Monday, May 25, 2009

Von Sonnenbränden, Kühen und Cola-Brause-Schleckern

... vom Attersee zum Traunsee.

Attersee


So wie jedes Jahr (ab 3x zählt als Tradition, oder?) hat sich auch heuer ein wanderlustiges kleines Trüppchen zusammengefunden und trotz der Gewittervorhersagen sich an den Attersee gewagt.

Wir sind jedoch nicht in dessen kühle Fluten getaucht; obwohl ich nach dem ersten Aufstieg nichts lieber getan hätte, denn die Sonne war zusätzlich zum rötenden Effekt auch noch schweißtreibend.
Nein, wir haben unsere Autos geparkt, dem See den Rücken zugewandt und sind losmarschiert - in die Berge. Im Ort Bach sind wir dann den Bach entlanggetrabt, bis wir auf einen kleinen aber steilen Waldweg gestoßen sind. Diesen haben wir uns hochgekämpft, nur um wieder in der prallen Sonne zu landen - was nicht weiter verwunderlich ist, es war ja schließlich gerade Mittagszeit. Und obwohl diese eigentlich zum Essen eingeladen hätte, wollten wir dieses zumindest so lange rausschieben, bis wir die erste richtige Anhöhe erreicht hatten. Dort wurden wir mit einer weichen Almenwiese, Sonne und einem wunderbaren Ausblick für die ersten paar
mühsamen Stunden entlohnt.
Wir ließen uns zur Mittagspause auf dem saftigen Grün nieder und aßen.
Und redeten: Neben verschiedenen anderen existentiellen Fragen, ging es auch um die Kompostierbarkeit von dem roten Wachs, das oft Käse umhüllt. Stephan meinte es müsse wohl umweltverträglich sein, da eine gewisse Menge davon jährlich in den Mägen der Österreicher lande. Hältst du Österreicher etwa nicht für intelligent genug, die Rinde vor dem Verzehr zu entfernen? Schon 5 Minuten später sollte ich sehen, was Stephan gemeint hat, denn die Sonne ließ kleine Partikel des Wachses so arg mit dem Käse (jetzt nur mehr in undefinierbarer Klumpenform vorhanden) verschmelzen, dass ein Mitessen unausweichlich wurde.

Besagte Almenwiese war (vermutlich) Teil eines Pilgerwegs - auf der Karte auffällig gekennzeichnet durch massenhaft Kreuze, die uns schon zweifeln ließen, ob die Strecke wirklich ungefährlich sei. Wir sollten jedoch nie erfahren, was es mit diesem Pfad auf sich hat, denn nach dem Mittagessen waren unsere Sinne offenbar derart abgestumpft und getrübt, dass wir mitten im Wald am Ende unseres "Wegs" (falls man eine Furche voller ca. 1 Jahr alter Baumsprösslinge so nennen kann) anstanden. Nach erfolglosem Konsultieren der beiden Wanderkarten, wurden wir wagemutig und stürzten uns einfach die Böschung hinunter (Die Richtung stimmt, runter ist auch nie schlecht --> wird schon passen.) und trafen dort nach vielen umgestürzten Bäumen auf einen Weg. Zwei nette Nordic Walker (von denen es dort Unmengen gibt) waren so nett uns auf der Karte zu lokalisieren.
Wieder ging es einen Bach entlang, bis in den Kasten. (Kasten ist ein Ort.)

Müde waren wir schon und ziemlich k.o., abend wurde es auch schön langsam und das Wasser ging uns aus: Nach sehr kurzer Rast und Besichtigung der Kirche in Reinlmühl nahmen wir die letzte Bergetappe, den Gmundnerberg, dessen Überquerung uns schlussendlich nach Altmünster bringen sollte. Jedoch nicht ohne am Berg frech in einen Garten einzudringen und die beiden netten, alten,
dort sonnenbadenden Herren um Wasser angefleht zu haben. (Antwort: Wollt's a Bier? Miassts as nur sogn!) Mit vollen (Wasser)Flaschen bewegten wir uns weiter und müde und teilramponiert erreichte der Trupp nach einer weiteren Stunde endlich unser Quartier.

