a bit...different. It tasted really nice - and was complimented with 1 or 2 or 3 glasses of Apfelwein (the German version of cider - actually much nicer than the English/Irish ones. And waaaay cheaper too!) and was followed by a couple of liqueurs. Very merrily we made our way to the...


Eggs on green sauce - a traditional dish


Apfelwein all 'round!

...last stop for the day: Rebecca's place, where we all found a temporary home in the living room. We watched a 45 min video of our time in Bangor - the hikes, the trips, the discussions about food and slate - and barely understood anything for all the laughter!

Finally: bed and a good night's worth of sleep.


The next morning first led us to Maison du pain for some really nice, even if not exactly cheap, French breakfast, before we toured the city, had a look at the cathedral, got to breathe some market hall air (think of a mix of fresh fish, raw meat and baked goods), and rode a urin-specked elevator up to a terrace from where we got a close-up of the modern skyscrapers that tower in stark contrast over the beautiful timber framed houses, yet blend in - somehow - and give the city a very modern look.

Amongst them: the European Central Bank


Russian Choir: Don Kosaken Chor


Organ pipes pointing into the cathedral like cannon tubes - I felt slightly threatened


Good-bye to Elzelien it was next, as her train already left at noon. The rest of us felt quite tired and went to the botanical garden, where we had a nap in the warming sunshine before getting all hyperactive again and cartwheeling up and down the lawn. Tired once more we let the evening end with a pint of Guinness, some food and delicious ice cream.


Time to take a rest in the sunshine


At the risk of being repetitive: most beautiful beer ever
(yeah, I KNOW that technically Guinness isn't considered beer...)

On Sunday we left the city and went to Eppstein to do a bit of hiking/walking in the woods. Over the hills and far away we walked and I realised that my bike tour in September had already brought me very close to Frankfurt: from the top of the hill I could see some of the villages we'd passed then.
It was nice to be in touch with nature again and enjoy the soft ground and the air of the woods, spicy from the smell of pines and other conifers, whilst chatting to friends I rarely see - one of the best possible combinations. So, another sunny day passed.

In the afternoon we saw off Fiepje, then Miriam, before Rebecca and me went for a delicious burger (for the Bangor memory) and a really nice, long, overdue chat to Die Kuh die lacht - a restaurant worth mentioning, as all they sell is either grown/bred in the region and/or home-made (like the baps and lemonades).

11 p.m: rain sets in and my train sets off.
Although the compartment is meant for people to bear the excrutiatingly long journey sitting upright (the middle bunks had been converted to backrests and the ladder was missing), I decide I won't have that and, after discovering that only one of the top bunks is being used as luggage rack, I clamber up monkey style and lie there, listening to music till it gets light outside.

Very, very tired I get off the train and make my way home to recover...

Sunday, February 20, 2011

Denglions on the rise: ein rant gegen die Hybridsprache

Managen, downloaden, mailen, smsen und weitere hübsche anglizistische Lehnwörter gibt es ja im Deutschen schon seit einiger Zeit und auch wenn diese ein bisschen überflüssig sind, haben sie sich im allgemeinen Sprachgebrauch eingebürgert. Computer- und Techniksprache sind nun einmal großteils Englisch und das Finden entsprechender deutscher Synonyme ist natürlich mühsam. Unabhängig davon, gibt es noch ein paar andere Kandidaten, die schon zu lange im Lande sind, um ausgewiesen zu werden. Hierzu zählt das leicht nondeskripte Adjektiv cool. All diese stellen für mich kein gröberes Problem dar.

Was mich jedoch in letzter Zeit ziemlich arg stört, ist der hohe Prozentsatz an wahrlich nicht notwendigen Derivationen aus dem Englischen und die gleichsam große Zahl and Einsprengseln von kompletten englischen Sätzen** in der ganz normalen täglichen Konversation.
Es hat den Anschein, dass man nicht mehr imstande ist, ein normales Gespräch in gutem Deutsch zu führen, sondern dass man sich ständig der englischen Lehnwörter bedienen muss, obwohl es durchaus brauchbare deutsche Entsprechungen für mindestens 90% der betroffenen Begriffe gibt.
**Zitate aus Büchern/Filmen/dem englischen Alltag/... sind natürlich aus Authentizitätsgründen als Ausnahme zu bezeichnen.

Facebook, die Plattform zur Verkümmerung vollwertiger sozialer Kontakte, ist dabei, aufgrund ihres internationalen Charakters und der Völkervernetzung, wenn nicht der Ursprung allen Übels, so doch die Geburtsstätte vieler dieser Abscheulichkeiten:
  • Man verlinkt Leute nicht, man tagged/taggt (wie schreibt man das richtig auf Denglisch?) sie.

  • Man stellt keine Fotos, Links, etc. online, man postet.

  • Selbst diejenigen, die Facebook auf Deutsch nutzen, liken die Fotos, Statusmeldungen und comments anderer, was das Zeug hält.

