Saturday, April 12, 2008

Wie man Gallensteine als Motivationsmittel einsetzt

Meine liebe Nachhilfeschülerin hat - nicht unbedingt zu meiner Überraschung - bei der letzten Schularbeit nicht gerade die allerbeste der möglichen Noten abgesahnt und ist dafür aber umso entschlossener (vermutlich gefördert durch elterliche Drohungen), ihre Kenntnisse zu verbessern.
Blöderweise fehlen ihr genau die Basics und ich quäle sie deshalb stundenlang mit Deklinationsübungen aller Art. Ist müh-, aber wirksam.
Zwischendurch schimpft sie immer wieder über die Unnötigkeit und Schwierigkeit dieser Dinge - von mir natürlich stets dementiert - und regt sich darüber auf, dass die lateinischen Texte alle so langweilige und uninteressante Themen behandeln. Da musste ich freilich gleich widersprechen und sie mit ein paar netten Anekdoten wieder aufmuntern.
Und dann hatte ich die Idee: Das liebe Mädel ist absolut tiernärrisch und mag mal Veterinärmedizin studieren....

-- Mit-Lateiner werden nun schon wissen, worauf ich hinauswill (sie dürfen den nächsten Absatz überspringen) ...Für die anderen: --

Die Prüfung letzten Freitag ist noch nicht ganz in Vergessenheit gerückt (Spätlatein als Grundlage der romanischen Sprachen) und außer diversen, immer wieder auftretenden Nachwirkungen (i.e. Eva und ich stören den Italienischunterricht durch permanente Diskussionen, wie ein bestimmtes Wort entstanden ist, und anschließende Freudenausbrüche ob unseres Wissens) sind vor allem auch die Texte, die wir zur Illustration der Sprachwandlung vorgesetzt bekamen noch nicht ganz verdaut. Bzw. haben sie sich in mein Hirn eingebrannt.
Ein toller Text, die Mulomedicina, behandelt relativ ausführlich und v.a. total g'schmackig veterinärmedizinische Themen der Sorte: Was macht man, wenn ein Viech einen wehen Haxen hat, oder wenn ein Schweinderl Muskelkater hat, oder wenn einem Viech schwindlig ist... und auch - und das ist der leckerste Text überhaupt - wie man am besten Gallensteine in einem "Großtier" aufspürt und diese dann auch entfernt.

Ebendiese Mulomedicina hab ich mir also hergenommen und ins klassische Latein umformuliert.

Kaum zu glauben, bekam ich doch tatsächlich nach jedem Halbsatz von meiner Nachhilfeschülerin ein "Cool!" oder "Warum macht man sowas nicht in der Schule?" oder "Gibt's noch mehr solche Texte?" zu hören.
Und wie staunte ich erst, als sie, als ich ihr den Rest zur Hausübung aufgab, doch tatsächlich meinte: "Das ist cool, das mach ich jetzt gleich, wenn du dann weg bist." -- arg.
Arg, arg, arg.
Also dass sie das interessiert hab ich mir schon gedacht - aber so sehr, dass sie das sofort freiwillig übersetzt und sogar noch mehr verlangt? Hui!

Nun, dann werd ich mich gleich mal im Internet auf die Suche nach möglichst grauenvollen Tier-OP-Gustostückerln machen. Denn was tut man nicht alles, um Leute für eine Sache zu begeistern!

2 comments:

Anonymous said...

Du könntest ihr jetzt nach und nach sämtliche Gedichte u. Texte, in denen irgendwas Tierisches vorkommt unterjubeln..da gibt`s, bin ich mir sicher, so ein Martialgedicht über einen Schoßhund, diese Catullsachen über diesen seltsamen Vogel etc etc..sind zwar nicht ganz so grauslich ;) aber viell. schaffst ja so den Übergang zu den wirklich "faden" Sachen..

Anonymous said...
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