Traunsee mit Traunstein

Nach dem Abendessen im Ort (der Wirt fragte uns zuerst in welche Schule wir gehen und schenkte uns dann je einen Cola-Schlecker. So einen mit Zitronenbrause drin. Mhhhh. Mann, müssen wir alle jung aussehen!!) ging's ab ins Bett, denn der nächste Tag begann zeitig. (Wahlweise um 6 oder 3/4 7 - je nachdem, ob man vor dem nächsten schweißtreibenden Wandertag noch duschen will).

Unsere Gastgeberin war toll! Zum Frühstück gab's weichgekochtes Ei, Weckerl und Semmeln, Käs und Wurst, Butter und Marmelade, Tee und Kaffee und Saft. (Sie hätte sogar Cola für Michi gebracht - der hat das aber dann doch ausgeschlagen.) Mhhhhhh. Sie hat uns sogar angeboten, dass wir uns doch noch Weckerl mitnehmen mögen und war vollkommen überrascht, dass wir auch für den zweiten Tag genug zu essen mithatten. Offenbar haben wir keinen sehr selbstständigen Eindruck gemacht... Überhaupt konnte sie nicht fassen, wie jemand an einem Tag so weit wandern kann. Aber man kann.

Nach 8 waren wir endgültig wach, und von dem bisschen Nieselregen keinesfalls abgeschreckt pilgerten wir vorerst der Straße entlang, an einer hässlichen, riesengroßen Fabrik vorbei, in den Nachbarort um von dort den nächsten Berg in Angriff zu nehmen. Nicht gar so mutig wie wir war ein Paar Nordic-Walker, die nach 3 Regentropfen schon wieder umdrehten. Durch das Anziehen meiner Regenjacke, konnte ich den Himmel gewogen stimmen und von da an hatten wir nur mehr strahlenden Sonnenschein!

Durch die (gatschigen) Wälder ging es und über Almwiesen, wo ein paar junge Kühe besonderes Interesse an Michi fanden und diesem dann nachtrotteten. Jedesmal, wenn man sich nach ihnen umdrehte, taten sie so als wäre nichts und wandten den Kopf zum Grasen... frech!

Auch am zweiten Tag machten wir eine Mittagspause, deren Highlight eindeutig das stephansche Käsebrot war (2mm Brot - 12 mm Käse -- 2 mm Brot. Gigantisch!).
Als Spezialprogramm zum Mittagessen gab uns ein vorbeiziehender alter Mann (zwei dünne Äste als Stützen in jeder Hand) einen groben Überblick über die sicht- und unsichtbare Bergvielfalt um uns und sein (Schwieger-)Sohn (oder so) war so nett uns zu fotografieren.
So heiß und sonnig war es, dass trotz meiner Bestrebungen keinen Sonnenbrand zu bekommen meine Schultern aufgaben und einen leichten ... erm... mittleren Rotton annahmen aber ich war nicht die einzig Sonnenbelastete :-). Außerdem sollte mich noch Schlimmeres erwarten, aber das ist noch einige Stunden entfernt...

Weiter ging es über Stock, Stein und Almenwege, vorbei am Gasthaus, wo wir nur schnell unsere Flaschen auffüllten, dann wieder in den Wald, wo wir irgendwelchen komplett irreführenden Wegmarkierungen gefolgt sind - für so 30 m.

Die angepeilten 3 Uhr Nachmittag als Zielzeit rückten mit vorschreitendem Uhrzeiger in weite Ferne und Felix und ich begannen schließlich, uns die Zeit mit deutsch-englisch zusammengeflickten Disneyliedern zu vertreiben. Blöd nur, dass wir kein einziges vollständig kannten.

Eine Stunde vor Weyregg (=ZIEL!!!) höre ich knapp vor meinem Kopf ein Summen. Ich versuche, das Tier zu verscheuchen, aber es hat sich offenbar in meinen Stirnfransen verheddert. Kathi kommt mir zu Hilfe, doch die Biene hat beschlossen, nicht zu gehen, ohne mir ein Souvenir in der Haut zu lassen: Bienengift und ihren Stachel. Zweiteres konnte entfernt werden, ersteres nicht. Angenehm! Ich hatte schon Horrorvisionen von einem zur Hälfte gelähmten Gesicht usw... Dieser stechende Schmerz breitet sich wunderbar über meine ganze Stirn aus und es fällt mir sehr schwer, ihn zu ignorieren. Schließlich konnte ich ihn dann doch ausblenden: Und zwar mit einem großen, wohlverdienten Glas Radler in der Bachtaverne in Weyregg. Mhhhhh.
Stephan, Felix und ich - schon einigermaßen ausgeruht und gestärkt - boten unseren beiden Freunden dann an, die Autos holen zu gehen, die am anderen Ende des Ortes geparkt waren. Das taten wir auch - ohne schwere Last am Rücken und widerstanden dabei der Versuchung den Golfplatz zu queren, sondern wanderten brav rundherum.

