Saturday, December 03, 2011

Everybody goes suuuurfing....

Angesichts der vom Himmel fallenden Flocken, die dann längst geschmolzen als fette Tropfen auf die Straße klatschen, mag der Titel etwas befremdlich anmuten. Doch wer weiterliest, wird gleich merken, dass hier nicht von Wind und Wellen die Sprache ist.

Man kann nämlich auch auf Fauteuils (sprich auf Weinviertlerisch: fohdöhs) surfen. Das hat weniger mit Gleichgewichthalten und Sport zu tun, als es vielmehr eine Reiseform beschreibt, die dem Reisenden erstens die mühsame Ho(s)telsuche und das Zahlen für selbiges erspart und ihn zweitens um ein Abenteuer und nicht selten eine Freundschaft bereichert.


Man nehme:

* eine beliebige Stadt, irgendwo
* einen in dieser Stadt wohnenden Menschen, der ein Sofa/ein Bett/2 Quadratmeter Boden frei hat und keine Hemmungen, seinen Wohnraum mal ein paar Tage mit jemandem Wildfremden zu teilen
* einen geizigen und/oder abenteuerlustigen Reisenden, oder auch 2
* den Katalysator Onlineplattform, um alle involvierten auch zusammen zu bringen

Man heize die Onlineplattform auf Betriebstemperatur vor (durch Erstellen eines Profils, beispielsweise). Danach suche man die Stadt, in der man zu nächtigen hofft, und mische eine Prise Fingerspitzengefühl mit einem Schuss Initiative und suche sich einen Gastgeber nach Wahl. Gewürzt mit ein bisschen Kreativität und Freundlichkeit verfasse man eine Email und lasse das ganze brutzeln, bis man eine (hoffentlich positive) Antwort bekommt. Man kombiniere mit einem günstigen Flug, garniere nach Geschmack mit ein paar Gastgeschenken und auf jeden Fall großzügig mit Offenheit. Heiß servieren. Mahlzeit.




Und nun die persönliche Anekdote dazu - quasi ein Serviervorschlag:

Wie schon im Rumänienpost kurz vermerkt, gehöre auch ich zur geizigen (und ganz klein wenig abenteuersuchenden) Gruppe von Reisenden, und nachdem ich in Cluj schon so eine gute Erfahrung mit Couchsurfing gemacht hatte, konnte ich es kaum erwarten, mir durch einen zweiten Versuch selbst zu bestätigen, dass das kein einmaliger Glücksfall war.
Wie es im Leben manchmal so spielt, zog es mich für ein paar Tage in die Mitte Britanniens, wo ich zwischen verschiedenen Orten hin- und hergerissen werden sollte, weshalb mir Manchester als gute, mittige Basis erschien. (Außerdem hat die Stadt einen Flughafen, dh man ist schnell dort und auch schnell wieder weg.)
Zu faul, mich im Vorhinein großartig nach einer Bleibe umzusehen, packte mich eine Woche vor Abflug der Rappel und ich schickte 4 Anfragen hinaus. Zwei davon wurden positiv beantwortet und nach regem Emailverkehr noch auf eins eingedickt und so fand ich mich schließlich vor ein paar Tagen spätnachts in einer Studentenheimwohnung in Manchester wieder. Mein Gastgeber erwies sich als sehr bemüht, unkompliziert und sehr hilfsbereit und stattete mich sofort einmal mit einem Stadtplan und einem Wohnungsschlüssel aus.
Dass mir so sehr vertraut wurde, ehrte mich, sollte sich aber auch als guter Zug herausstellen, da ich volles Programm hatte, und zu den Zeiten, als ich dann "nach Hause" kam, mein Gastgeber meistens gerade nicht da war.

Obwohl wir uns wenig sahen, schafften wir es doch, ein paar Dinge gemeinsam zu unternehmen, wie z.B. mit einem befreundeten Nordiren lauthals irische Lieder zur Gitarre zu grölen, mit dem Tandem durch die Stadt zu flitzen (oh ja, das muss man mal gemacht haben!) und uns auf einem 60er-Jahre Clubbing die restliche Energie abzutanzen.

Den letzten Tag hatte ich für mich selbst zur Verfügung und hatte auf eine persönliche Stadtführung gehofft. Die bekam ich zwar aus Zeitmangelsgründen meines Hosts nicht, allerdings traf ich oben erwähnten Nordiren ein zweites Ma(h)l und verbrachte, nach einem anstrengenden Vormittag, an dem ich alleine stundenlang durch die Stadt marschiert war und über die deutschen Weihnachtsmärkte geschmunzelt hatte, meine letzten paar Stunden in Manchester in Gesellschaft, anstatt alleine.

Fazit dieses wieder mal viel zu lange geratenen Beitrags:
Die Couchsurfingsache, die eigentlich nur eine angenehme Randbedingung meines Ausflugs darstellen sollte, geriet durch ihre Großartigkeit beinhahe in den Mittelpunkt und bescherte mir, anstatt des bei Hostelbuchung antizipierten mühsamen Pflichterledigungstrip mit einsamen Abenden, einen schönen und gar nicht einsamen Ausflug, bei dem ich praktischerweise auch meine Pflichtsachen unterbringen konnte.

Ich habe mir vorgenommen, nun auch selber hin und wieder bedürftigen Reisenden ein Dach über dem Kopf zu geben und kann einem jeden Leser nur schwer empfehlen, sich auf dieses Abenteuer einmal einzulassen. Denn so inspirative Gespräche und Gastfreundlichkeit von fremden Menschen erfährt der Cluburlauber normalerweise nicht. Und die Erfahrungs- und Erlebnissschatztruhe wird auch schneller voll.

Monday, October 24, 2011

The importance of being bold

London, Juli 2011: 6 Mädels setzen sich in einen Germanwingsflieger und fliegen in die Stadt der roten Busse, der betürmten Brücke und des großen Glockenturms mit der Händelmelodie, den man in so vielen Filmen schon apokalyptisch bersten ließ.

Diese Stadt hat auch eine große Flächendichte an Theatern aufzuweisen und unser sich wie eine Epidemie ausbreitende Verehrung für den Tennant und dessen Auftreten als Benedick in Shakespeare's "Much Ado about Nothing" in einer der dortigen Venues, brachte uns so zahlreich in die Stadt.

Anstatt mich über den gesamten Aufenthalt, die Kilogrammmenge an gekauften Schuhen (man muss die Clichés leben!!), die Autogrammjagd und meinen Kurzausflug in den Norden wortreich zu ergießen, will ich viel lieber ein kleines Detail hier festhalten und zugleich heldenliedhaft glorifizieren.


Es waren holde Maiden, sechs an der Zahl,
die zog es in London, in ein Pub ihrer Wahl.
Ein Teil, mit Freunden, fiel hungrig schon ein
zwei Tisch' zu besetzen, der Trupp war nicht klein.
Ein paar fehlten noch - auf die wurde gewartet,
die Bestellung wurde darum noch nicht gestartet.
Dem Kellner die Situation wenig gefiel,
deshalb begann er sein eigenes Spiel...

Die Hungrigen und Durstigen nahm er zwar wahr,
doch kam er trotz allem dem Tische kaum nah.
Die vier Flaschen Cider, ein Handgriff oder zwei
kamen erst nach 15 Minuten herbei.
Das Aufnehmen der Bestellung hätt er beinah verschwitzt,
da waren unsere Gemüter schon etwas erhitzt.

Kaum muss man erwähnen, dass in ähnlicher Manier
auf die Erscheinung der Speisen warteten wir.
Und auf die Entfernung der Teller, die Rechnung, das Zahlen,
- der Typ hatte Spaß, wir sahen ihn strahlen,
als gemütlich er plauderte mit den anderen Gästen,
und abtrug die Teller mit deren Resten.
Uns gegenüber tat er bemüht,
doch Freude darüber war falsch und verfrüht.
Er fuhr damit fort uns zu ignorieren,
und widmete sich doch lieber seinen Bieren,
denn die bedachte er lieber mit Blicken
und kehrte uns dadurch effektvoll den Rücken.
Wir wurden sarkastisch, redten uns in Rage,
sowas erlebt man nicht alle Tage!

Rachepläne gab es auch bereits viele
und ich wollt mich beschweren, in großem Stile
- eine Sache, zu der der Mut mir meist fehlt,
doch die Insolenz des Kellners hatte meine Nerven gestählt.
Meine lieben Freunde taten den Rest
und das ganze wurde für mich zum Test.

