Die Internet- und Stromsituation in Ladakh ist nicht ganz so verlaesslich wie zuhause. 3 Abende lang hatte ich in meinem Zimmer keinen Strom und hab mich deshalb mit Kerzen eingedeckt, die das Lesen zwar recht romantisch, aber auch sehr muehsam machen. Mit dem Internet verhaelt es sich aehnlich. Scheinbar ist am Wochenende irgendwo in Kargil (weeeeit westlich von Leh) ein Kabel kaputtgegangen und hat in ganz Leh das Internet lahmgelegt. Soviel als Rechtfertigung.
Ich lebe also noch und hab in meinem Kopf schon an die 5 Blogeintraege komponiert. Aber beginnen wir langsam.
Freitag: Ein zweitaegiger Ausflug zum Tsomoriri (tso = See) stand an. Tsomoriri liegt in Changtang, dem oestlichsten Teil Ladakhs, ganz nahe der tibetischen Grenze. Die Gegend besitzt so gut wie keine Infrastruktur und wird hauptsaechlich von Nomaden bevoelkert. Es fuehrt dort eine Schotterstrasse hin und eine wieder weg und das war's dann auch schon.
Da ich vor meinem Abflug eine Doku ueber das Nomadenleben in Ladakh gesehen hatte und viele der Mahabodhischueler aus Changtang kommen, wollte ich dort unbedingt hin und es ergab sich sehr gut, dass Mariana eine Tibeterin kennengelernt hatte, deren Familie in Changtang ein Nomadenleben fuehrt. Diese Tibeterin luden wir auf den Trip ein, denn es machte sie uebergluecklich, ihre Familie besuchen zu koennen und wir hatten eine Ortskundige, die uns so einige Dinge zeigen konnte.
Der Tag begann fuer mich nicht so toll, denn ich war extrem uebermuedet, was an der Nacht davor lag. In dieser trug sich folgendes zu:
Als ich das Licht (= die Taschenlampe) ausmachte und mich ins Traumland begeben wollte, hoerte ich auf einmal ein Rascheln. Abgedaempft durch den Schlafsack, dachte ich zuerst, dass ich wohl die Person im Nebenzimmer hoerte, die sich im Bett umdrehte. Doch dann raschelte es nochmal - irgendwo in der Gegend meines Kopfes und ich realisierte, dass da irgendwas im Zimmer war. Also Taschenlampe an. Nix.
Unterm Bett? Nix.
Hinterm Polster? Auch nix.
Hm.... Kristina, du bist paranoid.
Lampe aus.
...
Wieder raschelt es - ganz deutlich ganz in meiner Naehe. Wieder greife ich zur Lampe und schalte sie ein. Ich leuchte mein naeheres Umfeld ab und DA! direkt neben meinem Bett klammert sich eine Maus an den Vorhang und schaut mich an.
Ich springe (bzw. falle) mitsamt Schlafsack und Decke aus dem Bett, denn das letzte, das ich in dem Moment will, ist eine Maus in meinem Schlafsack. Als ich mich aus meinem Kokon befreit hatte, hing die Maus natuerlich laengst nicht mehr im Vorhang, sondern war irgendwo anders. Ich fand sie schliesslich am anderen Ende des Zimmers unter der Kommode, von wo aus sie mich mit ihren Knopfaueglein anstarrte - ohne zu blinzeln.
Und jetzt? Naja, Tuer auf, Aufwischding aus dem Bad geholt und die Maus mit Licht und Wischding aus dem Zimmer gescheucht.
Danach brauchte ich noch eine Weile, um wieder einzuschlafen, denn auf einmal hoerte ich lauter Geraeusche: Hundebellen, Tonnen im Hof umfallen (durch die Hunde) etc. Jaja the night is dark and full of terrors... Irgendwann bin ich dann aber doch eingeschlafen.
Exkurs-Ende.
