Monday, July 28, 2008

Warum man sein Fenster immer offen lassen sollte

Unlaengst ist mir was eher bloedes passiert: wir sind in der Staff Canteen gesessen und wurden schlieszlich um halb 12 hinausgeworfen (seit irgendwer naemlich randalliert hat, sperren sie die ueber Nacht zu).
Sobald ich hinaustrete wird mir aeuszerst (huebsch!) schmerzhaft bewusst, dass irgendetwas anders ist.
Etwas fehlt.
Mein Schluessel!
Weil ich auch immer so herumlungern muss und mich nicht ordentlich hinsetzen kann!... Duerfte mir also aus der Tasche gerutscht sein...
Deshalb bin ich zurueck, hab die Sofas durchgraben und unter die Sofas geschaut... ohne Erfolg.... Mist. Zu lange wollte ich dann auch nicht herumtun, denn der Chefkoch wollte schon laengst zusperren. Also wieder raus...
Panik steigt in mir hoch. Wo soll ich schlafen? Wie komm ich morgen an meine Arbeitskleidung etc. etc.... Ist ein seltsames Gefuehl, wenn man weisz, dass man nicht in sein Zimmer kann...

Doch ploetzlich wird es da Licht am Horizont: Mir faellt zum Glueck ein, dass ich ja mein Zimmerfenster nie schliesze, weil mein Zimmer so minimal ist, dass es da ganz schnell stickig wird, wenn man das Fenster geschlossen laesst.
Sehr aufbauend. Das mulmige Gefuehl verschwindet groszteils - gut. Nicht drauszen schlafen.

Mit meinen Flip Flops habe ich mich also auf den Weg gemacht: Mich zwischen den Baracken durchgequetscht, mich ueber die unebene Wiese zu meinem Block vorgearbeitet und auf den schmalen Balken drauf, der zwischen den beiden Haeusern durchlaeuft und es ermoeglicht, dass man auch die Fenster als Ein-/Ausgang verwendet, anstatt hinunterzufallen (das ist naemlich auf einem Abhang - auf Dachhoehe des anschlieszenden Hauses).

Da gab's auch schon das erste Problem: Irgendwas hat mich gehindert. Wollte mich einfach nicht weitergehen lassen. Ein Dornbusch war's, der an meiner Hose gefallen gefunden hat und dann auch an meinen Haenden... Autsch!
Schlieszlich konnte ich ihn erfolgreich abwimmeln, hab mich zwischen Dach und Hauswand zu meinem Fenster durchgekaempft und mich ruecklinks ueber das (woertlich) beschissene Fensterbrett hochgezogen und mich dann auf mein Bett fallen lassen. Puh! Endlich drin.


20 Minuten spaeter klopft wer an meine Tuer(, die man von drinnen eh immer oeffnen kann).
Es ist Zuzi, mit den Worten:
I've got a present for you!
Oh, das kleine Flaemmchen am Horizont wird auf einmal ein riesiges Lichtermeer:
Is it my key?

Ja, der war's. Sie hatte ihn unabsichtlich eingesteckt, weil sie dachte es sei der ihrige.... Puh, war ich erleichtert!! Man will immerhin keine £20 fuer einen neuen Schluessel ausgeben... Und man will auch seine Zimmertuer nicht den ganzen Tag offen stehen lassen...

Jedenfalls bemuehe ich mich seither, gerade zu sitzen und ueberpruefe bei jedem Aufstehen die Anwesenheit des kleinen Tueroeffners!

Monday, July 21, 2008

Reuegefuehle und Eating Habits 2

Leutens, ich werd euch nix mehr erzaehlen, wenn das solche Folgen hat! Es reicht, dass man hier auf meine Kosten Witze reiszt - und ja, den neuesten werd ich euch unter Garantie nicht erzaehlen. (haha!) Gibt's ja nicht.... grml grml....

Gut, Themenwechsel: Back to eating habits. Dieses Mal nicht die der Gaeste, sondern die unsrigen. Die der niedrigen Arbeiter: Wie bereits eroertert sind die Essenszeiten eher gewoehnungsbeduerftig und das Essen selber auch nicht immer so der Ha... Wahnsinn - meistens sind es naemlich die Reste des Captain's Table oder einer Marquee vom Vortag. Essbar, manchmal auch echt lecker, manchmal aber einfach nur enttaeuschend.
Da man als Kellner jedoch immer supergute Sachen serviert (also nicht immer, aber doch oft), die man zwar sieht, riecht, traegt, aber nicht kosten kann, und von Zeit zu Zeit (=praktisch taeglich) man auch bis Mitternacht arbeiten muss ohne nach 6 noch etwas zu Essen bekommen zu haben, entwickelt man halt gewisse Strategien. Oder uebernimmt sie von anderen.