Ich schnappte das Geld - auf den Penny genau
und marschierte zur Bar ...
Er ließ mich kurz warten, griff dann nach dem Geld,
doch wenn er dachte das wars: weit gefehlt!
Ich hielt die Noten fest und begann meine Rede
Als Kellner beginnt man mit den Gästen keine Fehde!
Uns sei schon bewusst, dass niemand sich freut,
wenn die Gäste auffallen durch Unpünktlichkeit.
Wenn anderen der Anspruch auf den Tisch verwehrt
und gegessen wird dann nur ein Dessert.
Dennoch kein Grund für solch kindisch' Gebahren!
Wir seien ja nicht blind und so war's nicht zu fassen,
dass er uns ganz offensichtlich links liegen hat lassen.
Kaum gelang es ihm, seine Miene zu wahren.
Lachte/Weinte er fast, ich konnt's nicht sagen,
und redete weiter: Wie konnt er es wagen
zahlende Gäste so mies zu bedienen?
Trinkgeld kann man sich nicht verdienen,
wenn man wem ständig die kalte Schulter zeigt.
Damit habe er es sich selbst vergeigt:
Wir hoffen die anderen Gäst' sind zufrieden,
wir sind's nicht: das Pub wird in Hinkunft gemieden.
Den Namen des Pubs geben wir auch nicht weiter,
keine Empfehlung von uns also, leider.

All das schnell gesprochen wandte ich mich
ab und stieg runter, ans Tageslicht.
Wo vor Aufregung mir schlotterten die Knie:
unglaublich, ich dacht' sowas mach ich wohl nie!

Antiklimaktisch kam es mir dann:
ich hab meine Weste ja gar nicht an!
Vor lauter Ärger hatte ich sie liegen lassen
und konnte natürlich nicht mehr hinein sie zu fassen.
Doch dank meiner Freunde und Orange UK,
wurde mir die Blamage erspart - juchee juchee.
(Man verzeihe mir die hässlichen Schluss,
aber es ist nicht leicht, wenn sich's reimen muss...)

Man sollte viel öfter, anstatt sich zu grämen,
viel eher den Bösewicht beschämen.
Daher die Moral von dieser Geschicht?
Ein schlechter Kellner kriegt sein Trinkgeld halt nicht!

Wednesday, June 08, 2011

Cluj Days - ft. salt, rock, cardboard and a lot of coffee

Wenn Schwesterchen sich für ein halbes Jahr nach Rumänien vertschüsst, muss sie natürlich mit einer Heimsuchung rechnen und um sie für ein paar Tage zu sehen nahm ich mir Uniurlaub und eine ganznächtliche, nervenaufreibende Busfahrt in Kauf - begleitet von Shrek 4 auf Ungarisch.

Frühmorgens stieg ich gerädert und unausgeschlafen aus dem Bus und wurde von meiner herzallerliebsten Schwester mit einem Willkommensschild empfangen - Ach, Wiedersehen macht doch Freude!! Der lange Spaziergang durch die Stadt belebt die tauben Beine und durch ein Frühstück am Museumsplatz, dem vermutlich nettesten Eck in ganz Cluj, wurde auch mein Geist soweit wieder hergestellt.


Der Tag war lang und geprägt von viel Zeit auf den Beinen, sodass die Sehnsucht nach Dusche und Bett bis zum Abend beständig wuchs. Schließlich wurde es dunkel und somit war es an der Zeit meinen Gastgeber zu treffen:
Ich hatte aus Kostengründen (und Abenteuerlust) beschlossen, es erstmals mit Couchsurfing zu versuchen und dabei offenbar einen Volltreffer gelandet: Slim und ich verstanden uns auf Anhieb blendend und ich erhielt nicht nur einen guten Bettplatz für 3 Nächte, sondern gewann im Kombipaket auch einen Freund.

Die meiste Zeit verbrachte ich freilich dennoch mit Lisa, und so fuhren wir am Sonntag nach Turda, um vor der glühenden Hitze unter die Erde zu fliehen: genauer gesagt in ein Salzbergwerk mit einer konstanten Temperatur von 12°C. Herrlich.

Ein laaaaaaanger, feuchter Tunnel und einer Handvoll Stufen führten uns in die Berggrotte:

....einen Vergnügungspark! Unter der Erde! Mit Billiardtischen, Picknickbänken, einem Theater, einem Riesenrad...

... und einem See mit Ruderbooten!



Wir waren überfordert und suchten nach einem ausgedehnten Rundgang wieder den Weg an die Oberfläche.


Nächster Autostopp-Halt: Cheile Turzii - eine unter Naturschutz stehende Schlucht:







Nach ein paar Stunden in der wunderschönen Natur und nur gestört von Steine werfenden und laut auf Ungarisch singenden Schulklassen, versuchten wir, zurück nach Cluj zu gelangen. Unsere Lieblingsreisemethode, der Autostopp, erwies sich allerdings als nicht allzu einfach, da die Autos entweder bereits randvoll waren, es sich um getarnte Taxis (Schild in der Heckscheibe anstatt leuchtend am Autodach) handelte, oder die Leute einfach nicht bereit waren, uns mitzunehmen. Schlussendlich hatten wir dennoch Glück und ein nettes Ehepaar chauffierte uns nach Turda, wo wir zwei Plätze in der Klapperkarre dreier ungarischer Bürschchen ergatterten ("I think it's funny that you come to Romania to study. I mean: WHY? It's in the middle of nowhere!"). Früher als erhofft hatte Cluj uns wieder.

Ein anstrengender Tag, den wir bei ein paar leckeren rumänischen Bieren mit Slim und seinen vielen Freunden im L'Atelier ausklingen ließen. Dieses Café sollte unser allabendlicher Zufluchtsort werden, da neben dem tollen Ambiente und der reichlichen Getränkeauswahl besonders die bequeme Einrichtung aus - tadah! - Karton bestach:



Am nächsten Tag zog es uns in den Schatten diesmal künstlich angelegter Natur - den botanischen Garten von Cluj, wo wir uns auf Waldwegen fast verirrten, Flüsse querten...



... und uns schließlich - auch ohne Buschmesser - durch's tropische Dickicht schlugen...


...bis wir die Pflanze der Pflanzen gefunden hatten....


(ok, sie rangiert auf dem dritten Platz: nach Tee und Kakao, aber man nimmt, was man kriegen kann...)

Wie passend, hat Cluj sich doch in meinem Hirn auch als die Stadt der manigfaltigen Kaffeespezialitäten eingebrannt: Alle bekannten Variationen in warm oder kalt, Frappes aller Arten - mit oder ohne Eis, Schlagobers, Kirschen, Ananas, etc etc und das alles zu einem Preis, der Starbucks und Konsorten in den Bankrott treiben würde! Um mich bei all den Strapazen und vor allem dem nicht zu bekämpfenden Schlafmangel wach zu halten, legten wir regelmäßige Dopingpausen an schönen Plätzen ein:

Auf dem Hügel - Blick über die Stadt


Den Zeitpunkt meines Besuchs hatte ich unbeabsichtigt gut gewählt, denn just in dieser Woche gab es die Cluj-Tage, dh Konzerte, Filmvorführungen und allerlei andere Kunstveranstaltungen en masse. Eins davon war eine nächtliche Kurzfilmtour durch die Stadt: alle paar hundert Meter blieb man stehen und es wurde zur allgemeinen Unterhaltung ein Filmchen an die Wand geworfen:



Durch all den Trubel und die viele Aktivität präsentierte Cluj-Napoca [sprich: Napoka] sich als sehr lebendige, bunte, studentische Stadt - einfach zum Wohlfühlen!

Letzte Station meines Aufenthalts war dann das Freilichtmuseum in Cluj. Mit von der Raiffeisenbank gratis zur Verfügung gestellten Fahrrädern und in Begleitung der Bokustudentin Romana flitzten wir dorthin:

Bauernhäuser, Blumenwiesen, Bienenstöcke



Die Kirche war das einzig offene Gebäude - zumindest sehr sehenswert!
(Das wären die anderen bestimmt auch gewesen..)


Der neue Spielplatz (offiziell eröffnet ca. 1 Stunde nach Aufnahme dieses Fotos)
wurde von uns schon vorab auf Erwachsenentauglichkeit geprüft.
Urteil: mit Bravour bestanden!


So verbrachten wir also die Tage und Nächte - gingen, schauten, schlemmten, holten viele Stunden an lange ausgebliebenen Gesprächen nach, feierten Lisas Geburtstag und schon musste ich mich wieder in den Bus nach Hause setzen.

Im Rückreisegepäck habe ich folgende Erkenntnisse über Rumänien sicher verstaut:
  • Junge Rumänen grüßen auch mit Servus und verabschieden sich mit (ba)ba!
  • Das an jeder Ecke billig zu habende und allseits beliebte fast food sind dünne Laugenbrezeln um 1 Lei (=ein paar cent). Sie werden, damit man sie nicht verliert, gerne mit Garn zusammengebunden und vielfach sieht man Clujianer mit einem derartigen Brezenketterl herumlaufen.
  • Generell sind Speisen und Getränke in Rumänien nicht übersüßt wie bei uns, sondern schmecken viel natürlicher. Fettes Plus!
  • Das Teemonopol hat Demmer's Teehaus inne - man fühlt sich fast wie zuhause.
  • In den meisten Lokalen gabs nur eine Toilette pro Geschlecht (oftmals sogar nur eine einzige für alle) und DENNOCH musste ich - bei meist vollem Lokal, wohlgemerkt - nur ein einziges Mal mich anstellen. Wie machen die das?!
  • Rumänisch ist eine interessante Sprache und in den paar Tagen, die ich dort verbringen durfte, bin ich allen Sprachkompetenten mit meiner neugierigen Fragerei auf die Nerven gegangen, hab aber auch ein bisschen was dazu gemerkt.

