Saturday, April 07, 2012

To re-kindle my love for reading...

... was never necessary and probably never will be. However:

Seit einer Woche hat sich mein Hausstand um ein neues Mitglied vergrößert und um dieses Kindle gleich beim Namen zu nennen und jedes weitere, verlockende blöde Wortspiel gleich im Keime zu ersticken, beginne ich mit einer Defensio.

NIE, hatte ich gedacht, werde ich dem guten alten Papierbuch den Rücken kehren! Nie werde ich mich stattdessen einem elektronischen Teil zuwenden, das erstens Strom braucht, zweitens weniger widerstandsfähig ist (Wasser, Runterfallen, Transport,..), und drittens nicht unbedingt billig ist! Und das - ganz wichtig - das Regal nicht mit schön anzuschauenden und dem Betrachter Bewunderung entreißenden Bücherrücken zu füllen vermag!

Doch tempora mutantur - die Zeiten ändern sich - und bringen mit sich in greifbare Nähe eine gewisse Diplomprüfung. Der letzte große Berg, den es zu erklimmen gilt, bevor man sich von dessen steiler Rückseite ins vordefinierte Berufsleben stürzt.
Wer mich kennt weiß, dass ich Herausforderungen und Prüfungen mir gerne zu meinen Gunsten drehe. Was heißt, dass ich sie dazu nutze, mich mit den Themen zu beschäftigen, für die ich während des Studiums zwar Interesse, aber nicht genügend Motivation und Zeit aufbringen konnte. Sei das ein lateinisches Werk über die Landwirtschaft, oder ein ganzer Haufen von Restoration Comedies und Industrial Novels, in die ich mich gerne schon eher vertieft hätte. Alles spannend, alles Prüfungsstoff, und - für diesen Beitrag wichtig: Alles so alt, dass kein Copyright mehr drauf liegt und man sich die Texte gratis und legal aus dem Netz saugen kann!

Also schaffte ich mir nach reiflicher Überlegung und Abwägen aller Vor- und Nachteile einen Ebook reader an. Ein Kindle halt. Lud alle Werke zuerst runter und dann drauf und begann zu lesen...


  • 2 Tage hat es gedauert, bis ich wirklich verstanden hatte, dass mein Kindle keinen Touchscreen hat und drauftippen nur Fingerabdrücke produziert
  • 1 Tag lang las ich an einem Buch, in der Annahne, dass es sich um "Mary Barton" handle, nur um am nächsten Tag festzustellen, dass ich in Wahrheit mit "Sybil" begonnen hatte: Dinge, die einem normalerweise nicht passieren, da Bücher ja Cover haben - beim Kindle kann man das offenbar schnell übersehen.


Im Großen und Ganzen bin ich jedoch sehr zufrieden:

  • Das Ding liegt gut in der Hand und ist einfach zu bedienen
  • Die Schriftgröße ist ad libitum verstellbar und man muss sich nicht mehr mit der fuzeligen, eng gedruckten und teilweise fehlerhaften Schrift der Penguin Books herumärgern
  • Man kann Passagen digital unterstreichen und sich Notizen dazu machen, eine für mich absolut wichtige Funktion, wenn die Auseinandersetzung mit dem Buch für Prüfungszwecke mehr in die Tiefe gehen muss und ich außerdem gewisse Passagen schnell wieder finden mag. Das Erstellen von Notizen ist zwar etwas mühsam, da man auf dem Keyboard nicht tippen kann, sondern mit den Pfeiltasten navigiert, aber die Geduld dafür kann ich gerade noch aufwenden.
  • Auch zu erwähnen ist das integrierte Oxford Dictionary of English, das mir für ein unbekanntes Wort sofort eine Definition gibt, wenn ich den Cursor hinbewege. Wie toll wäre es, wenn jedes Buch das könnte! Vorhalten kann ich dem nur, dass es viele der Wörter, die ich wissen will, selber nicht kennt...
  • Das eInk Display, das die Optik einer Buchseite emuliert, ist tatsächlich weitaus angenehmer für die Augen als ein LDC Display und lässt mich länger durchhalten. Dass es dadurch freilich auch nicht von selbst leuchtet, stört mich nicht - tut ein Buch ja auch nicht.
  • Ein weiterer Vorteil den Papierwerken gegenüber ist, dass das Kindle nicht von alleine zufällt. Das mag lächerlich klingen, aber so oft, wie ich Bücher ablege, oder beim Lesen absetze und mir vergeblich wünsche, ich hätte ein Lesezeichen bei der Hand, um die Stelle auch wieder zu finden, ist diese Eigenschaft eine durchaus angenehme.
  • Spompanadeln wie Abspielbarkeit von Musik, wie manche eReader sie anbieten, sind bei meinem Gerät weder gegeben, noch gewünscht. Und diese Einfachheit spricht an.

(die Spiegelung wirkt auf dem Foto wegen des Winkels schlimmer als sie ist)

Ich bin also begeisterter, als ich es selbst für möglich hielt, würde aber dennoch nie dem echten Buche abschwören. Vor allem bei den Werken, für die es zu bezahlen gilt, sehe ich keine Vorzüge des Kindles gegenüber der haptisch ansprechenderen Papierversion, denn unverständlicherweise ist die elektronische Version meist um einen lächerlichen Euro billiger und um den Preis hab ich lieber was in der Hand. Außerdem muss man ja an die Regaloptik denken und solange ich Platz finde, wird dieses Möbelstück beladen.

Sollten ebooks jedoch irgendwann so günstig werden, dass man nicht beinahe das gleiche Geld zahlt, als für die Druckversion, dann werde ich bereit sein, meine Einstellung zu überdenken. Bis dahin bleibt der/die/das Kindle mein Klassikerarchiv.

No comments: