Sunday, April 29, 2012

Überm Himalaya

Dieser Beitrag läutet wieder einmal eine Serie an Abenteuer-/Reisebeiträgen ein. Das vierte Mal jetzt schon, wenn ich so überlege. Nach zwei spannenden Sommern als Serviersklavin auf den Kanalinseln (2008+2009) und einem halben Jahr in Wales exilierter Studentin (2010) habe ich diesmal einen ebenso abgelegenen Ort als Refugium gewählt, und zwar die nordindische Region Ladakh.


Mit 3.500m Seehöhe die höchst gelegene besiedelte Region der Erde.
Die Hauptstadt Leh beherbergt in etwa 27.500 Menschen.
Die Straßen sind schlecht, die Gegend ist dünn besiedelt und karg.
Buddhismus ist die Hauptreligion.
Außerdem gibt es Yaks, Wildesel und massenhaft Ziegen. Und Buttertee. (Den stell ich mir grausig vor.)

Mehr weiß ich noch nicht.


Warum fahre ich gerade dorthin?
Gute Frage. Mittlerweile gebe ich zur Standardantwort, dass Nordindien ein sicheres Reiseland ist, auch für allein reisende Frauen. Außerdem braucht man nicht übermäßig viele Impfungen und es gibt kein arges Menschengewusel, das mich abschrecken könnte. Die Gegend ist noch dazu ähnlich wie Nepal oder Tibet, und dort wollte ich schon länger hin, also Ladakh.

Wie lange bleibe ich dort?
9 Wochen.

Was tu ich dort? 
Man weiß es nicht. Mein Ziel war, Volontärarbeit zu leisten. Unterrichtenderweise. Dieser Plan ist - in der Vorplanung - genausowenig aufgegangen, wie meine Schnittlauchsamen am Küchenfenster, also folge ich Plan B: hinfahren und schauen, was sich so ergibt. Wie befreiend und gleichzeitig furchteinflößend!

Und damit wisst ihr jetzt circa genauso viel wie ich. So schlecht vorbereitet bin ich wohl noch nie auf Reisen gegangen...

In drei Tagen geht es jedenfalls los und um dort der antizipierten Einsamkeit entgegen zu wirken und mir Erinnerungen gleich mal elektronisch abzusichern, beabsichtige ich, wöchentlich (oder zumindest im Zweiwochentakt) einen Blogeintrag in die virtuelle Welt und damit auch meine Heimat zu feuern.

Bei Interesse gilt wie immer: lest hier mit! Und wenn ihr mir eine Freude machen wollt, kommentiert fleißig.

Ansonsten, dschulee - und bis bald!

Tuesday, April 17, 2012

Lesson of the Day: be persistent

...and you'll get what you want / need.

Like a library book that's been taken out for months, even though it's supposed not to be.

Or the contact details of a person, even though you're actually not legally entitled to have access to them.

Or, basically, probably just about anything that appears to be not available. There's always a way.

And usually all it takes is a bit of courage, wit and mostly, well applied charm.

Always works. And as I seem to be relearning this vital fact periodically, I thought I might as well set it in stone. Or scribble it on my less durable blog. In case anyone needs a bit of wisdom or just to remind myself in times of need.

Monday, April 16, 2012

Die Sache mit der Stange

Um wieder mal den Zeigefinger auf eine Offensichtlichkeit zu richten: die werten Radeln und die Frauen.

Wie jedes Kind, das zu groß für sein Kinderfahrrad geworden ist, weiß, lassen sich Fahrräder in zwei große Kategorien teilen: Damenfahrräder und Herrenfahrräder (neben den Sonderklassen der Einräder, Elektroräder und Rikschas. Doch die sind uns jetzt egal). Der Unterschied zwischen einem Damen- und Herrenrad beläuft sich in der Regel auf das Vorhandensein oder Fehlen, bzw. die Höhe der eingezogenen Querstange. Da dies ein schlecht recherchierter Beitrag ist, behaupte ich jetzt einmal ohne Beweise, dass die Funktion der Querstange eine stabilisierende war/ist, damit das Radl nicht zerfällt oder unnötigen Zug-, Druck- und sonstigen Spannungen ausgesetzt ist. Ich behaupte weiters, dass die Stange früher nicht Anstoß erregte, da mit Rädern ohnehin nur Männer (d.h. Hosenträger) fuhren. Dann kam die Zeit, da auch Frauen (die per definitionem Rock trugen) dieses Transportmittel in Anspruch nehmen wollten und prompt ließ man sich eine Möglichkeit einfallen, die am Fahrrad wirkenden Kräfte umzulenken: geht ja schließlich einfacher, als die Mode zu ändern. So erleichterte das niedriger angesetzte Oberrohr der berockten Frau den Aufstieg und ermöglichte ihr einen komfortablen Sitz, ohne, dass der Rock sich über eine Stange spannen musste und dabei vielleicht gar unzüchtig die Beine entblößte. So weit, so nachvollziehbar.