Fazit: Rumänien mag ich, ich hab mich schnell zuhause gefühlt und wäre durchaus einem Wiederbesuchen nicht abgeneigt!

In diesem Sinne: La revedere, Romania! (man verzeihe die fehlenden Akzente)

Tuesday, May 10, 2011

Eine Rüge an die Dekadenz

All ihr lieben Schokoladenliebhaber da draußen, die es vielleicht noch nicht mitbekommen haben: Die Kakaopreise sind wegen Ernteausfällen um 90% gestiegen. Das ist bitter (oder vielleicht auch süß, weil man Schokolade dann eben nochmal mehr mit Zucker und Fett strecken muss, um die Preise halten zu können.), scheint jedoch so manchen nicht davon abzuhalten, mit dem Luxusgut herumzuspielen wie Dagobert mit seinen Münzen.

So stieß es mir gestern sauer auf, als ich die Zeitung aufschlug und allen Ernstes einen Werbeartikel für einen Malkurs der anderen Art entdeckt habe:
Man hatte sich offenbar auf die Suche gemacht, wie man auch Schokoladenverächter möglichst effektiv anlocken kann - mit dem Essen spielen bekanntlich nur Kinder, denen es nicht schmeckt oder die keinen Hunger haben. Den Menschen, die das Kakaoprodukt doch lieber oral genießen, wird zum Einstieg ein Pralinenbuffet(!) zum Magenanfüllen präsentiert, bevor alle schokoladenaffinen möchtegern-Künstler verschiedene Sorten edler Java-Schokolade mit unterschiedlichen Kakaoanteilen zur Verfügung gestellt bekommen, mit denen sie nach Herzenslust eine Leinwand bräunen dürfen. Mit Trüffelstreuseln und derlei Extras kann man sich zusätzlich austoben und vermutlich kleine Mosaiken legen.

Weg also mit der herkömmlichen, traditionellen Aquarellfarbe - wer will schließlich ein altmodisches Aquarellbild an der Wand? - malen wir doch mit einem Luxusrohstoff. Schließlich ist der gut eingesetzt, wenn ein mittelmäßig begabter Mensch damit auf einer Leinwand herumpatzt. Von der ästhetischen Farbvielfalt ganz zu schweigen. Braun, braun und braun machen sich vielleicht auf einer beigen Wand recht gut, doch ob sie im 0815-Heim allzu gut aussehen? Vielleicht hängt man sie auf um in Zeiten der Verzweiflung daran lecken zu können? Irgendwie fühle ich mich an das Handtuch des Arthur Dent erinnert...
Aber bitte, jedem das seine/jeder das ihre. Wenn man seit längerem auch schon Sekt mit Blattgoldstückchen süffeln kann, warum soll man dann nicht mit Schokolade malen.

Ein bisschen zu spät wurde der Beitrag allerdings schon veröffentlicht: "Die Schokobilder eignen sich perfekt als Geschenk!" - Muttertag war vorgestern, und ich bin mir sicher, dass jede Mutter sich über ein selbstgemaltes Schokobild gefreut hätte, von dem sie vermutlich nach kurzer Zeit einer Ameisenstraße zum Fenster folgen können hätte, aber dafür ist es nun zu spät.... na vielleicht hat sie ja bald Geburtstag...

Monday, April 04, 2011

Monkeys, Apfelwein and Sky scrapers: Frankfurt in 3 days

Frankfurt.

More than half a year after leaving Bangor my little ERASMUS group and I finally decided it was about time to meet up and walk down memory lane. Frankfurt - being somewhat central between Vienna and the Netherlands - was to be the location for our spring reunion and a date was fixed surprisingly quickly (after discussions stretching over many months).

The journey began one Thursday evening, when I boarded the train that should get me to Germany while I slept on a semi-comfortable bunk bed. The bed was about 20cms too short and the air in the compartment was hot and dry. Still, after a nice chat with an English musician now English teacher, who moved into an old Austrian farmhouse not too long ago, I managed to get a total of 3 to 4 patched up hours of sleep.
5 a.m.: wake-up call: an hour early. Me and the other Austrian girl in the compartment get off and soon find ourselves sitting in McDonald's, trying to wake up. She then leaves for the Netherlands - I for a certain flat.



6:30 a.m.: After walking through the dark deserted streets of Frankfurt, with only the song of birds in my ears, I buy freshly baked bread rolls and pastries and ring Felix' doorbell. He treats me to a lovely breakfast with most interesting cheeses, freshly squeezed orange juice, a soft boiled egg and whatever else I could wish for. Stuffed and properly awake, the two of us make our way to the city centre from where we take separate ways: he's off to work - I get out map and camera and start being all touristy.

Roman stuff!!! Can't miss out on that, of course!


11:00: I meet Rebecca, Elzelien and Miriam at the station and we all feel as though we've never been parted! Let the fun begin!

1st stop: Hauptwache for original Flammkuchen - a dish resembling a pizza, not typical of the area, but to be had everywhere. And until then unknown to me: I had to give it a try.

[n.b.: at the station: A guy aged 50+ asks me a) how I am, b) what my name is and c) if I'd consider being his future wife. I politely declined and we rushed off.]

2nd stop: The Zoo! The weather is gorgeous and we walk around in the sunshine, marvel at the Gibbons who use their long arms to swing from one end of the cage to the next. The Rhinos and Hippos are interesting too - but better keep at a healthy distance or you might get hit by feces...

Good job they give visitors a warning

Didn't happen to us, though. We laughed at the weird, sausage-shaped animal on spidery legs, that had a look on its face that made it appear either stoned or hypnotised or both. Best part: I got to see kiwis! Or the backside of one, which had it's long beak and the head attached to it down some hole in the earth and would not look up once. The other one darted about in the semidarkness of the cage, hiding behind the trees. Interesting animals, them.
I also really liked the emperor tamarins. I wish had one. Just for the moustache!

Otter


Herr Nilsson's great great granson


3rd stop: We met Fiepje at the station and went to have some dinner: Green sauce with eggs and potatoes - apparently a typical dish, although a bit...different. It tasted really nice - and was complimented with 1 or 2 or 3 glasses of Apfelwein (the German version of cider - actually much nicer than the English/Irish ones. And waaaay cheaper too!) and was followed by a couple of liqueurs. Very merrily we made our way to the...


Eggs on green sauce - a traditional dish


Apfelwein all 'round!

...last stop for the day: Rebecca's place, where we all found a temporary home in the living room. We watched a 45 min video of our time in Bangor - the hikes, the trips, the discussions about food and slate - and barely understood anything for all the laughter!

Finally: bed and a good night's worth of sleep.


The next morning first led us to Maison du pain for some really nice, even if not exactly cheap, French breakfast, before we toured the city, had a look at the cathedral, got to breathe some market hall air (think of a mix of fresh fish, raw meat and baked goods), and rode a urin-specked elevator up to a terrace from where we got a close-up of the modern skyscrapers that tower in stark contrast over the beautiful timber framed houses, yet blend in - somehow - and give the city a very modern look.

Amongst them: the European Central Bank


Russian Choir: Don Kosaken Chor


Organ pipes pointing into the cathedral like cannon tubes - I felt slightly threatened


Good-bye to Elzelien it was next, as her train already left at noon. The rest of us felt quite tired and went to the botanical garden, where we had a nap in the warming sunshine before getting all hyperactive again and cartwheeling up and down the lawn. Tired once more we let the evening end with a pint of Guinness, some food and delicious ice cream.


Time to take a rest in the sunshine


At the risk of being repetitive: most beautiful beer ever
(yeah, I KNOW that technically Guinness isn't considered beer...)

On Sunday we left the city and went to Eppstein to do a bit of hiking/walking in the woods. Over the hills and far away we walked and I realised that my bike tour in September had already brought me very close to Frankfurt: from the top of the hill I could see some of the villages we'd passed then.
It was nice to be in touch with nature again and enjoy the soft ground and the air of the woods, spicy from the smell of pines and other conifers, whilst chatting to friends I rarely see - one of the best possible combinations. So, another sunny day passed.

In the afternoon we saw off Fiepje, then Miriam, before Rebecca and me went for a delicious burger (for the Bangor memory) and a really nice, long, overdue chat to Die Kuh die lacht - a restaurant worth mentioning, as all they sell is either grown/bred in the region and/or home-made (like the baps and lemonades).

11 p.m: rain sets in and my train sets off.
Although the compartment is meant for people to bear the excrutiatingly long journey sitting upright (the middle bunks had been converted to backrests and the ladder was missing), I decide I won't have that and, after discovering that only one of the top bunks is being used as luggage rack, I clamber up monkey style and lie there, listening to music till it gets light outside.

Very, very tired I get off the train and make my way home to recover...