Man fladert sich einen Scone und leckere Guernsey Cream von der Bar und geht in den Keller essen. Oder biegt in den Backstore ab, bevor man die Kuechentuere durchschreitet, um dort Brot, Kuchen, Pommes oder sonstige Victualien zwischen zu lagern und diese dann unauffaellig zwischendurch zu verzehren (was so ziemlich alle machen, was wiederum von Zeit zu Zeit ein interessantes Bild ist: Wo ist das ganze Personal? Im Backstore. Was tun sie da? Arbeiten? Nein! Jeder hat den Mund voll und versucht, moeglichst unauffaellig dreinzuschauen, wenn mal wer im Vorbeigehen einen Blick hineinwirft).
Auch beliebt ist das Kinderbuffet und das Wegraeumen desselben, bei dem rein zufaellig 5 Erdbeeren und ein Stueck Pizza den Weg in die Kueche zurueck nicht mehr finden....

Interessant ist das. Spannend. Ein Adrenalinkick. Vor allem (oder nur weil) verboten: Die Kuechenchefs machen uns zur Schnecke, wenn sie uns erwischen.... Aber jeder spielt doch gerne mit dem Feuer und jeder isst gerne illegal frisches Essen, das er dann am naechsten Tag verachtet.

Wieder mal ein interessanter Einblick, den ich hier gewonnen habe - diese gemeinsame Conspiration macht irgendwie den Zusammenhalt aus und hat so eine Art von ganz besonderem Charme.
Und, aja, das mit dem Diaeturlaub im ersten diesbezueglichen Blogeintrag nehme ich zurueck!

Tuesday, July 15, 2008

Nicknames

...dieses Thema, weil ich deren in den zwei Wochen schon einige angesammelt habe:

Erstens mal, nennen mich Zuzi und Luki "Kristi", was mich nicht sonderlich stoert, denn das haengt ja noch mit meinem Namen zusammen, aber:

Als Zuzi mich gefragt hat, ob sie mich so nennen kann, weil ihre Schwester auch Kristina heiszt und offenbar, um nicht durcheinander zu kommen, oder was weisz ich, hab ich geantwortet: Sure, you can call me everything you like...*thinking-in-progress*....no! I'm taking that back!

Und da war's auch schon zu spaet, denn da kam's schon von Chris und Adrian: Can we call you Bob? - No, certainly not!
Nun ja, nach einigen dummen Wortspielereien mit diesem Namen (bobilicious, bobtastic,....) nennt Adrian mich jetzt so .... und hoert auch nicht mehr damit auf....Mittlerweile ist es mir egal.

Der Leiter des Ship, Andy, hingegen, spricht mich seit vorgestern nur mehr mit "Aguilera" an, da die ja bekanntlich auch K/Christina heiszt..... puh....

Ja, und einer der Koeche wiederum, Jamie, findet Gefallen daran, mich "Kid" zu nennen, was ganz ok ist.... Erinnert mich irgendwie an Casablanca (Here's looking at you, Kid.)... Hat irgendwie Style.

Bin allerdings recht gespannt, was ich in den naechsten 6 Wochen noch so alles abbekomme.... Aber ich hoffe eigentlich, dass es das dann war, denn eigentlich mag ich meinen Namen, auch wenn er eventuell ein paar Schwierigkeiten birgt....

Friday, July 11, 2008

(Eating) Habits

...immer wieder ein Top Thema :-).

Ich will hier einfach mal auflisten, was mir so aufgefallen ist, bis jetzt:

  • Es gibt crisps als Beilage zu Baguette oder Sandwich
  • Die Salatgarnitur zaehlt als Teil des Tellers und wird deshalb schmaehlich verachtet
  • Als Getraenke wuenschen sich viele "orange juice with lemonade" oder "wine with lemonade" oder "beer with lemonade" (heiszt dann Lager Top oder auch Shandy)
  • Die Top-Seller hier sind Baguettes, Muscheln oder Fish and Chips.... kann mich nicht wirklich erinnern, je etwas anderes serviert zu haben
  • Eine Menge Soszen wird von uns verlangt: horseradish sauce, mint sauce, brown sauce, mayonaise, ketchup und natuerlich unvermeidlich: vinegar -- sonst wuerzen die mit nix. Eines Tages hat tatsaechlich ein Mann (Englaender!) eine Pfeffermuehle verlangt!
  • Die Briten geben eine Menge Trinkgeld - meist zwei bis fuenf Pfund. Das Highlight war gestern jedoch ein Mann, der £10 drauflegte.... wui! Mit den Worten "Compliments to the kitchen: The food was excellent... And excellent service too..." - wobei letzteres mich besonders gefreut hat, denn den Tisch hab ich betreut :-)
  • In die heisze Schoko kommen unvermeidlich Minimarshmallows rein und man kriegt eine Cadbury's 99 Flake dazu.... --> viel zu suesz!
  • Die letzten drink orders werden so um 11 entgegen genommen, was eigentlich recht frueh ist, und seit gestern haben wir eine neue Regel, die uns untersagt, uns nach 9 vor den staff quarters aufzuhalten. Neun! Wer schlaeft denn da bitte schon? Jedenfalls, wenn man sich nicht dran haelt und erwischt wird, muss man £75 zahlen..... naja, es gibt ja andere Orte an die man ausweichen kann...wenn die dann auch eher unbeleuchtet, grauslich und kalt sind...

