Tuesday, August 14, 2012

Beautiful Water

Das war also Irland.

Ich tu mir gerade ein bisschen schwer mit der Berichterstattung, aber ich werde sie dennoch nicht unversucht lassen.

Sleahead auf Dingle, wenn mich nicht alles täuscht.


Meiner Meinung nach ist Irland ein schönes Land. Es hat viele, echt schöne Nationalparks, durch die man mit Sicherheit großartigst wandern und zelten kann. Es dürfte auch ein Land voller wirklich gemütlicher, netter, lustiger Menschen sein, mit denen man vermutlich großartig tratschen kann und die einen gerne mit allerhand (mehr oder minder verständlichen) Geschichten bei Laune halten.

Irland ist auf jeden Fall ein Land des Wassers: Regen und Nebel, das Meer und Uisge Beatha (bekannter als Whiskey - oder Whisky, wenn man Schotte ist). Von allen bekamen wir ausreichend ab.

Dass das Wetter in Irland nicht brav und zahm ist, wie man es von manchen anderen Ländern wohl erwarten kann, war klar: Meiner recht jungen Erfahrung nach, hüllt sich vor allem die Westküste gerne in mysteriösen Nebel, besonders morgens, und lichtet diesen nur ganz gering und für Sekunden, sodass man sich vorstellen kann, was man sehen könnte, wenn man etwas sähe. Kann atmosphärisch irgendwie auch was. Man benötigt eben Zeit und Geduld, wenn man auf Ausblick aus ist.
Sonne hatten wir dennoch genügend: die kam pünktlich am mittleren Nachmittag, wenn wir schon am Weg zurück waren, und tauchte die Landschaft nicht selten in wahrhaftig zauberhaftes Licht.

Wir kurvten viel herum, was an der Beschaffenheit der Straßen liegt, und ich lernte, die Geschwindigkeitstafeln großteils zu ignorieren. Diese in ihrer Maximalerlaubnis zu befolgen hätte wohl früher oder später zum unfreiwilligen Suizid geführt: Gerade, breite Straßen sind zumeist mit maximal 50km/h zu befahren, während kurvige, enge Straßen mit schrecklichen Sichtverhältnissen gerne mit einem 80er oder 100er Schild markiert werden - vorzugsweise vor einem Kreisverkehr, einer scharfen Kurve oder eine Geschwindigkeitsschwelle. Wer dafür verantwortlich ist, ist eindeutig im falschen Ressort.

Zurück zum Wasser. Der Regen war meist nicht schlimm, denn er war meist nicht stark und meistens schnell wieder vorbei. Außerdem gibt es offenbar in Irland sowieso keinen Regen. 'That's only fog.', erklärte uns die Frau, die uns an den Cliffs of Moher Geld für's Parken abnahm. Von Nebel werde ich normalerweise nicht so durchweicht, aber bitte.




Die Klippen gaben sich tatsächlich klassisch nebelig, doch wir bekamen dennoch genug zu sehen. (Persönlich gefällt mir mitteldichter Nebel sowieso besser, als wenn alles klar und offen da liegt.)
Weit weniger hübsch fand ich 'Ireland's most famous view.' irgendwo entlang dem Ring of Kerry. Dort war der Nebel nämlich so dicht, dass man gerade mal das Schild mit jener Aufschrift ausmachen konnte, allerdings keinerlei Landschaft.
Gut, so sei es. Wie gesagt, man bräuchte Zeit und Geduld.


Killarney National Park

Andere genannte Wässer sind salziger und fallen nicht vom Himmel. Als Insel ist Irland - überraschenderweise - von Meer umgeben und, wenn diese nicht gerade in steilen Klippen dorthin abfällt, dann findet man auch den einen oder anderen Sandstrand (wenn man ihn sieht). Inch Beach (Dingle Peninsula) ist besonders schön und macht seinem Namen überhaupt keine Ehre, denn er ist riesig und so breit, dass Autos darauf in Reihen parken. Leider hatten wir da unsere Bikinis nicht dabei und es musste reichen, dass die Füße mit dem Atlantik in Kontakt kamen.
Ein bisschen besser sah es an der Südküste aus. In Dungarvan bei Waterford fanden wir einen noch breiteren, größeren Strand vor und beschlossen, dass es endlich an der Zeit sei, die Bikinis auch zu verwenden. Wir marschierten einen guten Kilometer, bis uns das Wasser endlich bis über die Knie ging. Es war überraschend warm und angenehm, nur eben leider nicht tief genug um zu schwimmen. Also setzten wir uns kurz in den Sand - der Illusion wegen, bevor wir wieder zurück zum Auto wanderten und schon mal vortrockneten.