Sunday, February 20, 2011

Denglions on the rise: ein rant gegen die Hybridsprache

Managen, downloaden, mailen, smsen und weitere hübsche anglizistische Lehnwörter gibt es ja im Deutschen schon seit einiger Zeit und auch wenn diese ein bisschen überflüssig sind, haben sie sich im allgemeinen Sprachgebrauch eingebürgert. Computer- und Techniksprache sind nun einmal großteils Englisch und das Finden entsprechender deutscher Synonyme ist natürlich mühsam. Unabhängig davon, gibt es noch ein paar andere Kandidaten, die schon zu lange im Lande sind, um ausgewiesen zu werden. Hierzu zählt das leicht nondeskripte Adjektiv cool. All diese stellen für mich kein gröberes Problem dar.

Was mich jedoch in letzter Zeit ziemlich arg stört, ist der hohe Prozentsatz an wahrlich nicht notwendigen Derivationen aus dem Englischen und die gleichsam große Zahl and Einsprengseln von kompletten englischen Sätzen** in der ganz normalen täglichen Konversation.
Es hat den Anschein, dass man nicht mehr imstande ist, ein normales Gespräch in gutem Deutsch zu führen, sondern dass man sich ständig der englischen Lehnwörter bedienen muss, obwohl es durchaus brauchbare deutsche Entsprechungen für mindestens 90% der betroffenen Begriffe gibt.
**Zitate aus Büchern/Filmen/dem englischen Alltag/... sind natürlich aus Authentizitätsgründen als Ausnahme zu bezeichnen.

Facebook, die Plattform zur Verkümmerung vollwertiger sozialer Kontakte, ist dabei, aufgrund ihres internationalen Charakters und der Völkervernetzung, wenn nicht der Ursprung allen Übels, so doch die Geburtsstätte vieler dieser Abscheulichkeiten:
  • Man verlinkt Leute nicht, man tagged/taggt (wie schreibt man das richtig auf Denglisch?) sie.

  • Man stellt keine Fotos, Links, etc. online, man postet.

  • Selbst diejenigen, die Facebook auf Deutsch nutzen, liken die Fotos, Statusmeldungen und comments anderer, was das Zeug hält.

  • Oh, und was mir ein besonderer Dorn in der Seite ist: Selbst diejenigen, die ausschließlich deutschsprachige Freunde haben, schreiben ihre Statusmeldungen/Kommentare auf Englisch, und wenn möglich auch noch im "coolen" Slang - ob diese Äußerungen so überhaupt auf freier Wildbahn vorkommen, ist dabei vollkommen nebensächlich, mal abgesehen davon, dass es gekünstelter wohl fast schon nicht mehr geht. Man verzeihe mir bitte, wenn ich nach dem Vomitoriumsauffangbehelf in der Sitztasche vor mir greife, aber ich frage mich oft: wozu bitte?? Deutsch ist eine mindestens ebensoschöne Sprache und es erschließt sich mir nicht, warum man sich auf eine Art ausdrücken will, die nicht zu jemandem passt? (Wie gesagt, Zitate etc sind daraus ausgenommen.)
Gut, dass Facebook zu derartigen Spielereien verleitet, verstehe ich ja noch - immerhin wird man von anderen Leuten, Amerikanischen soaps und den diversen Medien beeinflusst und es ist auch für mich nicht immer leicht mich zu einer der beiden Sprachen zu bekennen. Aber im realen Leben muss das nicht sein. Nämlich, dass in meinem näheren und weiteren Umfeld, ungeachtet der jeweiligen Personen Bezug (und oft eher Bezuglosigkeit) zum Englischen furchtbar grausliche Interjektionen und Worthybriden auf dem Vormarsch sind:
  • Man betrügt und lügt nicht, man cheatet.

  • Man lästert nicht mehr über andere, man hatet gegen sie.

  • WHAT THE FUCK??? ist eine absolut übliche und allgemein akzeptierte Form, seinem Unmut Luft zu machen. Meistens tut man ebendieses in einem rant.

  • Eine Herausforderung ist keine Herausforderung mehr, sondern eine challenge. Zu einer solchen wird man von anderen Menschen mit dem entsprechenden Verb gechallenged.
  • Louis Vuitton Taschen, Emotionen und Orgasmen werden nicht mehr gefälscht oder vorgetäuscht, sondern lieber gefaked. Manchmal sogar ur!

  • Meine besonderen Lieblinge sind allerdings die supercoolen Angestellten bei Starbucks, wenn sie sich in voller Lautstärke und mit einem wunderhübsch aufgelegten amerikanischen Akzent "One tall soy caramel frappuccino, blended coffee, no whipped cream!" zurufen. Schon öfter musste ich ein Grinsen unterdrücken, wenn der neue Barrista dann mit der Wortkette nicht umgehen konnte und "Mit Schlagobers?" zurückfragte.
...und so weiter. Würde ich mir für diesen Eintrag mehr Zeit nehmen, könnte ich mit Sicherheit noch die einen oder anderen 20 Beispiele anführen, aber zu Demonstrationszwecken sei es hiermit einmal getan.

Der Punkt ist: Es nervt mich. Und es nervt mich noch mehr, dass ich auch selber betroffen bin, denn es ist natürlich nicht immer einfach im Flusse einer angeregten Unterhaltung rechtzeitig das richtige deutsche Wort zu finden, wenn das Englische schneller zur Hand ist und hin und wieder entfährt mir ein Awesome! oder ich like einen Facebookstatus, nur um mich daraufhin zu ärgern, diesem Trend zu unterliegen.
Mir ist freilich durchaus bewusst, dass es die Eingliederung von Fremdwörtern ein konstantes Phänomen ist - man nehme alles Griechische/Lateinische, wie Komposition, Universität, Alkohol, weiters Französisches wie Cousin, Garderobe, Püree.; Slawische, wie Powidl, Kolatsche, Powidlkolatsche, Bramburi... . Sprache ist ja schließlich ein bisschen amöboid und nimmt gerne allerlei Formen und Farben an und ist auch äußeren Einflüssen gegenüber nicht resistent; soll sie ja auch nicht sein. Aber zu viel des Mischens und Rührens ist auch nicht gut, sonst kriegt man statt eines Marmorkuchens indistinkten braunen Gatsch, der weder hell noch schokoladig ist.

Woran ich mich bei allen genannten Minifusionen besonders stoße, ist, dass ich sie erschreckenderweise auch (und fast vor allem) bei Menschen antreffe, die in einer authentischen Situation keinen geraden englischen Satz rausbringen würden. (Und offenbar auch keinen deutschen). Und das stört mich. Ein gepflegtes Zitat - ja gerne. Eine gebildete Sprachspielerei - nur her damit. Aber ein indefiniter Mischmasch aus den Worten, die man halt zufällig als erste parat hat ... nein.

Immerhin ist Sprache nicht nur kraftvolles Mittel zum Zweck, sondern hat auch ästhetische Qualitäten und die Fähigkeit, sich in einer Sprache klar und schön ausdrücken zu können, zeichnet in meinem Werteverständnis einen Menschen nun mal besonders aus. Und wenn Englisch, dann bitte gleich ordentlich und nicht mit deutschen Prä- und Suffixen.

So, Hasspredigt zu Ende. Gehet hin und sprechet sauber und besonnen.

EDIT und P.S.: Dazu sehr passend ein Beitrag der Wise Guys: Denglisch

Wednesday, December 08, 2010

P.S.: The very last tale a.k.a. Bangor revisited

Gut, der Blog liegt schon eine Weile brach da und vermutlich schaut niemand mehr absichtlich hier vorbei. Man sieht förmlich die Wüstenhexen vorbeiblasen.

.... wuschhhhhhh.....

Deshalb ist es an der Zeit ein bisschen "Grabpflege" zu betreiben.

Dies ist ein post-ERASMUS Post, der von den längerfristigen Nachwirkungen eines Auslandssemesters handelt.

Ich war wieder in Bangor. War ja absehbar - man kann mich eben nicht lang von einem Ort fernhalten, der es mir in irgendeiner Form angetan hat. Da sowohl meine railcard als auch meine NUS student card noch bis Februar gültig sind, wäre es Vergeudung eines halben Jahres gewesen, die nicht noch einmal zu verwenden.
(Für etwaige zukünftige Brit-Erasmen, die über meinen Blog gestolpert sind: die Anschaffung einer Railcard ist höchst empfehlenswert, wenn man vorhat das Land zu erkunden und sich dabei der Bahn als Hauptverkehrsmittel bedienen will. Sie kostet um die 26 Pfund und man spart sich mitunter 70% des ursprünglichen Ticketpreises - vorausgesetzt man bucht rechtzeitig.)

Also beschloss ich - kaum, dass das hiesige Studienjahr begonnen hatte - mir gleich wieder eine kurze Auszeit zu nehmen und mir eine Woche Urlaub zu gönnen. Dekadent? Ja, vermutlich. Nach dreifacher Rückversicherung, dass man einem Kommen meinerseits durchaus positiv entgegenblicke, buchte ich meinen Flug und fand mich einige Wochen später bereits in Liverpool wieder. Die Hafenstadt liegt nur 2 Stunden von Bangor entfernt und dennoch war es mir im letzten Semester nicht gelungen, sie mir näher anzusehen. Also gab ich mein Gepäck (diesmal war es ja nicht so viel) am Bahnhof ab und machte mich zu Fuß auf den Weg durch den Sprühregen und die Stadt.

