Monday, May 16, 2022

Il Cammino di Dante (Teil 11) - Den Fluss entlang, durch Schlösser

Mein Frühstück im Agriturismo Naturaliterre (große Empfehlung!) heute schon um 06:30 zu bekommen ist gar kein Problem: Benjamin selbst steht sowieso um 05:00 auf, sagt er mir. Und das Frühstück übertrifft auch heute meine Erwartungen: Omelette von den eigenen Hühnern, Honig von den eigenen Bienen, selbstgemachtes Joghurt und Marmelade, selbstgebackener Kuchen, preisgekröntes Brot aus dem Ort, frisches Obst, Käse, Butter und natürlich Kaffee, Fruchtsaft (mit Ingwernote) und Wasser. Ich solle mir auch ruhig noch etwas davon einpacken (ich nehme den Apfel und eine Scheibe Brot).

Alles nur für mich

Wir plaudern noch ein bisschen über die Landwirtschaft und die Entscheidung dazu (B. war vorher auch Lehrer.) und ich hätte gerne noch zwei Tage Zeit, um alle meine Fragen zu stellen.

Durch die Trödelei (also die interessanten Gespräche) komme ich erst recht erst kurz vor 8:00 weg, doch das macht nichts. Die Etappe ist nicht übermäßig lang.

8. Etappe (offiziell die 18.): Von Dovadola über Castrocaro Terme und Terra del Sole nach Forlì.

An den Oliven- und Kirschbäumen vorbei (von letzteren habe ich mich gestern noch bedient, denn hier sind die Kirschen schon reif) gehe ich wieder zur Straße hinunter. Ich gehe nicht mehr nach Dovadola zurück, sondern folge einer für Autos gesperrten Straße in den nächsten kleinen Ort (Pieve Salutare), um dort wieder meine Wegweiser zu suchen. Die roten Markierungen führen mich großteils über Feldwege.

Heute ist die dominante Blütenfarbe rot


Diese Etappe ist komplett eben. Schnell erreiche ich Castrocaro und nehme als erstes das mittelalterliche Schloss wahr. Die Entscheidung, zum Schloss hochzugehen, wird mir von den Markierungen abgenommen und ich mache doch noch ein paar Höhenmeter.

Das Schloss
(kann besichtigt werden, war aber noch zu)

Nette kleine Kirche im Ort
(Hinter mir: ein Plan vom Franziskusweg)

Castrocaro hat nicht nur Mittelalterflair, sondern ist auch eine Thermenstadt, die Ferien- und Urlaubsstimmung verbreitet: Entlang der zentralen Prachtallee gibt es viele kleine Kioske, Cafés und Restaurants (und natürlich die Therme).

Prachtallee
 (und ein angenehm schattiger Weg)

Ich flaniere herum und ein Mann ruft mir im Vorbeigehen zu (auf meine Schuhe deutend), dass er früher auch viel gewandert sei - in Südafrika! Bevor ich etwas erwidern kann, hat er mir schon gewunken und ist weitergegangen.

Von der Prachtstraße biegt der Weg ab, um dem Fluss (Fiume Montone) zu folgen, der auch bei Dante erwähnt wird. Er soll angeblich die Farbe des Blutes haben, hat aber die Farbe der Adern, die auf den Unterarminnenseiten durch meine Haut schimmern. Vielleicht ist das so gemeint?

Fiume Montone

Diesem Fluss werde ich heute den ganzen Tag folgen, doch vorher macht der Weg noch einen Exkurs durch Terra del Sole, eine befestigte Planstadt mit rechteckigem Grundriss, Stadtmauer und Graben. Sie war 1564 gebaut worden und erinnert mich also nicht ohne Grund an die sternförmige Planstadt Palmanova in der Nähe von Udine (die habe ich im September besucht). Hier ein paar Eindrücke:


Stadttor
 (am anderen Ende gibt es auch eines)

Hauptplatz

Garten im Graben, dahinter die Stadt(mauer)

Auch Terra del Sole lädt zum Trödeln ein und ich spiele kurz mit dem Gedanken für ein Getränk zu verweilen, da ich an diesem Punkt fast die halbe Strecke hinter mir habe, doch die Angst vor der Mittagshitze treibt mich weiter.

Die Sorge vor der Hitze ist allerdings nahezu unbegründet, denn mein Weg bleibt großteils im Schatten der Bäume und in Flussnähe: beides spendet Kühle. Am Fluss mache ich dann doch eine Pause und esse meine Frühstücksspolien.

Und da bin ich auch schon unbemerkt in Forlì angekommen: vom Grün entlang des Flusses betrete ich die Stadt durch einen großen öffentlichen Park mit Sportanlagen. Der Danteweg würde eigentlich dem Flusslauf folgen und die Stadt nur tangieren, doch ich habe mir ein Guesthouse mittendrin gewählt. Bevor ich das suchen gehe, gönne ich mir in dem Park noch ein Ankunftsbier und -limonade (quasi ein getrennter Radler).


Forlì ist eine Stadt und das merke ich zunächst daran, dass ich hier die Leute gar nicht zu grüßen brauche, denn das erzeugt keine Gegenreaktion. Viele junge Leute sind unterwegs und die Architektur ist ganz anders als die letzten Tage: ich fühle mich an Valencia erinnert. Mein Guesthouse ist angenehm, sehr sauber und wie eine bessere Jugendherberge (geteilte Bäder und Küchen) gestaltet. 
Da morgen wieder 30°C angesagt sind, plane ich momentan, morgen schon um 06:00 loszuziehen und unterwegs zu frühstücken.

Jetzt nach Absenden dieses Eintrags werde ich mir die Stadt ansehen gehen. Das Schloss (oder auch einfach nur Befestigungsanlage?) habe ich schon beim Vorbeigehen gesehen:

Forlì

Etappenzusammenfassung:
22 km Distanz (davon 2 innerhalb der Stadt)
136 Hm Gesamtaufstieg
ca. 4,5 h reine Gehzeit

Körperzustandszusammenfassung:
Eine große Zehe ist etwas geschwollen, sonst keine besonderen Zustände. Insgesamt fühle ich mich sehr erholt, was an den fehlenden Höhenmetern und dem schattigen Weg liegt.

Lektürefortschritt:
Heute noch nichts gelesen.

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