Und so hat mit dem Abschiednehmen von Michi in Weyregg und dem Abliefern von Stephan und Felix in Timelkam nach einer langen Autobahnfahrt auch dieses Abenteuer nach 2 anstrengend-schönen Tagen sein Ende gefunden. Es wird allerdings nicht das letzte gewesen sein.... *Märchenbuch zuklapp*

Tuesday, May 19, 2009

Verbale Bitzeligkeiten

Vor ca. einer Stunde stehe ich in Wien an einem Bahnsteig und warte auf das Einfahren meines Zugs. Damit ich mich nicht gar so langweile, habe ich meinen MP3-Player eingestöpselt und höre mir nach der Reihe an, was er mir so zu-shuffle-t.

Plötzlich ein Lied von Nada Surf: Blankest Year.
Gute-Laune-Musik!! Geistig will ich schon mitsingen: "Oooooh, fuck it, I'm gonna have a party..." als ich feststelle, dass ich etwas ganz anderes höre. Man hat sich offenbar gezwungen gesehen diese böse, BÖSE Wortwahl abzuändern und das F-Wort herauszunehmen und stattdessen - rhythmisch und mundgymnastisch unheimlich gut realisierbar - to the hell with it singen zu lassen.

WOZU denn bitte?! Ich kann mir nämlich nicht erklären, wie hell positiver sein kann als alle möglichen Sachen, die man mit fuck assoziieren kann. Aber ich geh mal davon aus, dass das von den Amerikanern initiiert wurde und da wundert mich ja gar nix mehr: Immerhin zensieren die lieber Sexszenen als Gewaltszenen, denn erstere verderben nur die Jugend wohingegen zweitere.... äh... abhärten? Die allgemeine Gier nach Blut befriedigen? Leute dazu bewegen, nicht - oder gerade dadurch verleitet doch - sich dem Heer anzuschließen? WHAT THE F...erm ... HELL?! Möglicherweise bin ich einfach nur ignorant oder dumm, denn ich sehe da keinen Sinn....

Wenn ich mir dann als Gegenbeispiel Großbritannien hernehme, wo fuck in diversen Abwandlungen beliebig als Verb, Adverb, Adjektiv oder Intejektion vollkommen willkürlich in ganz nomale Sätze eingebaut wird - durchaus mit positiver Konnotation: [quote] I fucking will write something fucking nice into that fucking book! [/unquote] - beginne ich mich zu wundern, warum man darüber soviel Aufhebens machen muss. Das trägt doch bloß dazu bei, dass derartige Unwörter wie hinterlistige kleine Schimmelpilze sich in Jedermanns alltägliche Sprache einschleichen!

Und, ja, ich hole noch weiter aus: Gibt es doch auf YouTube zwei wunderbare Spots, deren Lieder in ihrer Hauptzeile die präsentische Partizipialform dieses verpönten Wortes beinhalten (mit je einmal Matt Damon, dann Ben Affleck als nachfolgenden Objekten --> sehr zu empfehlen und nein, es ist nichts Unzüchtiges - das ist hier schließlich ein anständiger Blog!) , deren akustischer Genuss jedoch durch permanentes durchdringendes Biiiieeeeeepen gestört wird, sodass man es noch Stunden später im geistigen Ohr hört.
Dabei springt sie sofort wieder in meinen Weg, die Sinnfrage: Wenn man doch ohnehin weiß, welches Wort sich hinter dem Stimmton verbirgt, muss man es dann wirklich noch übertönen und die Leute quälen? Biep ist ja selber schon fast ein Schimpfwort, so oft wie es in aufgebrachter Invektive über Radio, Fernsehen und YouTube schallt!