Mein erstes Ziel war die Kathedrale. Ich scheiterte (ohne Stadtplan) und fand statt dessen St. Luke's Church - eine alte Kirche ohne Dach, die jetzt Raum für Kunstausstellungen und Gartenprojekte bietet. Zusätzlich wird sie mit Chorälen elektrisch beschallt. Auch nett.



Auf dem Weg zum Albert Dock kam ich am großen Chinese Gate, dem Eingang zu Liverpools China Town vorbei.


Nun, Albert Dock ist etwas, das ich jedem Besucher der Stadt wärmstens empfehlen kann: ehemalige Warenhäuser (1846 eröffnet) von denen man Güter direkt auf die Schiffe verladen konnte, wurden zu Herbergen diverser kleiner Geschäfte, Cafés, Restaurants und - nicht zu vergessen - großer Museen, wie dem International Slavery Museum, Maritime Museum, Tate Liverpool und der Beatles Story.


Ein typischer Anziehungspunkt für Touristen und britische Familien. Offen, freundlich und belebt - ein Ort an dem man sich wohlfühlt. In britischer Manier bezahlt man für die Museen (bis auf die Beatles Story) kein Eintrittsgeld und so bin ich durch das Schifffahrts- und das Sklavenmuseum geschlendert und konnte (aufgrund von flugbedingter Erschöpfung) die viele, gut präsentierte Information gar nicht recht aufnehmen.

Mein Zeitlimit von drei Stunden verstrich schneller als mir lieb war und schon saß ich im Zug der mich an die Nordwestspitze von Wales bringen sollte - mit Verspätung.

Eigenartiges Gefühl, die Füße wieder auf den Bahnsteig zu setzen, der im letzten halben Jahr so eine zentrale Rolle in meinem Leben hatte, wie sonst vermutlich kein Bahnhof irgendwoanders. Aber ein gutes Gefühl. Als ich die Stufen hinunterschritt, übersah ich beinahe meine beiden Ex-Mitbewohner, die mich herzlichst begrüßten und dann gleich ins Auto verfrachteten, während ich noch mit der Sprachanpassung haderte. (Man sollte nicht glauben, wie schlimm es jedesmal wieder ist, sein Hirn auf /ausschließlich Englisch/ umzustellen - obwohl man es wirklich nicht schlecht kann und es auch im Alltag ständig anwendet). A quarter of an hour later I was comfortably sat in the living room of a house yet unknown to me, cup of tea in my cold hands and surrounded by friends, the pleasure of whose company I hadn't had for almost half a year. I immediately felt I belonged there (in the weird way one can belong to a place far from home.) - It was as though I'd never been gone and the others expressed the same thought.

Rather than going on about the whole week in great detail (I've already said waaaay too much) I'll give a short account of events: Mainly I slept - well, long and basically everywhere they'd left me - but in my conscious hours we managed to do quite a lot of things in comparatively short time:

Sunday (sun day) was like every Welsh Sunday experienced by me: gorgeous! So I proposed going for a walk, and me and Tom set out for Menai Bridge, catching up on all sorts of information and events. When we reached the bridge I had no inclination to walk back yet and suggested walking all the way to Beaumaris (which is about 8 kms from there, if I'm not mistaken). To my surprise Tom agreed and along country lanes and past sheep-specked meadows we walked, until we reached the little coastal town, where fatigue urged us to sit down and hunger inspired us to get a fish&chips take-away. So we did both and enjoyed this genuine British dish at the harbour (and, yes, I must admit - however reluctantly - some vinegar on the chips has absolutely become standard for me). Mmmmh, nice :-).
Although quite tired already, we decided to make our way back on foot as well and found a nice little path through the woods. Soon the wood got denser and the path disappeared, and our sole means of orientation was a low little wall running along the path to our left. When bushes and trees started blocking our way we considered turning back, but as we were both too lazy we just marched on, climbing over tree-trunks, ducking to avoid low branches, hoping that we'd see signs of civilisation soon. About a mile later the wood thinned out and we found ourselves on the path again! Can't be far now! So with lifted spirits we walked on till, suddenly, something white rose to incredible heights at the end of the path: a huge, cast-iron gate. And locked it was, too. Moreover, we were now no longer on a path, but walking right into a garden. To our left was the gate-house. A black-and-white cat jumped down from a low wall. Whoops... A slight feeling of despair crept up inside me and I already envisioned having to climb over the great ornate gate - tearing clothes and all, but this feeling instantly waned when we located a gap in the wall that joined the gate to the house. So with forced nonchalance we passed the house and ambled through the gate and out of the garden. Phew! We were back on the road - high 5! So much for adventure!
About an hour later we collapsed on the sofas in the living room - with a steaming cup of tea.

But actually, I'd wanted to speed up my narration, so here is what else I did:

I browsed the shops and bought all the things I can't get back here (avoiding HMV for major damage to my purse).

I baked Apfelstrudel (complete with vanilla sauce) for the whole house - after all I'd promised to make some last term (and, fortunately, I'd had time in summer to work on my dough-making skills).

Me, Tom and Sam went for a hike that was slightly dangerous but great fun! Our destination would have been Snowdon if we hadn't run out of time, and the path we selected was Crib Goch (the "red ridge"), a knife-edged, rocky ridge sloping steeply to both sides. I was well equipped with my DocMartens (no profile, plus they slip on wet surfaces) and a shoulder bag - yes, yes, I'm well aware that it's usually me who makes fun of these people but I hadn't wanted to bring still more stuff with me - so it was more of an adventure than it would otherwise have been.
up there we climbed

The whole tour involved a lot of climbing and clinging to the rocks, as the wind blew in gusts and kept changing direction, and it was generally cold and wet, so that my fingers went numb soon. Of course it started hailing on the most difficult stretch...

Along that ridge we walked ... er...moved

Unfortunately, we ran out of time and, instead of proceding to the summit, we took a shortcut to the P.Y.G. track that runs parallel to Crib Goch, but on a lower level, and walked back to the car. The descent should turn out to be the trickiest part for me, as the wet, grassy slopes and the soles of my DocMartens proved to be the worst possible combination and my backside made a lot of contact with the former, so that in the end I was wet through and through. Worst was my terror of actually sliding down all the way and colliding with the many large rocks that littered the slope. Would have been painful, I imagine. It took me ages, but I got down in one piece in the end, cheered on by my friends and slightly embarrassed because I'd kept them waiting. (Proper walking boots are just invaluable - lesson learned.)
I was so tired that I fell asleep in the car on the way back.

Other things we did was going out a lot, including a pub quiz to which I contributed two right and one wrong answer and not much else, a pub crawl in Menai Bridge (that actually started as a plan to go and see a jazz concert. Unfortunately, we were a day late...), and watching many, many, many episodes of Scrubs and Friends.

It had been such a great week and it was really great to meet up with my friends once more, so that I felt really sad to leave again, especially as I'd (again) just started to feel "at home" when I had to board the train - with a loooong night at Liverpool airport ahead of me. But that's a story I'm not going to tell...

Saturday, October 09, 2010

Limes per birotas - treten und schwitzen am obergermanisch-rätischen Limes

Ungefähr drei Jahre lang war der Grobplan den deutschen Limes mit Fahrrad abzufahren und sich auf der Strecke an all den alten Mauerresten und neuen Rekonstruktionen von Wachtürmen und Kastellen zu ergötzen ruhig auf dem gedanklichen Regal mit der Aufschrift "Reiseideen" gelegen und hatte sich dort als Staubfänger ganz gut gemacht, bis ich beschloss, dass es an der Zeit sei ihn dort herunterzunehmen, abzustauben und in verfeinerter Weise auszuführen.

Nach längerem Hin und Her zwecks Terminfindung und Teilnehmern, standen beide fest und ich hatte die ursprünglich von mir für 10 Tage geplante Etappe von etwa 818km (und einer Gesamtsumme an mehreren tausend Höhenmetern) auf 7 Tage herabgekürzt. (Dabei hatte ich mich an den vorgeschlagenen Etappen des Vereins Deutsche Limesstrasse orientiert, von denen niemand offenbar den gesamten Weg in dieser Zeit je abgefahren hat. Oder vielleicht haben sie einen anspruchslosen, ehemaligen tour-de-france-Sieger damit beauftragt, man weiß es nicht.)



Begleiten sollten mich bei diesem Abenteuer meine beiden recht erprobten bayrischen Freunde, Stephan und Felix, und, die Fahrräder beladen mit vollen Packtaschen, brach ich zusammen mit diesen beiden am ersten September mit der Bahn von München auf nach Bad Hönningen. Eines ist uns allen gemeinsam: Schlafmangel. Bei Felix kommt noch eine Erkältung hinzu. Das kann ja heiter werden!


