Wednesday, March 17, 2010

Tales of Bangor #15 (rhif un deg pump) - Mynd ar y beic (Radln)

Wie irgendwann mal am Rande bemerkt, hatte ich schon vor meiner Ankunft den Wunsch nach einem fahrbaren Untersatz gehegt. Ein Monat des Augen-Offenhaltens förderte keine Ergebnisse zutage, also sah ich mich gezwungen in zwei verschiedenen Foren je eine Suchanzeige zu schalten. Ein paar Tage später hatte ich eine Antwort: Aufgrund eines noch nicht geheilten Beinbruchs würde eine Frau in einem kleinen Kaff auf Anglesey ihre beiden Fahrräder verkaufen. Eines für £70, das andere für £25. Klang gut und so hab ich am Tag nach unserer Rückkehr aus Cardiff mehr als eine Stunde Fußmarsch über Hügel, Brücken und Inseln auf mich genommen um die angebotenen Fahrräder unter die Lupe zu nehmen. Das günstigere der beiden ist es schließlich geworden. Das Paket inkludierte außerdem noch einen Radhelm, ein sehr qualitatives Schloss und eine Luftpumpe. Wow!

Ich schwang mich auf meinen Neuerwerb und war 30 Minuten später wieder zuhause und überglücklich.

Das Einzige, was ich noch tun musste war, mehr Luft in die Reifen zu pumpen und den Sitz höher zu stellen. Ersteres war schnell erledigt. Zweiteres sollte sich als Problem herausstellen, weil Rost die Beweglichkeit des Sattels unmöglich machte. Doch wozu wohne ich mit 7 starken Männern in einem Haus, von denen einer sich mit Fahrrädern extrem gut auskennt und so ziemlich jedes erdenkliche, damit verbundene Werkzeug besitzt? Ich ließ also beim Abendessen nebenbei anklingen, dass ich Probleme mit meinem Sattel habe, woraufhin Sam und Tom sich sofort auf mein Rad stürzten. Ein bisschen Öl und ein paar Minuten später hatte der Sattel die Höhe, die ich wollte.

Vorgestern (am global zelebrierten St. Patrick's Day), beschloss ich, dass der ideale Tag für eine erste Testausfahrt gekommen war, steckte meine Umgebungskarte, Kamera und eine Flasche Wasser ein und radelte nach Anglesey - vorbei am bereits vollen Irish Pub und etlichen hohe grüne Hüte tragenden Menschen mit angebrochenen Bierflaschen (es war 10 Uhr morgens). Anglesey wird auch Mam Cymru genannt (Mother of Wales), da die Insel a) ein wichtiger Getreidelieferant war und b) als wichtigstes Kultzentrum der Druiden in Wales gilt. Daher gibt es dort noch zahlreiche druidische Kultstätten und Gräber. Leider liegen diese allesamt zu weit weg, als dass man zu Fuß hingehen könnte und Busse führen meist auch nicht hin.

Diese Kultstätten sind natürlich unheimlich interessant und ein Fahrrad ist das ideale Transportmittel, wenn man bisschen Zeit hat und das Wetter schön ist. Ich hatte Zeit und das Wetter war nicht schlecht genug, mich abzuschrecken. Also bin ich losgeradelt, hab 5x meine Karte konsultiert bevor ich den richtigen Feldweg gefunden hab (und hab dabei festgestellt, dass ein Kotschützer für's Hinterrad wirklich ein Luxus wäre), das Rad an eine Stange gebunden und bin über eine Leiter auf eine Schafweide geklettert.

Mit Helm in der einen und Karte in der anderen Hand bin ich quer über 3 Schafweiden und eine Kuhweide gestolpert, bis ich mein Ziel endlich vor Augen hatte.

Das Ziel: Der Hügel rechts hinten: Mitten auf einer Weide

Die Weide hatte zwei Gatter, die allerdings beide unöffenbar abgeriegelt und mit diversem Gerümpel blockiert waren. Als ich noch die Mauer abschritt und nach einer Alternative suchte bzw erwog einfach drüber zu klettern, kam der Bauer dem die Weide gehört mit seiner Pritschn über den Feldweg herangefahren und blieb neben mir stehen als er bemerkte, dass ich ihn anreden wollte:

Is it possible to get over there somehow? The gates seem to be blocked...

Er nickte, sprang aus dem Auto und machte sich sofort daran, die aufwendige Blockade aus Gatter, Seilen und Paletten für mich abzubauen, sodass ich das Feld queren konnte und schließlich im umzäunten Areal von Bryn Celli Ddu stand. Auf dessen anderer Seite befand sich übrigens der offizielle Eingang. Hoppala.


Bryn Celli Ddu ist ein ca. 3000 Jahre altes Hügelgrab, das in einen Henge (scheinbar gibt's das Wort im Deutschen) aus großen Steinblöcken reingebaut wurde. Sehr hübsch.


Ich hab mich auch hineingewagt, obwohl mir sowas bei Gräbern immer ein bissl unheimlich ist...

In völliger Einsamkeit irgendwo im walisischen Hinterland mit nichts als Schafweiden in Sichtweite nahm ich diesen uralten und mystischen Ort genau unter die Lupe und ließ seine eigenartige Ausstrahlung auf mich wirken, bevor ich mich auch auf den Rückweg machte: beim richtigen Tor raus, um die Kuhweide herum, über die 3 Schafweiden und heim.


Nicht ohne jedoch ein freches kleines Lamm (die hier momentan grüppchenweise herumspringen) zu fotografieren. (Es wollte näherkommen, aber seine Mama ist hingelaufen und hat es davon abgehalten..)


Nächstes Projekt: Meinen Rucksack in die Waschmaschine werfen: Dank fehlendem Kotschützer sieht der nämlich jetzt aus wie ein grüner Dalmatiner...

3 comments:

kathi said...

ich stell mir grad bildlich vor, wie du über 3 schafweiden und eine kuhweide stolperst ; ) man bedenke die bedrohlich tief aussehenden tretlöcher.

süßes lamm ^^ schafe sind cool.

Christian said...

@kathi: außerdem kommt ja ostern auch demnächst wieder... *jammjamm*

Anonymous said...

Ein Schafi! Aaaw! Entzückend!

(Wie man sieht, lese ich grade nach. ^^)