In meine Heimat wiedergekehrt, in der es um nichts kühler war als in Delhi, habe ich mit Erschrecken festgestellt, wie schnell man wieder in die bereits bequem ausgelegene Mulde seines gewohnten Lebens fällt. All die guten Vorsätze - täglich Yoga zu machen und zu meditieren, dem Handy abzuschwören etc. - die in Ladakh noch so stark und unerschütterlich dastanden, verblassen neben dem sensorischen Überangebot, dem mein Körper und mein Geist auf einmal wieder ausgesetzt sind. Seither arbeite ich täglich am Aufbau einer neuen Selbstdisziplin: manchmal gelingt es mir, zeitig aufzustehen, meinen Körper aus dem Bett zu treten und gleich mal beinhart durchzudehnen. Viel öfter jedoch gelingt es mir nicht: erschütternd.
Was bleibt jedoch von meinem - im Nachhinein betrachtet - viel zu kurzen Ausflug in die Höhen des Himalaya?
Es bleiben viele Denkanstöße und ein Gewissen, das nun erneut geschärft ist für unser ungeniertes Luxusverhalten in diesem Teil der Welt und damit einhergehende Scham und der starke Wille, bewusster zu leben und mehr echten Luxus zu suchen (i.e. Zeit, sinnvolle Tätigkeiten) anstatt mich an Luxussubstituten scheinbar zu ergötzen.
Es bleibt eine gewisse Affinität zum Buddhismus und zur Meditation, die einem immer wieder die richtige Perspektive zu verschaffen mögen, wenn man sich die Zeit nimmt und sich darauf einlässt. In stressigen Situationen beginne ich nach wie vor ganz von selbst das Om Ma Ni Padme Hum zu summen und werde dadurch tatsächlich sofort ruhig und gelassen.
Vor allem jedoch bleibt mir die Verbindung zum Mahabodhi Zentrum (klick). Vor meiner Abreise nämlich beschloss ich, diese Bande zu verstärken und mich auch in Abwesenheit weiter zu beteiligen. Ich hatte in vielen Gesprächen mit den Mönchen erfahren, dass dem Centre im Vorjahr eine Hundertschaft an westlichen Sponsoren (die einzelnen Kindern den Schulbesuch ermöglichen) weggebrochen ist. Da ich nun 1.) die Kinder kenne und, 2.) weiß, wie Dinge im Mahabodhi Centre gehandhabt werden und dass das Geld auch genau dort ankommt, wo ich es haben will, erschien es mir eine gute Idee, Patin zu werden.
Dieser Wunsch entstand ursprünglich, als ich mit den Schülerinnen über ihre Wünsche und Ziele plauderte und die Standartanwort war: "If I had enough money I would visit my sponsor. I hope I can do that one day..." Ich gewann aus vielen Gesprächen den Eindruck, dass die Kinder zu ihren Sponsoren ein recht inniges Verhältnis haben, dass diese Sponsoren nicht nur anonyme Geldgeber in fernen Landen sind, sondern dass sie für die Kinder tatsächlich so etwas wie Paten und Lebensbegleiter sind. Ladul, eine der älteren Schülerinnen, ging sogar so weit, zu sagen: "I feel I have two mothers: My real mother, whom I love with all my heart, but who cannot give me that much, and my other mother, my sponsor, who I can talk to about all my problems and who helps me and guides me." Das hat mich ziemlich überrascht und zugleich tief berührt und so schnell war der Wunsch geboren, ebensoeine Bezugsperson für eines der Mädchen zu werden.
Kaum war der Entschluss gefasst, waren die Formalitäten schnell erledigt. Die Wahl eines Mädchens fiel mir nicht leicht, doch schließlich hatte ich ein Patenkind ausgesucht, für dessen Schulbesuch und Lebenskosten ich nun aufkomme: Stanzin Angmo, ein neunjähriges Mädel, das ich im Mahabodhi Girls' Hostel täglich gesehen habe.
Ich hatte Glück, denn Stanzin Angmo war zwar, wie die meisten Mädels, an meinem Abschiedswochenende auf Heimatbesuch, doch an meinem allerletzten Abend kam sie samt Onkel und Mutter extra vorbei, sodass wir nochmal plaudern konnten. Die Familie war herzallerliebst, hat sich viel zu oft bedankt und wollte mich unbedingt noch zu sich nach Hause einladen. Wie gerne hätte ich das Angebot angenommen! Leider ging mein Rückflug am nächsten Tag schon so frühmorgens, dass es sich beim besten Willen nicht ausgegangen wäre. (Und die beiden Mönche Bhante Jinananda und Bhante Nagasena hatten eigens für mich ein großartiges Abschiedsabendsmahl organisiert, dem ich freilich nicht fernbleiben konnte.)
Jedenfalls bin ich überglücklich mit meiner Entscheidung und freue mich schon auf den ersten Brief und viele weitere, die dann folgen werden. Ich bin höchst gespannt, wie diese Freundschaft sich über die Jahre hin entwickeln wird!
Das ist es, was ich vorwiegend mitnehme und ein Stapel selbstgebastelter Karten der Kinder wird mich immer an die schöne Zeit erinnern; Eine Zeit, in der das Miteinander und das Füreinander die wichtigsten Handlungsmotive waren, die von Spiritualität durchtränkt war, in der ich den Egoismus bis an die Grenzen zurücksteckte, weil es viel schöner war, anderen etwas zu geben oder zu zeigen, in der Luxusgüter und Materialismus aufhörten, begehrenswert zu sein und das pure Leben in den Vordergrund trat. An diese Zeit werde ich immer wieder gerne denken und von all dem Gelernten zehren und wenn ich das Gefühl haben sollte, dass meine imaginären Kamelshöcker leergezehrt sind und eine neuerliche Dosis von all dem brauchen, dann fahr ich einfach wieder hin. Immerhin gibt es genügend Menschen dort, die sich über Besuch freuen würden. Und eine ganz besonders.
