Thursday, May 03, 2012

Le(h)benszeichen

So...nachdem ich (vermutlich verbotenerweise) in diesem Internetcafe Google Chrome installiert habe, wird mir der Zutritt zu meinem Blog auch nicht mehr verweigert und vielleicht kann ich diesen Beitrag ohne einen zweiten Stromausfall zu Ende bringen.

Ich bin jetzt in Leh.

Der Flug nach Delhi war lang, aber das Essen gut und nachdem ich 3x unterschiedliche Ausschnitte von "Hugo" gesehen habe, kenn ich den Film wohl. Weiters ist mein bescheidener Hausrat um 2 Plastikloeffel, Salz und Pfeffer und ein Stueck Seife gewachsen. Man nimmt halt, was man kriegen kann - wer weisz, was noch kommt.

Delhi: Man verlaesst das Flugzeug und das Ausbleiben von Fusstrittgeraeuschen macht einen sofort darauf aufmerksam, dass man eine ehemalige britische Kolonie betritt: Teppich in flaechendeckender, tonschluckender Dichte. Die Lounge ist nicht anders: neben WHSmith und M&S gibt's auch mehrere Costa Coffees und natuerlich konnte ich nicht widerstehen. Schmeckt anders als im UK - duenner - aber gut.

Der Anschlussflug nach Leh fruehmorgens war ein Wahnsinn! Man kann das mit Worten beinahe nicht beschreiben, aber ich werde es versuchen.
Das Flugzeug startet. Im Osten beginnt's zu daemmern. Ein Nebelteppich ueberzieht das noch dunkle Land. Nach etwa 20 Minuten lassen sich unter dem Nebelteppich Bergspitzen erahnen - fast wie fluechtige Walflossen im Ozean: man ist sich nicht sicher, ob man sie wirklich sieht. Das muss das Himalaya sein.
Dann, auf einmal ist der Nebel weg. Die Sonne hat sich so weit erhoben, dass sie die schneeweissen Gipfel des Himalaya in tiefes Morgenrot taucht, das laaaaaaangsam immer heller wird, bis alles weisz leuchtet. Man kann die Augen gar nicht weit genug aufreissen, um diese Bilder auch nur annaehernd in der Intensitaet zu erfassen, in der sie sich praesentieren. Es ist schlichtwegs UEBERWAELTIGEND! (verdammt, hat diese Sprache viele Umlaute!) Ich komme mit dem Schauen nicht mehr nach und mein Hirn versucht klaeglich die Eindruecke irgendwie zu verarbeiten und in Sprache zu konvertieren, aber scheitert klaeglich.
Ich bin kein Mensch mehr. Ich bin ein fleischgewordenes Playmobilmaennchen, das in einem Spielzeugflugzeug ueber ein riesiges Modell des Bergmassivs gleitet, denn genauso und nicht anders wirkt es. Unecht.
Auf einmal bremst der Flieger und taucht in ein riesiges Tal, dass nach der Gipfelwueste sich auf einmal auftut. Es zoomt sich auf diesen Teil des Modells ein. Die Haeuschen, die Baeume materialisieren - alle Teil dieses Spielzeugmodells und keinesfalls echt. Irgendwo sitzt bestimmt der Eisenbahnfanatiker und drueckt ein paar Knoepfe. Durch's Tal, zwischen den Spielzeugbergen, schlaengelt sich breit der Fluss Indus.
2 grosze Schleifen muss der Pilot ziehen, damit er das Flugzeug runterbringen kann und so bekommen wir tolle Panoramen. Alles sieht komplett anders aus, als ich es mir vorgestellt hatte. Da auf einmal leuchtet das Tal im schoensten Morgenlicht: der Fluss glitzert, vereinzelte Nebelschwaden liegen auf den angegruenten Huegeln und links und rechts davon maechtige, angezuckerte Bergmassive! Wow.
Und meine Kamera befindet sich im Gepaeck. Tja. Fail.

Leh hat wohl den allerkleinsten Flughafen, den ich je gesehen habe und das ca. 10m lange Gepaecksband ist vermutlich eher zum Angeben da, als um einen Zweck zu erfuellen. Schnell bin ich wieder drauszen und habe meinen persoenlichen, grossartigen Taxifahrer gefunden, der mir auch gleich seine Nummer aufschreibt, sollte ich wieder mal wohin wollen. An willkuerlich in den teilasphaltierten Strassen herumstehenden Yaks und halbwilden herumliegenden Hunden vorbei, kutschiert er mich in mein Guest House.

Mein Quartier ist einfach. Es verfuegt nur sporadisch ueber Warmwasser und Strom (angeblich gibt's beides) - aber es hat einen Fernseher. Der herzige alte Mann, der mich empfaengt, bringt mir sofort eine Tasse heissen, suessen Schwarztee: genau das Richtige. 5 Minuten spaeter klopft er nochmal und drueckt mir eine brennheisze Waermflasche in die Hand. Die ruft bei mir sogleich Begeisterungsstuerme hervor! Es hat naemlich heisse 0 Grad und trotz Schlafsack und 2 dicken Decken ist mir erst durch die Waermflasche wohlig warm. Er verschreibt mir weiterhin sofort 2 Stunden Ruhe, um mich an die Hoehenluft zu gewoehnen. Die ist im Uebrigen kein Dreck: Ich bewege mich im Schneckentempo - langsamer als alle anderen und wie in Trance.

Nach 3 Stunden Ruhe und der taktischen Verwendung des Waermflaschenwassers zur Koerperwaesche (man wird halt erfinderisch) und der korrekten Inbetriebnahme der Toilette (jaja, darueber schreib ich bestimmt noch einen eigenen Beitrag) sitz ich jetzt hier. Mein Magen und meine leere Trinkflasche beordern mich allerdings raus an die Sonne und ich werde mir jetzt mal diese Stadt in Ruhe ansehen gehen und Eindruecke absorbieren wie ein Schwamm.

Morgen mehr!


2 comments:

marco said...

oh my god !!!!!... :-)
ein Teil der Aufregung ist bis hierher geschwappt!!!

adavid said...

liebe kristina , ich beneide dich , jetzt in leh / ladakh zu sein , die landschaft ist immer wieder umwerfend , egal wie oft ich schon dort war . immer noch einer der magischen orte dieser welt. blogge weiter ! a.david