Sunday, August 27, 2006

Laufen in Wien

Wenn man den ganzen Tag herumsitzt und lernt, dann muss man nachher die ganze aufgestaute Energie irgendwie loswerden und dazu eignet es sich hervorragend, laufen zu gehen.

Ich habe mich also der Herausforderung gestellt in Wien eine Laufstrecke zu finden, die möglichst auch bei meiner Wohnung beginnt. Zuerst habe ich die Brigittenauer Lände angesteuert: nett breiter Rad/Spazierweg, wo sich Läufer, Inline-Skater, Menschen mit Hunden, Radfahrer, Kinder, etc. tummeln, aber noch genug Platz ist, um sich fortzubewegen.
Also laufe ich, voller Euphorie, den Donaukanal entlang - vorbei an zwei Graffitti-Sprayern, die irgendetwas (noch) Undefinierbares in Violett-Schwarz an eine Mauer sprayen, und an Anglern, die gemütlich am gemauerten Ufer sitzen, in Konversation vertieft, als meine Eupforie jäh abgedämpft wird: Sackgasse.
"Bäh", denke ich mir und drehe um, laufe über die nächste Brücke auf die andere Seite, nur um festzustellen, dass es dort keinen schönen Weg gibt.
Na toll, 15 min so weit... da kann ich noch nicht zurück.
Da erblicke ich am Horizont viele Bäume - den Augarten. Da muss ich hin!
Ich warte also an der ewig-roten Ampel und laufe dann flott auf den Augarten zu. Diesen muss ich erst einmal zu einem Viertel umrunden, denn in der Mauer befindet hier sich keine Öffnung, um mich durchzulassen.
Aber dann irgendwann finde ich doch ein Tor, biege sehr abrupt um die Ecke, haarscharf an einem herausschiebenden Radfahrer vorbei. Vor mir tut sich eine breite, lichte Allee im Abendlicht auf. Spielende Kinder bevölkern Wiese und kleine Spielplätze, die die Allee säumen.
Schön.
Also auf zu Erkundung des Augartens! Die Allee entlang, Rechtskurve: vorbei an der Porzellanmanufaktur, geradeaus in einen eher schmalen Weg, der von geraden Hecken, die mich dreifach an Höhe überragen, gesäumt wird. Wie in einem Labyrinth gehen hin und wieder Wege nach links und rechts weg, die teilweise zu Toiletten (wechselweise für Hunde und Menschen), Spielplätzen oder Lichtungen führen. Hier will ich mich nicht nächtens herumtreiben...
Also suche ich meinen Weg aus dem Labyrinth hinaus und finde mich bald wieder in einer lichten Allee. Direkt vor mir im Abendlicht erhebt sich ein gewaltiges Monument: der Flakturm.
Eine Art erfürchtiges Staunen (oder erstaunte Ehrfurcht) ergreift mich im Anblick des hier scheinbar fehlplatzierten Turms.
Ich laufe links daran vorbei und suche ob der bereits verstrichenen 35 min. eine Maueröffnung um mich heimwärts zu bewegen.

Es ist nett, in Wien laufen zu gehen -- wäre nicht das Problem der roten Ampeln, die einen ständig zu einem abrupten Stop zwingen.

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