Und zu allerletzt das Schärfste aller Wässer*: Whiskey.
Ich finde, man kann nicht nach Irland fahren ohne Whiskey, Guinness, Cider oder mehrere von diesen zu trinken. Ich wollte deshalb auch unbedingt in eine Destillerie, denn derartiges fasziniert mich. Etwas unvorteilhaft war die Tatsache, dass ich, als (vermeintlich) einzige in der Gruppe Whiskey mag und aber gleichzeitig diejenige war, die das Auto lenken musste. Dieses Faktum sollte aber - wie so oft - niemanden behindern und wir begaben uns auf eine Tour durch die Jameson Distillery in Old Midleton. Die wohl hyperaktivste Führerin Irlands erklärte uns auf Englisch (und in lustig klingendem Französisch) allerlei Dinge und hatte dabei so viel Spaß, dass wir ihre Nüchternheit anzuzweifeln begannen.
Am Ende gab es einen drink (Whiskey pur, gemischt oder etwas Alkoholfreies) für alle. Außerdem wurden 8 freiwillige Whiskeytester gesucht. Nach anfänglichem Zögern (des Autofahrens wegen) konnte ich der Versuchung nicht widerstehen und meldete mich.
Es war großartig! Wir wurden an einen Tisch gesetzt, wo bereits 3 Stamperl Whiskey bereitgestellt waren (Scotch, Jameson's und American Whiskey) und wurden angehalten, die Unterschiede rauszufiltern. Ich schaffte es tatsächlich, die beworbene Vanillenote herauszuriechen. Das rauchig-torfige Element des Scotch Whisky war weitaus aufdringlicher, doch auch der war gut, auf seine Art. Unbetrunken und mit einem Liter Goldwasser im Gepäck ging's nach diesem Erlebnis problemlos und unfallfrei weiter.




*Für diejenigen, die's nicht wissen: 'schönes Wasser' ist die Übersetzung des irischen Wortes, das später zu Whiskey kontrahiert/anglisiert wurde.

 
Vieles ist hier nun untergegangen, wie die Tatsache, dass der Rock of Cashel absolut überbewertet ist und der eher unbekannte Reginald's Tower in Waterford weitaus mehr hergibt. Oder die interessante Erkenntnis, dass das Küssen des Blarney Stone einem keine Redefertigkeit verleiht, sondern einem eher die Fähigkeit nimmt, Sätze kohärent und mit richtiger Syntaktik zu formulieren, so dass man tagelang nur mehr gibberish produzieren kann - auch ohne Zutun von Freund Alkohol. Man kann allerdings nicht alles ewig ausführen, darum schweige ich. Die meisten wissen das Meiste über Irland sowieso. Zumindest die Dinge, die man als Tourist wissen muss. Mehr kann ich nicht sagen, leider.



Saturday, August 04, 2012

Severe bending on the wrong side of the road

Man ist in Irland. (Man ist ja immer irgendwo, sagen die Leute, und diesmal ist man eben auf der keltischen Insel). Man, das sind 3 Maedels mit dem Namen Kat(h)i und ich.

Der Plan:
Ein Auto gemietet und einmal gegen den Uhrzeigersinn um die Insel - also den suedlichen Teil.
Hier sind wir also nun (in Galway).


Was bisher geschah:

Im Flugzeug befand sich ausser vielen anderen Leuten auch eine proletige Polterabendmännergruppe mit Lederhosen, die Alkoholdunst verstroemten und deren Augen sich zunehmend roeteten. Übergeben hat sich niemand und auch sonst war alles gut und nicht weiter erwaehnenswert. Die Landung war sanft.

Dann das Auto: Nach vielen nervigen Fragen  (von unserer Seite) und vielen geduldigen Antworten, vielen Rücksprachen und Überlegungen bekommen wir endlich einen Autoschlüssel in die Hand gedrückt und man nimmt uns noch einiges an Geld ab (für den vollen Tank, eine Versicherung und dafür, dass ich, als Kreditkarteninhaberin [und damit Zwangsfahrerin], trotz meinem zarten Alter von unter 25 fahren darf.
Durchatmen, Koffer schnappen, weiter.
Man weist uns an, an der Auflesestelle der diversen Shuttlebusse in den entsprechenden Bus der Firma zu steigen, der bei unserer Ankunft natürlich gerade losfaehrt. Also warten wir eine halbe Stunde (haben ja erst 2 Stunden mit den Mietautoverhandlungen zugebracht und daher endlos Zeit). Irgendwann kommt dieser Bus zurück und fährt uns zu einem Parkplatz, wo die Mietautos aufgereiht stehen. Man will uns einen Opel Corsa in einer hier hoechst beliebten und generell äusserst unansprechenden Farbe geben (ich nenne diese Urinmetallissee, denn so sieht es aus: ein verwaschenes, metallenes Goldgelb - wie es sonst hoechstens von alten Männern mit Hut gefahren wird). Übervorsichtig, wie wir sind, testen wir alles durch: alle Kratzer werden dokumentiert, die Lichter getestet, die Scheibenwischer betätigt. Dabei stellt sich heraus, dass das hintere Bremslicht nicht geht. Wir reklamieren.
Der Mann (alle drei, doch sie sehen genau gleich aus, drum nenne ich sie einfach kollektiv 'der Mann') bietet uns an, uns ein neues Auto zu verschaffen. Wir stimmen dem zu und warten wieder eine halbe Stunde, bis das neue Auto (diesmal in angenehmerem Silber) herbeigefahren wird und wir einen neuen Vertrag samt neuem Schlüssel bekommen. Gut. Natürlich testen wir auch dieses Auto durch und ich werde von den Mechanikern ausgelacht, als ich auch die Scheibenwischer betätige. Alles ist in Ordnung, ich setze mich hinters Steuer, lasse den Motor aufheulen und fahre los.