------------------
Tsomoriri: Mariana, Tashi und ich waren ca 7 Stunden im Jeep unterwegs, bevor wir an den ersten kleinen See kamen. Die Fahrt war lang, aber die Landschaft bot genuegend Juwelen. Ich kam aus dem Staunen nicht heraus. Fuer Geologen ist die Gegend hier wohl ein visuelles Festmahl, denn hinter jedem Berg taucht ein anderer Berg mit einer komplett anderen Steinstruktur und -farbe auf. Dunkelviolett, gelblichgruen, dunkelgruen, braun, schneebedeckt, fast schwarz, grau, mal pulvrig, mal zerklueftet, mal gerillt.... Es ist schon fast unrealistisch! Wie ein Bergmuseum, durch das man durchfahren kann und in dem alle Arten von "Berg" ausgestellt sind.
Schliesslich kommen wir an besagtem See an. Es ist ruhig. Der See ist blau. Der Himmel ist blauer. Ein paar weisse Woelkchen stehen alibihalber drauf herum. Der Sand ist leuchtend orangebraun. Dahinter erheben sich angezuckerte Berge. Zwei Zelte stehen am Ufer des Sees und ein Hund bellt. Sonst sieht und hoert man gar nichts.
Wir fuellen unsere Lungen mit der frischen, duennen Bergluft und folgen Tashi zu den Zelten. Ziegenbabies meckern mit ihren duennen und zittrigen Stimmchen. Ein paar hundert Meter entfernt sitzen zwei alte Nomadinnen auf der Erde und sammeln Ziegenmist ein. Die aeltere der beiden steht auf, als sie Tashi sieht. Sie ist uralt, runzelig, braun wie staubige Schokolade und hat leuchtende, riesengrosse Augen, wie man sie sonst nur in japanischen Cartoons sieht. Sie ist traditionell gekleidet und schmuckbehangen. Ihre Haende sind von der Arbeit riesig gross.
Sie bittet uns in das kleine, viereckige, weisse Zelt, in dem in der Mitte ein kleiner Ofen steht. Dahinter befindet sich der "Haustempel" mit Bildern vom Dalai Lama und dem einen oder anderen Schmuckstueck. Links und rechts von dem Ofen liegen Teppiche, auf denen wir Platz nehmen, alle anderen Habseligkeiten sind am Rand verstaut. Das Ofenrohr ragt durch einen Spalt im Zeltdach hinaus.
Ama-le ("Muetterchen") bringt in einer Schale Feuerholz und getrocknete Pferdeaepfel und befeuert damit den Ofen. Sofort wird es heiss im Zelt. Sie setzt 2 Sorten Tee fuer uns auf (suess und Buttertee) und wir werden bewirtet. Tashi zeigt mir nun auch, wie man Buttertee konsumiert: naemlich indem man ein paar grosszuegige Loeffel Tsampa (zur Erinnerung: Mehl von geroesteter Gerste) hineinkippt* und mit den Fingern solang umruehrt, bis man Teig hat. Den isst man dann. Und das schmeckt guuut! ... vielleicht war's auch einfach die Atmosphaere.
* Der Moench in Rhizong haett mich also gar nicht auslachen brauchen!
Wir halten uns nicht allzu lange auf, und mit dem Versprechen, am naechsten Morgen wiederzukehren, fahren wir weiter zum Tsomoriri. Den See erleben wir bei Sonnenuntergang, schlafen danach im einzig offenen Guest House, in dem ich fuer meine neu erworbene Yakwolldecke sehr dankbar bin, und wollen um 5:30 des naechsten Tages aufbrechen. Immerhin wollen wir die Ziegenherde sehen, bevor sie das Nomadenbasiscamp verlaesst.
Wollen.
Das Auto springt nicht an. Eine Stunde lang.
Waehrend der Fahrer sich bemueht, fruehstuecken wir gemuetlich in einem Zeltrestaurant, das zufaelligerweise der Schwester des Fahrers gehoert (ja ja, in Ladakh sind ALLE irgendwie verwandt).