1.Tag oder Return to base
Bad Hönningen - Höhr-Grenzhausen: geplante 45.5 km und 600 Hm Steigung (reale 60 km und 800Hm Steigung)

Angekommen in Bad Hönningen machten wir uns auf die Suche nach dem Limesradweg, der angeblich allerorts recht übersichtlich ausgeschildert hätte sein sollen, aber aufgrund der Unbrauchbarkeit des Kartenmaterials und einem eklatanten Schildermangel sollte sich dieses recht schwierig gestalten - ein Problem mit dem wir tagtäglich mehrmal konfrontiert werden sollten (ich werde es trotz der großen Versuchung im Rest des Eintrags aussparen und mich nicht weiter drüber aufregen).
Gleich zu Beginn kämpften wir uns einen ordentlich ansteigenden Waldweg hoch (inklusive Absteigen und Schieben, wobei es mich in Ermangelung brauchbaren Profils an den Schuhen, sowie der Schwere des Drahtesels beinahe horizontalisiert hätte), vorbei an einem rekonstruierten Wachturm, den Resten des Limeswalls samt Graben und vielen vielen Bäumen. Spektakulär wurde erst Niederbieber, wo mich das Haus mit der porta praetoria als Vorbau/Eingang gleich mal am Meisten beeindruckte. Auch das Kastellbad war nett.

Das Haus wird durch das Tor des alten Römerlagers betreten

Fast am ersten Etappenziel angelangt, fuhren wir wenig später in Bendorf ein, wo wir gleich mal die scharfe Linkskurve beinhahe versäumten, weil das Schild etwas unübersichtlich angebracht war. Vor uns lag ein Anstieg. Wir stiegen ab und pausierten vor diesem vermeintlich letzten Kraftakt des Tages. Die Sonne begann unterzugehen, wir schwangen uns auf unsere equi ferrei (Felix) und ritten unter großer Anstrengung den Berg hinan. An dessen Kuppe angekommen, verließen wir die Straße (4km bis Höhr-Grenzhausen) und folgten dem Wegweiser auf einen Feldweg, der zu unser aller Erleichterung bergab ging.
Eine wunderschöne Abfahrt später standen wir mit Stadtplan in der Ortschaft und versuchten unser Quartier zu finden. Auf dem Stadtplan fanden wir uns nicht zurecht, und so fragten wir uns zum Rathaus durch... Nun standen wir so auf der Hauptstraße, als Stephan auf einmal meinte "Da waren wir vor 1 1/2 Stunden schon mal." Zunächst lachte ich, hielt das Ganze für einen Scherz und versuchte weiterhin den Stadtplan zu verstehen. Es sollte sich herausstellen, dass das doch kein Scherz war....

Um 10 Uhr abends, nachdem wir uns einen gewissen Berg zum zweiten Mal hinaufgekämpft hatten, kamen wir endlich erschöpft im Quartier an: Dusche - Gnocchi - Bett.


2. Tag - oder Pain, rain and the dark
von Höhr-Grenzhausen nach Schlossborn (ca. 117 km, ca. 1200 Hm)

Dieser Tag sollte es in sich haben - in jeder Hinsicht...

Nach einer erholsamen Nacht und einem gemütlichen Frühstück brachen wir auf und bewegten uns für eine Weile ob der Flüchtigkeit des Limesradwegs alternierend auf Limes-Wanderweg und Limesstraße (weil es auch so viele komische Wege geben muss!), vorerst nach Bad Ems. Bei Pflaumen- (oder doch Apfel-??) -kuchen und Kaffee entspannten wir uns im schönsten Sonnenschein und erstanden die ersten Postkarten, bevor wir wieder voller Elan (und Koffein) auf die Räder sprangen. Schließlich wollten wir vor Nachtanbruch unser nächstes Ziel erreichen.

Kaffeejause in Bad Ems

Der Weg führte bergauf und -ab (vorwiegend ersteres), durch ländliche Gegenden, vorbei an apfeltragenden Bäumen, Schafweiden, Bächen und einer Koppel mit Fjordpferden (die ich peinlicherweise für Przewalskipferde hielt...jaja. Ich schäme mich eh.), wo ich der Versuchung nicht widerstehen konnte und absteigen musste um sie zu füttern und zu streicheln. Erst als der Apfel aufgebraucht war, schwangen wir uns wieder auf die unsrigen Rösser und ritten weiter - über Wiesen- und Waldwege. Eilig hatten wir's und bretterten mit einer ziemlichen Geschwindigkeit alle absteigenden Wege hinab. Bis einer der Waldwege mir zum Verhängnis wurde: eine ausgewaschene Spurrinne brachte mich ins Schleudern, gegen das bei der schnellen Geschwindigkeit kein Gegenlenken half und so zog ich - dummerweise - die Bremsen. Mein Pferd bockte, legte sich hin und schon flog ich über die Lenkstange, landete am Waldweg, rollte noch ein paar Meter und sprang dann sofort erschrocken auf, damit die Burschen mir nicht reinfahren würden. Meine Sorge sollte sich als unbegründet erweisen, denn die beiden lagen ineinander verkeilt bereits hinter mir am Weg. Von irgendwo tropfte Blut auf meine Hose - aha, der Nagel ist gebrochen: ich bin ein wandelndes Klischee. (Zusätzlich war mein Ellbogen böse aufgeschürft und mein Oberschenkel sah aus als wär einem Tiger die Pranke ausgekommen.)

Eine halbe Stunde verstrich, als Felix Stephan und mir die Wunden auswusch und verband und wir unsere Räder wieder soweit zurechtgebogen hatten, dass wir weiterfahren konnten.

Langsam wurde es spät.

Langsam wurde es dunkel.

Schließlich begann es zu regnen.

Was für eine Kombination!

Die letzten 5 Kilometer waren einfach nur mehr schiach: Stockfinster war es, die Landstraße wand sich durch den Wald bergauf und es regnete. Mein hinteres Licht setzte aus, meine Kräfte kurz darauf und meine Motivation hatte sich sowieso schon in Luft aufgelöst. Der erste Gang war ähnlich anstrengend wie sonst nur der 21.: Ich konnte und wollte nicht mehr.

Irgendwann (das Gefühl für Raum und Zeit war mir auch schon ein bisschen abhanden gekommen) - es war wieder etwa 10 Uhr abends - klopften wir an der Tür zu unserem Gästezimmer, die von unserer lieben Gastgeberin, Monika Oerder, geöffnet wurde. Sie sah uns tropfnasse, erschöpfte Gestalten und bot uns sofort Tee und ein heißes Bad an und kümmerte sich mit Wundcremen, Bandagen, Pflaster und homöopathische Medizin wunderbar um unsere Kampfverletzungen.

Dieser Abend verlangte nach einer Krisensitzung, bei der wir die weitere Vorgangsweise diskutierten - immerhin wollten wir die nächsten 5 Tage auch überleben: Wir beschlossen, den Weg abzuschneiden und manche Strecken mit dem Zug zurück zu legen. Klingt gut - ab ins Bett.


3.Tag oder Der (Feld-)berg ruft
Schlossborn - Altenstadt (eigentlich: 120 km, 850Hm - gekürzt zu ~80km und 450Hm)

Der nächste Morgen sollte gleich mal die ärgste Bergetappe der gesamten Tour für uns bereithalten. Lädiert und noch recht schmerzend sattelten wir auf und schwangen uns auf die Räder. Der Weg vor uns, ein extrem steiler, unebener, stein- und wurzelübersäter Waldweg, war die ärgste Frechheit überhaupt: (schiebend) kämpften wir uns mehrere hundert Höhenmeter hinauf und kurz vor Mittag standen wir auch schon oben und betraten das Feldbergkastell, auf 700Hm das höchstgelegene Kastell (Deutschlands? der Welt? äh...) durch die porta praetoria. Keine Menschenseele, nur wir und ein paar alte Mauern - was will man mehr? Wir spazierten in Ruhe und Sonnenschein eine Weile herum und rasten danach - vorsichtig und infolge unbeschadet - den Berg auf der anderen Seite wieder hinunter, bis wir vor der porta dextra der Saalburg zu stehen kamen.
In diesem Kastell wurden die gesamten Schutzmauern, die principia (das Stabsgebäude), das horreum (der Getreidespeicher), und zwei Mannschaftsbaracken rekonstruiert und schon an der Pforte war ich von der Größe und dem Glanz des Militärlagers überwältigt und es war für mich einer der archäologischen Höhepunkte der Tour (inklusive dem Römerteller in der taberna).

Eingangsbereich der Saalburg

Der Rest des Tages war sehr entspannt, mieden wir nämlich die Berge und schnitten quer durch ein von ihnen eingeschlossenes Becken. In Altenstadt bezogen wir für die Nacht einen kleinen mediterranen Bungalow und ließen den Tag bei Salat, Bier und Gesprächen über Filme ausklingen. (Nicht, ohne dass Stephan zuvor den Handtuchhalter ab- und remontierte.)