Was bleibt jedoch von meinem - im Nachhinein betrachtet - viel zu kurzen Ausflug in die Höhen des Himalaya?
Es bleiben viele Denkanstöße und ein Gewissen, das nun erneut geschärft ist für unser ungeniertes Luxusverhalten in diesem Teil der Welt und damit einhergehende Scham und der starke Wille, bewusster zu leben und mehr echten Luxus zu suchen (i.e. Zeit, sinnvolle Tätigkeiten) anstatt mich an Luxussubstituten scheinbar zu ergötzen.
Es bleibt eine gewisse Affinität zum Buddhismus und zur Meditation, die einem immer wieder die richtige Perspektive zu verschaffen mögen, wenn man sich die Zeit nimmt und sich darauf einlässt. In stressigen Situationen beginne ich nach wie vor ganz von selbst das Om Ma Ni Padme Hum zu summen und werde dadurch tatsächlich sofort ruhig und gelassen.
Om Ma Ni Padme Hum zum Anhören
Vor allem jedoch bleibt mir die Verbindung zum Mahabodhi Zentrum (klick). Vor meiner Abreise nämlich beschloss ich, diese Bande zu verstärken und mich auch in Abwesenheit weiter zu beteiligen. Ich hatte in vielen Gesprächen mit den Mönchen erfahren, dass dem Centre im Vorjahr eine Hundertschaft an westlichen Sponsoren (die einzelnen Kindern den Schulbesuch ermöglichen) weggebrochen ist. Da ich nun 1.) die Kinder kenne und, 2.) weiß, wie Dinge im Mahabodhi Centre gehandhabt werden und dass das Geld auch genau dort ankommt, wo ich es haben will, erschien es mir eine gute Idee, Patin zu werden.
Dieser Wunsch entstand ursprünglich, als ich mit den Schülerinnen über ihre Wünsche und Ziele plauderte und die Standartanwort war: "If I had enough money I would visit my sponsor. I hope I can do that one day..." Ich gewann aus vielen Gesprächen den Eindruck, dass die Kinder zu ihren Sponsoren ein recht inniges Verhältnis haben, dass diese Sponsoren nicht nur anonyme Geldgeber in fernen Landen sind, sondern dass sie für die Kinder tatsächlich so etwas wie Paten und Lebensbegleiter sind. Ladul, eine der älteren Schülerinnen, ging sogar so weit, zu sagen: "I feel I have two mothers: My real mother, whom I love with all my heart, but who cannot give me that much, and my other mother, my sponsor, who I can talk to about all my problems and who helps me and guides me." Das hat mich ziemlich überrascht und zugleich tief berührt und so schnell war der Wunsch geboren, ebensoeine Bezugsperson für eines der Mädchen zu werden.
Kaum war der Entschluss gefasst, waren die Formalitäten schnell erledigt. Die Wahl eines Mädchens fiel mir nicht leicht, doch schließlich hatte ich ein Patenkind ausgesucht, für dessen Schulbesuch und Lebenskosten ich nun aufkomme: Stanzin Angmo, ein neunjähriges Mädel, das ich im Mahabodhi Girls' Hostel täglich gesehen habe.
Ich hatte Glück, denn Stanzin Angmo war zwar, wie die meisten Mädels, an meinem Abschiedswochenende auf Heimatbesuch, doch an meinem allerletzten Abend kam sie samt Onkel und Mutter extra vorbei, sodass wir nochmal plaudern konnten. Die Familie war herzallerliebst, hat sich viel zu oft bedankt und wollte mich unbedingt noch zu sich nach Hause einladen. Wie gerne hätte ich das Angebot angenommen! Leider ging mein Rückflug am nächsten Tag schon so frühmorgens, dass es sich beim besten Willen nicht ausgegangen wäre. (Und die beiden Mönche Bhante Jinananda und Bhante Nagasena hatten eigens für mich ein großartiges Abschiedsabendsmahl organisiert, dem ich freilich nicht fernbleiben konnte.)
Jedenfalls bin ich überglücklich mit meiner Entscheidung und freue mich schon auf den ersten Brief und viele weitere, die dann folgen werden. Ich bin höchst gespannt, wie diese Freundschaft sich über die Jahre hin entwickeln wird!
Das ist es, was ich vorwiegend mitnehme und ein Stapel selbstgebastelter Karten der Kinder wird mich immer an die schöne Zeit erinnern; Eine Zeit, in der das Miteinander und das Füreinander die wichtigsten Handlungsmotive waren, die von Spiritualität durchtränkt war, in der ich den Egoismus bis an die Grenzen zurücksteckte, weil es viel schöner war, anderen etwas zu geben oder zu zeigen, in der Luxusgüter und Materialismus aufhörten, begehrenswert zu sein und das pure Leben in den Vordergrund trat. An diese Zeit werde ich immer wieder gerne denken und von all dem Gelernten zehren und wenn ich das Gefühl haben sollte, dass meine imaginären Kamelshöcker leergezehrt sind und eine neuerliche Dosis von all dem brauchen, dann fahr ich einfach wieder hin. Immerhin gibt es genügend Menschen dort, die sich über Besuch freuen würden. Und eine ganz besonders.
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