Irgendwann wachen dann ein paar ortsansaessige Maenner auf und zu siebt schieben wir das Auto an, bis es anspringt und wir ausser Atem und leicht schwindelig zur Wasserflasche greifen.
Korzok, der Ort, in dem wir uns befinden, liegt auf 4600m Seehoehe und das merkt man dort auch deutlich. Es ist saukalt und die Luft ist sehr duenn. Ich komme mit dem Gaehnen nicht nach, denn mein Koerper will Sauerstoff!
Endlich sind wir wieder unterwegs und treffen am Weg Tashis Bruder, der auf seinem Pferd seines Weges zieht. Zaehne hat er kaum mehr, aber er ist schoen ladakhisch gekleidet und traegt, wie alle Nomaden, zahlreiche Ringe an den Fingern. (Dass die beim Arbeiten nicht stoeren...) Er informiert uns, dass man auf uns gewartet haette und fuer uns Fruehstueck bereitet habe.
Eigentlich hatten wir uns bei Ama-le und ihrer Familie nicht mehr lange aufhalten wollen, doch diese Geste der Gastfreundschaft missachtet man nicht. Also buecken wir uns wieder in das kleine Zelt, wo man uns in Buttersosse gekochtes Schaffleisch mit einer Art Knoedeln serviert. Sehr reichhaltige Nahrung und riecht stark nach Schaf. Den Geruch bin ich den ganzen Tag nicht losgeworden. Man isst natuerlich mit den Haenden und zum ersten Mal stellt das eine echte Herausforderung fuer mich dar. (Mittlerweile esse ich teilweise sogar Reis mit den Fingern. Man passt sich halt an.)
Dann geht's zum Ziegenstreicheln an die frische Luft. Wir sehen noch beim Melken zu, wozu die Schafe und Ziegen Kopf an Kopf in einer Reihe gebunden werden, sodass man von beiden Seiten der Reihe melken kann.
Danach nehmen wir Abschied und fahren weiter nach Puga, zum zweiten Teil der Familie. Die haben ihr Zelt auf ein Steinfundament gesetzt und das Zelt ist ein bisschen groesser. Diese Nomaden hier sind ein klein wenig sesshafter und haben fuer ihre Tiere kleine Verschlaege aus Stein gebaut. Sie besitzen Ziegen und Esel.
Auch hier ruecken wir mit Gastgeschenken (Eier, Saft, Kekse, Zwiebel, Kohl) an und bekommen dafuer Tee und in der Pfanne gebackenes Brot angeboten. Alles sehr lecker und ich bin fast am Platzen! 3 Mahlzeiten in nur 3 Stunden sind halt schon heftig. Wir trinken ein paar Tassen Tee, denn ein 'nein' wird nicht akzeptiert, und machen uns wieder auf den Weg.
Weiter geht's nun zum spektakulaersten der Seen: Tsokar, der weisse See. Er heisst so, weil er so salzhaeltig ist, dass man frueher daraus Salz gewonnen hat. Das Ufer ist ganz verkrustet und weiss. Auf den sumpfigen Wiesen rundum grasen friedlich Yaks und Ziegen. Was fuer ein Anblick! Die Farben! Die Kontraste! Man muss sich dort schon sehr patschert anstellen, um keine spektakulaeren Fotos zu machen.
Wir streicheln wieder mal die Kitzlein (die kleinen Yaks waren zu schreckhaft) und fahren dann irgendwann mal weiter durch die endlosen Weiten und die karge Berglandschaft. Auf und ab und um die Kurven rumpeln wir, bis selbst der geschwaetzigen Tashi die Gespraechsthemen ausgehen.
Als unser Fahrer irgendwann muede wird, bietet Mariana an, sich mal fuer eine Weile hinters Steuer zu setzen, was er tatsaechlich annimmt und sie auch tut. Den ladakhischen Fahrstil hatte sie schnell heraussen, was das Auto eine Radkappe kostete. In Anbetracht der Tatsache, dass die anderen 3 eh schon laengst nicht mehr vorhanden waren, ist das wohl auch zu verschmerzen...