Tag 4 - von Klöstern und mangelnder Keuschheit
Altenstadt bis Walldürn

Die heutige Etappe war zwar kilometermäßig (>120km) die längste, aber dafür auch die flachste, begleiteten wir doch die meiste Zeit über den Main (den Limesradweg hatten wir ein- für allemal abgeschrieben: wir vertrauten nur mehr lokalen Wegweisern, die uns gut sichtbar angebracht und mit Kilometerangaben versehen eigentlich immer ohne Irrwege ans Ziel brachten).
Der Tag sollte dennoch lang werden, denn das nette Seligenstadt mit ihren vielen Fachwerkhäusern und "dem besten Eis der Gegend", wie uns ein Busfahrer in irgendeiner anderen Stadt wissen hatte lassen, lockte uns auf die andere Seite des Main und zog uns in ihren Bann. Wir warteten zuerst mal eine halbe Stunde auf unsere vergessenen espressi, bevor wir eisschleckend durch den Klostergarten schlenderten und die vielen verschiedenen Heilpflanzen dort bewunderten. Erst nach 3 Stunden Aufenthalts schafften wir es, Abschied von der Stadt zu nehmen.

Seligenstadt am gegenüberliegenden Ufer

Schleunigst traten wir bis Miltenberg durch, wo wir aufgrund der einbrechenden Dunkelheit wieder mal auf die Bahn umstiegen, die uns sicher nach Walldürn brachte - in eine unbemannte Jugendherberge: die Rezeption hatte um 19:00 geschlossen - jetzt war es 21:00. Zum Glück erreichte Stephan mittels Telefon die Betreiberin, die auch gleich herüberkam um uns die Schlüssel auszuhändigen. Dabei gab sie sich leicht verwirrt:

Sie zu mir: "Sie haben doch nur ein Zimmer bestellt?"
Ich: "Ja - für drei Leute"
"Männer und Frauen zusammen?!" (sichtlich unangetan von der Situation)
"Äh...ja... Ist das ein Problem?"
(sofort einlenkend) "Nein-nein." ... überzeugt schien sie dennoch nicht...


5. Tag - birnenfressende Enten und Tapas in der Mühle
von Walldürn bis Welzheim

Ein zeitiger Morgen und wieder mal war die Bahn das Transportmittel unserer Wahl, da wir es für dezent unrealistisch hielten 156 km mit einer Summer aller Anstiege von 1500 Hm bis zum Abend zu schaffen. 4 Züge später stiegen wir in Bretzfeld aus und, zusätzlich zu meiner pinkfarbenen Trinkflasche und meinen pinkfarbenen T-Shirts, hatte ich mir durch den Kauf einer Cosmopolitan weiteren Spott meiner Mitreisenden zugezogen. Aber 7 Tage lang nur mit Burschen unterwegs zu sein verlangt nun einmal nach einem Ausgleich irgendeiner Art :).

Die Landschaft des heutigen Tages war wunderschön und führte uns durch kleine Fachwerkdörfer und an noch mehr Apfelbäumen und Wiesen entlang als bisher. In einem kleinen schwäbischen Ort ertanden wir bei einem so-genannten Scheunentormarkt (i.e. ein Selbstbedienungsstand eines landwirtschaftlichen Betriebs) zwei Kilogramm feinster Birnen, welche wir zu Mittag gleich verzehrten. Die Reste warf Felix in die Murr und kurz darauf landeten mehrere Enten elegant im Wasser und stürzten sich gierig darauf.

In Murrhardt gab es Eiskaffee und eine Diskussion über Klassengesellschaften, ausgelöst durch die Einblicke, die eine zu niedrig angesetzte Hose eines Mädchens am Nachbartisch, gewährte.

Zeitig am Abend kamen wir dann in Welzheim an, in der Ferienwohnung von Renate Munz, wo ich gleich das rosa-bezogene Märchenbett für mich reservierte (nicht dass die beiden Burschen unbedingt darauf bestanden hätten...). Die liebe ältere Dame zeigte uns die von ihr gemalten Postkarten, fütterte den immer noch verkühlten Felix mit Honig und Hustenzuckerln und chauffierte uns danach zu einer alten Mühle, in der sich nun ein spanisches Restaurant befand. Dort fand der Tag bei Tapas und spanischen Melodien seinen Ausklang.


6. Tag - der Kampf gegen den Wind und warum wir Aalen nicht mögen
von Welzheim nach Gunzenhausen

Morgens begleitete uns unsere rüstige Gastgeberin auf einer Rundfahrt durch den Ort und zeigte uns einige Überbleibsel aus der Römerzeit, bevor wir Abschied nahmen und erst wieder in Schwäbisch-Gmünd hielten. Dort zogen uns zuerst der Münster mit seinen extravaganten Wasserspeiern und danach die Konditorei Margit in den Bann und veranlassten uns zu einem Aufenthalt bei Kaffee und recht heftigen Torten.

selbige

Gestärkt kämpften wir uns weiter nach Aalen, auf einem Weg, der eigentlich recht nett gewesen wäre, wäre der Wind in dieselbe Richtung unterwegs gewesen wie wir. Spät erreichten wir diese Stadt, die uns allen zuwider war, da dort die Planer der Radtour saßen, mit denen wir alle unser persönliches Federvieh zu rupfen hatten. Dies sollte jedoch nicht möglich sein, da auch das Römermuseum (es hat ja einen guten Ruf!) geschlossen war. Blöde Stadt, schaun wir, dass wir weiterkommen.
Uns wurde klar, dass die Planung der nächsten beiden Tage wieder einmal zu optimistisch gewesen war und so verlegten wir kurzfristig unser Quartier von Dinkelsbühl nach Gunzenhausen. Felix stieg in Aalen in den Zug, Stephan und ich wollten noch weiterfahren. Die Straßen aus Aalen heraus waren aber so verwirrend, dass es uns eine Menge an Zeit und Kraft kostete, die Stadt hinter uns zu lassen und ich schließlich aus Erschöpfung zu sprechen aufhörte. Irgendwann saßen auch wir im Zug und ein bisschen später waren wir alle in Gunzenhausen, wo wir uns mit etlichen Schulklassen die Jugendherberge teilten.

Mittlerweile hatte ich einen ordentlichen Sonnenbrand, Felix litt immer noch an seinem Husten und auch Stephan klagte schon über einen rauen Hals. Weiters gab sich mir ein Rätsel auf: Woher kommen ständig die Kettenschmierspuren auf meiner rechten Wade? Die Mutmaßungen der Burschen waren nur wenig hilfreich, wenn auch unterhaltsam.....


Tag 7 - Thermen, Regen und Forellen
Gunzenhausen bis Kipfenberg

Kalt war es geworden und ich tauschte meine kurze Hose gegen die längere Radhose. Sehr weise, denn um die Mittagszeit begann es zu nieseln. Kurz darauf waren wir in Weißenburg und jausneten unter einem großen Baum, wo auch eine Volksschulgruppe saß und eine Geschichte, die in der Römerzeit spielte, las. Weißenburg empfiehlt sich sehr: das Römermuseum ist supergut und das Thermenmuseum noch ein Eck besser: unter dem Glasdach fanden wir über den gut erhaltenen Resten der Badeanlage für eine Stunde Zuflucht vom strömenden Regen und Futter für unseren Bildungshunger: ich war glücklich.

Top-motiviert sprang ich aufs Radl und legte trotz Regen ein beachtliches Tempo vor - eventuell steht dies im Zusammenhang mit einem halben Liter Cappuccino, mit dem ich mich in der netten kleinen Stadtbäckerei gedopt hatte, aber es konnte nie bewiesen werden. Jedenfalls erteilten mir die Burschen daraufhin ein Verbot erhöhter Dosen des Bohnengetränks...

Um 8 erreichten wir unseren Gasthof - wieder mal etwas angenässt - und flitzten nach einer heißen Dusche in den Ort, wo wir im Gasthaus "zur Post" die Köchin animieren konnten, für uns doch noch mal den Ofen anzuwerfen. Die in Mandelbutter gebratene Forelle war die perfekte kulinarische Krönung für diesen auch sonst wunderschönen Tag :).


Tag 8 - Regensburg is just around the riverbend
Kipfenberg bis Regensburg

Hatschi! Ich weckte mich selbst. Jetzt hatte ich auch Schnupfen. Ich gebe der unbemerkt offen gebliebenen Balkontüre direkt neben meinem Bett die Schuld dafür. Schön, nun waren wir also alle krank: Stephan konnte nicht mehr sprechen, Felix hustete sich immer noch die Seele aus dem Leib und ich hatte mich nun auch verkühlt. Aber es war immerhin der letzte Tag...
Also schwangen wir uns ein letztes Mal auf die Räder und traten kräftig in die Pedale, um endlich an die Donau zu kommen.