Wie auch immer, ich hab beschlossen, die höllische Version des Nada-Surf-Lieds zu eliminieren (der Rhythmik wegen) und mir die andere auf meine Minimusikanlage zu spielen, denn die habe ich als höchst unanständiger, ständig fluchender Mensch, dem jeglicher Respekt vor Sub- und Objekten welcher Natur auch immer fehlt, natürlich auch. Das ist im Übrigen auch die, die die Band selbst schamlos beim letzten Konzert gesungen hat!

Saturday, May 16, 2009

"You'll become weird."

- So schaut's also mit meinem Schicksal, meiner Zukunft, meiner weiteren Entwicklung aus. Gut zu wissen - man muss sich ja immerhin auf alles einstellen können.

Die obige Aussage wurde gestern von einem langjährigen Lehrer getätigt, der uns im Zuge einer Blocklehrveranstaltung mit einer Riesenmenge an interessanten und herausfordernden Szenarios, die uns im Unterricht mal erwarten (könnten) bekannt machte.

Zugegebenermaßen kann einem sowas schon ganz schön Angst machen, selbst wenn man sich permanent tonbandmäßig vorsagt, dass das eh nur die Highlights aus 15 Jahren Dienstzeit sind und 98% des Unterrichts komplett anders aussehen, aber man überlegt sich dann schon, ob man all diesen Herausforderungen, die geeignete spontane Reaktionen erfordern, gewachsen ist.

Und wenn man das dann halbwegs verdaut hat kommt auch schon die bittere Nachspeise: Man wird nämlich informiert, dass das Lehrerdasein ein verdammt einsamer Job ist, in dem einem von niemandem geholfen wird oder Anerkennung geschenkt wird, weil nämlich
  1. die Lehrerkollegen keine Ahnung von meinem Unterricht und zusätzlich ihre eigenen Sorgen haben,
  2. die Schüler mich sowieso nur als Feindbild ansehen, das nur zu dem Zweck existiert, ihnen ihre Jugend zur Hölle zu machen und sie mit sinnlosen Aufgaben zu quälen, und
  3. man von den Eltern sowieso nix Positives zu erwarten hat, da deren Realitätswahrnehmung von Vorurteilen stark verzerrt wird.

Weiters führt die extreme Intensität von täglichen Interaktionen und zwischenmenschlichen Kontakten offenbar zu physischer und psychischer Müdigkeit von unvorstellbarem Ausmaß von dem man sich daheim bis spät nächtens beim Hausübungenkorrigieren und Stundenplanen dann erholen kann. Wenn man Glück hat, genug Schlaf zu bekommen und dann voller Motivation des nächsten Tages die Klasse betritt, wird dieser Enthusiasmus vermutlich spätestens dann gleich wieder ausgedämpft, wenn man feststellt, dass man sich umsonst eine wunderbare Stundenplanung angetan hat, weil die Schüler zu faul waren, die dafür gesetzten Voraussetzungen zu erfüllen und man nun erst recht improvisieren muss. Und da soll man den Mut und die Freude nicht verlieren. Klingt ja unmöglich.

Also ich kanns schon nicht mehr erwarten. Das burn-out dann.

Und da ich die negative Stimmung, die ich gerade erzeugt habe jetzt nicht durch positive Relationen und Kompensationen aufheben will - Ich hab' mich immerhin wahnsinnig bemüht!-, jammere ich lieber noch weiter - nämlich darüber, dass das Lehrersein einen offenbar zu einem total verkorksten, alles überprüfenden, evaluierenden und bewertenden Menschen macht, der permanent seine Freunde und sein Umfeld erziehen und mit Wissen bereichern will:

Eine absolute Horrorvision.

Scheinbar ist diese Entwicklung aber unausweichlich und deshalb hielt ich es für angebracht euch schon mal vorzuwarnen. Denn ich werd' nichts dafür können und ich hoffe ihr habt mich dann trotzdem noch lieb!

Saturday, May 09, 2009

Baustelle

Liebe Leute, wundert euch nicht, wenn in nächster Zeit diese Seite ständig anders aussieht. Ich bin nämlich nicht ganz zufrieden damit und werde stückweise ein bisschen herumexperimentieren, aufdass sie mir dann irgendwann gefällt. ... Kann allerdings dauern.