  • Oh, und was mir ein besonderer Dorn in der Seite ist: Selbst diejenigen, die ausschließlich deutschsprachige Freunde haben, schreiben ihre Statusmeldungen/Kommentare auf Englisch, und wenn möglich auch noch im "coolen" Slang - ob diese Äußerungen so überhaupt auf freier Wildbahn vorkommen, ist dabei vollkommen nebensächlich, mal abgesehen davon, dass es gekünstelter wohl fast schon nicht mehr geht. Man verzeihe mir bitte, wenn ich nach dem Vomitoriumsauffangbehelf in der Sitztasche vor mir greife, aber ich frage mich oft: wozu bitte?? Deutsch ist eine mindestens ebensoschöne Sprache und es erschließt sich mir nicht, warum man sich auf eine Art ausdrücken will, die nicht zu jemandem passt? (Wie gesagt, Zitate etc sind daraus ausgenommen.)
Gut, dass Facebook zu derartigen Spielereien verleitet, verstehe ich ja noch - immerhin wird man von anderen Leuten, Amerikanischen soaps und den diversen Medien beeinflusst und es ist auch für mich nicht immer leicht mich zu einer der beiden Sprachen zu bekennen. Aber im realen Leben muss das nicht sein. Nämlich, dass in meinem näheren und weiteren Umfeld, ungeachtet der jeweiligen Personen Bezug (und oft eher Bezuglosigkeit) zum Englischen furchtbar grausliche Interjektionen und Worthybriden auf dem Vormarsch sind:
  • Man betrügt und lügt nicht, man cheatet.

  • Man lästert nicht mehr über andere, man hatet gegen sie.

  • WHAT THE FUCK??? ist eine absolut übliche und allgemein akzeptierte Form, seinem Unmut Luft zu machen. Meistens tut man ebendieses in einem rant.

  • Eine Herausforderung ist keine Herausforderung mehr, sondern eine challenge. Zu einer solchen wird man von anderen Menschen mit dem entsprechenden Verb gechallenged.
  • Louis Vuitton Taschen, Emotionen und Orgasmen werden nicht mehr gefälscht oder vorgetäuscht, sondern lieber gefaked. Manchmal sogar ur!

  • Meine besonderen Lieblinge sind allerdings die supercoolen Angestellten bei Starbucks, wenn sie sich in voller Lautstärke und mit einem wunderhübsch aufgelegten amerikanischen Akzent "One tall soy caramel frappuccino, blended coffee, no whipped cream!" zurufen. Schon öfter musste ich ein Grinsen unterdrücken, wenn der neue Barrista dann mit der Wortkette nicht umgehen konnte und "Mit Schlagobers?" zurückfragte.
...und so weiter. Würde ich mir für diesen Eintrag mehr Zeit nehmen, könnte ich mit Sicherheit noch die einen oder anderen 20 Beispiele anführen, aber zu Demonstrationszwecken sei es hiermit einmal getan.

Der Punkt ist: Es nervt mich. Und es nervt mich noch mehr, dass ich auch selber betroffen bin, denn es ist natürlich nicht immer einfach im Flusse einer angeregten Unterhaltung rechtzeitig das richtige deutsche Wort zu finden, wenn das Englische schneller zur Hand ist und hin und wieder entfährt mir ein Awesome! oder ich like einen Facebookstatus, nur um mich daraufhin zu ärgern, diesem Trend zu unterliegen.
Mir ist freilich durchaus bewusst, dass es die Eingliederung von Fremdwörtern ein konstantes Phänomen ist - man nehme alles Griechische/Lateinische, wie Komposition, Universität, Alkohol, weiters Französisches wie Cousin, Garderobe, Püree.; Slawische, wie Powidl, Kolatsche, Powidlkolatsche, Bramburi... . Sprache ist ja schließlich ein bisschen amöboid und nimmt gerne allerlei Formen und Farben an und ist auch äußeren Einflüssen gegenüber nicht resistent; soll sie ja auch nicht sein. Aber zu viel des Mischens und Rührens ist auch nicht gut, sonst kriegt man statt eines Marmorkuchens indistinkten braunen Gatsch, der weder hell noch schokoladig ist.

Woran ich mich bei allen genannten Minifusionen besonders stoße, ist, dass ich sie erschreckenderweise auch (und fast vor allem) bei Menschen antreffe, die in einer authentischen Situation keinen geraden englischen Satz rausbringen würden. (Und offenbar auch keinen deutschen). Und das stört mich. Ein gepflegtes Zitat - ja gerne. Eine gebildete Sprachspielerei - nur her damit. Aber ein indefiniter Mischmasch aus den Worten, die man halt zufällig als erste parat hat ... nein.

Immerhin ist Sprache nicht nur kraftvolles Mittel zum Zweck, sondern hat auch ästhetische Qualitäten und die Fähigkeit, sich in einer Sprache klar und schön ausdrücken zu können, zeichnet in meinem Werteverständnis einen Menschen nun mal besonders aus. Und wenn Englisch, dann bitte gleich ordentlich und nicht mit deutschen Prä- und Suffixen.

So, Hasspredigt zu Ende. Gehet hin und sprechet sauber und besonnen.

EDIT und P.S.: Dazu sehr passend ein Beitrag der Wise Guys: Denglisch