Saturday, May 21, 2022

Il Cammino di Dante (Teil 15) - Weinberge, Kiwiplantagen, Olivenhaine

Da, wo ich untergebracht war, etwa 3 km außerhalb von Faenza, gibt es nicht viel: ein paar Häuser, ein sehr gutes Ristorante (La Pavona) und ganz viele Obstbaumplantagen. Durch die spaziere ich, um mir vor dem Abendessen die Zeit zu vertreiben.

Beim Frühstück frage ich schließlich Beatrice, meine liebe Quartiergeberin, um welche Bäume es sich dabei handelt, da ich sie nicht erkenne. Sie erklärt mir, dass das großteils Kiwi seien und die auch exportiert werden. Dann fragt sie, ob mir Kiwi schmecken und ich welche möchte und gibt mir gleich fünf Stück mit und außerdem noch eine Banane: "Die ist reich an Kalium. Das brauchst du, wenn du wanderst." Da sage ich freilich auch nicht nein.

Etappe 12 (10 u 11 habe ich ja gestrichen; offiziell Etappe 3): von Faenza / Gradiola nach Brisighella.

Den Rucksack voller Obst gehe ich wieder los und navigiere mich sehr bald von der Straße auf einen Feldweg, der mich nach insgesamt 3km zum Danteweg zurückbringt. Auf Feldwegen bleibe ich und komme an (Fisch-?)Teichen, mehr Obstbäumen, Weingärten, Feldern und Olivenhainen vorbei. Die Landschaft ist abwechslungsreich und schön:



Streckenweise wird der Weg von der Vegetation fast überwuchert

Ziemlich zentral im Hintergrund vor dem Hügel erkennt man als hellbraunen Fleck bereits meinen Zielort: Brisighella


Obwohl ich eine Pause mache, bin ich schon kurz nach 11:00 am Ziel. Es war eine kurze, einfache Etappe. 

Im Hotel sind sie sehr nett und ich kann zwar natürlich noch nicht in mein Zimmer, aber ich kann meinen Rucksack dort lassen und bekomme eine kleine Infobroschüre über Brisighella. Also packe ich alles Wichtige in meinen kleinen Zweitrucksack, wechsle das Schuhwerk und gehe mir den Ort ansehen.

Brisighella ist ein nett und klein, aber mit genügend Infrastruktur, um wohl für Heimische und Touristen einigermaßen attraktiv zu sein. Es gibt eine Therme, diverse Lokale, Sportmöglichkeiten, ein Theater, einige Rundwanderwege (z.B. den Themenwanderweg "via del gesso" - den Weg des Gipses) und ein paar Sehenswürdigkeiten.
Das Ortspanorama wird von drei Gebäuden hoch oben dominiert: von der Rocca (Burg), der Wallfahrtskirche "Madonna del Monticino" und dem Uhrturm.

Uhrturm
(erbaut im 13. Jh als Verteidigungsbollwerk)

La Rocca (14. Jh)

Brisighella von oben

Via degli Asini ("Eselsweg")
- ein geschützter Gehweg auf Niveau des ersten Stockes
 
Der etwas abgelegene Teil, wo mein Hotel dich befindet, hat definitiv schon bessere Zeiten gesehen: ein verlassenes Hotel mit eingeschlagenen Fensterscheiben und ein ebenfalls verlassenes Restaurant, wo sich schon die Pflanzen breit machen, zeugen von besseren Zeiten. Auch die Therme ist geschlossen - scheinbar für Renovierungen.

Bis ich meinen Rundgang beendet und zu Mittag gegessen habe, kann ich auch schon einchecken.


Etappenzusammenfassung:
15 km Distanz
340 Hm Gesamtanstieg
ca. 2,5 h Gesamtgehzeit

Körperzustandszusammenfassung:
Der Schienbeinbereich meines linken Beines hat sich zwar etwas beruhigt, beginnt aber nach ca. 10 km wieder zu schmerzen und ich werde in den nächsten Tagen wohl etliche Pausen machen (müssen). Alle anderen Körperbereiche sind schmerzfrei, auch die Schultern. Von den vielen Pausetagen stellt sich im Magen erstaunlich schnell ein Sättigungsgefühl ein, sodass ich heute das Abendessen auslassen werde. Ich nehme an, dass der Hunger in den nächsten Tagen wieder zulegen wird.

Lektürefortschritt:
In Ravenna habe ich mich ins Paradies hineingelesen und bin mittlerweile beim 26. Canto angelangt (oder laut E-book-Reader bei 90%).
Die göttliche Komödie liest sich, zumal im Versmaß geschrieben, wirklich nicht besonders einfach und eine kommentierte Ausgabe wäre wohl sinnvoller gewesen, um alle Personen und Anspielungen zu verstehen. Dabei sind die historischen Personen, die v.a. in Italien bzw. Toskana und Emilia-Romagna gewirkt haben, der schwierigste Teil - die Gestalten aus der römischen und griechischen Mythologie und der Bibel sind mir zum Glück weitgehend geläufig, sonst könnte ich mit dem Werk sehr wenig anfangen.
Es hilft jedenfalls (und passt ja sehr gut dazu) das Werk mit dem Weg, den Orten und den Museen zu kombinieren und multidimensionaler zu erschließen.
Jetzt freue ich mich allerdings schon, wenn ich damit fertig werde (vielleicht schon heute), denn als nächstes habe ich mir die italienische Ausgabe des Namens der Rose (Umberto Eco) heruntergeladen, denn auch das passt nicht so schlecht zu dieser Wanderung.

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