Anregungen nehme ich gerne entgegen!

PS: Die lustigen Checkboxen (von denen dummerweise nur 3 angezeigt werden, obwohl ich 5 konfiguriert hatte) dienen für mich dazu festzustellen, ob der Blog überhaupt gelesen wird - also seid bitte so gut und klickt irgendwas an, wenn ihr einen Eintrag lest :-)

Friday, May 08, 2009

Touristenabzocke und Einheimischeninkommodation

Gegen Ende des Vorjahres habe ich mich bereits gezwungen gesehen mich über die Abschaffung der 1er und 2er Ringlinien zu entrüsten. Und diese Entrüstung schrumpft nicht indirekt proportional zur verstrichenen Zeit, so wie man das eigentlich erwarten sollte, nein, sie wächst.Und unlängst hatte sie wieder einen besonderen Wachstumsschub...

Denn wenn ich meine liebe Mom an ihrem Arbeitsort besuchen will (um beispielsweise den Drucker dort um ein bisschen Toner und Papier zu erleichtern) kann ich nicht mehr wie alt-bewährt in die 2er einsteigen und nach ein paar Minuten beim Stadtpark wieder aussteigen, sondern fahre entweder irrsinnig kompliziert mit etlichen Umstiegen öffentlich oder ich gehe zu Fuß (ca. gleicher Zeitaufwand) oder ich bin zufällig sowieso berädert. Es ist einfach ärgerlich und bringt keinem was.

Warum hat man also diese Kultlinien umgelenkt?

Eine wirkliche offizielle Erklärung gibt es vermutlich gar nicht, aber ich vermute mal, dass den ewig raunzenden Wienern die vielen Touristen ein Gräuel gewesen sein könnten, die mit den Ringtrams recht kosten- und zeiteffizient die meisten wichtigen Gebäude der Stadt abdecken konnten. Und dass man sich dachte, man könnte da noch was rausholen. Deshalb wollte man den Reisenden diese Möglichkeit nicht ganz rauben, sondern hat sich vielmehr bemüht, diesen bisherigen Insidertip zu kommerzialisieren.

Ich stehe also unlängst an der Bimstation und warte auf die D, als sich etwas gelbes, längliches in mein Blickfeld schiebt. Sieht aus wie eine Bim, aber irgendwie auch nicht.
Bei genauerer optischer Analyse erblicke ich die Aufschrift "Ringtram", gesäumt von den Silhouetten bekannter Gebäude, die sich halt an der Ringstraße so aneinanderreihen. Soll durch die geschwungene Schrift und das angedeutete "Schönbrunnergelb" vermutlich zum Einsteigen einladen.
Jedenfalls sitzen kaum Leute drin, aber dafür gibt es einen fast elegant gekleideten Schaffner mit exklusiver Ringtramkravattennadel, der sich gleich einmal bemüht, die verwirrten/nicht aufmerksamen Leute, die einsteigen wollen, abzuwimmeln. Ich werfe also einen genaueren Blick hinein und sehe einige Touristen, die gebannt auf die Votivkirche starren. Alle. Keiner redet. Seltsam..... Doch - a-haa! - da sehe ich auch schon den Grund für die Gebanntheit und die unterlassene Kommunikation: Ihre Ohren sind mit einem kleinen Gerät am Vordersitz verbunden! Toll, toll: Hat man also eine alte Bimgarnitur auf Touristenfreundlich aufgemotzt:
Man steigt ein, zahlt, kriegt von dem (hoffentlich freundlichen) Schaffner Kopfhörer verpasst und darf sich auch gleich verkabeln. Laut Homepage darf man nicht aus- und später wieder einsteigen ("keine Ausstiegsmöglichkeit" [Zitat homepage], was irgendwie nach Gefangenentransport klingt). Diese Restriktion gilt allerdings nur, wenn man sich um saftige €6 eine Ringrunde erkauft. Man kann für einen Zuschlag von €3 aber auch gleich ein Tagesticket haben, und somit nach Belieben rein- oder raushüpfen und sich an den mehrsprachigen digitalen Erläuterungen und den innen angebrachen LCD-Bildschirmen erfreuen.
Über das Fassungsvermögen des Transportmittels sind sich die Homepages nicht einig. So kann es passieren, dass Gruppen von 40 Leuten dann doch 5 wegen Platzmangels zurücklassen müssen...