Nach dieser Fahrt (und nicht nur dem letzten Stueck) sind all meine Autofahraversionen und -krankheiten fuer immer geheilt, denn mit schlimmeren Strassen werde ich wohl so schnell nicht konfrontiert. Ob es wohl ein Zufall war, dass ich waehrend der Fahrt die ganze Zeit das om ma ni padme hum im Kopf hatte?
Trotz der endlos langen Fahrt, war der Ausflug eine grossartige Erfahrung: von Nomaden bewirtet zu werden war zwar ein geheimer Wunsch, aber dass ich diese Chance wirklich bekommen wuerde, haette ich nicht gedacht. Und die ewig wechselnde Landschaft hatte die Strapazen der Fahrt extrem gemindert.
Uebergluecklich und todmuede fiel ich am Abend ins Bett und hatte einen guten, maeusefreien Schlaf.
Naechstes Mal gibt's wieder mehr ueber den Alltag, denn auch der ist spannend und abwechslungsreich...
Ich lebe also noch und hab in meinem Kopf schon an die 5 Blogeintraege komponiert. Aber beginnen wir langsam.
Freitag: Ein zweitaegiger Ausflug zum Tsomoriri (tso = See) stand an. Tsomoriri liegt in Changtang, dem oestlichsten Teil Ladakhs, ganz nahe der tibetischen Grenze. Die Gegend besitzt so gut wie keine Infrastruktur und wird hauptsaechlich von Nomaden bevoelkert. Es fuehrt dort eine Schotterstrasse hin und eine wieder weg und das war's dann auch schon.
Da ich vor meinem Abflug eine Doku ueber das Nomadenleben in Ladakh gesehen hatte und viele der Mahabodhischueler aus Changtang kommen, wollte ich dort unbedingt hin und es ergab sich sehr gut, dass Mariana eine Tibeterin kennengelernt hatte, deren Familie in Changtang ein Nomadenleben fuehrt. Diese Tibeterin luden wir auf den Trip ein, denn es machte sie uebergluecklich, ihre Familie besuchen zu koennen und wir hatten eine Ortskundige, die uns so einige Dinge zeigen konnte.
Der Tag begann fuer mich nicht so toll, denn ich war extrem uebermuedet, was an der Nacht davor lag. In dieser trug sich folgendes zu:
Als ich das Licht (= die Taschenlampe) ausmachte und mich ins Traumland begeben wollte, hoerte ich auf einmal ein Rascheln. Abgedaempft durch den Schlafsack, dachte ich zuerst, dass ich wohl die Person im Nebenzimmer hoerte, die sich im Bett umdrehte. Doch dann raschelte es nochmal - irgendwo in der Gegend meines Kopfes und ich realisierte, dass da irgendwas im Zimmer war. Also Taschenlampe an. Nix.
Unterm Bett? Nix.
Hinterm Polster? Auch nix.
Hm.... Kristina, du bist paranoid.
Lampe aus.
...
Wieder raschelt es - ganz deutlich ganz in meiner Naehe. Wieder greife ich zur Lampe und schalte sie ein. Ich leuchte mein naeheres Umfeld ab und DA! direkt neben meinem Bett klammert sich eine Maus an den Vorhang und schaut mich an.
Ich springe (bzw. falle) mitsamt Schlafsack und Decke aus dem Bett, denn das letzte, das ich in dem Moment will, ist eine Maus in meinem Schlafsack. Als ich mich aus meinem Kokon befreit hatte, hing die Maus natuerlich laengst nicht mehr im Vorhang, sondern war irgendwo anders. Ich fand sie schliesslich am anderen Ende des Zimmers unter der Kommode, von wo aus sie mich mit ihren Knopfaueglein anstarrte - ohne zu blinzeln.
Und jetzt? Naja, Tuer auf, Aufwischding aus dem Bad geholt und die Maus mit Licht und Wischding aus dem Zimmer gescheucht.