Nicht nachvollziehbar ist mir hingegen, warum im Zeitalter der Jeans und Leggings immer noch oft angenommen wird, dass Frauen - und ich spreche speziell von jungen, dynamischen, größtenteils hosentragenden Studentinnen - ein Damenrad wünschen und mit einem Herrenrad nicht umgehen könnten. So beklagte sich vor kurzem eine radsuchende Freundin, dass sie bei einem Gebrauchthändler mit Bedauern informiert worden sei, dass er keine Damenfahrräder habe. Als habe sie nicht sowieso ein Männerfahrrad gewollt, da sie kein Stangenproblem hat. Ebenso erstaunte mich, dass mein Vater, der mir sein (frühpensioniertes) Fahrrad nach langem Bitten und Betteln endlich überwidmete, zu bedenken gab, dass es sich dabei ja um ein Männerfahrrad handle und anzweifelte, dass ich mit der ungewohnten Stange zurechtkäme. Er fragte nach Inbetriebnahme durch mich sogar noch zweimal nach, ob ich mit dem Männerrad eh klarkäme. Wie nett, dass man so umsorgt wird.

Angesichts der Tatsache jedoch, dass wir Frauen für gewöhnlich besser gedehnt sind als Männer, mutet es beinahe seltsam an, dass wir ein Problem damit hätten, das Bein hoch über das Rad schwingen müssen, um aufzusitzen. Sollte das nicht eigentlich den pauschal ungedehnteren Männern schwerer fallen? Für alle Frauen, denen das Schwingen des Beins als Zumutung erscheint, oder die so flexibel nicht (mehr) sind, gibt es ja schließlich immer noch das gute alte Damenrad.

Ich persönlich orte in der Stange jedoch kein Problem, und wie es scheint tut es sonst auch niemand meiner weiblichen Freunde. Nur diverse Männer müssen sich scheinbar noch damit anfreunden, dass das Rad mit der Stange durchaus als Unisexmodell genutzt werden kann.

Übrigens: selbst mit Rock lässt sich ein Männerfahrrad fahren. Immerhin sind ja die Röcke nicht mehr zwangsweise bodenlang und den Knöchel (oder gar das Knie) zu entblößen wird seit längerem nicht mehr als unzüchtig angesehen.

Saturday, April 07, 2012

To re-kindle my love for reading...

... was never necessary and probably never will be. However:

Seit einer Woche hat sich mein Hausstand um ein neues Mitglied vergrößert und um dieses Kindle gleich beim Namen zu nennen und jedes weitere, verlockende blöde Wortspiel gleich im Keime zu ersticken, beginne ich mit einer Defensio.

NIE, hatte ich gedacht, werde ich dem guten alten Papierbuch den Rücken kehren! Nie werde ich mich stattdessen einem elektronischen Teil zuwenden, das erstens Strom braucht, zweitens weniger widerstandsfähig ist (Wasser, Runterfallen, Transport,..), und drittens nicht unbedingt billig ist! Und das - ganz wichtig - das Regal nicht mit schön anzuschauenden und dem Betrachter Bewunderung entreißenden Bücherrücken zu füllen vermag!

Doch tempora mutantur - die Zeiten ändern sich - und bringen mit sich in greifbare Nähe eine gewisse Diplomprüfung. Der letzte große Berg, den es zu erklimmen gilt, bevor man sich von dessen steiler Rückseite ins vordefinierte Berufsleben stürzt.
Wer mich kennt weiß, dass ich Herausforderungen und Prüfungen mir gerne zu meinen Gunsten drehe. Was heißt, dass ich sie dazu nutze, mich mit den Themen zu beschäftigen, für die ich während des Studiums zwar Interesse, aber nicht genügend Motivation und Zeit aufbringen konnte. Sei das ein lateinisches Werk über die Landwirtschaft, oder ein ganzer Haufen von Restoration Comedies und Industrial Novels, in die ich mich gerne schon eher vertieft hätte. Alles spannend, alles Prüfungsstoff, und - für diesen Beitrag wichtig: Alles so alt, dass kein Copyright mehr drauf liegt und man sich die Texte gratis und legal aus dem Netz saugen kann!