Tuesday, July 08, 2008

Kids and Tattoos

Eine Woche ist nun fast um und ich kenne schon die meisten Leute.

Man gewoehnt sich schnell an das Inseldasein und geht halt dann am Abend in die Mermaid Tavern auf einen Cider oder ein Guinness, denn was will man sonst tun (Es gibt hier keine Straszenbeleuchtung, also ist Spazierengehen z.b. out)?

Schoen langsam gewoehne ich mich auch an die Englaender und ich muss sagen, den best zu verstehenden Akzent hat der Walise Simon... Er freut sich deshalb :-) und lernt mir walisisch :-D. James hingegen, der Koch der mir immer so leckeres und von allen geneidetes Spezialessen kocht, weil ich jetzt die naechsten 2 Monate ueber Vegetarierin bin - er ist von Naehe Manchester - war am Anfang gar nicht zu verstehen (t-dropping, h-dropping, r wird nicht gesprochen: "heart" klingt wie /a:/)
Gestern wollt ich ein paar Leuten Schnapsen lernen... aber sie haben dann aufgegeben.... und mir lieber Kartentricks gezeigt - auch nicht schlecht.

Und ja, wieder mal hab ich festgestellt, dass so gut wie alle Englaender (Burschen) taetowiert sind. Und zwar mit den Namen ihrer Kinder in chinesischen Zeichen o.ae. ... sehr interessante Sache irgendwie.

Na gut, kurzes Vergnuegen, muss schon wieder zur Faehre, denn sonst komm ich zu spaet in die Arbeit -- hoffentlich ist heute mehr los, denn vorgestern und gestern war eine elendige Flaute, sodass wir die ganze Ship Bar geputzt haben.... puh....

Thursday, July 03, 2008

Island Life

Sorry for breaking my promise :-).

Nun, der bloede Computer im Staff Room ist hin - wie es nicht anders zu erwarten war - also hab ich praktisch auszer meinem Handy keine Kommunikationsmoeglichkeit.

Warum kann ich also schreiben? Um mich zu aklimatisieren hat man mir gleich den heutigen Tag frei gegeben... sehr nett. Jetzt bin ich gleich wieder abgedampft nach Guernsey, um ein Lebenszeichen zu schicken und auszerdem ordentliches Muesli (denn 2 Monate nur Cornflakes und Toast sind keine gute Aussicht) und einen Immunsystembooster zu kaufen. Denn so wie auch letztes Jahr fuehle ich mich ein bisschen fertig - auch nach 11 Stunden Schlaf, oder vielleicht gerade deshalb.

Gestern Abend hab ich super Essen bekommen: Gemuese Moussaka, serviert vom General Manager, der uebrigens wahnsinnig nett und bemueht ist. Er hat meine Hoffnungen auf weiteres so tolles Service aber gleich zerstoert ... Die Hoffnung auf weiteres gutes Essen wurde dann heute Vormittag zunichte gemacht. Fruehstueck wie bereits eroertert, und zu Mittag gibts so ein kaltes Pseudobuffet mit Toast als einziger warmer Speise. Aber es verfuegt immerhin ueber einen Haufen frisches Gemuese und Obst, also es geht....

Zwei oesterreichische Maedels hab ich heut auch schon getroffen, die beide recht fertig gewirkt haben und auf Nachfrage eine sehr stressige, schlaffreie Arbeitssituation mir geschildert haben. Allerdings duerfte es sowas wie allabendliche Parties geben.... sie sind also auch ein bisserl selber Schuld ;-).

Morgen geht's dann fuer mich los - allerdings erst um 12, somit kann ich gleich nochmal ewig lang schlafen....
Wer den Vormittag verschlaeft, laeuft allerdings Gefahr zu verhungern, denn die Essenszeiten sind an die Arbeitszeiten angepasst und es gibt demnach von 8-9 Fruehstueck, dann gleich von 11-12 Lunch und von 5-6 Abendessen. Die Zeit dazwischen verbringt man energieschonend am Besten mit Schlafen....
Klingt sehr nach Diaeturlaub... mal schauen...

Die Leute sind freundlich, wollen aber teilweise einfach nur in Ruhe gelassen werden (das ist sicher das Schlafdefizit ...) und somit verbringe ich die Freizeit mit Spazierengehen, Tagebuch mit Details fuellen und brav Hamlet lesen. Bzw fahre so wie jetzt nach Guernsey, denn da gibts immerhin Zivilisation....

Sollte ich wieder mal freikriegen, gibts die Fortsetzung!