Danach brauchte ich noch eine Weile, um wieder einzuschlafen, denn auf einmal hoerte ich lauter Geraeusche: Hundebellen, Tonnen im Hof umfallen (durch die Hunde) etc. Jaja the night is dark and full of terrors... Irgendwann bin ich dann aber doch eingeschlafen.
Exkurs-Ende.
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Tsomoriri: Mariana, Tashi und ich waren ca 7 Stunden im Jeep unterwegs, bevor wir an den ersten kleinen See kamen. Die Fahrt war lang, aber die Landschaft bot genuegend Juwelen. Ich kam aus dem Staunen nicht heraus. Fuer Geologen ist die Gegend hier wohl ein visuelles Festmahl, denn hinter jedem Berg taucht ein anderer Berg mit einer komplett anderen Steinstruktur und -farbe auf. Dunkelviolett, gelblichgruen, dunkelgruen, braun, schneebedeckt, fast schwarz, grau, mal pulvrig, mal zerklueftet, mal gerillt.... Es ist schon fast unrealistisch! Wie ein Bergmuseum, durch das man durchfahren kann und in dem alle Arten von "Berg" ausgestellt sind.
Schliesslich kommen wir an besagtem See an. Es ist ruhig. Der See ist blau. Der Himmel ist blauer. Ein paar weisse Woelkchen stehen alibihalber drauf herum. Der Sand ist leuchtend orangebraun. Dahinter erheben sich angezuckerte Berge. Zwei Zelte stehen am Ufer des Sees und ein Hund bellt. Sonst sieht und hoert man gar nichts.
Wir fuellen unsere Lungen mit der frischen, duennen Bergluft und folgen Tashi zu den Zelten. Ziegenbabies meckern mit ihren duennen und zittrigen Stimmchen. Ein paar hundert Meter entfernt sitzen zwei alte Nomadinnen auf der Erde und sammeln Ziegenmist ein. Die aeltere der beiden steht auf, als sie Tashi sieht. Sie ist uralt, runzelig, braun wie staubige Schokolade und hat leuchtende, riesengrosse Augen, wie man sie sonst nur in japanischen Cartoons sieht. Sie ist traditionell gekleidet und schmuckbehangen. Ihre Haende sind von der Arbeit riesig gross.
Sie bittet uns in das kleine, viereckige, weisse Zelt, in dem in der Mitte ein kleiner Ofen steht. Dahinter befindet sich der "Haustempel" mit Bildern vom Dalai Lama und dem einen oder anderen Schmuckstueck. Links und rechts von dem Ofen liegen Teppiche, auf denen wir Platz nehmen, alle anderen Habseligkeiten sind am Rand verstaut. Das Ofenrohr ragt durch einen Spalt im Zeltdach hinaus.
Ama-le ("Muetterchen") bringt in einer Schale Feuerholz und getrocknete Pferdeaepfel und befeuert damit den Ofen. Sofort wird es heiss im Zelt. Sie setzt 2 Sorten Tee fuer uns auf (suess und Buttertee) und wir werden bewirtet. Tashi zeigt mir nun auch, wie man Buttertee konsumiert: naemlich indem man ein paar grosszuegige Loeffel Tsampa (zur Erinnerung: Mehl von geroesteter Gerste) hineinkippt* und mit den Fingern solang umruehrt, bis man Teig hat. Den isst man dann. Und das schmeckt guuut! ... vielleicht war's auch einfach die Atmosphaere.
* Der Moench in Rhizong haett mich also gar nicht auslachen brauchen!
Wir halten uns nicht allzu lange auf, und mit dem Versprechen, am naechsten Morgen wiederzukehren, fahren wir weiter zum Tsomoriri. Den See erleben wir bei Sonnenuntergang, schlafen danach im einzig offenen Guest House, in dem ich fuer meine neu erworbene Yakwolldecke sehr dankbar bin, und wollen um 5:30 des naechsten Tages aufbrechen. Immerhin wollen wir die Ziegenherde sehen, bevor sie das Nomadenbasiscamp verlaesst.