Also schaffte ich mir nach reiflicher Überlegung und Abwägen aller Vor- und Nachteile einen Ebook reader an. Ein Kindle halt. Lud alle Werke zuerst runter und dann drauf und begann zu lesen...


  • 2 Tage hat es gedauert, bis ich wirklich verstanden hatte, dass mein Kindle keinen Touchscreen hat und drauftippen nur Fingerabdrücke produziert
  • 1 Tag lang las ich an einem Buch, in der Annahne, dass es sich um "Mary Barton" handle, nur um am nächsten Tag festzustellen, dass ich in Wahrheit mit "Sybil" begonnen hatte: Dinge, die einem normalerweise nicht passieren, da Bücher ja Cover haben - beim Kindle kann man das offenbar schnell übersehen.


Im Großen und Ganzen bin ich jedoch sehr zufrieden:

  • Das Ding liegt gut in der Hand und ist einfach zu bedienen
  • Die Schriftgröße ist ad libitum verstellbar und man muss sich nicht mehr mit der fuzeligen, eng gedruckten und teilweise fehlerhaften Schrift der Penguin Books herumärgern
  • Man kann Passagen digital unterstreichen und sich Notizen dazu machen, eine für mich absolut wichtige Funktion, wenn die Auseinandersetzung mit dem Buch für Prüfungszwecke mehr in die Tiefe gehen muss und ich außerdem gewisse Passagen schnell wieder finden mag. Das Erstellen von Notizen ist zwar etwas mühsam, da man auf dem Keyboard nicht tippen kann, sondern mit den Pfeiltasten navigiert, aber die Geduld dafür kann ich gerade noch aufwenden.
  • Auch zu erwähnen ist das integrierte Oxford Dictionary of English, das mir für ein unbekanntes Wort sofort eine Definition gibt, wenn ich den Cursor hinbewege. Wie toll wäre es, wenn jedes Buch das könnte! Vorhalten kann ich dem nur, dass es viele der Wörter, die ich wissen will, selber nicht kennt...
  • Das eInk Display, das die Optik einer Buchseite emuliert, ist tatsächlich weitaus angenehmer für die Augen als ein LDC Display und lässt mich länger durchhalten. Dass es dadurch freilich auch nicht von selbst leuchtet, stört mich nicht - tut ein Buch ja auch nicht.
  • Ein weiterer Vorteil den Papierwerken gegenüber ist, dass das Kindle nicht von alleine zufällt. Das mag lächerlich klingen, aber so oft, wie ich Bücher ablege, oder beim Lesen absetze und mir vergeblich wünsche, ich hätte ein Lesezeichen bei der Hand, um die Stelle auch wieder zu finden, ist diese Eigenschaft eine durchaus angenehme.
  • Spompanadeln wie Abspielbarkeit von Musik, wie manche eReader sie anbieten, sind bei meinem Gerät weder gegeben, noch gewünscht. Und diese Einfachheit spricht an.

(die Spiegelung wirkt auf dem Foto wegen des Winkels schlimmer als sie ist)

Ich bin also begeisterter, als ich es selbst für möglich hielt, würde aber dennoch nie dem echten Buche abschwören. Vor allem bei den Werken, für die es zu bezahlen gilt, sehe ich keine Vorzüge des Kindles gegenüber der haptisch ansprechenderen Papierversion, denn unverständlicherweise ist die elektronische Version meist um einen lächerlichen Euro billiger und um den Preis hab ich lieber was in der Hand. Außerdem muss man ja an die Regaloptik denken und solange ich Platz finde, wird dieses Möbelstück beladen.

Sollten ebooks jedoch irgendwann so günstig werden, dass man nicht beinahe das gleiche Geld zahlt, als für die Druckversion, dann werde ich bereit sein, meine Einstellung zu überdenken. Bis dahin bleibt der/die/das Kindle mein Klassikerarchiv.