Sunday, March 08, 2009

Tales from a bread seller's life - No. 1

Nach guten fünf Stunden Schlaf (= nicht optimal, aber durchaus tragbar) springe ich putzmunter aus dem Bett und.... (ok, das war gelogen: ich springe voll verschlafen aus dem Bett um das nervig hölzern dröhnende Vibrieren meines auf der Kommode liegenden Handys abzustellen)... und tappe in die Küche, um mir den obligaten halben Liter Aufputschtee zu brauen; heutige Wahl: Lady Grey von Twinings....mhhhhh
Draußen ist es immer noch dunkel, als ich im Wohnzimmer sitze und halbmotiviert mein Müsli löffle (Status: körperliche Wachheit ~ 70 %, geistige Wachheit ~ 40 % des möglichen Ausmaßes; also immer noch beim Hochfahren.) 5 Stunden sind eindeutig zu wenig.

Ich verlasse schließlich das Haus - mit Musik im Ohr (Anm.: Bright Eyes sind zu depressiv so früh in der Früh) - und staune, denn es dämmert bereits. Das ist neu. Das habe ich in meiner Karriere als Backwarenverkäuferin noch nicht erlebt.
Als ich die Bäckerei erreiche ist es tatsächlich hell und mein Körper hat sich komplett hochgefahren und ist somit einsatzfähig.

...Überspringen wir ein paar Stunden...

Es ist 10:30 als die Türe sich öffnet und ein hochmotivierter, freundlich lächelnder Mann von nicht unhübschem Gesicht eintritt:
"Eine Melange und einen Kaffee, bitte."
Ich runzle die Stirn, weil ich mich verhört zu haben glaube und frage sicherheitshalber nochmal nach:
"Eine Melange und....?"
"Einen Kaffee." Also doch.
"Und was für einen? Verlängerten?"
"Ähm...nein, einen Krapfen. Oder doch eine Topfengolatsche .... Ich nehm ein Brioche!"
Hä? Jetzt bin ich tatsächlich verwirrt: Also Krapfen war das.... nicht Kaffee... Auch gut.
"Und geben's ma statt dem Kaffee doch einen Kakao."
Was?! Hat er doch von Anfang an Kaffee gesagt? Kenn mich nicht mehr aus. Na gut, wie er will...

Ich mache also Melange (die zu dem Zeitpunkt bereits fertig ist) und Kakao und serviere es ihm zusammen mit einem Briochekipferl und den Worten
"Jetzt haben's mich ein bisserl verwirrt."
Da wusste ich noch nicht, dass ich gleich noch viel verwirrter sein würde....

Ich gehe also nach vor an den Tresen (wie heißt das nochmal auf österreichisch?) und bediene ein paar andere Leute, als 5 Minuten später besagter verwirrender Mensch an die Kasse kommt um zu zahlen. (Was, hat der das jetzt so schnell runtergeschlungen?)

Er zahlt also alles ganz brav und geht.

Ich bewege mich meinerseits in den Gastraum, um das leere Geschirr abzuräumen - und erstarre beim Anblick des Tisches:

Alles steht da genauso, wie ich es deponiert habe. Nichts hat er angerührt: Das Briochekipferl ganz. Der Kakao noch da. Die Melange voll. Im Aschenbecher zwei Zigarettenstummel.
Kurioserweise ist eines der Zuckersackerl aufgerissen und der Zucker über den halben Tisch versankert.
Komisch.
Die Stammgäste am Nebentisch sind genauso baff wie ich und erklären mir, der Typ hätte nichts angerührt (eine Diagnose, die ich dank meinem Sehsinn selber schon gestellt hatte. Trotzdem danke.)

Sachen gibt's..... Was denken sich solche Menschen? bzw. Aus welchem Antrieb handeln sie so, wie sie es taten? Fragen über Fragen....
Aber der Typ hat bezahlt, also ist mir das egal. (Ich hab schon befürchtet, dass er wiederkommt - tat er aber nicht... gut so.)

Nachdem ich aus lauter Verwirrung eine Weile später den Tortenheber in einer Spalte der Kühlvitrine versenkt habe, aus der man ihn unmöglich wieder rausbekommt, weil man das Ding nicht öffnen kann, hat auch dieser Tag sein Ende gefunden. (Und zwar erstmals ohne ewig langes Aufwaschen, da es heute draußen trocken war -- juhuu!)

Interessant, wie jeder neue Tag dort neue seltsame Gestalten zu mir hereintreibt. Mal schauen, was nächstes Mal so kommt...

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