Wollen.
Das Auto springt nicht an. Eine Stunde lang.
Waehrend der Fahrer sich bemueht, fruehstuecken wir gemuetlich in einem Zeltrestaurant, das zufaelligerweise der Schwester des Fahrers gehoert (ja ja, in Ladakh sind ALLE irgendwie verwandt).
Irgendwann wachen dann ein paar ortsansaessige Maenner auf und zu siebt schieben wir das Auto an, bis es anspringt und wir ausser Atem und leicht schwindelig zur Wasserflasche greifen.
Korzok, der Ort, in dem wir uns befinden, liegt auf 4600m Seehoehe und das merkt man dort auch deutlich. Es ist saukalt und die Luft ist sehr duenn. Ich komme mit dem Gaehnen nicht nach, denn mein Koerper will Sauerstoff!
Endlich sind wir wieder unterwegs und treffen am Weg Tashis Bruder, der auf seinem Pferd seines Weges zieht. Zaehne hat er kaum mehr, aber er ist schoen ladakhisch gekleidet und traegt, wie alle Nomaden, zahlreiche Ringe an den Fingern. (Dass die beim Arbeiten nicht stoeren...) Er informiert uns, dass man auf uns gewartet haette und fuer uns Fruehstueck bereitet habe.
Eigentlich hatten wir uns bei Ama-le und ihrer Familie nicht mehr lange aufhalten wollen, doch diese Geste der Gastfreundschaft missachtet man nicht. Also buecken wir uns wieder in das kleine Zelt, wo man uns in Buttersosse gekochtes Schaffleisch mit einer Art Knoedeln serviert. Sehr reichhaltige Nahrung und riecht stark nach Schaf. Den Geruch bin ich den ganzen Tag nicht losgeworden. Man isst natuerlich mit den Haenden und zum ersten Mal stellt das eine echte Herausforderung fuer mich dar. (Mittlerweile esse ich teilweise sogar Reis mit den Fingern. Man passt sich halt an.)
Dann geht's zum Ziegenstreicheln an die frische Luft. Wir sehen noch beim Melken zu, wozu die Schafe und Ziegen Kopf an Kopf in einer Reihe gebunden werden, sodass man von beiden Seiten der Reihe melken kann.
Danach nehmen wir Abschied und fahren weiter nach Puga, zum zweiten Teil der Familie. Die haben ihr Zelt auf ein Steinfundament gesetzt und das Zelt ist ein bisschen groesser. Diese Nomaden hier sind ein klein wenig sesshafter und haben fuer ihre Tiere kleine Verschlaege aus Stein gebaut. Sie besitzen Ziegen und Esel.
Auch hier ruecken wir mit Gastgeschenken (Eier, Saft, Kekse, Zwiebel, Kohl) an und bekommen dafuer Tee und in der Pfanne gebackenes Brot angeboten. Alles sehr lecker und ich bin fast am Platzen! 3 Mahlzeiten in nur 3 Stunden sind halt schon heftig. Wir trinken ein paar Tassen Tee, denn ein 'nein' wird nicht akzeptiert, und machen uns wieder auf den Weg.
Weiter geht's nun zum spektakulaersten der Seen: Tsokar, der weisse See. Er heisst so, weil er so salzhaeltig ist, dass man frueher daraus Salz gewonnen hat. Das Ufer ist ganz verkrustet und weiss. Auf den sumpfigen Wiesen rundum grasen friedlich Yaks und Ziegen. Was fuer ein Anblick! Die Farben! Die Kontraste! Man muss sich dort schon sehr patschert anstellen, um keine spektakulaeren Fotos zu machen.
Wir streicheln wieder mal die Kitzlein (die kleinen Yaks waren zu schreckhaft) und fahren dann irgendwann mal weiter durch die endlosen Weiten und die karge Berglandschaft. Auf und ab und um die Kurven rumpeln wir, bis selbst der geschwaetzigen Tashi die Gespraechsthemen ausgehen.
