Tuesday, May 19, 2009

Verbale Bitzeligkeiten

Vor ca. einer Stunde stehe ich in Wien an einem Bahnsteig und warte auf das Einfahren meines Zugs. Damit ich mich nicht gar so langweile, habe ich meinen MP3-Player eingestöpselt und höre mir nach der Reihe an, was er mir so zu-shuffle-t.

Plötzlich ein Lied von Nada Surf: Blankest Year.
Gute-Laune-Musik!! Geistig will ich schon mitsingen: "Oooooh, fuck it, I'm gonna have a party..." als ich feststelle, dass ich etwas ganz anderes höre. Man hat sich offenbar gezwungen gesehen diese böse, BÖSE Wortwahl abzuändern und das F-Wort herauszunehmen und stattdessen - rhythmisch und mundgymnastisch unheimlich gut realisierbar - to the hell with it singen zu lassen.

WOZU denn bitte?! Ich kann mir nämlich nicht erklären, wie hell positiver sein kann als alle möglichen Sachen, die man mit fuck assoziieren kann. Aber ich geh mal davon aus, dass das von den Amerikanern initiiert wurde und da wundert mich ja gar nix mehr: Immerhin zensieren die lieber Sexszenen als Gewaltszenen, denn erstere verderben nur die Jugend wohingegen zweitere.... äh... abhärten? Die allgemeine Gier nach Blut befriedigen? Leute dazu bewegen, nicht - oder gerade dadurch verleitet doch - sich dem Heer anzuschließen? WHAT THE F...erm ... HELL?! Möglicherweise bin ich einfach nur ignorant oder dumm, denn ich sehe da keinen Sinn....

Wenn ich mir dann als Gegenbeispiel Großbritannien hernehme, wo fuck in diversen Abwandlungen beliebig als Verb, Adverb, Adjektiv oder Intejektion vollkommen willkürlich in ganz nomale Sätze eingebaut wird - durchaus mit positiver Konnotation: [quote] I fucking will write something fucking nice into that fucking book! [/unquote] - beginne ich mich zu wundern, warum man darüber soviel Aufhebens machen muss. Das trägt doch bloß dazu bei, dass derartige Unwörter wie hinterlistige kleine Schimmelpilze sich in Jedermanns alltägliche Sprache einschleichen!

Und, ja, ich hole noch weiter aus: Gibt es doch auf YouTube zwei wunderbare Spots, deren Lieder in ihrer Hauptzeile die präsentische Partizipialform dieses verpönten Wortes beinhalten (mit je einmal Matt Damon, dann Ben Affleck als nachfolgenden Objekten --> sehr zu empfehlen und nein, es ist nichts Unzüchtiges - das ist hier schließlich ein anständiger Blog!) , deren akustischer Genuss jedoch durch permanentes durchdringendes Biiiieeeeeepen gestört wird, sodass man es noch Stunden später im geistigen Ohr hört.
Dabei springt sie sofort wieder in meinen Weg, die Sinnfrage: Wenn man doch ohnehin weiß, welches Wort sich hinter dem Stimmton verbirgt, muss man es dann wirklich noch übertönen und die Leute quälen? Biep ist ja selber schon fast ein Schimpfwort, so oft wie es in aufgebrachter Invektive über Radio, Fernsehen und YouTube schallt!

Wie auch immer, ich hab beschlossen, die höllische Version des Nada-Surf-Lieds zu eliminieren (der Rhythmik wegen) und mir die andere auf meine Minimusikanlage zu spielen, denn die habe ich als höchst unanständiger, ständig fluchender Mensch, dem jeglicher Respekt vor Sub- und Objekten welcher Natur auch immer fehlt, natürlich auch. Das ist im Übrigen auch die, die die Band selbst schamlos beim letzten Konzert gesungen hat!

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