Wednesday, February 10, 2010

Tales of Bangor #9 (rhif naw) - Brettgespräche

In einem großen Haus mit acht Bewohnern - alles Studenten - ist es nicht immer ganz einfach miteinander in persona zu kommunizieren, da

  1. Alle komplett unterschiedliche Schlafgewohnheiten und -zeiten haben und man deshalb aufpassen muss, wann man wo anklopft
  2. Jeder zu einer anderen Zeit nicht zuhause ist
  3. Manche sich mehr und andere sich weniger "integrieren" (womit ich meine, sich zu einer Gruppe zusammenschließen) und letztere dann noch einmal um ein Eck zurückhaltender sind (so wagen sich beispielsweise die zwei aus dem Erdgeschoß kaum zu uns in den ersten Stock)

Aber für jedes Problem gibt es natürlich eine Lösung und so können auch für dieses sehr leicht und effizient Mittel und Wege zur Beseitigung geschaffen werden: Immerhin gibt es ja jenes weiße Brett an der Küchentür (es ist jetzt übrigens angeschraubt... weise Entscheidung) und dessen Bedeutung und multiple Funktion hat sich mir in den letzten Tagen immer mehr erschlossen: Es dient zur Aufzeichnung von Spielständen, als Medium für Hangman, als Ort der Publikation interessanter Aussprüche und Gedanken und der Austragung von Rivalitäten (immerhin sind einander letztes Wochenende England und Wales im Rugby begegnet und da kommen natürlich Emotionen hoch). Vor allem aber dient das Board der Kommunikation.

Mittels Brett hat man mich in der ersten Woche zum Ausgehen aufgefordert (siehe in einem der letzten Einträge).

Das Brett hat alle erinnert, wann welche Summe für die Nutzung des Internets zu berappen ist.

Um meine Integration voranzutreiben, beschloss ich, mich ebenfalls dieses populären Mediums zu bedienen und fand schon sehr bald Gelegenheit dazu: Sonntags habe ich (bekannterweise) eine Torte gebacken und da am nächsten Tag immer noch recht viel da war und ich nicht gedachte, das alles alleine zu essen, fühlte mich veranlasst, meinen Mitbewohnern die Scheu zu nehmen, sich einfach zu bedienen:There's still cake in the fridge... Meine Kommunikationsbemühungen wurden honoriert: 2 Tage später kam die Antwort: ...not anymore!

Vor ein paar Tagen (nach einem Abend der Kartenspiele) hatte das Notizboard dann folgende Information für mich: Thursday -> Pokernight - ein gar gemeines Vorhaben, das sicher nur meiner vorher bekanntgegebenen Aversion gegen Poker entsprungen ist. Toll. Ich war also vorgewarnt und hätte mich rechtzeitig verdrücken können. Oder auch nicht, da klar war, dass das Ganze dazu dienen sollte, mir mein Missfallen an dem Spiel zu nehmen. Also habe ich dem Unterfangen eine Chance gegeben und überraschenderweise, wohl dank der Bemühungen meiner Pokerpartner, sogar Freude daran gefunden (und obendrauf einmal gewonnen!!). Aber ich schweife schon wieder ab.

Wie gesagt, das white board ist enorm wichtig für ein funktionierendes und effizientes Zusammenleben.
Um jedoch diesen dezent unpersönlichen Gesprächen entgegenzuwirken und mehr direkt miteinander zu kommunizieren, am Besten mit einem kulinarischen Nebeneffekt, wurde im Plenum (d.h. von Sam und mir) beschlossen, einen gemeinsamen allwöchentlichen Kochtag einzuführen. Diese Idee ist ein ledigliches Aufgreifen alter Traditionen, die scheinbar ausgelaufen sind, als die Vorbewohnerin meines Zimmers ausgezogen ist. (Offenbar muss da ein Mädel dahinter stehen oder es wird nix.) Dieser Plan scheint jetzt Form anzunehmen, denn als ich gestern die Küche betrat um mir wieder mal einen halben Liter Tee zu machen, in der Hoffnung damit meine Verkühlung zu vertreiben, fand ich schwarz auf weiß (wie auch sonst?) den ersten Vorschlag: Toad in the hole with roast potatoes & veg for Saturday's joint dinner?
Erste Reaktion: Leichte Verwirrung ob des Namens: Was ist "toad in the hole"? Und was haben Kröten damit zu tun? Klingt irgendwie recht abstoßend. Freund Google wurde umgehend befragt und hat mich sehr schnell aufgeklärt, dass es sich dabei um eine wohl typisch britische Kreuzung aus Yorkshire Pudding und Würstchen handelt. Letzteres ist nicht unbedingt meine absolute Lieblingsspeise, aber immerhin bin ich jetzt in Großbritannien und kann mich dem Neuen nicht verschließen. Schon gar nicht, wenn es einen derart kreativen Namen hat. Why not give it a try? Also habe ich meine Bereitwilligkeit der Konvention entsprechend sofort verschriftlicht kundgetan und blicke mit Spannung und Vorfreude dem morgigen Abend entgegen.... aber das wird die nächste Geschichte...


P.S.: Das Kameraproblem wird mit ein bisschen Glück nächste Woche ebenfalls gelöst sein, also gibt es bald wieder frische, selbst-gemachte Fotos.

1 comment:

David said...

^^ Hast du Magenbitter oder irgendeinen Kräuterschnaps im Zimmer? Nur für alle Fälle - sprich, wenn das Essen zu exotisch wird ;-)