Saturday, March 14, 2009

Von Coca-Cola trinkenden Nachhilfeschülern und dem entspanntesten Bewerbungsgespräch bislang

Momentan komme ich vor lauter Arbeit ja fast nicht zum Studieren: In der Bäckerei musste ich krankheitsbedingt aushelfen und meine beiden Nachhilfeschüler halten mich auch auf Trab.

So hatte ich mir am Freitag einen Termin mit Nachhilfeschüler 2 ("der Neue") ausgemacht, und zwar um halb 1: der Gedanke dahinter war, dass ich bis 12 Uni habe und um halb 1 locker daheim sein können würde - ja-haa, es kam natürlich ein bisschen anders:

Professor schwafelt und schwafelt - durchaus interessantes Zeug - als die Glocken der Votivkirche die Mittagsstunde einläuten.
Professor: Haben Sie noch 10 Minuten?
Ich: Ich muss leider schon weg.
Warum?
Ich gebe jetzt Nachhilfe und will den Schüler nicht vor der Tür warten lassen.
Schicken Sie ihm ein SMS: Versprechen Sie ihm ein Coca-Cola dafür, dass er 10 Minuten wartet. Das macht ihm bestimmt nichts aus. Ich bezahle Ihnen auch das Cola.
Ich wundere mich .... oder irgendwie auch nicht .. und verfasse ein entsprechendes SMS (ohne den Cola-Teil). Als der Professor nach einer Viertelstunde immer noch spricht, packe ich zusammen und erhebe mich um zu gehen.
Bleiben Sie noch da, ich bin eh gleich fertig.
Ich kann den Schüler nicht eine halbe Stunde warten lassen. Ich kopiere mir dann alles von meinen Kollegen.
Sie brauchen sich nichts zu kopieren, ich sag' eh nur mehr 3 Sätze.
Ok, ich bleibe also, höre mir die 3 Sätze noch schnell an (Gut, dann gehen Sie. Ich will ja nicht, dass Ihr Schüler während er wartet Koma-trinkt...) und sprinte dann los.

Zum Glück kenne ich den Schüler und es ist kein Problem, ihn um eine Viertelstunde zu vertrösten. (Im Endeffekt wär's eh egal gewesen, da er nicht zu meiner Wohnung gefunden hat und somit nochmal eine Viertelstunde zu spät dran war.) Das nächste Mal plane ich gleich eine c.t. Beginnzeit ein.... schlimm ist das...

~~~

Let's take one step back in time:

Einen Tag vor dieser Begebenheit gab es etwas weitaus interessanteres, nämlich mein ERASMUS Interview:

Ich erscheine rechtzeitig, nur um zu erfahren, dass das ganze Procedere um eine Viertelstunde im Verzug ist... Eh klar. Also setze ich mich mal hin und rede mit den allesamt eher deprimiert und verängstigt dreinschauenden Mitstreitern. Vor allem, die aus dem Interviewzimmer heraustretenden schauen völlig verstört aus und informieren uns Wartende, dass die Kommission sehr genau nachfragt, vor allem in kausalem Stil (warum? warum? warum? immer wieder). Sie vermitteln mir den Eindruck, mich gleich vor recht strengen und unbarmherzigen Leuten erklären zu müssen... Witzigerweise werde ich dennoch nicht nervös - nur ungeduldig...

*tap-tap-tap*

Endlich werde ich hineingerufen und sehe mich vier netten, lächelnden Leuten gegenüber, die mich bitten, meine Wahl zu erklären und mich nach meiner Offenheit Alternativen gegenüber zu befragen. Sehr freundlich, keineswegs unangenehm oder in die Ecke drängend. Ich war komplett entspannt und mir kam es eher wie ein netter Kaffeeplausch vor. Irgendwann war dann alles zu meiner persönlichen und akademischen Motivation und meiner Uniwahl gesagt und sie stellten mir eine letzte Frage:
You mentioned that you want to learn Welsh. Would you like to fill us in on the background?
*grins* Tat ich und fügte hinzu, dass ich eine besondere Affinität zu toten und seltenen Sprachen habe, wie man ja am Zweitfach erkennt. Allgemeines Gelächter, das bis draußen gehört wird ist die Antwort. Ja, wir hatten's recht lustig und mit einem guten Gefühl verließ ich die "Kammer des Grauens" wieder. .... Was sich als gerechtfertigt herausstellen sollte:

Nach einem Nachmittag, an dem sich bei mir immer mehr Zweifel einschlichen, dass ich nicht überzeugend genug für meine Traumuni argumentiert habe, ließ mich ein abendlicher Blick auf die Nominiertenliste beinahe Luftsprünge machen:
Von 40 Bewerbern war ich an zweiter Stelle gereiht: Vor mir nur ein Mädl, das nach Edinburgh will und somit keine Konkurrenz darstellt. WOOHOO!! Mein Gesicht gefror zu einem Grinsen, dass ich den ganzen Abend über nicht mehr richtig loswurde.

Tja, die Zuweisung der Plätze am nächsten Tag war für mich verständlicherweise recht entspannt -- aber es war schon hart, die Enttäuschung vieler anderer Bewerber zu sehen, denen ihre Favoriten und Alternativen vor der Nase weggeschnappt wurden...

Nachdem die Entscheidung gefallen ist, geht jetzt also für mich die Erkundungs-, Formularausfüll- und Planungsphase los und ich habe bereits einige Erfahrungsberichte gelesen und bin über Google auf einige entsprechende Blogs gestoßen. Die werde ich nun durchackern und versuchen, darüber hinwegzusehen, dass die Walisen ständig als "Engländer" bezeichnet werden.... Ich kenne jemanden, der sich darüber nur sehr sehr bedingt freuen würde...

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