Tatsache ist, dass diese gelbe Tram mir unsagbar auf die Nerven geht: Wie ein Kind, das durch eine Auslage in ein Süßigkeitengeschäft schaut und weiß, dass es keine Gummischlangen haben kann, weil es kein Geld hat, kommt mir dieses gelbe Ding vor: Haha, ich fahre dahin wo du hinwillst, aber mitfahren kannst du ni-hicht! Nana-nana-naa! Außer du blechst dafür 6 Euro....und dann darfst du nicht einmal aussteigen, wo du willst! ruft es mir zu. Blanker Hohn!

Ich will die alten Ringtrams zurück und denke schon über Unterschriftensammlungen und Demonstrationen nach -- denn ich finde jeder Wiener sollte das Recht und die Möglichkeit haben, jederzeit den Ring per Bim zu umrunden!

Saturday, May 02, 2009

Über Blogger / Unter Bloggern

Nachdem ich mich nach einer - im Nachhinein - als anstrengend erlebten Radtour durch das wunderschöne Kamptal (Ich werde die Fotos herzeigen und behaupten in Schottland gewesen zu sein... immerhin hab ich auch Schafe drauf) trotz der Müdigkeit und Hypomotivation dazu aufraffen konnte mein für Dienstag fälliges assignment zu verfassen (Aufgabe: Rede per Brief deinem Boss ein, dass die Firma gut daran täte Digital Photo Frames zu kaufen) sah ich meine Pflichten für heute als erledigt an und begann, mich interessanteren Dingen zu widmen: Mir fiel ein, dass ich eigentlich meine Recherche zur studentischen Lebensqualität der Stadt Bangor vorantreiben wollte (nicht etwa, weil die Zeit drängen würde, sondern weil ich sowas einfach gern tu') und begann via Google nach entsprechenden Blogs zu suchen.

Ich folgte zwei unbrauchbaren (weil für nicht-Freunde irrelevant oder vor grammatischen Grausamkeiten strotzdend) und einem nicht mehr existenten Link, bevor ich auf einer sehr aufwendig gestalteten Seite eines anderen Bloggers landete:

Beim chronologisch ersten Post begann ich zu lesen und dachte mir schon nach zwei Sätzen: Verdammt, der Typ kann vielleicht gut Englisch! Bis ich in Satz 3 oder kurz später feststellte, dass es sich um einen Amerikaner handelt. Puh, gut. Muss ich mir nicht schlecht vorkommen. Ich lese, gefesselt von dem unheimlich ansprechenden Stil und der schönen Sprache, weiter und finde mich nach zwei Stunden immer noch bei derselben Beschäftigung; denn neben der unterhaltsamen und von langweilig weit entfernten Formulierung bekomme ich eine brauchbare Information nach der anderen präsentiert (Ich weiß jetzt welchen Reiseführer ich unbedingt brauche, welche Wohnart ich stark in Erwägung ziehe etc.) und kann mich gar nicht sattlesen.
Ich könnte jetzt noch eine endlose Ode hier anhängen und mich mit unterschiedlichen Worten dauernd wiederholen, aber das wird dann langweilig...

Nach einer halben Stunde Lesens hatte ich jedenfalls beschlossen, diesem Menschen für seine Mühen zu danken.

Nach weiteren 2 Stunden konnte ich mich dann endlich aufraffen, die Leserei sein zu lassen und forschte den jungen Mann via einer in ihrer Popularität stark wachsenden Online-Austauschplattform sofort aus und adressierte an ihn eine von meiner Begeisterung kundtuende Fanmail.

Diese wurde auch prompt von ihm beantwortet - so deutsch-englisch, voll süß :-). Er hat sich unheimlich gewundert und gefreut und will dann benachrichtigt werden, wenn es so weit ist, dass ich über meine Erlebnisse in Lauchland schreibe. (Nicht einmal die Mühen der deutschen Sprache würde er scheuen.) Wird er erfahren - auch wenn ich an die Qualität seiner Schreiberei bei weitem nicht rankomme.

Ich mag das. den. das Bloggen. Gut, dass es das gibt.

Und, ja: Danke euch Lesenden. Denn dafür tun wir das ja.