Ich glaube ich weiß nun, warum ich Partnersuche online nicht mag. Oder generell schon das Konzept der PartnerSUCHE. Partnerfund ist viel mehr nach meinem Geschmack. Nicht unbedingt Findung, denn das impliziert eigentlich Suche, aber Findung wäre dennoch ok, denn es klingt so final und schicksalsbestimmt. Wenn man's mathematisch betrachten will, würde ich Findung als das Ergebnis definieren, zudem man entweder durch Suche oder durch Fund kommt - zwei Wege, ein Ziel. Kann ich's mir aussuchen, dann wähle ich als meinen bevorzugten Weg den Fund.
Suche hingegen mag ich nicht. Suche heißt, ich gehe gezielt vor - nach Kriterien. Suche heißt, ich brauche etwas unbedingt und widme der Findung sehr viel Zeit. Ich habe meine Checkliste bei der Hand und gehe damit auf die Jagd, wobei ich alle Menschen kategorisch beleuchte und sie nach den auftretenden Charakteristika in den einen oder anderen Pool werfe - oder sie ganz aus dem Schwimmbad verbanne. Im virtuellen Leben dominiert sie, die Suche (ist das nicht der Hauptzweck, des Internets?): zum Beispiel über eine Internetseite, deren Zweck die Findung eines Lebens(abschnitts)partners ist - und zwar über eine Suchmaschine, in die man Kriterien tippen kann oder über den ungleich mühevolleren, doch vielleicht lohnenderen Prozess des händischen Suchens.
Man geht dabei freilich nicht nach spontaner Anziehungskraft vor (wie auch?), sondern nach einem factsheet, anhand dessen man die Leute auf genau eine Lückenpassform ableuchtet. Man Menschen vermutlich niemals wirklich kennenlernen - bei all der Konkurrenz - weil sich die affektierte Spreu vom ehrlichen Weizen erst später trennt und man bis dahin täglich 2 Dates haben müsste. Das Ausschlussprinzip funktioniert viel zu schnell und basiert auf den falschen Prinzipien. Die Auswahl ist zu umfangreich, um wirkliche Entscheidungen zu treffen. Eine - aufgrund teils unwichtiger Kriterien - getroffene Entscheidung kann nicht zurückgenommen werden. Und die Wahrscheinlichkeit eines Zufallsglücksfundes ist vermutlich etwa so hoch ist wie die, dass man im Internet den perfekten Wintermantel findet (ein durchaus schwieriges Unterfangen).
Fund mag im Gegensatz zu Suche zwar vielleicht nach zufällig auf der Straße Aufgelesenem klingen, aber ganz ehrlich: je zufälliger und unerwarteter, desto besser. In meiner Welt. Der perfekte Wintermantel ist meiner Meinung nach eher nicht online zu erstehen. Den muss man in einem Geschäft finden, wo man ihn angreifen kann und die Qualität der Nähte prüfen. Und zwar findet man den bestimmt dann, wenn man ihn nicht sucht: zufällig (so wie der geschätzte Herr Fleming das Penicillin entdeckt hat). Fund heißt, man geht mit offenen Augen durch die Welt und plötzlich sieht man "das Perfekte". Man wollte immer genau das, aber das wird einem erst bewusst, wenn man es das erste Mal sieht. Dieser zufällige Fund kann überall und jederzeit eintreten. Er kann Leute betreffen, die man noch nie zuvor gesehen hat, oder auch welche, die man schon ewig lang kennt und die plötzlich in einem anderen Licht erscheinen - wie zum Beispiel meine Stiefel, die ich jahrelang keines Blickes gewürdigt hatte und die ich jetzt nicht mehr hergeben würde: Auch ein Fund, wenn auch ein nachträglicher. Diese Option ist online freilich nicht vorgesehen.
Kurz: Suche ist zeitaufwendig und wahrscheinlich frustrierend, Fund passiert und macht meist überglücklich. Ich wähle also Fund.
Was tu ich dann auf einer Suchseite? Nicht suchen jedenfalls. ABER - und jetzt kommt das Aber* - man kann das Ganze ja auch anders angehen. Nämlich tatsächlich wie mit einem Wintermantelkauf: indem man einfach nicht sucht, sondern immer wieder ein bissl erwartungsfrei, aber aufmerksam, durchstöbert, dann vielleicht mal den einen oder anderen zur Anprobe bestellt, eventuell ein paar Exemplare zurücksendet, weil die Farbe doch nicht ganz der Beschreibung entsprochen hat oder der Schnitt anderen Menschen besser stünde. Zusätzlich lässt man freilich die "echten" Geschäfte besser nicht außer Acht, denn wer weiß, vielleicht findet man genau dort einmal ganz nebenbei und zufällig das richtige Modell.
*zitiert ist unser alter Physiklehrer
Und warum mag ich die Suchseite dann trotzdem nicht? Weil es eine Suchseite ist, die bei Leuten die Erwartungshaltung hervorruft, dass ihnen ein Fund garantiert wird (zumindest eine gewisse Anzahl an "Kontakten" garantiert sie). Und diese Erwartungshaltung entstammt der bisherigen fruchtlosen Suche - das Suchverhalten wird durch die Seite intensiviert und führt bei manchen zu regelrechten Verkrampfungen und zur Verzweiflung. Ja, und es wird natürlich auch von anderen Mitgliedern erwartet, dass sie zu Suchzwecken dort sind.
Und was, wenn nicht?
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