Links zu fahren ist nicht schwer, vielmehr kämpfe ich mit den Pedalen, da meine Bergschuhe mir jegliches Gefühl dafür nehmen. Da die einzig mitgebrachten Alternativen Flipflops oder High Heels sind, bleibe ich dennoch dabei und folge der irrefuehrenden Stimme des Navi, die wir schliesslich zum Schweigen bringen, da sie uns mit Vorliebe im Kreis schickt. Aber wozu hat man denn 3 kompetente Mitfahrerinnen, die man als Augen, Ohren und Planleserinnen engagieren kann? Viribus Unitis kommen wir ans Ziel und parken bei unserem Hostel in Drogheda.

In Drogheda fuehrt uns der erste Weg in ein Einkaufszentrum, damit ich mir Schuhe kaufen kann. Naemlich solche, mit denen man ein Auto fahren kann, ohne, dass man haengen bleibt oder gefühllos die Pedale durchlatscht. Ist wichtig.
Dann machen wir uns auf die Suche nach Nahrung. Die Iren, stellen wir dabei fest, sind ein sehr aufmerksames Volk. Sie können nämlich Gedanken lesen. Als wir die Hauptstrasse entlangspazieren, spricht uns sofort eine Irin an: "You gals lookin' for a place to eat?" Wir bejahen und sie empfiehlt uns sofort drei verschiedene Restaurants, die alle really cheap und really nice sind.

In dem italienischen Restaurant, das wir aufgrund der Naehe und des untolerierbaren Hungers wählen, lernen wir gleich einmal eine bittere Lektion: Essen in Irland und cheap sind zwei unvereinbare Konzepte. Geschmeckt hat's dennoch.

Dieses war der erste Tag.

Eine Nacht auf den einbruchsgefährdeten und gut gefederten Hostelbetten später, setzten wir uns heute wieder ins Auto und begannen einen Tag der wilden Sehenswürdigkeitenjagd: Das Hügelgrab von Newgrange mit seiner absolut sehenswerten und wunderbar aufbereiteten Ausstellung, die Austragunsstätte des Battle of Boyne, die Kirche und die keltischen Kreuze in Kells wurden eingehend besichtigt und ich bekam ausreichend Möglichkeiten, mich mit dem Auto besser vertraut zu machen und das Parken neu zu erlernen. (Mit den richtigen Einweiserinnen alles kein Problem).

Die Klosteranlage von Clonmacnoise mussten wir leider auslassen, da unser Programm zu dicht war und wir auf den Strassen nur langsam vorankamen. Die sind nämlich äusserst schmal und ungefähr so gewunden und geschlungen, wie keltische Knoten (Das Rätsel um die Bedeutung dieser Muster ist damit gelöst: es sind alte Strassenkarten). Alle paar Meter steht ein Schild, das einen severe bend, oder zumindest eine andere Kurve anzeigt, sodass man sowieso nicht schneller fahren kann als 70km/h. (Es käme Irland vermutlich günstiger, wenn sie nicht die Kurven, sondern die geraden Strecken als solche deklarieren würden).

Für's Nachtleben von Galway sind wir heute leider nicht mehr fit genug, aber da Montag ein nationaler Feiertag ist, lässt sich das problemlos auf morgen verschieben. Unsere einzige Hoffnung für heute ist, dass die Betten bequem und die Duschen sauber sind.

Oh, und weil es die Menschen immer wieder interessiert: das Wetter ist eine Jukebox mit Shufflefunktion: man kriegt im Halbstundentakt die gesamte Bandbreite ab: Regen, Sonne, Kälte, Wind, Hitze - für jeden ist da was dabei.