Als unser Fahrer irgendwann muede wird, bietet Mariana an, sich mal fuer eine Weile hinters Steuer zu setzen, was er tatsaechlich annimmt und sie auch tut. Den ladakhischen Fahrstil hatte sie schnell heraussen, was das Auto eine Radkappe kostete. In Anbetracht der Tatsache, dass die anderen 3 eh schon laengst nicht mehr vorhanden waren, ist das wohl auch zu verschmerzen...
Nach dieser Fahrt (und nicht nur dem letzten Stueck) sind all meine Autofahraversionen und -krankheiten fuer immer geheilt, denn mit schlimmeren Strassen werde ich wohl so schnell nicht konfrontiert. Ob es wohl ein Zufall war, dass ich waehrend der Fahrt die ganze Zeit das om ma ni padme hum im Kopf hatte?
Trotz der endlos langen Fahrt, war der Ausflug eine grossartige Erfahrung: von Nomaden bewirtet zu werden war zwar ein geheimer Wunsch, aber dass ich diese Chance wirklich bekommen wuerde, haette ich nicht gedacht. Und die ewig wechselnde Landschaft hatte die Strapazen der Fahrt extrem gemindert.
Uebergluecklich und todmuede fiel ich am Abend ins Bett und hatte einen guten, maeusefreien Schlaf.
Naechstes Mal gibt's wieder mehr ueber den Alltag, denn auch der ist spannend und abwechslungsreich...
5 comments:
Hallo keh,
ich bin über die Grüne Hölle über Deinen Blog gestolpert (ich bin dort nicht mehr wirklich aktiv und lese eigentlich nur noch ab und zu) und wollte Dir nur eben sagen, dass ich Deine Abenteuer mit Spannung verfolge. Ich bin fast ein bisschen neidisch (aber nicht der fiese Neid, der positive Neid, falls Du verstehst was ich meine), weil ich mich niemals (!) trauen würde, alleine eine solche Reise (oder überhaupt eine Reise) anzutreten, insgeheim aber immer davon träume. Ich finde das so super, was Du machst. Danke für's teilhaben lassen! Viele Grüße und weiterhin viel Spaß und viele Eindrücke!
ooh! ich freu mich immer ganz besonders ueber neue Leser, die mehr oder weniger durch Zufall hierher gefunden haben. Vielen Dank fuer deinen Kommentar! Da macht das Schreiben gleich noch mehr Spass!
Kristina, ich lese mit äußerster Freude und Spannung deine Blogeinträge :) :) :) !!!
Du machst SOOOO coole Sachen und erzählst dann auch noch so toll davon, ich bin immer ganz begeistert!
Ein Kompliment, wirklich!
Alles Liebe und Gute noch,
Lydia
liebe kristina , ich lese deine blogs mit grosser freude und interesse . die möglichkeit nomaden mit einer schülerin zu besuchen ist ideal , normale touristen kommen nie in die nähe solcher authentischer begegnungen . finde auch deine beschreibungen der grossartigen landschaft sehr schön , sofort tauchen bilder aus dem gedächtnis auf , als ob ich erst gestern dort war , hängt vielleicht mit der dünnen klaren luft zusammen . bitte blogge weiter mit lieben grüßen a.david .
Wow! Ich bin ueberwaeltigt! Vielen Dank fuer die vielen Kommentare - ich freue mich sehr darueber!
Lydia: Ich finde, man muss Sachen halt machen und nicht nur davon traeumen. Aber das muss ich dir ja gar nicht sagen :). Wo bist du eigentlich momentan?
Vielen Dank fuers Vorbeischauen!
A.David: Danke fuer die vielen Kommentare! Ich freu mich immer sehr darueber.
Die Sache mit den Nomaden hat sich einfach wunderschoen ergeben und ich waere ja eigentlich gerne noch laenger geblieben, aber wenn man mit Touristen unterwegs ist, gibt's immer einen Zeitplan... Ich werde auch brav weiterbloggen! Liebe Gruesse!
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