In Eining riefen wir per Gong den Fährmann von seinem Bier am anderen Flussufer weg. Feder im Hut und von Sonne (und Bier) leicht gerötet stieg er ins Boot und setzte über. Sicher brachte er uns über den Fluss.
Diese Figur passte thematisch irgendwie recht gut zu dem alten Schäfer mit den schlechten Zähnen, dessen Schaf- und Ziegenherde auf einmal mitten am Weg stand. Auf einen Stock gelehnt, zwei Hunde an seiner Seite erzählte er uns vom harten Hirtenleben und der Wertlosigkeit der Wolle heutzutage.
Auch ihn ließen wir zurück und erreichten pünktlich zur Mittagszeit das Kloster Weltenburg und seinen gemütlichen Biergarten. Ich machte Bekanntschaft mit dem Weltenburger Dunkel - als Teil des besten Radlers aller Zeiten.

von Weltenburg nach Kehlheim

Von dort bestiegen wir ein Schiff, das uns zwischen Felsen hindurch nach Kehlheim brachte. Wir hatten angedacht, von dort den Zug zu nehmen, aber irgendwie wäre mir das peinlich gewesen. Außerdem hätten wir dann auch nicht das nette australische Ehepaar getroffen, das mir schon auf der Fähre aufgefallen war. Wir radelten eine Weile mit ihnen, bis sie uns verließen, und dann gab Felix - wohl angetrieben durch die vorher konsumierte Schokotorte - das Tempo vor.

Der Fluss schien kein Ende zu nehmen und hinter jeder Biegung erhoffte ich mir Regensburg - dann endlich waren wir am Ziel: Castra Regina! Endlich nicht mehr radeln!!

Einen letzten Abend verbrachten wir zu dritt, in den barocken Gemäuern des Augustinerkellers, der mit einem eigenwilligen Mix aus dem besten der 80er, Frank Sinatra und noch einigen ganz aktuellen Lieder beschallt war, was einen ebenso schlimmen Kontrast (in sich und zum Ambiente) bot wie die afrikanisch-stämmige Kellnerin im Dirndl: alles zusammen so inkompatibel, dass es schon wieder Stil hatte. Nice!

Fazit:
Es war anstrengend, es war lustig und es war interessant. Ich habe mich zwischendurch geärgert, gehasst und selbst beschimpft, würde dasselbe aber jederzeit wieder machen - nur mit etwas realistischerer Planung und dem Verzicht auf alternative Transportmittel (des Stolzes wegen). Ganz großartig war es trotzdem - nicht zuletzt wegen der tollen Reisebegleitung und das Erlebnisgeschichtenrepertoire wurde wieder um ein paar Anekdoten erweitert.

Sunday, June 20, 2010

The last tale or: What remains to be said

The last two weeks were a seemingly endless series of good-byes (some being more emotional and tearful than others) and I am glad not all of them happened at once. Finally, my turn to take leave came.

Wednesday, June 16

I spent most of the morning packing my bags and with quite a bit of squeezing and tugging managed to zip and clip them shut: one more item and they would have burst. Everything done and the day being extraordinarily fine, I dug out my swimming stuff and suncreme again, took the last bits of food out of my fridge and waited for Liz' and Will's arrival. In Sam's car, Pendulum blasting from the speakers, we went to Newborough beach for some last swimming, sunbathing, seal and jellyfish spotting and random exploring of a nearby, little peninsula.
The day passed quickly and although we were tired from our activities and the sun we went to the pub for a last pint of cider.
I soon said good-bye to the group that I somehow had managed to become part of (and it makes me sad just to write these lines) and went to bed early.

Thursday, June 17
I couldn't sleep long and got up very early, cleaned up what was left, grabbed my camera and set out for a final walk through town and some random picture-taking of my last term's haunts:

Bangor High Street (or Stryd Fawr): where all the shops are (logically)


Yr Hen Glan aka The yellow pub aka Yellow:
nice food, good atmosphere, reasonable prices (Burger+Pint £3.95)



The Belle Vue: a pub divided into 2 rooms; always first choice with my flatmates
- a pool table, quiz machine, beer garden: what else can you want?

Amser / Time: one of 3 night clubs;
Yeah, it is old and decrepit, but it's also good fun on a night out
and it's going to be knocked down soon anyway

High and mighty Uni Bangor: I loved it - especially the old-style library
and the cosy little green room.


Bangor Station: starting point of many trips
and also scene of several good-byes towards the end.

After this nice morning's walk I returned to the house, transformed the rest of my food into some kind of packed lunch, hugged Sam good-bye and left the house before my feelings could overwhelm me. As the train bore me along the north coast of Wales I mentally bid good-bye to the mountains, the sea, the sheep/cows/horses, the languages (both) and my friends. When I read all the nice messages they had written into my little notebook tears welled up, but with a bit of effort I managed to retain composure.
To cut a potentially long story short:
I landed in Bratislava, exhausted, curious and somehow also glad to be back, especially when I saw my mum and my sister through the parting automatic doors:

They'd even brought a banner!
(croeso gartref = welcome home)

To finish off, let me summarise my wonderful term in Bangor (it's the last post on this topic anyway, so I am allowed to keep you a bit longer):
When I chose the little city in rural North Wales I had my own reasons and motivations and did not know what to expect, but with a good deal of research my knowledge and also my expectations increased and I set myself some goals. Here's how they turned out:
  • Goal #1: Find a room in a house with some native speakers. I managed or rather got lucky, as the room (i.e. its former occupant) found me through a website. But here my luck didn't end - I had actually cracked the jackpot: My flatmates turned out to be sociable (ok, that was in the ad), friendly, funny, charming, helpful, cleanly and considerate - just the most perfect and wonderful flatmates I could possible have found. Tom, Sam, Dave and Nas took more interest in me than I had ever hoped for and regularly invited me to join them when they went out, met friends, went to the beach, had BBQs, went to watch rugby, went for a bike ride, and even to play xbox (although I was rubbish!). My flatmates' friends, to my immense surprise, soon accepted me as part of a bigger group of friends and often invited me round for film nights or took me horse riding and to the beach. I appreciated this in the extreme and thanked them a hundred times, because they just made this semester brilliant and I will miss them sorely!

My room in all its glory

The fabulous four: Tom, Sam, Nas and Dave (before paintballing)

  • Goal #2: Get to see and taste as much of Wales as I can.
    With "The Rough Guide to Wales" (thanks, Zach!) in my bag and a small group of Erasmus students with similar interests by my side I covered most of North Wales' sites, went to Cardiff and Swansea (and even small towns like Abergavenny and Cwmbrân) - I got to see castles, museums, neolithic structures, slate quarries, picturesque landscape and traditional pubs and, although I haven't yet seen all I'd wanted to see, I am quite content. (Plus: I took several other trips to England and Ireland on the side.) Into this category I also put exciting experiences with Welsh culture of any other kind (culinary ventures like laverbread or Welsh rarebit, literature like Cwmardy or A Toy Epic, glimpses at rugby, social encounters,...). Only now do I realise how much I learned about this country and its people!
Y ddraig coch (the red dragon) on the Welsh flag
- blowing in the wind atop one of the towers of castle Conwy

  • Goal #3: Learn the basics of Welsh and understand its significance. I took pains to find a suitable course, encouraged my little erasmus group to join me and had a lot of fun going there twice a week to learn, repeat and practise useful little phrases. I even successfully tried a few in real life. Welsh is a beautiful, melodious language, despite some strange and tricky sounds. It adds an ancient mystic, celtic element to this wild and remote part of the UK. I definitely haven't had enough of if yet and should I ever go back I will resume the course from where I left it and try to become fluent!

A rather beautiful example of bilingual signs

  • Goal #4: Join a society. I had heard that it is easiest to meet native speakers by joining one of the numerous clubs and societies and when Fiepje mentioned Irish Step dancing I had no excuse to stay away anymore. We both joined and had fun skipping around until Easter. The social night out was one of the highlights of my stay - for various reasons. Like Welsh, Irish Step dance is something that will stay with me and I plan to register at a school in my area with the start of next term.

Fiepje and me dressed up for the Irish Step social night out

  • Goals #5 and #6: Spend as much time as possible outdoors and Buy a bike. Last year's laziness upped my motivation and the weather and beautiful area drew me outside. I found a runnig partner in Rebecca and soon also a suitable and beautiful path (past the harbour, along a river, through wood-land and over Bangor mountain). Furthermore, I got myself a map of Snowdonia (the mountaineous national park just a few miles away) and went on several hikes with erasmus people, visitors and flatmates. Moreover, I bought a bike cheaply and used it to explore Anglesey, get to hidden neolithic treasures or the Farm Shop, or for proper exhausting but fun rides with Tom. (As a consequence of the latter it died on me). And, finally, when the weather turned hot, we even managed to go to the beach and swim in the Atlantic. Twice! I never thought I would...
Carneddau hike in Feb

The Aber Falls tour
Beach time


All in all this whole term was just one AMAZING experience, the magnificence and emotional value of which cannot be expressed in words! I am grateful for the wonderful people I met, the friendships I formed, the activities I did, the places I visited. The memories of all these things I will always continue to cherish and honour with many little tales and anecdotes.
This half year will be remembered: It might have changed me - it might also not, who knows, but however that may be - I would never swap it for anything else!

For all I know I do appreciate studying and living in Austria, but I miss a lot of things. Amongst them: the mountains, the sea, my running path, sheep, nice and affordable ciders, bbc iPlayer, Hobnobs, Ben&Jerry's, Welsh goats cheese, HMV, New Look, and, above all, English as my everyday language.
On the plus side: things like cheap train tickets, fresh local fruit and veg, freshly made ice-cream and proper bread are back in my life!

One thing is for certain (and here I'll quote from one of these many films I haven't seen yet): I'll be back!